Interview:

2009-02-15 The Blackout Argument

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THE BLACKOUT ARGUMENT haben 2009 mit einem Paukenschlag eingeläutet und mit „Remedies“ ihr bis dato bestes Album veröffentlicht. Da geht es zur Belohnung auch gleich auf Tour mit THIS IS HELL – was sich Gitarrist Chris davon verspricht, wie schnell seine Band neue Songs schreibt und wie ein Veteran der deutschen Hardcore-Szene die aktuellen Trends sieht, gibt es hier zu lesen… InterviewErstmal Glückwunsch zum neuen Album - "Remedies" ist ja richtig gut
geworden! Seid ihr selbst auch zufrieden mit dem Ergebnis?



Vielen Dank! Ja wir sind selbst auch sehr zufrieden. Etwas Ähnliches wird dir jeder Musiker über sein neuestes Machwerk erzählen, schließlich wäre es ziemlich kontraproduktiv zu sagen „Unsere neue Platte ist ‚ok’ aber so richtig geil find ich sie nicht!“ hahaha! Nein im Ernst, wir stehen WIRKLICH drauf, es ist alles genauso geworden wie wir es uns gewünscht haben und wir haben alle das Gefühl mit „Remedies“ dort angekommen zu sein, wo wir hin wollten.




Wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet? Habt ihr deutlich mehr Songs
geschrieben, als letztlich auf dem Album zu finden sind?



Eigentlich gar nicht so lange, ich schätze mal 2-3 Monate. Wir sind recht schnell mit Songwriting, seit Bandgründung haben wir schon über 40 Songs geschrieben und ja bekanntlich 3 EPs und 2 Alben veröffentlicht. Wir sind ein eingespieltes Team und bei uns gibt es nicht viele Diskussionen darüber in welche Richtung unsere Songs gehen sollen. Wir tun es einfach anstatt breit und lange drüber zu diskutieren *lacht*. Richtig, wir hatten für „Remedies“ ca. 17 Songs zur Auswahl wovon es 13 bzw. 14 aufs Album geschafft haben. Das war uns dieses Mal enorm wichtig, weil wir bei „Decisions“ das Gefühl hatten dass die Songs zwar in sich schlüssig und auch cool waren, aber teilweise auf dem Album einfach nicht zusammen gepasst haben.




Geht euch das Songwriting mittlerweile leicht von der Hand?


Eigentlich schon seit Tag 1. Ich erinnere mich an die ersten Proben mit unserem Drummer Phil (wir beide haben die Band gegründet), wir hatten gleich nach den erste 2-3 Proben die ersten Songs fertig und waren auch sehr bald dran diese aufzunehmen. Songwriting war bei uns nie ein Problem.





Habt ihr schon im Vorfeld eine Idee, wie ein Song klingen soll oder wie
das ganze Album klingen soll? Oder legt ihr euch beim Songwriting nicht
fest, sondern schaut einfach, was dabei rumkommt?



Beim Songwriting passiert das mehr oder weniger unterbewusst. Klar, wir haben alle unsere eigenen Faves und konkrete Vorstellungen aber ein Song ist immer ein „Kompromiss einer Band“ und bei The Blackout Argument sieht es so aus als wären alle glücklich mit dem was raus kommt. Natürlich schmeißen wir auch mal was über Board, das keinem von uns gefällt, aber in den meisten Fällen sind alle super happy mit dem Ergebnis.
Was das Album betrifft so hatten wir schon konkrete Vorstellungen, die gingen aber eher in Richtung einer allgemeinen Grundstimmung als konkret ins Songwriting rein. Wir wollten ein Rock-Album schreiben, ohne viel Schnörkel und Firlefanz. Einfach gerade aus nach vorne.





Wo habt ihr "Remedies" aufgenommen? Wie lange wart ihr im Studio? Macht dir die Studioarbeit Spaß?


Für Remedies waren wir insgesamt über 2 Monate im Studio. Die Drums haben wir in München recorded im Studio unseres Schlagzeugers. Für Gitarren und Gesang sind wir nach Malgersdorf in die Primetime Studios gegangen, das ist im tiefsten Bayern, vollkommen isoliert vom Rest der Welt. Bass dann wieder in München bei Suiseidl Recordings, wo wir das ganze dann auch gemischt haben. Zum Mastern haben wir es zu Alan Douches / West West Side geschickt.
Studio ist immer beides: Total Fun und Erfüllung und grösster Stress und / oder Langeweile. Das ist ein ziemliches Gefühlskarusell und manchmal nur schwer auszuhalten. Im großen und ganzen hatten wir aber eine Menge Spass, vor allem ist es super spannend zu sehen, wie aus ein paar Proberaum-Songs ein Album entsteht, was am Ende tausende Leute hören!





Ihr werdet mit DEAD SWANS und THIS IS HELL auf Euro-Tour gehen. War
erhoffst du dir davon?



Eine Menge Spass!! Ich denke, die Tour wird sowohl menschlich als auch musikalisch extrem gut passen. Wir kommen an viele Orte, an denen wir bisher noch nicht waren mit der Band (z.T. ich selbst als Musiker oder Tourist NOCH NIE!) worauf ich mich auch sehr freue. Natürlich wird’s auch anstrengend aber aus dutzenden vergangenen Touren weiss ich, dass die 30 Minuten auf der Bühne jeden Abend alle Qualen des Tages wieder wett machen *lacht*





Hast du eure beiden Tourpartner schon mal live gesehen?


Yep, mit THIS IS HELL haben wir 2007 auf der Never Say Die Festival Tour einige Shows gespielt. Eine extrem coole und beeindruckende Live-Band. DEAD SWANS hab ich noch nie gesehen, höre aber nur gutes über die Band und ihre Live-Qualitäten. Sollte also ein Package mit Power im Sack werden *lacht*





Habt ihr weitere Tourpläne für 2009? Vielleicht auch in den USA?


Bisher noch nicht. Wir versuchen natürlich, auch nach der THIS IS HELL Tour noch maximal viele weiter Shows / Touren zu spielen 2009, mal sehen was sich ergibt. Eine US Tour wäre natürlich der hit!





Wird eure Platte auch in den USA erscheinen? Wie wichtig ist der Markt
für euch?



„Remedies“ erscheint auch in den USA, allerdings nur digital. Der physische Vertrieb von europäischen Tonträgern in den USA wird immer schwieriger weswegen die meisten Labels auf den digitalen Vertrieb umsteigen. Das ist ok für uns, so lange die Platte über Plattformen wie iTunes oder Allmusic erhältlich ist und die Kids ran kommen, wenn sie Interesse haben. Der US Markt ist sicher nicht so wichtig für uns, wie der Europäische, aber die Veröffentlichung unserer Gratis-Online EP „Smile Like A Wolf“ letztes Jahr hat gezeigt, dass auch viele Leute aus Übersee Interesse an der Band haben. Zumindest kam ein gutes Stück der Downloads aus den USA.





Wie oft gehst du selbst noch zu Shows?


Puh, das variiert ganz stark. Mal sind es 1-2 Shows pro Woche, mal 2 Monate gar nichts. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mit meiner eigenen Band schon genug Musikzirkus. Wenn ich also mal auf ne Show gehe dann primär, um Freunde zu treffen. Es gibt auch nicht mehr viele Bands, die mich Live wirklich vom Hocker hauen, aber ich denke das ist der Gang der Dinge und ich bin der Letzte der anfängt zu erzählen, dass früher alles besser war und so’n Bla Bla.


Was hältst du von den neueren Entwicklungen wie Violent Dancing?


Das ist eigentlich gar keine neue Entwicklung. Wenn du dir alte Cro-Mags Videos anguckst, wirst du sehen, dass die Leute reihenweise mit Platzwunden und gebrochenen Knochen aus dem Pit gekommen sind. Ich habe sogar das Gefühl, dass die Hardcore-Szene in ihrem Ursprung deutlich bedrohlicher und gewaltvoller war als sie es heute ist. Das ganze hatte mehr Wut, mehr Verzweiflung und mehr Aggressivität die sich auf Shows ganz massiv entladen hat. Wenn du heute auf eine Show gehst, dann ist dieses „Violent Dancing“ eher so eine Art Sportgymnastik. Mag sein, dass ich falsch liege aber mir kommt es so vor als ginge es dabei primär um Selbstdarstellung der Akteure und nicht darum, wirklich aufgestaute Wut und Frust los zu werden. Ich bin großer Befürworter von komplett ausrasten und durchdrehen auf Hardcore-Shows. Das ist etwas Positives, Befreiendes. Etwas an dem auch alle im Publikum teilnehmen können. Das hat aber nix mit den durchgestylten Mortal-Kombat Fatality Moves zu tun, die man heutzutage auf Shows sieht.





Hardcore und die ganzen verwandten Spielarten boomen im Moment ja
ziemlich - ist das gut oder schlecht?



Das ganze kommt immer in Wellen und die letzten Jahre gab es einige davon. Die aktuelle Welle (hauptsächlich getragen von der Fusion aus „Metal“ und „Hardcore“) hält sich jetzt aber schon eine ganze weile. Auf der einen Seite ist es sehr positiv, weil dieser Trend vielen coolen Bands die sich z.T. jahrelang den Arsch aufgerissen haben die Möglichkeit gibt, endlich einen gewissen kommerziellen Erfolg zu verbuchen. Auf der anderen Seite entfernt sich die ehemalige Subkultur über diese kommerzialisierung immer mehr von ihren Wurzeln. Ideale wie „Think For Yourself“, „DIY“, politische Inhalte oder authentische Emotionen rücken immer mehr in den Hintergrund und Shirts, Tattoos und der richtige „Style“ in den Vordergrund. Aber es ist so wie es ist und bisher hat sich die Hardcore-Szene immer selbst gereinigt und hat zu ihren Wurzeln zurückgefunden. Ich denke das wird auch dieses mal passieren.





Und ein paar letzte Worte, Grüße, Shoutouts?


Hey, danke für das coole Interview, hat Spass gemacht! Wir laden alle Leser dazu ein, uns zu schreiben. Viele Bands nervt das ab, aber wir haben Bock drauf, mit Euch in Kontakt zu treten also zögert nicht, uns eure Meinung mitzuteilen oder einfach mal nur „hi“ zu sagen, egal ob auf ner Show, via Myspace oder sonst wie.




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