Interview:

2012-07-17 Unchallenged Hate

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UNCHALLENGED HATE aus Essen haben mit ihrem vierten Album „New Hate Order“ für einen offenen Mund bei mir gesorgt. Unglaublich guter, abwechslungsreicher Death Grind wird da abgefeuert und bei jedem Song spürt man pure Energie, die einen regelrecht zum Möbelauseinandernehmen antreibt. Grund genug, ein paar Fragen an die Kapelle loszuwerden.Interview Erst einmal ein herzliches Willkommen und Gratulation zu euren neuen Album „New Hate Order“! Seid ihr erleichtert oder angespannt nach dem nun alles im Kasten ist und ihr „nur“ noch die Lorbeeren einfahren müsst?




Robert: Vielen Dank für die Blumen. Es ist sicherlich immer eine Erleichterung, wenn man das fertige Produkt - in das man viel Arbeit und Schweiß rein gesteckt hat - in den eigenen Händen hält. Das wichtigste an der Sache aber ist, dass wir nun endlich frisches und aktuelles Material haben, um uns für kommende Gigs zu empfehlen.

Tobias: Wenn anderen das Album gefällt freut uns das, keine Frage, und ein positives Review liest sich für uns auch besser, als ein schlechtes. Schließlich haben wir uns echt den Arsch aufgerissen! Aber die Lorbeeren sind letzten Endes zweitrangig: wir machen, was wir für richtig halten und versuchen anständige Alben zu veröffentlichen mit denen wir selbst gut le-ben können.






Das Vorgängerwerk zu „New Hate Order“ „The Art Of Method“ kam 2006 raus, warum hat das so lange gedauert und vor allem: Was ist alles seit dem passiert bei UNCHALLEN-GED HATE? Ihr habt z.B. einen neuen, ziemlich fähigen Sänger, was ja nicht unbedeutend für eine Band ist…




Robert: Das wird der Tobi aber gerne hören - hehe.

Tobias: Ja, das ging runter wie Öl.

Robert: Nachdem wir uns jedenfalls nach der "The Art Of Method" von Sänger Oli getrennt hatten, waren wir erst mal auf der Suche nach einem Ersatz. Den haben wir dann auch in Mi-chael Stift gefunden und mit ihm die Split "Earsplitting" mit By Brute Force gemacht und ei-nige Konzerte gespielt. Micha musste uns aus Zeitgründen allerdings wieder verlassen, so dass wir erneut auf der Suche waren, was sich insgesamt ziemlich lange hingezogen hatte, bis uns endlich Tobias erlöste. Ganz zu schweigen davon, dass wir in der Zeit Unmengen an Songs geschrieben und wieder verworfen hatten. Die lange Zeit ist auch der Grund dafür, dass auf der neuen Platte viel mehr passiert als auf den letzten Scheiben.

Tobias: Und so ein Album schreibt sich ja auch nicht in ein paar Tagen…






Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr die „New Hate Order“ in Eigenregie in eurem Studio aufgenommen. Ist das ein Vorteil, wenn man auf so was zurückgreifen kann? Manch eine Band träumt davon…




Robert: Naja, man spart schon etwas Geld. Ist natürlich ein Traum für jede Band. Der Carsten hat schon vor vielen Jahren das CKB Studio gegründet und ich bin dann irgendwann zu seiner rechten Hand geworden. Den Kaffee kochen darf ich aber bis heute nicht...

Carsten: Nee, lieber nicht! Wir sind mit dem Studio auch ganz frisch umgezogen und jeder der an Aufnahmen zu guten Preisen interessiert ist und aus der Nähe kommt sollte doch ein-fach mal vorbei schauen. www.ckb-recording.de

Robert: Den einzigen Nachteil für uns sehe ich allerhöchstens in der Situation, dass uns im-mer so ein bisschen der Abstand zu den eigenen Sachen fehlt.

Carsten: Man muss da allerdings nicht so auf die Zeit achten und kann schon mal an einen anderen Tag weitermachen, wenn´s nicht so klappt. Eine Deadline sollte man sich aber trotz-dem setzen. Sonst ufert das Ganze schnell aus.






Wie entstehen bei euch Songs: Wird da gejammt oder ist das eher Konzeptarbeit im stil-len Kämmerchen sozusagen?




Robert: Für die aktuelle Scheibe habe ich vieles Zuhause ausgearbeitet und den anderen Jungs zugeschickt, die sich mit dem Material dann erst Daheim vertraut gemacht haben. Gejammt wird aber auch noch genügend, schließlich entstammen wir ja dem Grind. Ein gutes Beispiel vielleicht: Zwei von den drei Bonustracks auf der "New Hate Order" – "Politics" ist ja nur ´ne Neuaufnahme - sind in kürzester Zeit eingejammt worden, aber ohne auch nur einen Deut schlechter zu sein als der Rest, wie ich finde.






Ihr strahlt eine gewisse „Aussagekraft“ als Band aus. Um was geht es euch in euren Tex-ten, eurem Bandnamen, euren Konzerten, eurer Musik?




Robert: Der Bandname drückt genau aus, wie die Musik klingt. Natürlich haben wir den von dem gleichnamigen Napalm Death Song geklaut, aber er passte einfach perfekt zu uns. Also was soll's?

Tobias: Die Texte sind seit jeher stark sozial-politisch und gesellschaftskritisch orientiert, auch bei meinen Vorgängern war das der Fall. Live ergibt sich da natürlich immer wieder mal die Gelegenheit das ein oder andere Wort darüber zu verlieren auch wenn wir beileibe keine Freunde irgendwelcher Belehrungen sind. Immerhin machen wir Musik und da sollte es doch vor allem um ein ordentliches Brett und den Spaß an der Sache gehen. Welche Wirkung das dann am Ende erzielt ist wohl individuell verschieden. Jedenfalls sehen wir es nicht als unsere Aufgabe, irgendjemanden einzuorden.






Euer neues Video zu „Laid To Waste“ ist ziemlich old school, wie ist das Dingen entstan-den und warum musste es zu diesem Song sein, den ich im Übrigen den Übersong nen-ne…?




Tobias: Haha! Schön, dass er dir offenbar so gut gefällt!

Der Song vereint einfach viele Trademarks des Albums und der Band generell und schien uns daher eine logische Wahl zu sein. Gedreht haben wir dann schlicht im Proberaum und haben anschließend Szenen aus dem von WikiLeaks veröffentlichten Video „Collateral Murder“ und ähnlichen, ebenso abartigen Clips rein geschnitten. Dass das Ganze dann so old-schoolig aus-sieht liegt zum Einen sicherlich an dem Fremdmaterial und zum Anderen auch daran, dass wir der Meinung waren, eine Hochglanz-HD-Geschichte würde einfach nicht zu einem solchen Song mit seiner speziellen Aussage passen.






Ihr kommt ausm Pott. Gibt es da eigentlich Berührungspunkte mit den ansässigen „be-kannten“ Bands wie beispielsweise SODOM oder KREATOR?




Robert: Die KREATOR-Jungs proben direkt neben uns in der Zeche Carl, aber ehrlich gesagt kenne ich sie persönlich kaum.

Carsten: Da kriegen wir immer den neuen Kram mit! Aber wir proben eigentlich eher selten an denselben Tagen.

Robert: Ich bin aber schon Stolz darauf, dass eine Essener Band so einen weltweiten Erfolg mit solch extremer Musik geschafft hat.






UNCHALLENGED HATE gibt es seit nun mehr 15 Jahren. Du Robert bist einer der Gründer und hast viele Line Up-Wechsel „durchstanden“ sozusagen. Warum ist UNCHAL-LENGED HATE immer noch am Start und was macht es so wichtig die Band am Leben zu erhalten?




Robert: Einfach der Spaß an der Sache. Wir wollten ja nie groß was reißen oder sonst was.
Wir wollen einfach Gigs spielen, Alben aufnehmen und einfach nehmen was kommt. Zudem kennen Carsten, Patrick und ich uns auch schon ´ne halbe Ewigkeit. Da wird dann auch schon mal gemotzt, aber wir sind einfach dicke Kumpels die gerne zusammen abhängen und gerade diese Freundschaft und der Spaß erhält die Band am Leben.

Robert, du spielst ja auch noch bei PHOBIATIC, wie bekommst du diese beiden Kapel-len gleichzeitig gemanaged? Und wie erkennst du welches Riff eher bei UNCHALLENGED HATE oder PHOBIATIC passt?





Robert: Beide Bands klingen ja schon sehr unterschiedlich. PHOBIATIC ist viel durchdachter und es wird vielmehr auf Details geachtet. UNCHALLENGED HATE ist mehr die Abrissbir-ne, die alles nieder walzt. Aber davon ab sind wir auf der aktuellen Scheibe für unsere Ver-hältnisse auch ziemlich technisch geworden. Ist halt einfach so passiert. Da ich ja in meiner Freizeit eh nix anderes außer Musik mache, ist es kein Problem, beides zu managen. Da bleibt sogar noch Luft für abgefahrene Projekte wie FAKE IDYLL. So etwas habt ihr sicher noch nie gehört.

Carsten: Jau stimmt!

Tobias: Dass ein Riff besser zu PHOBIATIC als zu uns passt, merkt Robert immer an dem Ziehen in der Leistengegend, wenn er sowas mal bei uns einzuschmuggeln versucht…






Ihr veröffentlicht „New Hate Order“ nur auf Vinyl. Seid ihr solche Vinyl-Nerds, oder habt ihr einfach die Zeichen der Zeit erkannt?




Robert: Ich liebe natürlich meine Plattensammlung. Da stecken schließlich ja auch jede Men-ge Erinnerungen drin. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich aus Bequemlichkeit alles Neue auf CD kaufe.

Die Idee, die neue Scheibe als Vinyl raus zubringen hatte der Andy von Grind Attack. Er meinte, dass für diese Musikrichtung - sprich Grind, Death-Grind - Vinyl am besten laufen würde. Auch haben sich schon einige Leute persönlich geradezu bedankt, dass wir diese Ent-scheidung getroffen haben. Scheinen diesbezüglich also alles richtig gemacht zu haben.

Tobias: Grind Attack hat diesbezüglich einfach die notwendige Erfahrung und da es nun mal deren Geld war, haben wir es darauf ankommen lassen. Im Nachhinein, wenn man das fertige Produkt in Händen gehalten und auflegt hat, sind wir für unser Vertrauen offenkundig belohnt worden!

Carsten: Die Platte sieht schon geil aus. Als damals Vinyl noch aktuell war, war es für eine Demoband unbezahlbar. Also krieg ich mein erstes eigenes Vinyl mit Ende 30!

Robert: Außerdem ist ja auch ´ne gebrannte CD mit dabei, so dass auch Leute ohne Platten-spieler auf ihre Kosten kommen.






Wie seht ihr denn generell die Entwicklung der Vinyl-Platte? Unlängst gab es eine Me-dung, wonach die großen Major Labels die CD in nicht allzu ferner Zukunft einstampfen wo-len. Meint ihr, dass sich das durchsetzt und es nur noch Vinyl und MP3s geben wird? Was favorisiert ihr und hättet ihr davon irgendeinen Nutzen?




Tobias: Die behäbige Musikindustrie hat sich dieses Formate-Problem durch schlechte Prduk-te und überhöhte Preise selbst eingebrockt! Nun soll sie selber sehen, wie sie da raus kommt und machen, was sie für richtig hält - das tangiert uns überhaupt nicht!

Robert: ZEROED, eine befreundete Band von uns, haben ihre neue Scheibe direkt als Mem-rystick veröffentlicht. Vielleicht ist das ja die neue Richtung? Aber ich denke schon, dass es die CD weiterhin geben wird. Nur, dass Vinyl vermehrt in Erscheinung tritt. Wie schon ge-sagt, als fauler Hund bleibe ich noch bei der CD. Wobei, wenn man schon an die 18 bis 19 Euro für ´ne CD hinblättern soll, kann man sich auch für ein bis zwei Euro mehr ein schickes Vinyl kaufen.

Carsten: Ich kann mir gut vorstellen, dass die CD immer mehr in den Hintergrund wandert. Eine schicke Vinyl-Ausgabe ist wertiger als ´ne CD mit viel Gedöns. Und MP3´s sind einfa-cher zu händeln. Ne CD wird als Mp3 gerippt und verschwindet dann im Regal. Aber im Be-reich Rock/Metal mach ich mir da keine Sorgen. Da gibt es genug Jäger und Sammler.






Zur aktuellen Debatte: Wie steht ihr zu Aufhebung von Urheberrechten, digitalen Strea-ming Diensten, die kommende GEMA-Neuregelung und all das, was Musikschaffenden zur-zeit diskutieren? Tangiert euch diese Debatte als Band? Oder seid ihr da eh nicht von betrof-fen bzw. ist euch das egal, weil es andere regeln für euch?




Carsten: Warum sollte man die Urheberrechte aufheben? Das kapier ich nicht so ganz. Wenn jemand was gemacht hat, soll er auch dafür entlohnt werden und die Rechte daran behalten. Dann müsste man den Bäcker auch befehlen die Brötchen umsonst rauszugeben.
Dann wundern sich die Leute, dass die Charts nur noch aus gecastetem Müll bestehen.

Tobias: Wenn man sich mal ansieht, wie viel Geld und Mühe ein Label wie Grind Attack und eine Band wie wir in ein Album wie das unsere stecken, kann man nur schwer nachvollzie-hen, dass manche Leute der Meinung sind, sie hätten ein vollkommen freies Zugriffsrecht.

Robert: Die Leidtragenden sind natürlich diejenigen die auch wirklich davon Leben oder zu-mindest gut verdienen. Gerade hier in Deutschland ist der Musiker an sich ja nicht viel Wert.
Das wird in einigen anderen Ländern ganz anders gefördert, was sich ja dann auch auf die Qualität der Musik auswirkt. Warum kommen denn immer die besten Musiker aus Schweden?

Carsten: Mit der Neuregelung hab ich mich noch gar nicht so befasst. Das wird aber wahr-scheinlich mal wieder die Kleinen treffen. Die alten Herren von der GEMA sollten sich viel-leicht mal Gedanken über neue Wege machen, anstatt immer höhere und absurdere Gebühren zu verlangen.

Tobias: Zur nicht den Hals vollkriegenden GEMA kann es nur eine Meinung geben, nämlich dass dieser Laden sofort und von Grund auf rekonstruiert gehört. Deren aktuell diskutierter Gebührenentwurf stellt für viele Betreiber von Kneipen, Diskotheken etc. eine ernsthafte E-xistenzbedrohung dar. Aber der Teufel scheißt eben immer auf den dicksten Haufen!






Wie kann man UNCHALLENGED HATE im Netz erreichen und wo gibt es die „New Hate Order“ überall zu bestellen?




Tobias: Kommt doch einfach mal bei www.unchallengedhate.de vorbei. Da sind dann auch ohne Aufwand die Links zu den diversen sozialen Netzwerken zu finden. Und nicht zu ver-gessen: die EP von 1999, sowie die ersten beiden Alben von 2000 und 2002 sind hier für lau runterzuladen.

Seit Twilight den Arsch zugekniffen hat, müssen wir jedenfalls von dem Amazon-Link, den man noch hier und da zu Gesicht bekommt, abraten. Aber GRIND ATTACK arbeiten bereits an einem neuen Vertriebsdeal. Bis dahin bekommt man die LP für entspannte 12,90 Euro plus Port direkt bei www.grindattack.de oder www.punkdistro.de.





Allerbesten Dank für eure Zeit! Danke auch für diese fantastische Platte! Ich hoffe man sieht sich demnächst bei einem Konzert! Die letzten Worte gehören, wie immer euch:




Robert: Esst mal den Angus XT bei Burger King, der ist Gott!

Carsten: Jau, war klar.

Tobias: Nix für ungut!




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