Interview:

2012-02-12 Walls Of Jericho

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WALLS OF JERICHO, da war doch was? Die Detroiter hatten sich anno 2009 relativ sang- und klanglos verabschiedet, um jetzt ähnlich bescheiden ihre Rückkehr zu geben – auf der Persistence Tour im Januar waren sie auf einmal im Billing, ohne dass viel Aufhebens darum gemacht wurde. Grund genug, mit Bassist Aaron über die letzten Jahre, den Stand der Dinge und tausend andere Sachen zu sprechen. Interview Ihr wart einige Zeit nicht mehr aktiv bzw. habt eine Pause gemacht – das hat sich aber relativ überraschend geändert, als ihr für die Persistence Tour bestätigt wurdet. Wann habt ihr euch dazu entschlossen, die Band wieder fortzuführen?



TERROR haben uns Ende 2011 gefragt, ob wir nicht mit ihnen Ende 2012 touren wollen würden. Alle in der Band haben zugestimmt, das sprach sich rum und die Angebote für weitere Touren kamen herein. Das macht uns als Band sehr stolz, da wir ja kein neues Album haben und auch in den letzten zwei Jahren nichts gemacht haben.



Was erwartest du denn von der Tour, bei der ja TERROR und SUICIDAL TENDENCIES mit dabei sein werden?



TERROR sind alte Freunde von uns, mit ihnen sind es immer witzige Zeiten. SUICIDAL TENDENCIES ist meine all-time favorite Band (kein Scheiß) und sind die Band, mit denen wir schon immer mal touren wollten und es seit Ewigkeiten versucht haben. Du kannst dir vorstellen, wie es werden wird.



Was wollt ihr 2012 abgesehen von der Persistence Tour noch machen?



Wer weiß. Im Moment machen wir das. Vielleicht etwas gegen Ende des Jahres mit TERROR. Erstmal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.



Warum habt ihr eigentlich so (für die Öffentlichkeit) unvermittelt alle WALLS OF JERICHO-Aktivitäten gestoppt? Ich bin mir sicher, dass Candace’ Heirat mit Frank (DEATH BEFORE DISHONOR) und ihr Umzug nach Boston die Dinge kompliziert haben, aber gab es noch weitere Gründe?



Nun, Candace hat geheiratet und daran gearbeitet, eine Familie zu gründen ist der Hauptgrund gewesen. Das braucht einfach Zeit und lässt dich die Dinge des Lebens anders sehen.



Was hat der Rest der Band, was hast du in den letzten zwei Jahren gemacht?



Ich habe eine Familie und habe viel als Tätowierer gearbeitet. Das hält mich sehr auf Trab. Chris (guit.) und Dustin (dr.) haben andere Bands [Dustin u.a. BURY YOUR DEAD – lh] und leben außerhalb von Michigan. Ich versuche, Chris zu sehen, wenn er in der Stadt ist, aber das ist schwierig. Mike (guit.) und ich versuchen ebenfalls, uns so oft wie möglich zu treffen, aber auch das ist schwierig.


Hast du deinen eigenen Tattoo-Shop?



Ich habe die letzten elf Jahre in Eternal Tattoos in Livonia gearbeitet; insgesamt tätowiere ich schon 15 Jahre.



Welche Tätowierer haben dich beeinflusst?



Das meiste meines Wissens habe ich von Josh Jones und Gentleman James, als ich damals anfing. Ich habe viel von Jay Wheeler und einigen anderen gelernt, so über die Jahre. Ich versuche, immer weiter zu lernen und mich immer weiter zu verbessern.



Wer hat denn dein erstes Tatoo gestochen? Gibt es einen bestimmten Stil den du als Kunde und als Tätowierer bevorzugst?



Jay Wheeler hat mein erstes Tattoo gemacht, ich habe mit einem kompletten Rücken angefangen. Ich mag die realistischen und detaillierten Motive, aber mag auch die anderen Stile. New School kann sehr viel Spaß machen und die traditionellen Sachen machen das immer.
An mir selbst habe ich nur b/w. Ich habe nichts gegen bunte Tattoos, aber einfach noch keins gefunden.



Hat jedes deiner Tattoos eine tiefere Bedeutung oder hast du auch welche, die einfach nur cool aussehen?



Ich bin für beides. Mein erstes Tattoo hat eine Bedeutung, ein Edge-Tattoo und ein paar Erinnerungen an Touren und so, aber heutzutage die Dinge die ich will, sind die Dinge, die cool aussehen.



Hast du auch schon deine Bandkollegen verziert?



Ich habe ein paar Sachen von Candace gemacht; die Rose auf der Innenseite ihres Arms und das Mikrofon. Ich arbeite an Dustin, aber bin damit noch nicht fertig.



Ihr habt ja vor eurer Pause sehr viel getourt. Hat dir das Spaß gemacht?



Wir hatten in unserem letzten Jahr schon weniger getourt, vorher war es wirklich viel. Aber wir liebe ist, Touren sind einfach Spaß für uns. Die Mayhem-Tour 2008 hat sehr viel Spaß gemacht, aber Europa im Sommer ist immer großartig.



Hängst du denn mit deinen Bandkollegen während einer Tour viel ab? Gibt es Zeiten, in denen dich Leute aus dem Tourtross zu nerven anfangen?



Ja, das passiert. Ich weiß, dass das bevorsteht, wenn ich mehr Platz brauche – dann versuche ich, den zu tauschen. Ich verbringe meine Zeit gerne damit, die Leute der anderen Bands kennen zu lernen, wenn ich eine Pause von meiner eigenen Band brauche. Das ist ein Teil des Tour-Lifestyles, man schließt Freundschaften mit vielen Leuten. Wir mögen es trotzdem, unsere Zeit gemeinsam zu verbringen. Candace, Chris und ich gehen normalerweise so oft wie möglich in ein Gym. Und natürlich nehmen wir nur Leute auf Tour mit, die wir mögen, das hilft sehr. Wir haben eine gute Balance, denke ich.



Touren ist ja oft als lange, nie endende Party verrufen – wie viel von diesem Klischee stimmt bei WALLS OF JERICHO?



Für uns, nichts davon. Wir lieben es, abzuhängen und “Party zu machen”, aber es nicht wie in den filmen. Wie hängen mit der Crew und den Bands ab, lernen Leute kennen, erzählen uns Geschichten. Der Rest ist Bullshit.



Als Straight Edge Kid: wie kommst du auf Tour klar mit der “Party”-Meute der Crew und der Bands? Wie gehst du mit betrunkenen Fans um?



Ich kümmere mich nicht darum, was andere Leute machen – solange die Arbeit gemacht wird, go nuts. Ich habe auch kein Problem damit, zwischen Betrunkenen zu sein, so lange es spaßige Leute sind; ich hasse die aggressiven Typen. Das einzige, was mich an betrunkenen Fans stört, ist das ihre Drinks immer und überall verschütten. Wenn jemand ein Fan von uns ist und ein Foto mit uns machen will, kann ich nichts dagegen haben, egal ob er betrunken ist oder nicht.
Wie lange bist du schon Edge? Wie bist du dazu gekommen?



Ich bin Edge seitdem ich 14 war, das war so 1987, 1988. Ich war natürlich Drug Free, lernte dann, dass das eine „Sache“ war, an der man sich orientieren konnte und war schon drin. Ich hatte einige ältere Freunde, die noch ältere Freunden in der Punk-Szene Detroits hatten und bekam von denen einmal auf einer Party ein Drink angeboten. Ich lehnte ab und wurde gefragt „bist du straight edge“? Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach – und bekam es dann erklärt, dass es viele Leute und Bands gäbe, die mit den Xen rumliefen und dadurch ihre Ruhe hätten…. Da war ich dabei. Und jeder Tag erinnert mich daran, was für eine gute Entscheidung das war.



Candace hat ja immer viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen – hast du dich jemals dadurch in die zweite Reihe gestellt gefühlt? Oder nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die du erwartest hättest?



Nein, sie kann gerne den ganzen Scheiß haben. Die Wahrheit ist, dass sie selbst es auch nicht sehr mag, weshalb wir sie immer auslachen, wenn sowas passiert, da es für sie die Hölle ist. Sie macht das aber auch bei uns so oft wie möglich, es ist ein kleines Spiel zwischen uns.



Wie geht bei euch das Schreiben neuer Songs vonstatten?



Es kommt drauf an – normalerweise haben Chris und Mike fertigere Ideen, während ich eher der Riff-Typ bin, der mit den Ideen anderer Leute gut arbeiten kann. Candace schreibt alle Texte. „The American Dream“ war da ein wenig anders: wir hatten mit den Arbeiten daran begonnen, spielten dann einige Touren und schrieben während der Touren ein wenig. Als wir wieder zu Hause waren, nahm sich jeder einen Monat frei vom Job und wir machten uns an die Arbeit.
Wir nisteten uns in einer altes Haus ein, das einem Freund von uns gehört, haben dort zwei Studiobereiche und ein Wohnzimmer eingerichtet und an jedem Part gemeinsam gearbeitet. Wir haben zusammen eingekauft, gekocht und gearbeitet. Es war wirklich sehr gut. Ein Album, an dem sehr viele Erinnerungen hängen.



Welcher Song hat sich über die Jahre zu deinem persönlichen Favoriten entwickelt?



I hate all of it, never satisfied. When you’re satisfied, you get lazy.



Arbeitet ihr bereits an einem neuen Album?



Nicht zusammen, nur Mike und ich, die ein wenig Kram schrieben, aber ohne Plan für ein neues Album.



Eure Texte behandeln Gesellschaft und Politik sehr kritisch – wie ist deine Meinung zur Politik, speziell der Situation in den USA?



Ich bin kein sehr politischer Mensch. Ich hasse es. Mein nächstes Auto wird ein Panzer sein, das kann ich dir sagen.



Was hast du von der Großen Rezession in den USA mitbekommen?



Ich habe mehr von den harten Zeiten mitbekommen, als ich mir gewünscht hätte. Uns geht es gut, aber ich habe den Eindruck, dass alle anderen Leute um mich herum sehr zu kämpfen haben.



Mitglied einer Full-time-Band zu sein, die viel tourt, ist da ja fast schon ein Privileg – wenn alles schlecht läuft, tourt ihr einfach für eine Weile…



Die gesamte Karriere mit WALLS OF JERICHO ist ein Privileg. Alles was ich gesehen haben, überall wo ich war – alles nur wegen dieser doofen Band. Ich bin dafür jeden Tag dankbar.



Letzte Worte, Grüße, Shout-outs?



This is Aaron from WALLS OF JERICHO, its been far to long and I cant wait to see you guys out there.

Thanks for not forgetting about us.








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