A Night of Unholy Extreme Metal - Kassel, Goldgrube

Neustart bei den hessischen Death-Metal-Urgesteinen DISCREATION: Zusammen mit den Lokalmatadoren MORTAL TERROR und den Tschechen SECRET OF DARKNESS stiegen Sie herab in die Goldgrube in Kassel. Und alle gemeinsam bewiesen, dass die nordhessischen Metropole mehr kann, als die ganz große Kunst wie bei der Documenta. Abseits des Mainstreams hat Hessen eben auch seine „Art“.

Den Anfang machten aber die inzwischen nach Prag umgezogen Tschechen SECRET OF DARKNESS. Die sind schon seit 2008 zugange, haben sich aber immer noch nicht entschieden, wo sie hinwollen. Während sie angeschwärzte Doomer starteten, musizieren sie jetzt irgendwo zwischen Melodic Black und Death Metal. Sänger Vojta lief wie ein Hobbit ohne Haare auf den Füßen über die Bühne, hatte viel Energie, große Attitüde, keine Ärmel, aber einen Schädel zur Hand. Und auch seine Kompagnons überzeugten mit viel Verve und Können. Nur ein Problem hatten die Jungs aus dem Land des amtierenden Eishockey-Weltmeisters: Ihre anspruchsvolle Mischung wirkte manchmal etwas unausgegoren und aufgesetzt. Ja, die Songs klangen gar ein bisschen progressiv, aber für das ungeübte Ohr eben auch ein bisschen wirr. Sei’s drum, der schon recht gut gefluteten Goldgrube gefiel es.

Anschließend MORTAL TERROR! Die aus Hann.-Münden in die nächstgrößere Stadt außerhalb Niedersachsens emigrierten Thrasher sind so lebendig wie vermutlich nicht mal damals, als der Verfasser dieser Zeilen wohl im Geschwister-Scholl-Haus das Demo „The Cognitive Triad“ erwarb. Den Gitarristen Dirk Wieland erkannte selbiger dann auch irgendwann, die Songs nicht mehr. Macht aber nix. Und das hatte einen guten Grund, denn die (gewalttätigen) Jahre sind zwar ins Land gegangen, die Band aber ist mit dem Praktikanten am Mikro und den anderen Muckern unglaublich tight geworden/geblieben. Und so bretterten sich MORTAL TERROR bei den Goldgrüblern durch einen Gig, der an Energie, Sympathie-Level und Nostalgiefaktor seinesgleichen suchen dürfte. Kein Wunder, dass Menschen über die Crowd surften, das Bier in Strömen floss, die Beigeisterung wuchs und sogar die Zugaben viel zu kurz waren. Was für ein lässiger, beherzter und einfach geiler Gig!   

Setlist MORTAL TERROR: Violent Years, Bite of the Underdog, Hate for the Haters, Speed Demon, Filthy Old Thrash, Warheads, Too Old to Die Young, Mortal Terror, Hounds of the Night.

Zum sehr langhaarigen DISCREATION-Zupfgeigenhansel-Duo Schilling-Frick gesellte sich mit der ebenso üppig rot-belockten Skadi eine echte Hexe ans Mikro. Trotz ein wenig Nervosität aller Orten ob des Neuanfangs nach Morgoth-Grewe schwangen die Hanauer Hessen einen fetten Death-Metal-Hammer durch den mit knapp 100 Menschen weiter gut gefüllten Kellerklub. Wo bei den Tödlich-Terror Lokalmatadoren offene Ausgeflipptheit regierte, war jetzt Staunen angesagt. Und das lag nicht nur am Skadis amazonenhaften Lederoutfit oder an ihren großen Gesten auf dem nebelumwaberten Podest  – es resultierte vor allem aus ihrer Stimme, die fast immer überzeugte – hoch gekreischt wie tief gegrunzt. Auch wenn sich einige (anwesende) Experten immer noch wundern, wie das alles sein kann. Blickfang hin oder her: Sebastian an der Gitarre und Peter am Bass bangten was das Zeug hielt, hatten ihre Instrumente trotz einiger anfänglicher technischer Probleme so gut im Griff wie der HSV zur gleichen Zeit die Ulmer Spatzen. Und so ballerten DISCREATION Kassel nicht nur mit "Blood Ritual" so mächtig einen vor den Latz, dass der ein oder andere die anschließende PartySan-WarmUp-Party nicht mehr schaffte. Soll aber auch gut gewesen sein.

Setlist DISCREATION: Iron Times, Steel Legions, Bringer of Demise, Blood Ritual, Deus Lo Vult, The Battle Rages On, End of Days, God of War, Megacorpse, Decapitation Marathon, The Pentagram, The Bloodmill.

PS: Die Goldgrube Kassel, die 98 RECORDS/MASTERS OF CASSEL-Team und das Kasseler Punkrock-Kollektiv e. V. waren extrem gute Gastgeber, cooler Klub, echt nette Leute. Da aber nach einem Besitzerwechsel Angst ums Weiterbestehen der Location herrscht, braucht es Spenden und Support. Infos gibt‘s hier auf der Seite "Zukunft der Goldgrube".