Interview:

2008-11-10 Satyricon

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Auch wenn viele alte Fans ihre Probleme mit dem heutigen, deutlich stärker dem Rock´n´Roll zugewandten Stil von SATYRICON haben, beweist das Duo abseits all dieser Diskussionen regelmäßig seine immer noch vorhandenen Qualitäten als Schreiber erstklassiger, schwarzer Songs, von denen man auf dem aktuellen Werk „The Age Of Nero“ wieder mehr als genug findet. Darum quetschten wir Drummer Frost mal gehörig über alle möglichen Themen aus, wie etwa römische Imperatoren, stilisitsche Schubladen, neue Arbeitskräfte oder DARKTHRONE...InterviewIm letzten Interview mit Euch, das ich mit Satyr geführt habe, habe ich ihn gefragt, was es mit dem Song, bzw. der Abkürzung „K.I.N.G.“ auf sich hat. Er wollte mir das nicht verraten, aber könntest Du das jetzt tun?



Ja, das stimmt, das ist eine Abkürzung. Aber die ganz simple Tatsache ist, das er das niemandem verrät, nicht mal der Band, haha! Er ist wirklich der Einzige, der weiß, wofür diese Abkürzung steht. Ich weiß nicht, warum er so ein Geheimnis aus dem Titel macht, aber ich würde auch nicht so viel darüber nachdenken.



Vor dem Album „The Age Of Nero“ ist die EP „My Skin Is Cold“ erschienen, die limitiert und auf Vinyl auf den Markt kam und eine zusätzliche 5-Track-CD beinhaltete. War es Eure Idee, das Package in dieser Form zu veröffentlichen?



Ja, wir wollten dafür ein spezielles Package haben. Es gab mehrere mögliche Lösungen, aber wir haben uns letztendlich für die Vinyl-7“ entschieden, weil es das Format ist, das wir selbst sehr gerne mögen. Wir mögen Vinyl aber generell, weil es uns allein schon aus ästhetischen Gründen gefällt. Das sehen ja viele Musikliebhaber so, und Sammler schätzen einfach auch die Power dieses Formats. Außerdem sollte es so gesehen ein Geschenk an unsere größten Fans sein. „My Skin Is Cold“ war die EP zum Album; die Single dazu war „Black Crow On A Tombstone“. “My Skin Is Cold” ist auf der EP auch in einer anderen Version zu finden, die sich von der auf dem Album stark unterscheidet. Auf dem Album klingt der Songs düsterer, und auch die Struktur ist anders. Ich persönlich mag die Albumversion deutlich lieber als die direktere Version auf der EP.



Euer neues Album heißt „The Age Of Nero“, aber was genau verbindet Euch mit dem einstigen römischen Imperator? Was steckt hinter dem Konzept des Albums?



Dahinter steckt keine eindeutige Aussage. Ich vermute mal, Du bist vertraut mit der Art von SATYRICON, mit Titeln umzugehen. Alle unserer Titel, spätestens seit dem Album „Nemesis Divina“, sind Visionen, Träume oder Erfahrungen, die wir gemacht hatten, kurz bevor die Alben veröffentlicht wurden. Das ist dieses Mal nicht anders; Satyr hat sich vermutlich mit Informationen beschäftigt, die in seinem Bewusstsein diese Worte haben entstehen lassen. Und sie passen wirklich gut zum Album, sie präsentieren die Düsternis, die von der Scheibe ausgeht. Außerdem kann man sehr viel in den Titel hineindeuten, weil es unzählige Wege gibt, ihn zu interpretieren. Viele Pfade kreuzen sich da bei der Deutung, wovon keiner mehr oder weniger stichhaltig ist und alle irgendwie zutreffen könnten.



Na gut, man könnte aber schnell mutmaßen, das Album sei eine Konzeptscheibe über Nero…



Oh, nein, ich denke, die Leute werden schnell herausfinden, dass es definitiv kein Konzeptalbum ist.



„The Age Of Nero“ klingt für mich fast noch eine Ecke langsamer als die Vorgänger. Habt Ihr Euch dieses Mal eher auf aggressives Midtempo denn auf schnellere Parts konzentriert?



Ich finde, das Album besitzt einen höheren Grad an Intensität als zum Beispiel der Vorgänger „Now, Diabolical“. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Wir denken aber eigentlich nicht in Begriffen wie „Geschwindigkeit“, „Intensität“ oder „Aggression“. Es kommt uns nur darauf an, gute Songs zu schreiben und musikalisch zu kommunizieren. Manchmal arbeiten wir mit Material, das sehr intensiv klingt, aber andererseits setzen wir auch auf weniger Musikalität, bestimmte Melodien oder ein bestimmtes Thema, das den gesamten Song durchzieht. Es muss immer zu dem jeweiligen Stück passen, so dass wir auch mal die Geschwindigkeit anheben, nur um eine simpel nach vorne marschierende Struktur zu haben.



Würdest Du den Stil von SATYRICON überhaupt noch als Black Metal bezeichnen, oder seht Ihr Euch eher schon in einer anderen Richtung wie „Black´n´Roll“ oder Ähnlichem?



„Black´n´Roll“ ist ein Begriff, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann. Rock´n´Roll ist im Herzen des Black Metal absolut essentiell! Schau Dir nur an, wie das Genre zum Leben erweckt und von den frühen Bands definiert wurde. Das Genre steht dem Rock´n´Roll näher als vermutlich sogar der traditionelle Heavy Metal. Andererseits kümmert mich die Zuordnung zu bestimmten Genres überhaupt nicht mehr. Was andere Leute davon halten, ist mir wirklich egal. Wenn jemand unsere Musik als etwas Bestimmtes kategorisiert, ist das ok für mich, aber es ist irgendwie schon zu einem Problem innerhalb der Metal-Szene geworden, dass es immer sehr wichtig ist, den Stil eindeutig zu definieren. Die Leute sollten lieber mehr Zeit damit verbringen, sich die Musik anzuhören und in sie einzutauchen als sie zu kategorisieren. Es heißt immer „True Dies“ oder „True Das“… und solange, wie ich schon in der Szene aktiv bin, wird es immer weniger wichtig, welchen Stempel man aufgedrückt bekommt. Wir wollen mit unserer Musik kommunizieren, nicht mit irgendeiner Definition davon. Ich bin das wirklich leid, und es ist auch auf gewisse Weise kindisch, denn die Leute sollen doch für sich selbst herausfinden, wie sich die Musik anfühlt. Für mich ist „The Age Of Nero“ ein verstörendes, düsteres Album, und wenn man es in die eine oder andere Ecke einsortiert, ist mir das echt wurscht!



Wie viel von dem Songmaterial hast Du eigentlich persönlich beigesteuert? Wenn man genau hinschaut, dann scheint es wirklich so zu sein, dass Satyr das komplette Album geschrieben hat und Du lediglich die Drums eingespielt hast?!



Ja, das stimmt auch, aber so ist es in dieser Band immer schon gewesen. Satyr ist das kreative Gehirn hinter SATYRICON, aber meine Aufgabe ist das Ausarbeiten der Drum-Arrangements und Rhythmusstrukturen, was auch eine Arbeit ist, vor der ich sehr viel Respekt habe. Ich habe noch keinen ganzen Song für SATYRICON geschrieben, aber immer wieder die endgültigen Themen mit ausgearbeitet. Satyr arbeitet mit Totalen, ähnlich wie ein klassischer Komponist, und ich bin dann dazu da, seinen Ideen ein Backup zu geben. Manchmal denke ich, dass man an den Arrangements etwas ändern könnte und sage ihm das, dann hört er sich die Sachen noch mal an. Ich versuche einfach, mein Bestes von meiner Position an den Drums einzubringen.



Während des Sommers habt Ihr zwei neue Mitglieder für Euer Tour-Line-Up verpflichtet, es sind Gildas Le Pape an der Rhythmusgitarre und Victor Brandt am Bass. Wer sind diese Jungs denn genau, und wie sind sie zu SATYRICON gekommen?



Zuerst muss ich anmerken, dass sie beide in ihren Bereichen herausragende Musiker sind! Gildas hat einen Hintergrund als Jazzgitarrist, aber auch Erfahrungen mit Black- und Thrash Metal-Material. Er besitzt ein paar famose Spieltechniken, die ein großer Gewinn für uns sind. Außerdem ist er schon seit vielen Jahren ein absoluter SATYRICON-Fan. Wir kennen ihn auch schon sehr lange, und es war nun nach einer tollen Vorspielsession an der Zeit, ihm eine Chance als Teil der Band zu geben. Victor Brandt stammt aus Schweden und hat sich ebenso bei einem Vorspielen hervorgetan, und er ist – ich will da wirklich niemandem zu nahe treten – wahrscheinlich der beste Bassist, mit dem wir jemals zusammen gearbeitet haben. Für uns und unseren Sound ist er einfach der am besten geeignete Mann, und seine Art zu spielen passt super zu SATYRICON. Wir haben vor, mit diesem neuen Line-Up für viele Jahre zusammenzuarbeiten, und ich denke, das wird auch klappen.



Plant Ihr denn auch eine Live-DVD für die nahe Zukunft?



Bislang ist nichts geplant, aber das heißt nicht, dass so etwas nicht kommen wird. Nur haben wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht. Wir waren zuletzt auch so stark in die Arbeiten zum neuen Album eingebunden, dass wir sowieso nicht dazu gekommen wären. Es kann später aber gut sein.



Ich stelle mir da zum Beispiel Eure Show vor, die Ihr 2004 in Wacken gespielt habt, zusammen mit DARKTHRONE. Sie war so speziell, dass man sie für die Nachwelt festhalten könnte.



Ja, auf jeden Fall war das eine einzigartige Show, und es war auch angedacht, sie mit einer vollständigen Crew in Wacken aufzunehmen, und es gab auch eine Vereinbarung mit den Veranstaltern des „Wacken Open Air“, aber aus diversen Gründen sind diese Pläne nie umgesetzt worden, was ich sehr schade finde. Aber nun ist es ein wenig spät, so etwas noch mal zu wiederholen.



Habt Ihr denn noch Kontakt zu DARKTHRONE?



Wir betrachten sie noch als Freunde, aber es gibt kaum noch Kontakt zwischen uns. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir in der letzten Zeit sehr beschäftigt waren und kaum raus gekommen sind. Aber auch unsere Wege zu arbeiten haben sich in völlig verschiedene Richtungen entwickelt. Beide Bands sind heute völlig anders als sie es mal gewesen waren. Es gab da vor Jahren mal eine Verbindung zwischen uns, aber die ist nicht mehr vorhanden. Ich spreche immer noch sehr gut von den Jungs, aber es gibt diese nahe Verbindung eben nicht mehr. Der gegenseitige Respekt ist aber immer noch da, und ab und an bekommen wir auch noch ein paar positive Nachrichten von den Jungs. Aber wir treffen uns nicht mehr oft.



Ihr seid auch für das „Party.San“-Festival im nächsten Jahr bestätigt…



Ja, das kenne ich, ich habe dort schon mal mit 1349 gespielt. Aber das war für uns eine schwierige Show, so dass ich nicht mehr sehr viel von dem Festival weiß, haha!

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