Oh Gott, das war mein bisher mit Abstand schwerstes Interview. Nachdem ich erfahren hatte, dass Speed ID nach Deutschland kommen und dann auch noch nach Stuttgart, ließ ich mich natürlich nicht zweimal bitten, ein Interview mit Japans "Visual Kei" Band Nummer 1 zu führen. Während die drei auf der Bühne doch eher an Paradiesvögel erinnerten, sind sie doch abseits des Rampenlichts total lieb und sympatisch. Das einzige Problem waren meine nicht ganz so perfekten Japanisch Kenntnisse und die nur sehr spärlich vorhandenen Englischkenntnisse von Speed ID. Mit Hilfe von Joelen, dem Labelchef von C.O.D.E., Bommel, u.a. DJ vom Club Inside(RoFa), der Managerin von Speed ID, sowie der mentalen Unterstützung von Andrea und Dani, gelang es mir doch noch, ein paar ganz interessante Fragen zu stellen. Klar, sehr tiefgründig war das Gesräch nicht, aber es war lustig! Ich sprach mit Euro, Marquee und Hal über ihre Musik, ihre CD, Japan nun noch so einiges mehr..InterviewIhr seid bisher in Deutschland noch nicht so bekannt, könnt ihr etwas über die Bandmitglieder erzählen?
Oh ja, gut! Die Deutschen sind sehr freundlich und nett zu Fremden, aber wir verstehen die Sprache leider nicht! Die Stadt in der wir hier sind (Anm. d. V.: Stuttgart) ist wunderschön, die Gothic Szene sehr verbreitet.
Und was ist jetzt mit der Band, der Bandhistory?
Also, Henry Lee Euro (Vocals) und J.P. Hal. J. (Keyboard, Drums) sind Brüder. Sie hören seit Anfang der 90er diese Musik. Und der dritte, Marquee, kam später dazu. Wir haben ihn in eine Spielhölle getroffen. Er ist ein wirklich genialer Videospieler und hat uns alle bei Streetfighter fertiggemacht. Wir haben uns sofort gut verstanden und daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Und irgendwann hat er dann bei uns mitgespielt...
Was hat sich seit der letzten CD verändert?
Das ist die erste CD mit dieser Besetzung. Euro hat ja Joelen gekannt, dieser wiederum hat viele Freunde in Europa und Deutschland, und deshalb kam auch eine Zusammenarbeit zustande. Schon bevor wir das Album aufnahmen kamen wir in Kontakt und dann ging alles ganz schnell. Wir wollten dies schon verwirklichen aber wir nie eine Gelegenheit dafür, und Joelen hat uns dann die Chance gegeben, eine CD zu veröffentlichen. Wir haben uns bei C.O.D.E. gleich wohlgefühlt und konnten unsere Ideen endlich realisieren.
Warum habt ihr Euch für englische Vocals entschieden?
Uns ist die Poesie der Texte sehr wichtig. Da hier niemand japanisch versteht, stand für uns von Anfang an fest, diese Sprache wählen. Das um das es in den Songs, wollen wir jedem nahebringen und wenn wir ausschließlich japanisch singen, versteht uns ja keiner! Wir möchten mit unseren texten eine Botschaft übermitteln.
Wer schreibt denn die Texte bei Euch, von wem sind die Ideen?
Euro schreibt die Texte. Da er aber nur japanisch spricht, geben wir die Texte in einen Computer ein und der übersetzt sie dann!
Na gut, mal zu der Frage, die mich am meisten interessiert: Was ist "Visual Kei"?
Angefangen hat es vor gut 10 Jahren. Wir waren damals noch sehr jung, Euro hat damals die Musik gehört, die damals hier als Gothic Punk bezeichnet wurde, Bands wie Nina Hagen, The Doors, Portishead ohne zu wissen, dass es Gothic war, wir hatten keine Ahnung, was die ganze Wave und Gothic war, und trotzdem ist es eine Art Antwort auf diese Bewegung in Europa. Der Name "Visual Kei" wurde von den Hörern erschaffen, die ja nicht wußten, was sie hörten, sondern nur sahen, was sie eben auf der Bühne sahen. So entstand diese Musik.
Eure Musik ist extrem, vielleicht sogar verrückt. Wie würdet ihr sie beschreiben?
Die Texte sind uns wie gesagt sehr wichtig. Die Musik ist unser Leben, WIR sind die Musik, wir leben den "Visual Kei".
Ihr mischt sehr viele verschiedenen Stile in Eurer Musik. Glaubt ihr nicht, dass es der Musik schaden kann?
Wir haben die Musik aus Europa und Amerika gehört und das genommen, was uns gefallen hat. Die Musik ist ein Querschnitt über alle Musikrichtungen, die uns gefallen.
Eure Musik wird ja oft mit Marylin Manson verglichen...
Wir lieben ihn. Es macht uns gar nicht aus, wenn uns jemand mit ihm vergleicht, ganz im Gegenteil. Er ist absolut bekannt und beliebt in Japan wie kaum ein anderer Sänger. Aber: Wir waren vor Marylin Manson da, er kopiert uns, nicht wir ihn, aber er hat eben mehr Erfolg.
Ihr singt in eurem aktuellen Album "Unholy Nights" über einen Mord. Wie kam es zu diesem Thema?
Die beiden Brüder Euro und J.P.Hal P. wuchsen ohne ihre Eltern auf. Ihr Leben war sehr hart und schwer. In der Familie war die Kommunikation sehr schlacht und wir stritten oft. Wir verstehen gut, was ein Mörder fühlen muß, wenn er einen Menschen umbringt. Wir können die Emotionen sehr gut auf unsere Musik übertragen, da wir oft ähnlich fühlten und dachten.
Ist dieser Mord echt geschen? Könnt ihr etwas darüber erzählen?
Ja, es geht um den amerikanischen Massenmörder Henry Lee Lucas. Außerdem haben uns Vampire, Werwölfe und diese ganzen Themen immer sehr interessiert. Wir haben uns außerdem mit einigen japanischen Mördern beschäftigt (Anm. d. Verf.: Sorry, aber die Namen habe ich nicht verstanden...).
Ihr hatten einen Nummer 1 Hit in Japan, denkt ihr, dass es auch hier einen solchen Erfolg geben wird?
(lachen) Nein, ein Nummer 2 Hit würde reichen!
Werden wir Euch demnächst auf einer Tour in Europa sehen?
Ja, im Juli werden wir Konzerte auch in Deutschland spielen, für dieses Konzert sind wir ja extra von Tokyo hierher geflogen.
Neues Album?
Frühestens 20001.... Es laufen aber noch keine weiteren Planungen.
Wie wichtig sind Euch die Reaktionen der Fans und der Presse?
Uns interessieren alle Reaktionen und uns sind die Meinungen anderer Menschen über unsere Musik sehr wichtig. Jeder guckt Fernsehen oder liest Magazine, daher ist es auch wichtig, was die Presse so über uns denkt.
Müssen die deutschen Hörer noch irgendwas von Euch wissen, was wir hier vergessen haben?
Wir kommen wieder! Dann werden alle sehen können, was wir machen und das es uns gibt! Wir können immernoch nicht glauben, was passiert ist, alles ging so schnell. Deutschland wir lieben Dich! Think Gothic!
