Konzert:

Agrypnie, Der Weg einer Freiheit, Heretoir - Hamburg, Bambi Galore

Konzert vom 03.03.2013

An einem Sonntagabend einen Laden voll zu machen, ist schon eine Leistung. Das Bambi Galore ist zwar nicht größte Laden der Freien Hansestadt, aber das soll die Leistung des Tour-Trios nicht schmälern. Black Metaller, Crusties und einige versprengte Hipster fanden sich im kultigen Kellerladen ein, um drei der interessantesten deutschen Black Metal-Bands zu erleben.


Den Anfang machten HERETOIR, die sich selbst als Post-Black Metal sehen und sich dabei sehr von ALCEST beeinflusst zeigen. Live ist das auf reguläre Bandstärke angewachsene Projekt sehr präsent und überraschte mit ordentlich Action auf der Bühne, was nicht immer zur an sich träumerischen Atmosphäre der Musik passte. Die wurde durch den knackigen Black Metal-Einschlag immer wieder unterbrochen (man könnte auch sagen: zerstört), so dass Neueinsteigern in den Sound der Süddeutschen der Zugang schwer fallen dürfte. Wer sich mit HERETOIR vor der Show vertraut gemacht hatte, wurde dafür mit einer anständigen Performance belohnt. Alles in allem ein guter Abend für HERETOIR und ein guter Opener.



DER WEG EINER FREIHEIT war dann so was wie der heimliche Headliner des Abends, so ziemlich jeder der Anwesenden dürfte zumindest „Unstille“ ausgiebig gehört haben. Die Würzburger standen ja Ende 2012 plötzlich ohne Sänger da, so dass mittlerweile Gründer und Gitarrist Nikita auch den Job noch machen muss. An diesem Abend legte er dabei eine gute Leistung hin, auch wenn an die „Unstille“-Produktion noch ein paar Prozente fehlten, was aber immer noch völlig in Ordnung ist. Die für Live-Shows hinzugekommenen Jungs an Bass und zweiter Gitarre sorgten dafür, dass die Setlist (die sich durch beide Alben und den EPs zog) fett und gnadenlos aus den Boxen kamen; die DER WEG EINER FREIHEIT-Stimmung wurde so gut auch Live widergegeben. Einziges Manko war der viel zu laute Basssound, unter dem die feinsinnige Gitarrenarbeit zu leiden hatte, aber abgesehen davon war das eine Demonstration in Sachen Black Metal. Das Publikum sah das entsprechend und feierte DER WEG EINER FREIHEIT von Anfang bis Ende.



NOCTE OBDUCTA-Sänger Torsten ist mit seinem neuen Steckenpferd AGRYPNIE auch endlich mal in Hamburg angekommen, was auch mal Zeit wurde, wie der weiß geschminkte Kerl direkt zu Beginn anmerkt. Darf ein Black Metaller so sympathisch sein und sich gar als echter Charmebolzen entpuppen? Die trve-Fraktion ist wahrscheinlich dagegen, aber die schien heute nicht anwesend zu sein. Das Publikum ließ sich vom Charme des knackig tätowierten Sängers einnehmen, der zwischen den Songs immer wieder Anekdoten erzählte, während er in den Songs mit pulsierender Halsschlagader alles gab. Seine Sidekicks standen ihm beim Einsatz in nichts nach, egal ob sie nun geschminkt oder unmasked auf die Bühne gekommen waren. Die AGRYPNIE-Mixtur funktionierte an diesem Abend bestens, Songs aus allen Werken der Band kamen gut an und ließen das Publikum kräftig moshen (ok, der ein oder andere beschränkte sich auf mit verschränkten Armen dastehen und böse gucken…), so dass die Temperaturen schlussendlich ebenso tropisch waren wie die Luftfeuchtigkeit. Als AGRYPNIE fix und alle von der Bühne gingen, hinterließen sie ein ausgelaugtes Publikum, das eine verdammt gute Live-Show gesehen hatte. Alle Bands konnten überzeugen und den Beweis liefern, dass Black Metal made in Germany international mithalten kann – und auch als Tourpackage funktioniert. Geile Sache!



Agrypnie, Der Weg einer Freiheit, Heretoir – Hamburg, Bambi Galore - 1 Mehr Infos:Der Weg Einer Freiheit
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