Interview:

2009-07-20 Shakra

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Die Schweizer Hardrockformation SHAKRA hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Konstanz in punkto qualitativ hochwertiger Alben an den Tag gelegt. Gegenüber der international erfahrenen einheimischen Konkurrenz aus dem Hause GOTTHARD liegt nun nicht mehr viel Abstand, man ist da beinahe fast gleichauf. Auch die aktuelle Langrille "Everest" untermauert dies eindrucksvoll. Mitten in diese Glückseeligkeit kam jetzt die überraschende Nachricht, dass der bisherige Sänger gegen Ende des Jahres aussteigt. Das Interview wurde mit Rhythmusgitarrist Thomas Muster geführt, weitere Infos außer das es anscheinend (welch Überraschung) um's liebe Geld über eine Vermarktungsfirma geht, will die Band derzeit leider nicht kommentieren. Wir bleiben aber weiterhin für unsere Leser dran und werden alle brennenden Fragen und natürlich die Antworten dazu demnächst veröffentlichen.<br>Interview


Hallo wie schaut's bei euch gerade so aus - was treibt Ihr (außer Reihenweise Interviews geben) bzw. womit seid ihr beschäftigt?





Hi! Also die ersten Everest-Shows in Europa sind ja schon vorbei und auch die Interviews werden bereits weniger…und die nächsten Shows hier in der Schweiz sind schon die Sommer-Festivals. Allerdings vor allem natürlich an den Wochenenden. Na ja, der Rest der Zeit wird im Moment gefaulenzt. Schließlich haben wir seit letztem Herbst ziemlich heftig gearbeitet. Ist ja klar wenn dabei ein Everest heraus kommen soll…




Die größten Unterschiede von Everst zum Vorgängeralbum in ein paar Sätzen?





Na ja, es sind andere Songs drauf als auf dem Vorgänger Das müsste ja eigentlich als Hauptunterschied genügen? Ansonsten find ich die Produktion doch ziemlich anders als bei Infected. Klingt alles wärmer obwohl noch längst genügend Heavyness da ist. Und ganz unbescheiden würde ich auch noch Songs wie „Ashes To Ashes“, „Right Between The Eyes“, „The Journey“ oder „Insanity“ als unsere besten bis anhin bezeichnen.




Ich finde die Produktion ist wieder sehr gelungen - wie macht man dass und wer hat euch dabei unterstützt?





Same procedure as every year! Oder wie alle zwei Jahre in unserem Fall. Thom fährt die Produktion fast im Alleingang, wobei er unser Dreinreden bei bestimmten Dingen wohl eher als störend empfindet und nicht so sehr als Unterstützung Aber wenn Du denkst die Produktion sei cool…Klar, das nehmen wir so an, sehen wir nämlich auch so!





Mir gefällt das etwas epische und aus dem rahmen fallenden "The Journey" am besten gibt es zukünftig mehr solche Sachen von euch zu hören? Um was geht es denn bei dem Track genau?





Der Titel bezieht sich hier nicht allein auf den Text, eher beschreibt er den Song als Ganzes, also maßgeblich auch die Musik. Ich meine da gibt's ne Menge verschiedener Teile, viel Abwechslung halt, so gesehen nehmen wir die Hörer mit auf eine musikalische Reise. Deshalb der Titel „The Journey“.




Wie seid ihr auf den Albumtitel gekommen bzw. was steckt dahinter und auch zum dem klasse Coverbild mit einer Art Kompass würde uns Details interessieren?





Der Titel entstand auf der Rückfahrt vom letztjährigen Rock Of Ages-Festival. Wir saßen so im Tourbus am Diskutieren wie der Titel denn sein könnte und da sagte unserer Mischer: Gross müsste es klingen, gar riesengroß, so wie der Mount Everest! Und wir alle im Chor: EVEREST! Nur Everest, das ist es!

Ich find eigentlich einen besseren Titel für ein Rock-Album könnte es kaum geben. Auf dem Cover siehst Du diese Windrose, genau. Stell Dir vor Du stehst auf dem Everest. Du kannst in jede beliebige Richtung sehen, soweit deine Augen sehen können, es gibt keine Grenzen. Auch gegen oben nicht. Eine mögliche Interpretation könnte lauten: Es gibt keine Hindernisse, alles ist möglich!





Also mir hat eure andere Piano Ballade viel besser gefallen als dass etwas zu na ja kitschige "Why" habt ihr dabei abgestimmt was Single oder Video wird?





Na ja, wir kriegen nur mit einer Ballade Airplay. Und Airplay ist ein prima Promo-Instrument. Wir haben ja nicht zu Sony Switzerland gewechselt um möglichst wenig zu verkaufen. Und eben die Leute von Sony fanden, dass Why die perfekte erste Single ist. Also haben wir auch ein Video dazu gemacht. Aber ein zweites Video gibt’s ja auch noch, nämlich von „Ashes To Ashes“. In Deutschland fungiert das „Ashes“-Video ja als weiterer Bonus.




Die nationale Konkurrenz ist mit den sehr erfolgreichen GOTTHARD schon enorm und da man stilistisch sich ziemlich ähnlich ist es sicher sehr schwer für Euch an die spitze zu kommen oder wie seht ihr das?




Stimmt, bis ganz an die Spitze ist’s schwer. Ich meine Gotthard sind auch nicht irgendwer. Da singt immerhin einer der weltweit geilsten Sänger! Aber wir haben schon ganz ordentlich aufgeholt in den letzten Jahren. Und mit einem Album das Everest heißt kannst ja nur hoch hinaus gehen Immerhin sind wir seit Wochen in den Top10 hierzulande!





Wenn ihr einem neuen Käufer die musikalischen Besonderheiten von SHAKRA gegenüber anderen Hardrockbands erklären müsstet - was würdet ihr antworten?





Musik muss man eben glücklicherweise nicht erklären! Musik muss man hören! Es ist eben nicht wie im Museum wo zwei oberschlaue „Kunstexperten“ darüber diskutieren was der Maler XY mit seinen Bildern wohl ausdrücken möchte! Es gibt eigentlich nur zwei Dinge: Entweder man mag SHAKRA oder eben nicht. Man hört sich „Ashes To Ashes“ an und hat eine gute Zeit oder aber man lässt es sein. So einfach ist das.




Was ist den songmäßig dein Favorit und warum?






"The Journey" gehört ganz klar auch zu meinen Favoriten! Ich mag insbesondere die Wechsel von heavy zu melodiös, das tiefere Tuning und natürlich auch die Länge des Songs. So hat Thom die Möglichkeit sich leadmässig richtig auszutoben. Ich meine er spielt ja wirklich Hammer-Solis und somit darf’s doch ruhig mal etwas länger sein.





Erzählt uns doch ein bisschen vom Songwritingprozess, was da bei euch wie abläuft, und wo ihr das Album eingespielt habt, macht ihr Demos vorher?





Das läuft bei uns seit Jahren schon immer gleich ab. Thom und ich nehmen zu Hause laufend Songideen auf. Danach setzten wir uns zu dritt zusammen und arbeiten an den Gesangslinien. Mark, Thom und ich. Mark schreibt die Texte, während die restlichen vier die Songs zusammen fertig stellen. Da wird jedes Drum-Break genau besprochen, alle Bass-Läufe unter die Lupe genommen, jedes kleine Gitarren-Riff einander erklärt und zu guter Letzt macht Thom noch seine Solis drauf.

Ich mag das zu Hause zu arbeiten. Bei mir steht ein ganz kleines portables Home-Studio rum, da kann ich mit Drum-Computern experimentieren und nach Belieben Gitarren und Bass-Spuren ausprobieren bis mir eine Idee wirklich gefällt. In den allermeisten Fällen hab ich dann auch gleich Gesangslinien im Kopf. Ist schon extrem praktisch diese Arbeitsweise.




Was treibt ihr denn alle Job bzw. berufsmäßig so?





Na Musik machen eben. Bei mir jedenfalls ist das so. Weil ich eben auch die allermeisten Songs schreibe. Unser Drummer arbeitet ca. 50% in den verschiedensten Jobs, unser neuer Basser Dominik studiert noch und Thom betreibt ja sein eigenes Studio wo er auch andere Bands produziert.




Wie würdet ihr euch selbst musikalisch (Stilbeschreibung) einordnen und welche Ziele musikalischer ART habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?




Hmm, traditioneller Hardrock mit modernen Metal-Elementen würd ich mal sagen. Aber ich mag dieses Schubladisieren nicht besonders. www.shakra.ch anklicken, reinhören und sich selber einen Namen für den Stil ausdenken… mir ist’s eher Wurscht was dabei rauskommt Wir wurden bereits mit Nickelback verglichen, mit Motörhead aber auch schon... Das sagt einiges. Jedem seine Meinung halt. Und Musikalische Ziele? Na in erster Linie wollen wir unserem Stil treu bleiben. Ich könnte mir allerdings schon vorstellen wieder sowas wie „The Journey“ zu machen. Mal sehen, das muss sich einfach ergeben. Songs entstehen bei mir in kreativen Momenten. Davon gibt’s bei mir zwar viele, aber planbar ist da kaum was. It happens. Oder eben nicht.





Ihr macht ja auch eine aktuelle Tour zum Album wie viele Termine sind es und wer darf sich als Vorgruppe" präsentieren?




Das werden wohl für dieses Jahr alles in allem etwa 50 Shows werden. Wie gesagt einige größere Sommer-Festivals hier in der Schweiz gefolgt von einer Club-Tour im Herbst/Winter. Europa-Daten sind für den Herbst auch nochmals in Planung, spruchreif ist hier aber noch nichts. Bei den ersten Europa-Daten hatten wir Polution, ebenfalls Schweizer mit dabei, wer das allenfalls im Herbst sein wird? - Keine Ahnung im Moment. Wohl eher keine fixe Vorband.




Stimmt es auch bei euch, dass man mit Plattenverkäufen unter 50.000 so gut wie nichts mehr groß verdienen kann aber bei einer Tour schon?





Also auch wenn ich „nur“ 40'000 verkaufe lebe ich dann sehr, sehr bequem! Na ja, die Zeiten als man ein Vielfaches hätte verkaufen können hab ich gar nicht als aktiver Musiker erlebt. Von daher hab ich den Rückgang eigentlich nicht am eigenen Leib erfahren und kann mich daher auch nicht beklagen. Es ist einfach so wie’s ist und ändern können wir alle nichts daran. Und es ist cool Musik zu machen, daran hat sich seit dem Bau der ersten elektrischen Gitarre nichts geändert!




Was haltet ihr vom Internet so generell, wie ist eure Meinung zu "Copy kills Music" d.h. das Songrunterladen aus dem Netz bzw. das grundsätzliche viele Privatkopieren von CD's?




Es ist Scheisse, ganz klar. Ich denke jeder in diesem Business wird Dir das gleiche sagen weil jeder darunter leidet, dass die CD-Verkäufe massiv einbrechen. Ich wünschte mir die 80er Jahre zurück, als das alles noch kein Thema war. Aber seien wir ehrlich: Haben wir uns nicht furchtbar geärgert über diese schrecklichen Musik-Kassetten und uns gewünscht es würde mal was in besserer Qualität geben? Dauernd mussten wir versuchen das Band welches sich in der Mechanik verheddert hatte unbeschadet rauszukriegen! Die Industrie hat unsere Bitten erhört und die CD-R entwickelt. Die Geister die wir riefen….




Seid ihr politisch interessiert und was würdet ihr am gegenwärtigen System insbesondere aufgrund der aktuellen Krise ändern wollen?




Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber was mich betrifft hat mein politisches Interesse in den letzten Jahren doch merklich abgenommen. Wenn man mal durchschaut hat wie verlogen manche Dinge sind hat man eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder man geht selber in die Politik und versucht aktiv was zu ändern oder man lässt die Dinge gar nicht mehr zu nahe an sich heran. Und da ich Musiker bin und nicht Politiker hab ich mich folgerichtig für Zweiteres entschieden. Wenn also im TV wieder irgendeine Schocknachricht verbreitet wird switche ich rüber zu King Of Queens. So muss ich mich massiv weniger ärgern.




Merkt ihr in der Schweiz sowie insbesondere die Band auch konkret die negativen wirtschaftlichen Zuständen bzw. bei eurem Job, denn ihr werdet ja nicht von der Musik leben können oder?




Doch, ich lebe seit ein paar Jahren von unserer Musik, bescheiden zwar, aber es funktioniert! So paradox es klingen mag, aber ich denke als Band lebt man in Krisenzeiten gar nicht so schlecht. Die Leute haben ja auch die Schnauze voll von den ewigen Bad-News, da kommen Konzerte von coolen Bands doch genau richtig. Ich sag’s immer so: Du kannst die Tagesschau gucken um 19.30 und dich informieren was alles so Scheisse läuft. Um 22.00 gehst Du dann raus auf ein SHAKRA-Konzert um die Scheisse wieder ein wenig zu vergessen! Einfach um eine gute Zeit zu haben!




Was sagt ihr zu den etwas unglücklichen Äußerungen unseres Finanzministers bzgl. "Steueroase" Schweiz"?





Hab ich wie voran erläutert nur so aus der Ferne mitgekriegt. Wenn ich den Namen Steinbrück höre mach ich den Fernseher aus und schreib einen neuen Song. Dann hab ich erstens Spass dabei und zweitens steht in 2 Jahren der Everest Nachfolger in den Startlöchern!