Konzert:

Agent Steel, After All, Metal Witch, Rough Silk - Hamburg, Headbangers Ballroom

Konzert vom 28.03.2005Sonntag abend, Kult-Metal-Nacht? Da gab's das klitzekleine Probleme, dass Morbid ASngel zeitgleich in der Markthalle aufmarschierten. Demzufolge war's nocht ganz so voll, als die erste von vier Bands begann. Um's vorwegzunehmen: Zwei Bands hätten auch gereicht. Das war aber das einzig Negative an diesem Abend.

Die Hannoveraner Urgesteine ROUGH SILK begannen den Abend und hätten, sorry, am besten schnell wieder aufgehört. Nicht nur, dass dem alten Speed-Metaller das einzige Keyboard des Abends missfiel. Nein, auch Songs und Stageacting hatten null Rock. Zwar gaben sich die neu-besetzten Niedersachsen um Mastermind FERDY DOERNBERGalle Mühe, waren nett und suchten Publikumsbezug, das reicht aber definitiv nicht, um mehr als ein- oder zwei Alles-Banger zu überzeugen. Der Song gegen Ende namens "Never Say Neyer, Say Never Say - Never Again" war da Programm. Zumindest die letzten beiden Worte.



Dann METAL WITCH aus dem wilden Westen, aus Wedel. Die Jungs hatten einen treuen Fan-Klub (Wedeler Hexenkessel) mit und machten ehrlich 80er-Metal-Show. Die Songs waren schlicht, aber gut, der Sound okay - die Stimmung auch. Allerdings mochte (unter anderem) der Rollkragen-Pullover nicht zur erdigen Darstellung der Kapelle passen. Wo die Herrschaften doch ein echtes Party-Animal in ihren Reihen - oder in ihrem Fanklub haben. Dieser vernichtete nämlich im Akkord Bierhülsen und moshte astrein in der ersten Reihe mit - und war lange nicht so nervig, wie der Oberlippenbart-Träger der den ganzen Abend auf zwei Fingern pfoff. Spätestens bei Agent Steel gehörten im die Gliedmaßen abgehackt. Ich schweife ab: Die Hexe hexte ordentlich, aber nicht Welt bewegend. Fertig.



Mit AFTER ALL gab's einen doppelten Quantensprung. Mit mal erschütterte der Sound die Grundmauern des Ballraums, mit mal sah es nicht nur nach Kult aus, sondern auch nach Können. Die Belgier haben sich von der Power-Metal-Schiene vergangenener Tage gelöst und hören sich extrem old-school-speedig an. Vielleicht eine Reminiszenz an den Headliner? Jedenfalls hatte die Band ordentlich Dampf in der Hose und ließ den in einer knappen Stunde auch tüchtig ab. Vor allem Pitbull-Look-Alike Piet Focroul sorgte für mächtig Aggression auf der kleine HBB-Bühne. Die Pommes-Saucen-Spezialisten begannen mit "Reasonable Doubt" vom aktuellen Album "The Vermin Breed" - "Maze Of Being", "The Insufferable" und "Unnamed Sorrow" folgten alsbald. Ob alt, ob neu, egal, die erfahrenen Belgier (insgesamt schon neun Veröffentlichungen plus Vinyl-Alternativen) zeigten den beiden Aufwärmern, wie's gemacht wird. Und machten gegen 24 Uhr endlich Platz für den Grund des Erscheinens.



AGENT STEEL. Während mich die gerade auf den Markt gekommende DVD etwas enttäuschte, machte dieser Auftritt alles platt, alles, was ich zwischenzeitlich über die verblaßte Legende gedacht hatte. Kollege Bruce Hall war nicht nur ausgesprochen original bei Stimme, er hat enorm abgespeckt (ob's daran liegt, dass er kein Bier mehr trinkt?), hat sich sämtlich Haare vom Kopp machen lassen und rockte wie der Derwisch - "Unstoppable" eben. Die Tour stand unter dem Motto "Skeptics Alive - Showin' No Mercy 2005 (20th Year Anniversary of "Skeptics Apocalypse")", das Ganze Debüt-Album war angekündigt - und wurde gespielt. Genial, diese Songs live und am Stück zu hören, in geradezu atemberaubenden Tempo und mit wahnwitziger Brillanz. Der alte Don Juan mit kurzen Headbangs immer voll im Takt, Bruce als schier abgedrehter Entertainer, dazu der dicke Rigo als Dampfmacher von hinten und Mister Medina als pumpender Unterboden-Verleger. Hamma. Schade, dass Bernie Versailles nicht dabei war, aber Steel-Prophet-Mann Tim Thomas sorgte für (fast) ebenbürtigen und sehr metallischen Ersatz. Als die Herrschaften gegen zwanzig nach eins fertig waren, hatten die standhaften Fans immer noch nicht genug, egal, ob der Drummerkruz vorm Zusammenbruch stand, der Bassist kacken musste oder der Rest einfach nur noch Durst hatte. Sie mussten und sie kamen noch mal heraus, ehe gegen kurz nach halb zwei ein denkwürdiger Abend zu Ende ging. Nur zwei ganz kleine Haare lagen in der wohlschmeckenden Suppe: Vier Bands waren zuviel und: Warum schreiben AGENT STEEL heute nicht mehr so gänsehaut-erzeugende Songs wie weiland in den Achtzigern: Danke Steelisten für diesen Ausflug in die gute, alte Zeit.


Setlist

Unstoppable Force

Rager

Illuminati Is Machine

Agents Of Steel

Taken By Force

Evil Eye/Evil Minds

Bleed For The Gods

Children Of The Sun

144,000 Gone

Guilty As Charged

Back To Reign

Ten Fist Of Nations

E.U.L.

Dead Eyes

Human Bullet/Forever Black

Nothin´ Left

Know Your Master

Mad Locust Rising

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Avenger