Konzert:

Adam West, Zamarro - Hamburg, Logo

Konzert vom 15.10.2004Schade - da legt eine Band wie ADAM WEST mal den weiten Weg von Washington, D.C. bis auf unseren Kontinent zurück, um uns Europäern zu zeigen, wo der Rock ´n Roll zu Hause ist, und dann bemühen sich nicht mehr als ca. 30 Leute ins Logo, um das mit zu erleben. Aber ADAM WEST sind nun mal keine große Nummer, weder in ihrer Heimat noch bei uns, was eigentlich sehr erstaunlich ist, da Garagenrock dank einiger vor allem skandinavischer Bands wie GLUECIFER oder den HELLACOPTERS hier zu Lande seit einigen Jahren ja sehr angesagt ist. Und noch erstaunlicher ist das, wenn man bedenkt, dass ADAM WEST noch eine ganze Ecke rauer und dreckiger sind. Im Gegensatz zu Bands wie den eben genannten sind sie als Amerikaner ganz einfach wirklich authentisch, da ist nichts aufgesetzt - ADAM WEST sind purer Rock ´n Roll.



Doch zunächst legten sich ZAMARRO aus Basel ordentlich ins Zeug und versuchten, das zum größten Teil noch sitzende Publikum aus der Reserve zu locken. Und für Schweizer machten sie das gar nicht schlecht (Nicht, dass ich irgendwelche Vorurteile hätte, aber kennt irgendjemand eine Schweizer Rockband...?). Man muss bedenken, dass es in Deutschland schwierig ist, mit Ansagen, die mit Schweizer Dialekt eingefärbt sind, als Rocker ernst genommen zu werden, denn das wirkt ziemlich schnell niedlich. So auch im Falle ZAMARRO, die dadurch aber gleichzeitig auch einen hohen Sympathiebonus verbuchen konnten. Dazu kam noch, dass die Jungs vom Optischen her - bis auf den glatzköpfigen, tätowierten Drummer - auch nicht wirklich hart rüberkamen, sondern eben ziemlich normal und unscheinbar. Deshalb ist es ihnen noch höher anzurechnen, dass sie tatsächlich einiges an Stimmung losmachen konnten und die Band dadurch auch nach und nach lockerer und besser wurde. Der Sound von ZAMARRO, irgendwo zwischen klassischem 70er Rock, Stonerrock und dreckigem Rock ´n Roll, kann sich durchaus hören lassen. Und Songs schreiben können sie auch: Der Großteil waren kurze, einfache, energiegeladene Stücke, die direkt ins Ohr uns ins Tanzbein bzw. in den Nacken gingen. Einzig der Gesang könnte noch etwas dreckiger ausfallen, denn der war stellenweise zu klar und zu schön, um einen wirklich zu rocken. Aber insgesamt waren die gut 35 Minuten äußerst kurzweilig und ZAMARRO eine wirklich gute Vorband - was ja leider selten genug geworden ist.



Letztendlich mussten aber doch wieder Amerikaner ran, um zu zeigen, was echter Rock ´n Roll ist. Und das taten ADAW WEST dann auch - und hauten mit voller Wucht ein Brett ins Publikum, das einem Hören und Sehen verging. Derart schweißtreibende Energie habe ich selten bei einem Konzert erlebt - und das im Logo vor dreißig Leuten! Dementsprechend rockte dann der Großteil des Publikums vor der Bühne ab, und auf dem Barhocker gehalten hat es wirklich niemanden mehr. Mit jedem Song schien sich die Band zu steigern und noch einen draufzusetzen, und vor allem merkte man, wie viel Spaß die Musiker selbst an dem Abend hatten. Dass sie Profis sind - immerhin gibt es die Band seit 1991 - bewiesen ADAM WEST, indem sie sich von der Leere des Raums überhaupt nicht beeindrucken ließen, sondern abgingen, als spielten sie vor einem ausverkauften, tobenden Saal. Sie schwitzen und rockten sich die Seele aus dem Leib, dass einfach jeder davon angesteckt werden musste. Die Band machte schon alleine deshalb Spaß, weil hier vier unterschiedliche, aber 100&ig miteinander harmonierende Charaktere auf der Bühne standen: Der Gitarrist ein Alt-Punkrocker, der Bassist der kleine missratene, tätowierte Bruder von Catweazle, der muskelbepackte Drummer und dazu Sänger Jake Starr mit gigantischen Koteletten und einem der dreckigsten Organe der Rock-Geschichte. Der typische ADAM WEST-Sound, eine Mischung aus klassischem Rock und 60er Garagen-Rock ´n Roll mit einem ordentlich Schuss Punkrock, ist live auch noch um Einiges packender als auf Platte. Hier gibt es keine Kompromisse, alles ist direkt und rau und zielt mitten in die Fresse. Nicht einmal während der relativ häufigen Gitarrensoli verlor das Quartett an Energie, eine zweite Gitarre vermisste man überhaupt nicht.



Einziger Wermutstropfen des Abends: Das Konzert war ganz einfach viel zu kurz. Das reguläre Set war bereits nach ca. 40 Minuten beendet, worauf das Publikum die Band immerhin noch zwei Mal auf die Bühne zurückholte. Danach war dann aber endgültig Schluss - obwohl es erst zehn vor zwölf war, sie also trotz der strikten Auflagen im Logo noch zehn Minuten hätte spielen können. Besonders Sänger Jake Starr sei dies aber verziehen, denn er konnte einfach nicht mehr. Er hatte sich so verausgabt, dass er schon bei der Ansage zur ersten Zugabe kaum noch Stimme hatte. So muss Rock ´n Roll sein: Laut, hart und dreckig. Besser geht´s nicht!