Interview:

2001-11-15 The Mission

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Im Rahmen ihrer ersten richtigen Livetour in Europa (Festland!) seit vielen Jahren waren die Gitarrenkultband THE MISSION nach ihrer Reunion im letzten Jahr als Supportact im Vorprogramm der Herbsttournee von HIM unterwegs. Das brandneue Album "AURA" ist mittlerweile auch draußen (siehe unser Review) und die beiden Masterminds "themselves" Craig Adams und Wayne Hussey standen kurz vor dem Konzert zu einem Interview zu meiner Verfügung. <br> Durch die verwinkelten Katakomben der Schleyerhalle wurde ich zu einem kleinen unscheinbaren Menschen mit Gregor Gysi-Brille geführt, der sich nach genauerem hingucken als Bassist Craig Adams entpuppte. War mir schon etwas peinlich ihn nicht gleich erkannt zu haben, aber egal, wir schlenderten zum Ort des Geschehens und waren schon fast in einer schwarzen Ledercouch versunken, als auch Wayne Hussey im typischen Achtziger Wavelook mit Sonnenbrille um die Ecke bog und sich in den Raum ohne Tageslicht zu uns gesellte. Die Beiden antworteten abwechselnd, manchmal gleichzeitig daher sind die Anworten ohne Namen .... Interview
Hey Jungs - ich muß sagen ihr seht schon etwas fertig und gestreßt aus - wie läuft denn die Tour, wo wart ihr gestern überhaupt zu Gange und müßt ihr wirklich die ganze Zeit in einem Tourbus nächtigen?



Ja gute Frage ... wo waren wir den gestern Craig, ich weiß gar nicht .. doch glaub´ es war ihn Offenbach oder nicht? Im Anschluß an das Konzert mußten wir noch etwas Geburtstag von einem unserer Crewmitgliedern feiern, war sehr lustig und es wurde halt etwas später. Glaub´ jetzt aber bloß nicht, ich mach das jeden Tag so, diese Zeiten sind vorbei man muß sich dies alles gut einteilen! Zwischendurch schlafen wir übrigends aber auch in kleinen Hotels mit richtigen Betten.




Das letzte reguläre Album von The Mission liegt schon mehr als 5 Jahre zurück und stammt von 1996 danach habt ihr euch aufgelöst. Erzählt uns ein bischen von der Reunion und wir ihr euch wieder für diese neue CD zusammen gefunden habt?



Ein Freund von einer anderen Band fragt mich schon 1999, ob ich nicht noch Kontakt zu Wayne hätte und was ich von der Idee hielte eine kleine Tour durch Amerika wieder als THE MISSION machen zu wollen. Gut ich rief bei Wayne an und nach ein paar Tagen sagte er mir zu und wir entschieden dann es zu machen - einfach nur zum Spaß für sechs Wochen durch die USA zu touren.

Es gefiel uns mit der Zeit on the Road immer besser, das Feeling stimmte wieder und wir sagten uns laß uns doch ein paar Songs schreiben. Es war wirklich kein großer Plan hinter der ganzen Aktion und jetzt sind wir wieder da zwei Jahre später!





Was habt ihr in der Zwischenzeit nach dem "endgültigen" Splitt von The Mission gemacht?



Wayne: Ich war hauptsächlich in Kalifornien unterwegs und habe ein bischen produziert, remixt (hauptsächlich so 80er Jahre Zeugs), etwas Filmmusik geschrieben alles hauptsächlich für ein kleines Label, hat mich alles ein paar Jahre beschäftigt. War aber nicht so wirklich kreativ und als Craig angerufen hat wollt ich mal wieder was für mich selbst tun.

Craig: Ich habe ja THE MISSION schon 1992 verlassen, da mich alles auch die Band selbst nur noch gelangweilt hatte. Danach spielt ich eine ganze Weile für THE CULT (dort hab ich auch unseren heutigen Drummer Scolls getroffen), nach ein paar Jahren sind wir beide ausgestiegen, blieb aber immer in Kontakt zu ihm und als es jetzt um die Reunion ging, hab´ ich ihn einfach gefragt, ob er dabei sein möchte und er sagte o.k. ich bin dabei.




Wie würdet ihr die Musik oder den Stil von The Mission heute bezeichnen und was sind die Hauptunterschiede zu früher?



Nun zunächst einmal hat sich jeder von uns in den 5 Jahren weiterentwickelt, wir sind grundsätzlich sehr verschiedene Typen und haben aber eine Art neuen musikalischen Appetit auf uns entwickelt. Was aber passierte, als wir uns für die Amerikatour wieder die alten Sachen anhören müßten, um die Songs auch wieder neu zu lernen (vor allem als ich da wieder viel mit meiner Gitarre spielen mußte), war die Erkenntnis: Hey, da sind wirklich tolle Sachen dabei gewesen und die Grundlage für die Tracks war dabei immer die Gitarre. Deshalb glaube ich schon, daß der Sound der neuen MISSION sowohl der heutigen Zeit entspricht aber auch etwas (zumindestens in vielen kleinen Teilen) nach bekannten und guten alten Strukturen klingt.




Etwas grundsätzliches interessiert uns auch: Was gibt´s bei THE MISSION im "Songwritingprozess" zuerst, den Text, die Musik oder macht entwickelt ihr das gleichzeitig? Wer ist für die einzelnen Teile zuständig in der Band?





Ganz klar, die Musik kommt als aller erstes, verschieden Ideen werden dann "zusammengetragen" von jedem beteiligten Bandmitglied und dann spielen wir einfach los. Es ist dabei kein wirkliches "Jammen" - wir haben dann schon genauere Vorgaben und Vorstellungen von einem Song. Wir setzten diesen dann regelrecht aus verschiedenen Stücken zusammen und machen ihn dann fertig. Wir haben dabei zwei verschiedene Phasen in diesem Entwicklungsprozess, im August und im Dezember, zu durchlaufen. Zuerst nehmen wir dabei ca. 30 verschiedene Backkingtracks auf und erst danach mischen wir die übrigen Instrumente dazu die Texte und sehen dann auch beim gegenseitigen Vorspielen, wo die CD überhaupt von ihrer Aussage (Geist) her gesehen hin läuft. Bei den Produktion-Sessions gegen Ende der Tour war es dann, weil wir bereits sehr gut aufeinander eingespielt waren, sehr einfach für mich, die beste Version aus den jeweiligen Tracks mit den Jungs herauszukitzeln.




Seid Ihr jetzt insgesamt mit dem Ergebnis der Produktion und dem Sound von AURA zufrieden? Wie wichtig waren die Einflüsse der beiden Mixer Dave Allen und Steve Power?




Für uns war es sehr wichtig, jemanden anderen mit dem Material zu konfrontieren, der wieder ganz andere Sachen hört bzw. hervorheben möchte als wir selbst, denn mit der Zeit verliert man schon etwas den Überblick oder die gesunde Distanz zum eigenen Sound. Dave und Steve haben für uns teilweise ganz neue Details entdeckt und uns auf Sachen hingewiesen, die wir wahrscheinlich so nie gemacht hätten. Die beiden sind äußerst unterschiedliche Typen und dementsprechend ist auch ihre Ausrichtung: Steve ist eher der Poppiger Typ (u.a. Robbie Williams) und bei Dave klingt alles ein wenig düsterer/melancholisch. Aber es funktioniert trotzdem sehr gut - wir haben das beste von beiden Seiten miteinander verbunden auch wenn die Tracks zum Teil doch stark unterschiedlich klingen, so wollten wir das auch haben.




Die Bedeutung des Album Titels "AURA": Gibt es einen tieferen Sinn oder eine bestimmte Idee hinter dem Ganzen?




Eigentlich ist dies nicht so wahnsinnig tiefsinnig gedacht. Wir wollen es eigentlich der Phantasie oder den Gedanken der Fans und Hörer überlassen, was sie beim Anhören der CD empfinden bzw. mit diesem Titel verbinden möchten. Die Hauptintension von "AURA" sollte die Begriffe "einfach" und "positiv" beinhalten.




Würdet ihr zustimmen, daß AURA eher wieder mehr richtiger Gothic Rock ist, da meiner Meinung nach die letzten Alben doch etwas mehr als Popmusik zu bezeichnen sind?



Ja vielleicht oberflächlich schon ein wenig aber bei genauerer Betrachtung dann doch eher nein, weil wir nie von vorne herein mit der klaren Absicht herangegangen sind .... jetzt muß die Musik rockiger und da vielleicht mehr glatter/poppiger klingen. THE MISSION waren zwar schon immer etwas düster melancholisch ausgerichtet aber trotzdem nie so ganz die "echten" Düsterrocker, die zum Lachen in den Keller gingen. Wir haben schon immer etwas mehr mit den verschiedenen "Ausdrucksformen" gespielt. Es hängt ganz von unserer eigenen Stimmung ab und so wird dann auch die CD von ihrer Klangfarbe her gesehen, bestimmt.




Auf der mir vorliegenden PROMO-CD sind lediglich 8 Stücke vertreten (das ausführliche Review folgt ebenfalls demnächst bei MI) - wieviel werden auf der endgültigen Version zu hören sein und wann kommt "AURA" in die Läden?





Wir haben den Endmix gerade erst kurz vor dieser Tour beendet und es werden jetzt definitiv 14 Songs darauf enthalten sein (ca. 64 min.) und das Releasedatum wird so viel ich weiß der fünfte November sein.





Nun seid ihr jetzt auf Tour mit HIM - wie seid ihr überhaupt zusammen gekommen und mögt ihr wirklich die Musik von Valo?





Wayne: Ich habe Ville letztes Jahr bei einem Openair (Mera Luna) kennengelernt und wir standen seit dem per e-mail in Kontakt. Es war wohl so, daß er mit unserer Musik und auch THE CURE große geworden ist und er uns unbedingt dabei haben wollte. Er ist wirklich ein großer Star, mit allem was man sich darunter so vorstellt, er hat eine großartige Stimme und macht eine gute Live-Show aber die Musik finde ich ehrlich gesagt nicht ganz so toll.




Wie gefällt euch die Tour bisher, seid ihr zufrieden und wie kommt ihr mit dem doch etwas anderen jüngeren Publikum klar, die THE MISSION eigentlich gar nicht mehr so recht kennen?





Nun bisher läuft´s echt gut für uns, die Reaktionen sind nur positiv - Gerade dieses andere Publikum ist eine tolle Chance für uns die Musik von THE MISSION wieder bekannter zu machen. Und mal ehrlich wann hat man schon die Chance vor so vielen schönen Mädchen zu spielen?




Was die Jungs dann bei ihrem einstündigen Konzert so alles live geboten haben könnt ihr im ausführlichen Konzertbericht von THE MISSION & HIM nachlesen.