Interview:

2011-02-21 The Carrier

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THE CARRIER haben mit ihrer zweiten Headliner-Tour das neue Jahr krachend eingeläutet und bewiesen, dass die Songs ihres neuen Albums „Blind To What Is Right“ auch Live bestens funktionieren. Gitarrist Alex gab Auskunft über die Tour an sich, das Leben in Boston und die Zusammenarbeit mit Deathwish Inc. Interview Anfang des Jahres wart ihr zum dritten Mal in Hamburg – eigentlich zum zweiten Mal, denn eure Show mit KILLING THE DREAM im Januar 2009 wurde ja sehr kurzfristig abgesagt. Wie war die diesjährige Show im kleinen Saal des Hafenklang für dich?



Hamburg ist ein toller Ort, um Shows zu spielen. Wir hatten da eine tolle Zeit! Es gibt sogar ein Video davon, was bei YouTube
zu finden ist:



Wie lief denn die Tour insgesamt? Es war ja eure zweite Headliner-Tour in Europa, hat sie da auch eure Erwartungen erfüllt?



Die Tour war tatsächlich sehr kurzfristig zustande gekommen, weswegen wir nicht wirklich einschätzen konnten, wie sie verlaufen würde, als wir uns auf den Weg machten. Nichtsdestotrotz war sie großartig, alle Shows waren toll und wir eine ebenso tolle Zeit. Genau genommen hatten wir sogar eine zu gute Zeit. Es war sehr hart, sich danach wieder auf die Realität einzustellen, als wir wieder zuhause waren.



Welches war denn die beste Show der Tour?



Die ganze Band ist sich einige, dass die Show in Belgien die beste war – der Laden war unglaublich gut und total voll. Es gab große Scheinwerfer am Dach und die Kids sprangen übereinander weg. Es war wild!



Nimmst du dir Zeit für Sightseeing, wenn ihr auf Tour seit?



Wir machen das immer, wenn wir die Chance dazu bekommen. Bei dieser Tour haben wir einen Spaziergang durch Prag machen können und die ganzen coolen Dinge dort gesehen. Wir haben die Berliner Mauer erneut gesehen (it was rad) und ein paar andere Sachen. Ich würde das gerne öfter machen, aber leider geht viel Zeit für das Fahren drauf.



Wie bringst du denn die Zeit während der langen Fahrten rum? Einen Nightliner habt ihr ja als DIY-Band nicht am Start, da fehlt dann ja einiges an Luxus…



Die Vans mit denen wir in Europa touren, sind sehr viel komfortabler als die in den USA. Die europäischen Sprinter haben fast immer einen Loft als Schlafraum und einen Fernseher eingebaut. Die meiste Zeit schlafen wir einfach oder reden miteinander – Blödsinn erzählen und so was.



Ihr habt nach der Euro-Tour ja noch eine kurze Tour in den Staaten gespielt, oder? War bei dem fürchterlichen Wetter sicher ein Spaß…



Nicht ganz: die einzige Show, die wir seitdem gespielt haben, war unsere Record Release-Show. Wir haben keine weiteren Touren gemacht, aber angesichts des Wetters war das nicht so schlecht.



Wie lange habt ihr an den Songs zu “Blind To What Is Right” gearbeitet? Trägt jedes Bandmitglied zum Songwriting bei?



Das Album hat uns länger beschäftigt, als wir wollten, aber schlussendlich sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Das Songwriting machen normalerweise unser Drummer und ich. Für dieses Album allerdings hat uns unser anderer Gitarrist Tim (der die Band leider kürzlich verlassen hat) viel zum Songwriting beigetragen. Anthony kümmert sich normalerweise um die Texte, wenn die Musik geschrieben ist.







Das Album behandelt die Angst davor, nicht zu wissen, wohin man im Leben kommen wird. „Blind To What Is Right“ als Titel unterstreicht das: die Schwierigkeit, die entstehen, wenn man versucht, seinen Sinn im Leben zu finden. Es sind noch einige andere Ideen, die aufgegriffen werden, aber das ist im Grunde das wiederkehrende Thema des Albums. Das Konzept ist sehr ambitioniert, aber definitiv auch etwas, mit dem sich viele Leute auf einer persönlichen Ebene assoziieren können.
Texte sind für uns definitiv ein wichtiges Element, genau wie Ehrlichkeit und die Übermittlung durch den Sänger. Ich bevorzuge einfachere Texte, da so meiner Meinung nach Emotionen einfacher vermittelt werden können. Schaut euch als Beispiel dafür „Spit My Last Breath“ von BLOOD FOR BLOOD an, dass einen sehr einfachen Inhalt hat, aber die Botschaft kommt rüber, auf eine dunkle und verstörende Art und Weise. Ich denke, dass mich diese Art von textlicher Zugänglichkeit bei vielen Bands anspricht.
Sind denn die Hardcore Kids von 2011 noch an Texten interessiert, was meinst du?



Ich denke schon. Es gibt natürlich immer Kids, die zum Hardcore (oder jede andere Form von Musik in dem Sinne) aus den falschen Gründen kommen. Und genauso gibt es Bands, die Musik schreiben, der jegliche Substanz fehlt. Aber das ist nicht immer der Fall. Ich denke, dass Hardcore 2011 stolz drauf sein kann, was es geschaffen hat. Es gibt viele Bands, die sehr fesselnde Musik geschrieben haben, und sehr viele leidenschaftliche Fans.



Wie weit interessieren euch mit dem Hardcore verwandte Themen wie Tierrechte, Straight Edge, Antirassimus, Antisexismus…?



Keiner von uns ist vegan oder Edge, aber wir urteilen nicht über den Lebensstil anderer Menschen. Und wir beurteilen niemanden aufgrund seiner Rasse, Geschlecht, Religion oder sexuellen Orientierung. Wir hängen mit jedem ab, der mit uns abhängen will!



Stichwort abhängen: gibt es andere Bands aus dem schönen Boston, mit denen ihr genau das macht?



Einige unserer Freunde spielen in THE BONUS ARMY – wer die noch nicht kennt, muss sie auf jeden Fall mal testen!



Was hältst du von der BLOOD FOR BLOOD-Reunion?



Ich denke, dass es toll ist, dass sie wieder unterwegs sind, ich bin sehr neidisch, dass sie nur eine Europa-Tour gemacht haben. Viele Leute scheinen angefressen davon zu sein, dass Rob nicht mehr dabei ist, was ich verstehen kann. Aber auch wenn die Situation nicht optimal ist, ist es immer noch toll! Ich hoffe, dass sie bald auch in Boston spielen werden!



Wie ist das Leben in Boston? Es ist ja eine recht kleine Stadt, auch wenn die Metropolitan Area sehr groß ist…



Um es deutlich zu sagen: wir leben alle in den Außenbezirken der Stadt, sind aber oft in Boston selbst. Boston ist eine großartig Stadt, sicherlich meine Lieblingsstadt, auch wenn ich da natürlich ein wenig voreingenommen bin. Ich denke, dass mehr Leute Bands aus Boston wahrnehmen, während leider viele Bands keine Aufmerksamkeit bekommen, da sie nicht direkt aus Boston kommen. Und, was dir viele Leute hier bestätigen werden, viele Bands werden sagen, dass sie aus Boston stammen, selbst wenn sie zwei Autostunden entfernt leben. Es wird als eine Art Markenname genutzt, was irgendwie witzig ist.







Von den Filmen ist sicherlich „The Town“ der treffendste, wenn es darum geht, Bostons kulturellen Aspekte darzustellen. „The Departed“ ist auch sehr interessant, da es ja eine wahre Geschichte aufgreift, die so in Boston passiert ist. Auch wenn Matt Damon es mit dem Bostoner Akzent übertreibt, wirklich sehr.



Es ist sicher auch sehr angenehm, dass euer Label in der gleichen Stadt beheimatet ist, oder?



Es ist auf jeden Fall toll, so nah bei Deathwish Inc. zu wohnen. Sie sind gute Freunde von uns. Wir sind oft in ihren Büros, um ihnen beim Verpacken von Platten zu helfen und mit ihnen rumzuhängen. Sie sind mit sehr viel Herzblut bei der Sache und sind stark dafür verantwortlich, dass wir touren und Platten veröffentlichen können. Außerdem können sie mit unserem Blödsinn umgehen, den wir oft machen.



Was sind eure Pläne für 2011?



Wir wollen ausgiebig durch die USA und Europa über den Sommer touren. An neuen Songs arbeiten wir auch schon, auch wenn es noch eine Zeit dauern wird, bis das Material ans Tageslicht kommen wird.



Weise Worte?



Check out our new record, “Blind To What Is Right”. We hope you enjoy it. Support Deathwish; support your local hardcore scene. Thanks for reading.


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