70000 Tons Of Metal - Miami, Grand Turk, Teil 1

Reisetagebuch: 24.01.-01.02.2013 – Teil 1
Der Heavy Metal ist in einem neuen Zeitalter angekommen und bietet denjenigen, die es leid sind sich mit hunderten anderer Artgenossen ein stinkendes Dixiklo zu teilen oder kilometerweit von seinem Zelt zur nächsten Bühne zu laufen eine echte Alternative. Vorausgesetzt natürlich, das nötige Kleingeld stimmt. Die Rede ist von einem Heavy Metal Festival auf einem Luxus Kreuzfahrt Dampfer. Ob in Schweden, auf der Nordsee oder in der USA/Karibik, die Angebote werden von Jahr zu Jahr größer und man kann mittlerweile sogar auf eine echte KISS-Cruise gehen.
Luxus und Heavy Metal - passt das? Gibt es dafür einen Markt? JA - den gibt es. Sonst hätte es wohl kaum im Januar bereits die dritte Auflage der weltweit bekanntesten Heavy Metal Cruise gegeben der 70000 Tons Of Metal Cruise !!! Vier Tage lang teilen sich 2.000 Metalheads den Luxusliner "Majesty Of The Seas" der amerikanischen Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean und schippern zusammen mit 40 Bands von Miami aus auf die kleine Inselgruppe Grand Turk & Caicos Islands mitten in der Karibik.
2013 waren auch wir vom Metal-Inside.de zum ersten mal dabei und durften mit einigen Freunden ein paar unvergessliche Tage erleben und möchten unseren Lesern dies nicht vorenthalten. "Heavy Metal in der Karibik" - ein etwas anderes Festival- und Reisetagebuch.
Donnerstag; 24.01.
04.30 Uhr - eine SMS von meinem Kumpel weckt mich: "Kommt zum Flughafen, die streiken hier. Hier ist Choas". Nicht unbedingt die beste Art den "Trip of your lifetime" zu beginnen. Aber was solls, Express-Dusching, Frühstück gestrichen und ab nach Düsseldorf. Wie sich herausstellt, sind auch 80 % der Flüge gecancelt und durch das ganze Terminal geht eine lange Schlange durch die Sicherheitsschleuse zu den Gates. Immerhin bekommen wir schnell mit, dass die Überseeflüge nicht gestrichen werden, sondern aufgrund der langen Wartezeiten lediglich verspätet starten. Also machen wir das Beste daraus und reihen uns mit Dosenbier in der Schlange ein und freuen uns, schon die ersten Gleichgesinnten zu sehen. ZIEL: Miami!!! USA wir kommen. Mit über drei Stunden Verspätung hebt unser Flieger der AirBerlin dann endlich ab, wir sind an Board und bestellen uns erst mal einen Whisky. Das Board Entertainment Programm umfasst neben dem Film "Rock Of Ages" sogar ein Album von METALLICA sowie eine Best Of von IRON MAIDEN. Der Urlaub hat also begonnen!
Mit vier Personen beziehen wir rund 13 Stunden später unser Hotel in Miami South Beach - Clinton der Name, mit Moonlight Charakter erinnert uns das Ding eher an einen Puff. Naja - ganz so schlimm ist es auch nicht. Wir müssen hier ja nicht ewig bleiben. Ab auf den Ocean Blv. Hier gibts bei Johnny Rockets einen unfassbar leckeren BBQ Burger und anschließend ein paar Budweiser. Wir sind allerdings ziemlich platt und von daher sieht der Abend eher ruhig aus und wir sind froh, als wir endlich im Bett liegen.
Freitag; 25.01.
Gut geschlafen, fit, geduscht und ab zum Continental Breakfast im Hotel. War ok. Heute stehen die Everglades auf dem Programm. Per Fahrrad geht es vorbei an dutzenden Alligatoren die auf dem Weg liegen und sich kaum bewegen. Ziemlich beeindruckende Tiere... zumindest so lange sie sich sonnen. Anschließend noch ein Kurzabstecher nach Key Biscayne (vorgelagerte Nachbarinsel von Miami Beach mit sehr schönem Strand). Am Abend fahren wir mit dem Mietwagen nach Fort Lauderdale in Nicko McBrains "Rock n`Roll Ribs" Restaurant. Der Laden ist trotz Navi echt mies zu finden und so kommen ein paar unserer Truppe erst nach über zwei Stunden Sucherei an. (Lage: Irgendwo fern ab vom Tourismus nahe einem Wohngebiet in Coral Springs an einer Ausfallstrasse.). Das Restaurant an sich hätte ich mir ein wenig größer vorgestellt, macht aber trotzdem einen sehr einladenden Eindruck. Die Wände sind mit unzähligen IRON MAIDEN-Platten, CD´s, Instrumenten, Bilder, Preisen usw. verziert. An einer Wand thront ein Schlagzeug von Nicko und aus den Boxen ertönt (wen wundert es) den ganzen Abend IRON MAIDEN. Hier sind nicht nur Fans der Band erwünscht, sondern es speisen viele einheimische „Normalo“ Familien hier und holen sich teilweise auch einfach das Essen ab. Natürlich gibt es jede Menge Fleisch: Steaks, verschiedene Spare Ribs, Hähnchen etc. mit viele Beilagen. Serviert wird einem das Ganze auf einem abgewetztem Blechteller in Form eines . Es schmeckt, es ist viel und trotzdem muss man fair bleiben: das Essen wurde nicht neu erfunden. Wer hier eine Gourmetmeisterleistung erwartet ist auf jeden Fall falsch. Dennoch lohnt sich ein Ausflug in Nicko McBrains "Rock n`Roll Ribs", wenn man gerade in der Gegend Fort Lauderdale ist. Zurück in South Beach nehmen wir noch ein paar Getränke im "Finnegans" Irish Pub mit ziemlich übertriebenen Preisen.
Samstag; 26.01.
Strandtag in South Beach. Super Wetter - mindestens 25 Grad und Sonne satt. Das Touri-Viertel kennen wir mittlerweile recht gut. Die 70k Cruiser gewinnen langsam Überhand und am Abend entdecken wir in einer Seitenstrasse den Laden "Lost Weekend" welches bereits von den Metalfans unter Beschlag genommen wurde. Aus der Jukebox kommt den ganzen Abend gute Mucke und im Nebenraum
spielt sogar eine Rock/Punkrock Band. Das Gezapfe kostet hier nur 3 Dollar. Was für ein Laden. Wir lernen einige Gleichgesinnte aus der ganzen Welt kennen inklusive einem lustigen Finnen mit Wikingerhelm und Sternchenbrille, den wir von nun an eigentlich pausenlos irgendwo treffen. Auch die ersten Musiker lassen sich hier Blicken (u.a. Andre - Schlagzeuger von RAGE). Als wir Thomas Englund von EVERGREY über den Weg laufen antwortet dieser auf die Frage "Was heute so der Plan ist" mit zwei ziemlich glaubwürdigen Worten: "Getting Drunk"! Na dann - Prost.
Sonntag; 27.01.
Die Spannung steigt. Morgen geht es los. Wir hängen einfach ein bisschen in South Beach rum und warten auf den Nachmittag. Gegen 16 Uhr geht es dann zum Strand.
Über weissen Sand mit viel Platz aber auch vielen Leuten. Schon aus einem einem Kilometer Entfernung erkennen wir die schwarze Traube. Da muss es sein - hier steigt die inoffizielle 70k Warm up Beach Party. Rund 300-400 Metaller aus der ganzen Welt hängen bis in die Abendstunden am Strand rum, trinken Dosenbier und palabern über den wohl geilsten Urlaub des Lebens. Unser Finne hat immer noch seinen Wiki Helm auf und nuckelt an einer Flasche Jack. So soll das sein. Wie klein die Welt ist zeigt, als plötzlich der Macher der Schweizer Metal Inside-Seite (unbekannterweise) neben mir steht und an dieser Stelle herzlichst gegrüßt sei. Spät Abends gönnen wir uns noch ein halbes Hähnchen und einen bayrischen Schweinebraten im Münchner Hofbräuhaus (kleiner Laden im Vergleich zu Las Vegas) und suchen nochmals das "Lost Weekend" auf.
Montag; 28.01.
Den Wecker brauchen wir nicht stellen und werden vor Vorfreude von ganz alleine wach. Unser Taxifahrer zum Miami Cruise Port entpuppt sich als ehemaliger THE GREATFUL DEAD-Roadie, und erzählt uns derbe Witze am laufenden Band. Der Typ war einfach nur KULT und allein durch sein total in den 70er hängen gebliebenes Äußeres ein echtes Unikat. Um 11 Uhr sind wir am Cruise Terminal. Zu Dritt inklusive Hippie-Fahrer und roher Gewalt brauchen wir knapp 10 Minuten bis wir unser Gepäck draußen haben, da der Kofferraum nicht mehr aufgeht.
Der Check-Inn verläuft schnell und irgendwie ähnlich wie am Flughafen. Endlich betreten wir die "Majesty Of The Seas" und es erwartet uns schon rein optisch purer Luxus. Die Schiffslobby ist ein echter Augenfang mit Glasfahrstuhl, vergoldeten Geländern und feinen Teppichen. Wir begeben uns direkt aufs Pooldeck und bestellen uns das erste Kaltgetränk, welches direkt auf unsere personalisierte Keycard gebucht wird. Das verläuft schon mal astrein. Das innere Pooldeck ist noch gesperrt und es herrscht ein wildes Treiben. Immerhin werden zwei Pools abgedeckt und bis heute Abend muss die Open Air-Bühne stehen. Das ist schon eine kleine Meisterleistung. An der Reling hat man besten Blick auf Miamis "Star Island" und die anderen Kreuzfahrtschiffe. Die Sonne steht hoch, die Motivation liegt nur knapp darunter. Es ist wie im Traum und eigentlich gar nicht in Worte zu fassen. Überall schwirren Kellner rum und es sind mobile Bars aufgebaut. Getränkeversorgung - eine glatte EINS mit Sternchen! Nach einem ausgiebigem Rundgang auf den oberen Decks (u.a. gibt es hier ein Basketballfeld, eine Kletterwand, ein Sonnendeck und diverse Türen und Treppen zu anderen Decks) geht es erst mal ins nahe gelegene Buffetrestaurant, wo man fast rund um die Uhr etwas zu essen bekommt. Die Auswahl und Qualität der Speisen sind gut. Es gibt immer Fisch, Fleisch und jeder Menge Beilagen sowie Tacos, Burritos, Hamburger, asiatische Dinge und Salate und manchmal sogar sehr leckere Schnitzel. Pasta und Nachtisch nicht zu vergessen. Gesamtnote 2.
Zeit für die ersten Konzerte: HELSTAR eröffnen die Spectrum Lounge und fast zeitgleich spielen um 06:00 pm die Schweden von SABATON ihr erstes Set im Chorus Line Theatre. Erstmals längere Teit unter Deck merkt man
hier ein leichtes Schwanken des Bootes, welches allerdings nicht störend ist sondern vielmehr die Metal Hymnen versüssen und für erste laute Sprechchöre sorgen. Joakim Bröden und seine Mannen sind bestens gelaunt und liefern ein tolles Set ab. (u.a. "Ghost Division", "40:1" und "Gott mit uns"). "Thank You Boat - Thank You Band" sind die Sprechchorspielereien zwischen SABATON und den Zuhörern.
Im vorderen Bereich des Theatres wurden die Sitze entfernt um genügend Stehfläche zu schaffen. Im hinteren Bereich sowie auf den Balkonen gab es viele Sitzplätze mit eine genialen Sicht auf die ausgelassene Partystimmung der Akteure zu haben. Das Ende setzt "Metal Crue (Cruise)". Saustarker Einstieg in 4 Tage Heavy Metal!
zweieinhalb Stunden später, wieder im Chorus Line Theatre geben sich HELLOWEEN die Ehre. Die Hoffnungen, dass die Gesamteuphorie und die Umgebung dabei hilft den Kürbisköpfen irgendwas positives abzugewinnen endet leider sehr schnell. 15 Minuten Verspätung. Und Andi Deris kommt einmal mehr live überhaupt nicht zur Geltung, Vergeigt Töne, schreit teilweise irgendwas ins Mikro. Echt schade. Auf dem Album klingen viele der "Deris eigenen Songs" echt gut aber live packt er vieles davon nicht. Von alten Stücken gar nicht zu reden! Zum wiederholten Male und schon nach drei Songs ("Are You Metal", "Eagle Fly Free" und "Where The Sinners Go") verabschiedet sich unsere gesamte Mannschaft einstimmig. Schade eigentlich :-( Das zweite Set am vorletzten Abend auf dem Pool Deck haben wir uns dann komplett erspart.
Das LIZZY BORDEN an mir 15 Jahre lange völlig vorbei gingen kann ich mir seit der Bestätigung für die Cruise überhaupt nicht erklären. Mit dem Besuch der Band MySpace Seite war schnell klar - geil, das ist 80er Metal mit einer guten Prise Hard Rock und Hair Metal die voll den eigenen Musikgeschmackt trifft. Auch live überzeugen mich die Amies aus L.A. voll und ganz durch eine gute Liveperformance von eingängigen Songs wie "Tomorrow Never Comes" oder "There Will Be Blood Tonight". Bekannt sind LIZZY BORDEN hauptsächlich durch ihre Horror Show Einlagen. Verschiedene Masken, blutige Äxte und eine junge Blondiene, der Frontman Lizzy das "Kunstblut" aussaugt und anschließend in die Gesichter der Fans schmiert. Das alles passt herrlich zusammen und gemeinsam feiern wir eine geile Party zu "American Metal" und "Me Against The World". Top Sache!
Das mir das Herman Li "Solo-Gefiedel" von DRAGONFORCE diesmal nicht auf die Nüsse ging liegt zum einem wohl an dem einen oder anderen Mudslide und zum anderen an der permanenten Ausschüttung sämtlicher Glückshormone. Die Engländer sind heute richtig geil. Tolle Melodien, Double Bass lastiger Speed Power Metal und ein wahnsinniger Gesang von Marc Hudson der so ziemlich das krasse Gegenteil von Andi Deris ist. Die Band schmettert eine Hymne nach der anderen ins Chorus Line Theatre und spätestens mit "Through The Fire And Flames" knallen bei mir sämtliche Sicherungen durch.
Auf geht´s zur ersten Band auf der Pool Bühne. METAL CHURCH laden zu einer quasi "Re-union" Show, bei der die Fans im Vorfeld sogar noch Mitstimmungsrecht bei der Setlist hatten. Der Open Air Sound im Fahrtwind ist erstaunlich gut und die paar Regentropfen die nachts um 1 Uhr runter kommen stören nur wenig. Ronny Monroe ist ein starker Frontmann der raue 80er Sound trifft voll den Geschmack der Anwesenden Metal Cruisers. "Start The Fire", "Gods Of Wrath" oder "Beyond The Black" um nur einige der Highlights zu nennen. Selbst vom oberen Deck aus, direkt mit seitlichem Einblick in die Bühne bin ich vom kraftvollen Sound überwältigt und wippe bei "Metal Church" ordentlich mit.
Nach der Ladung US Power Metal gehts dann noch auf einen Absacker in die Karaoke Bar. Details sind leider nicht mehr bekannt. Gute N8!
Lest hier demnächst Teil 2 des METAL INSIDE.de Reisetagebuchs der 2013er „70000 Tons Of Metal“ Cruise. Geschichten aus dem Whirlpool, der Landgang auf Grand Turk und jede Menge Metal Party unter karibischem Himmel. Bis dahin, viel Spass mit der Bildergallerie!