Interview:

2010-09-27 Street Dogs

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Die STREET DOGS sind unermüdlich: Seit Jahren sind sie quasi auf Dauer-Tour, die sie nur ab und zu unterbrechen, um zwischendurch ein neues Album aufzunehmen. So ist auch die neueste Scheibe entstanden, die jedoch mehr als deutlich zeigt, dass den Bostonern über die Jahre keinesfalls die Puste ausgegangen ist, sondern sie sogar noch an Energie zugelegt haben. Gitarrist Tobe Bean III gab uns Auskunft über die Aufnahmen und die Bedeutung des Albums, die musikalischen Einflüsse der Band und seine neue Flamme.InterviewEuer letztes Album „State Of Grace” ist vor zwei Jahren erschienen. Was habt ihr seitdem so getrieben?


Touren, touren, touren, eine kleine Pause gemacht, um ein neues Album aufzunehmen, und danach noch etwas mehr getourt. Es fühlt sich für mich wirklich nicht so an, als ob wir überhaupt eine Pause gemacht hätten.


Euer neues Album ist selbst betitelt. Hat es eine besondere Bedeutung für euch?


Absolut! Als wir angefangen haben, für das Album Songs zu schreiben und Demos aufzunehmen, haben wir gemerkt, wie wir immer mehr in Fahrt gekommen sind. Als das Album anfing, Form anzunehmen, haben wir gefühlt, dass wir wirklich das Album geschrieben hatten, das uns bis heute am meisten repräsentiert, eine alles umfassende, rohe Punkrock-Platte. Wir sind immer schon dafür bekannt gewesen, eine extrem energetische Live-Band zu sein, und wir haben gespürt, dass wir möglicherweise eine Platte gemacht haben, die unsere Live-Show widerspiegelt.


Das Album beginnt mit einem Dudelsack-Intro, und es gibt auch einige weitere Songs, die deutlich durch irischen Folk beeinflusst sind. Wie wichtig ist irische Kultur für euch und eure Musik?


Sie ist natürlich wichtig, aber genauso sind es andere Genres und Kulturen, die in unser Songwriting einfließen. Wir alle kommen aus verschiedenen Backgrounds, und wenn man genau hinhört, wird man neben dem Irish-Folk-Einfluss auch Country, amerikanischen Folk, Thrash, Hardcore, Old School-Punkrock und mehr heraushören.


Eure Musik scheint immer mehr auch durch Singer-Songwriter beeinflusst zu sein. Siehst du das genauso?


Natürlich! Toll, dass du das bemerkt hast! Wir alle sind große Fans der klassischen Singer-Songwriter, Steve Earle, Billy Bragg und anderen. Das war der Ausgangspunkt vieler unserer Songs: einfach nur ein Typ und eine Gitarre.


Auf „State Of Grace” waren die Songtexte weniger politisch als auf den Alben davor, sondern wirkten persönlicher. Was ist der Schwerpunkt der Texte auf dem neuen Album?


Auf dem neuen Album geht das total querbeet. Wir nehmen Politik in Angriff, die Schwächung der amerikanischen Wirtschaft und finanzieller Vampire wie dieses Arschloch Bernie Madoff, die Notwendigkeit von Gewerkschaften und fairen Löhnen sowie Übel wie Wal Mart oder die Medien und den Müll, den sie behandeln, anstatt der Themen, die unsere Welt wirklich betreffen. Puh… es gibt sogar noch mehr, aber um alles aufzuzählen, würde ich den ganzen Tag benötigen.


Wie war die Studioarbeit? Gab es Unterschiede zu den vorherigen Aufnahmen?


Dieses Mal war es wirklich anders. Wir haben uns in Fort Collins in Colorado im berühmten Blasting Room verkrochen. Jason Livermore und seine Crew sind die effizientesten Typen, mit denen wir jemals zusammengearbeitet haben. Wir hatten drei verschiedene Räume, in denen durchgehend Betrieb war. Wir konnten in einem Raum Gitarren einspielen, in einem anderen Tracks bearbeiten und im dritten die Vocals aufnehmen, und wir haben es trotzdem immer geschafft, pünktlich zur letzten Runde in der Bar downtown zu sein.


Wird es immer einfacher, neue Songs für ein Album zu schreiben, oder wird es schwieriger?


Ich glaube, dass das davon abhängt, wo wir jeweils als Menschen stehen und was auf der Welt passiert. Schlechte Präsidenten und eine beschissene Wirtschaft machen es einem wirklich einfach zu schreiben! Ha ha… Als Bush noch im Amt war, hat Fat Mike einmal gesagt: „Ich glaube, W. und Reagan waren großartig für Punkrock!“


Wie schreibt ihr eure Songs?


Das ist immer unterschiedlich. Manchmal kommt jemand mit einem guten Riff an, oder manchmal fällt Mike auf einmal eine gute Gesangslinie ein, worauf er Rioux anruft und sie auf den Anrufbeantworter singt. Mike schreibt die meisten Texte, und er trägt die Melodien bei. Rioux ist ein großartiger Songwriter und bringt Ideen ein, und wir alle bringen weiteren Input im Proberaum ein.


Während der letzten zwei Jahre seid ihr mit THE OFFSPRING, dem ALAKALINE TRIO und ANTI-FLAG getourt, ihr habt aber auch Headliner-Touren gespielt. Was war wichtiger für euch, die Konzerte als Support oder die Headliner-Shows?


Wir lieben es, Headliner zu sein und unsere eigene Party zu schmeißen. Aber andere Acts zu supporten, ist auch großartig, weil das eine sehr gute Gelegenheit ist, neue Fans zu gewinnen.


Was ist das Wichtigste, das du auf Tour erlebt hast?


Als ich in Japan meine umwerfende Freundin kennen gelernt habe: Liza Graves von CIVET. Sie sind auch bei Hellcat Records, und wir haben uns schon eine Weile gekannt, aber als sie mit uns und FLOGGING MOLLY nach Japan kamen, hat es mich total erwischt und ich dachte: „Oh shit! Das ist die Frau für mich!“ Sie wollte davon natürlich gar nichts wissen, aber nach ein paar Monaten hatte ich sie erobert, und jetzt leben wir glücklich zusammen in Kalifornien. Äh, habe ich diese Geschichte gerade wirklich erzählt…?


Was bedeutet Punkrock für dich?


Es ist eine alles umfassende Gegenkultur! Eine Lebensart, ein Musikstil, eine Einstellung… Joe Strummer hat es am besten ausgedrückt, als er sagte: „In fact, punk rock means ‚exemplary manners to your fellow human being’.“


Ist die Punkrock-Szene in Boston immer noch so vital, wie sie zu sein scheint?


Natürlich ist sie das! Es gibt viele großartige Künstler und Bands, die immer noch am laufenden Band tolle Musik produzieren: THE HAVE NOTS, Bryan McPherson, die DROPKICK MURPHY’S, Jason Bennet and THE RESISTANCE, die DEAD FRIENDS, THE CONTINENTAL… und so weiter.


Wann werdet ihr wieder nach Europa kommen?


Wir planen eine große Package-Tour ab dem späten Januar und über den gesamten Februar. Stay tuned!


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