Interview:

2007-12-07 Thrice

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THRICE haben mit den ersten zwei EPs ihres „The Alchemy Index“-Werkes ein breites Spektrum an Ideen und Einflüssen offenbart, durch die die beiden Silberlinge zu den fesselnsten Veröffentlichungen des Jahres zählen. Drummer Riley ist zu Recht voller Stolz über das Erschaffene und erleichtert, dass die Songs auch Live funktionieren. Im Interview gibt er Einblicke in den Entstehungsprozess der Songs, erläutert die Gründe für den Wechsel der Plattenfirma und gibt seine Meinung zur boomenden Szene zum Besten. InterviewEuer neues Album „The Alchemy Index Vols. I+II“ ist vor Kurzem veröffentlicht worden. Wie sind bisher die Reaktionen von Fans und Presse?


Sie sind sehr positiv, was uns sehr ermutigt, da die Songs ein sehr ambitioniertes Projekt sind, mit denen wir musikalisch in eine neue Richtung streben. Es ist sehr angenehm, dass das bei den Fans und den Medien so gut ankam. Natürlich gibt es Leute, die mit unserer neuen Richtung nicht zufrieden sind, die wir seit zwei Alben haben, aber am Ende des Tages ist es für uns wichtig, mit dem glücklich zu sein, was wir machen, Spaß beim Live-Spielen der Songs haben und dabei, die Grenzen unserer Kreativität als Band weiter zu versetzen. Wir können nicht jeden glücklich machen.


Haben sich beide Teiles (Feuer & Wasser) musikalisch so entwickelt, wie ihr es geplant hattet?


Ja – auch wenn ich denke, dass wir selbst von der „Wasser“-EP überrascht waren, da es das erste Mal war, dass wir mit Elektronik und Synthesizern gearbeitet haben. Ich denke, wir sind alle sehr stolz auf das Ergebnis. Die „Feuer“-EP war sehr spaßig, da es der heftigste und aggressivste Kram ist, den wir in den letzten Jahren gemacht haben.


Hattet ihr konkrete Pläne, wie die EPs klingen sollten, als ihr mit dem Songschreiben begonnen habt?


Ja. Wir hatten eine generelle Idee, wie jede EP sein sollte, sowohl klanglich als auch textlich und wir haben beim Schreiben und Aufnehmen uns die Freiheit genommen, etwas von dieser Idee abzuweichen, so dass die EPs geschlossener und ausbalancierter klingen.


Wie lange habt ihr insgesamt an den Songs gearbeitet, also im Proberaum und im Studio?


Es waren so ungefähr ein oder eineinhalb Jahre. Einige Parts entstanden bereits in der Zeit, als wir mit unserem letzten Album „Vheissu“ getourt sind. Wir haben versucht den Aufnahmeprozess so zu gestalten, dass wir einen Moment einfingen, als zu versuchen den „perfekten“ Take zu erreichen, von daher haben wir recht schnell gearbeitet.
Das Schreiben und Arrangieren ging ebenfalls schneller als gewöhnlich vonstatten, da wir die Songs nicht überanalysieren wollten, wie uns das in der Vergangenheit passiert ist. Damals wurden viele Songs, die eigentlich gut gewesen wären, überfrachtet, da wir zu sehr nachgedacht haben – und das wollten wir dieses Mal wirklich vermeiden.


Läuft bei euch das Songschreiben entspannt ab? Trägt jedes THRICE-Mitglied zu den Songs seinen Teil bei?


Jeder in der Band hat die Fähigkeiten, auf verschiedenen Instrumenten Parts und Ideen zu schreiben und zu entwickeln, was wir bereits seit langer Zeit nutzen. Über die Jahre haben wir unsere Kommunikation stetig verbessert und den anderen Möglichkeit zur Einflussnahme auf die eigenen Ideen gegeben. Wir haben gelernt, uns zu vertrauen und Vertrauen in die Fähigkeiten eines jeden zu haben, was den Songwriting-Prozess viel weniger schwieriger gemacht hat, als es noch zu Anfang der Fall war.


Ihr habt einen Deal mit einem neuen Label unterzeichnet und Island Records verlassen – warum habt ihr diesen Schritt getan? Welche Argumente gaben den Ausschlag für euch, mit Vagrant Records zu arbeiten?


Ich denke, dass Island Records eine andere Vision für THRICE als wir hatte. Sie schienen auf einen Hit zu warten, auf eine Hit-Single und das passierte einfach nie. Wir waren immer mehr damit beschäftigt, Alben zu schreiben, als zu versuchen, einen Hit zu landen. Wir haben uns im Guten getrennt und sind ihnen definitiv dankbar für die Möglichkeiten, die wir bei ihnen hatten – aber ich denke, dass wir jetzt an einem besseren Ort sind. Rich Egan (der Kopf von Vagrant Records) hat uns schon immer unterstützt, schon seit langer Zeit, und mir immer wieder gesagt, dass er unsere Sachen veröffentlichen wird, wenn es mit Island Records nicht mehr funktioniert. Als er hörte, dass wir das Label verlassen haben, rief er mich sofort an. Es ist sehr schön mit einem Label zu arbeiten, das unsere Vision unterstützt und glücklich damit ist, uns das tun zu lassen, was wir wollen.


Ihr habt euch durch die Unterstützung karitativer Einrichtungen einen sehr guten Ruf aufgebaut. Unterstützt ihr auch weiterhin ein soziales Projekt, mit einem Teil der Einnahmen des neuen Albums?


Ja, wir unterstützen noch immer gemeinnützige Organisationen. Für „The Alchemy Index“ spenden wir einen Teil der Einnahmen zu Blood:Water Mission . Das ist eine Organisation, die Afrika mit sauberem Trinkwasser versorgen will und die medizinischen Einrichtungen dort im Kampf gegen HIV/AIDS unterstützt.


Habt ihr Tourpläne für 2008? Werdet ihr eure Shows mit einer speziellen Lichtshow oder visueller Unterlegung im Stile von NEUROSIS aufpeppen?


Wir werden im Februar durch Kanada touren und dann eine Headliner-Tour in den USA im April und Mai machen. Wir versuchen nach Europa und England zu kommen.
Momentan touren wir mit mehr Lichtern als wir jemals hatten und ich finde die Lichtshow ziemlich cool. Wir haben einen Background, der komplett aus LEDs besteht, durch die wir ziemlich coole visuelle Effekte zu unserer Show hinzufügen können. Ich bin aber nicht sicher, ob wir das auch in zukünftigen Touren nutzen werden oder nicht.


Finden sich in eurem Set auch alte Songs? Wie fühlt es sich an, diese zusammen mit den neuen Sachen zu spielen?


Wir spielen noch immer einen recht großen Teil Songs von den „Illusion Of Safety“ und „Artist In The Ambulance“-Alben, auch auf dieser Tour, die wir für die neuen Songs machen. Es ist eine Herausforderung, alles so zu ordnen, dass der Set fließt und sich zusammenhängend anfühlt, aber ich glaube, wir werden dabei besser. Die wahre Herausforderung ist es, herauszufinden wie wir die vielen verschiedenen Dynamiken (was wir bei unseren Alben versuchen) in einen einstündigen Live-Set zu integrieren.


BOYSETSFIRE haben euch in euren früheren Zeiten unterstütz, sich aber mittlerweile leider aufgelöst. Bist du noch in Kontakt mit ihnen?


Wir haben Robert (b.) ein paar Mal bei Shows getroffen, sind aber schon seit längerem nicht mehr mit ihm in Kontakt. Sie waren eine großartige Band, die unglaubliche Shows gestaltet hat, aber wie alles Gute musste es an einem Punkt zum Ende kommen.


Was hältst du von der heutigen Metal/Hardcore-Szene, die boomt wie nie zuvor. Ist es gut für die Fans, dass es so viele Bands, so viele Veröffentlichungen, so viele Shows gibt, aus denen sie jeden Monat wählen können?


Um ehrlich zu sein halte ich das alles für übersättigt, jedenfalls an diesem Punkt. Es gibt viele Bands, die ihre Musik wirklich gerne spielen, aber es ist Zeit für etwas Neues die Führung zu übernehmen. Wenn es nur noch Rip-Offs von Rip-Offs von Rip-Offs von Rip-Offs von Bands gibt, die KILLSWITCH ENGAGE „Alive Or Just Breathing“ (das ich liebe) oder POISON THE WELL „The Opposite Of December“ (was ich ebenfalls liebe) rippen, ist es wohl Zeit, auf den Refresh-Button zu drücken.


Was denkst du, wie lange werden THRICE aktiv sein?


Ich habe keine Idee… Wir werden stoppen, wenn es keinen Spaß mehr macht und ich kann ehrlich sagen, dass wir noch nie so viel Spaß hatten wie während dieser Tour.


Habt ihr Projekte abseits von THRICE? Wie wichtig sind diese für euch?


Ich habe zur Zeit kein Soloprojekt, aber ich werde wohl bald eins beginnen und wenn es nur ein Vehikel für einige Ideen ist, die ich loswerden will. Dustin hat dieses Jahr ein Soloalbum veröffentlicht und Teppei schreibt gerade an seinem. THRICE ist aber für jeden die Top-Priorität und ich sehe nicht, dass sich das bald ändern wird. Die Nebenprojekte sind etwas, dass wir in der Zwischenzeit machen.


Welche Bands, welche Künstler beeinflussen dich?


Es sind wirklich zu viele, um sie aufzulisten. Es gibt definitiv einen Kern von Bands, die für uns vier gleich wichtig sind, aber unsere Geschmäcker jenseits dieses Kerns variieren. Mit unserem Projekt werden diese Unterschiede deutlicher hervortreten, dank der Vielfältigkeit der EPs. Es gibt alles von aggressivem Rock zu elektronischen Künstlern zu klassischen Komponisten zu Singer/Songwriter-Kram zu Jazz zu Folk bis zu Filmsoundtracks. Es ist querbeet gestreut.


Welchen Alben haben dich in diesem Jahr beeindruckt?


Radiohead „In Rainbows“, Baroness „Red Album“, The Shins „Our Love To Admire“ und die neuen Alben von DILLINGER ESCAPE PLAN und GOD IS AN ASTRONAUT haben mich persönlich sehr erfreut. Und einige habe ich sicher vergessen.


Letzte Worte?


I promise we'll make it over to the UK and europe next year. Thanks for
your patience and support.