Interview:

2012-04-26 Running WIld

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Die Wiederauferstehung von RUNNING WILD und das neue Album läßt durchaus Raum für unterschiedliche Meinungen und Diskussionen. Folgerichtig fragte Metal-Inside.de mal genauer nach. <br> Pünktlich um 18 Uhr klingelt das Telefon und Rock`n´Rolf bzw. Herr Kasparek von RUNNING WILD ist am Hörer. Wenn man bedenkt, dass ich vor ca.20 Jahren bei Freunden im Partykeller saß und die erste RUNNIG WILD-Platte rauf und runter hörte, und jetzt den Chef der Band am Telefon habe, so ist das schon ein seltsames Gefühl. Ohne großes Aufhebens waren wir automatisch beim "Du" und los ging es mit meiner ersten Frage. </b> <p>InterviewHallo Rock`n Rolf. Wacken 2009 sollte ja eigentlich der Schlusspunkt für RUNNING WILD sein – warum bist so schnell wieder da?



Das war eigentlich nicht geplant. Es fing damit an, dass 2010 mehrere Plattenfirmen mit der Idee auf mich zukamen, Teile des alten Materials der ersten neun Alben neu aufzunehmen. Als Musiker habe ich leider keinen Einfluss darauf und die Rechte gingen nur über die Plattenfirma und die hat auf mehrere Anfragen, auch von anderen Firmen, die gerne den Back-Katalog gekauft hätten, nicht reagiert, das haben die ebenso abgelehnt. So entstand die Idee, die Songs neu aufzunehmen. Also habe ich mit verschiedenen Firmen verhandelt und im Rahmen dieser Verhandlungen wurde klar, wir machen zwei Pakete à 20 Titel, 2 CDs. So entwickelte sich die Idee. Aber auch für die traditionellen Fans, die die ganzen Platten schon haben, brauchten wir einen Kaufanreiz, also sprich irgendeinen Bonus / Bonustracks / Bonusmaterial. Und da ich keine wirklich brauchbaren Nummern hatte, habe ich dann den ersten Song als Bonustrack geschrieben, das war "Piece Of The Action". Und ich sagte gleich "Nee, der ist zu stark, den kann ich nicht als Bonustrack verwenden". Und so ging das weiter. Die Songs, die ich schrieb, waren zu stark als Bonustracks. Und so redete ich mit der Plattenfirma wegen eines ganzen Albums – und die waren sofort begeistert.

Aber der Hauptgrund war für mich eigentlich, dass ich im Schreibprozess merkte, dass ich wieder so locker schreiben kann wie ich es früher gekonnt habe. Und ich denke, das ist auch zu hören.



Dem stimme ich zu, dass neue Album klingt für mich eine Spur frischer und irgendwie freier als Deine jüngeren Alben. Überrascht war ich von dem rockigen Gewand, in dem "Shadowmaker" daher kommt. War das eher ein Zufall oder war das so geplant – weniger Teutonen-Metal und mehr Rock `n` Roll?



Ich denke, ein bißchen was ist für jeden dabei, also auch Metal. Großen Einfluss hatte mein Spaßprodukt TOXIC TASTE [Anm.: TOXIC TASTE heißt die neue Band/ Projekt von Rock`n´Rolf, welche sich mehr dem Hardrock verschrieben hat]. Es war diesmal ein völlig anderes Arbeiten und das hat sich natürlich auch auf die neue RUNNING WILD übertragen. Wenn man mal die Chöre betrachtet – so was hatte ich bisher ja nicht gemacht, das ist natürlich schon eine Sache, die auch durch TOXIC TASTE beeinflusst wurde. Man darf ja auch nicht vergessen, ich bin in den 60ern als Kind aufgewachsen, in den 70ern als Jugendlicher und junger Mann, also sind in dem Fall natürlich die 70er mein Einfluss, d.h. das war eben Hardrock, da gab es ja noch kein Metal, da gab es wie gesagt KISS, AC/DC, UFO, THIN LIZZY und diese ganzen Sachen und da bin ich natürlich schon irgendwie davon beeinflusst, aber ich denke, so wie jetzt auf diesem Album, so stark waren die Hardrock-Einflüsse natürlich noch nie. Aber es war keine Planung, sondern es kam einfach durch die Songs, die ich geschrieben habe, die Ideen, die ich hatte, die einfach aus mir herauskamen, das war einfach so, dass das wohl der richtige Weg war.



Irgendwie neu ist auch das visuelle Erscheinungsbild. Wie kommst Du auf die Idee, so ein Cover rauszuknallen, und wer ist verantwortlich dafür, wer hatte die Idee, und gibt es eine Geschichte dazu?



Also die Idee hatte ich natürlich, denn es war im Schreibprozess ziemlich klar, dass "Shadowmaker" der Titelsong sein würde, einfach weil ich den Titel geil fand, und es ist ja nun ein Song – um die Story kurz zu umreißen – da geht es um alte Weissagungen und auch um Teile der Bibel und teilweise ist es auch mit Science Fiction vermischt, also es geht um den Jüngsten Tag, und dieser "Shadowmaker" kommt, um diejenigen sagen wir mal zur Verantwortung zu ziehen, die äußerst Übles getan haben. Also das ist so die Grundstory, und der "Shadowmaker" ist so ein Charakter, den ich schon von vornherein im Kopf hatte und es war für mich klar, dass ich ein Cover wollte, dass anders aussieht als die ganzen Metallcover heutzutage, die sehen irgendwie alle gleich aus.



Ok, dem Metal würde ich es aber dennoch zuordnen. Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, dachte ich, das ist irgendein Thrash Metal – bis ich dann oben das Logo entdeckt habe. Ich hätte es jetzt schon auch eher der harten Musik zugeordnet, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sich um RUNNING WILD handelt.



Also, wie gesagt, es machte sich fest an dieser Story und ich wollte auch von Anfang an ein Logo haben, dass für diesen "Shadowmaker" steht und das sehr einfach gehalten ist. Zumal wir auch ziemlich schnell eine Idee für eine sehr spezielle Limited Edition entwickelten, quasi der ersten Version der veröffentlichten CD: ein schwarzes Jewel Case, das Logo in silber darauf gedruckt. Es war uns vorher völlig klar, dass wir was Eigenes haben wollen und dass es anders aussehen wird.

Ich wollte auch von vornherein klar machen: das hier ist ein Neustart, d.h. ich gehe jetzt von heute aus los. Neu war schon der Schreibprozess und dann auch der Produktionsprozess – eigentlich alles eine neue Geschichte für mich. Ich meine, ich mache das nun schon 30 Jahre. Trotzdem fühlte sich dieses Album für mich wie ein Debütalbum an, was sich auch im Cover wiederspiegeln sollte.



Was mich noch interessieren würde, was Du vorhin auch schon einmal angesprochen hast – was hörst Du eigentlich privat?



Ich höre alles Mögliche. Wie gesagt, ich bin in den 60er/70er Jahren aufgewachsen und höre somit Sachen aus den 70ern, auch klassische Musik, BENNY GOODMAN und solche Sachen, auch alten Jazz, auch moderne Bands wie 30 SECONDS TO MARS, NICKELBACK und PAPAROACH, SIMPLE PLAN und so was. Das ist stimmungsabhängig bei mir. Ich habe mal in den 80ern den Fehler gemacht, in einem Interview zu sagen, dass ich als Metalmusiker tatsächlich auch Heavy Metal höre. Aber es war damals bei den Musikern "en vogue" zu sagen "ich höre nur Klassik". Seit dem hieß es "der Rolf hört nur Metal".



Ist bei mir auch so, ich finde man sollte sich da auch ein bißchen frei machen, alle Einflüsse zulassen.



Ja genau. Ich meine, RUNNING WILD hat ja einen eigenen Stil und der war auch schon immer so. Das war aber nie so eine Art Betonköpfigkeit von mir im Sinne von, dass ich jetzt keine andere Musik gehört habe, sondern das war einfach die Musik, die ich machen wollte. Ich selbst habe eigentlich Speedmetal nie gehört, das war überhaupt nicht mein Genre und trotzdem habe ich solche Songs gemacht. So wie bei ANGUS YOUNG – der hört 50er Jahre Rock'n Roll und macht AC/DC.



Letzte Frage – Da wir ja ein Internet Magazin sind, interessiert mich Deine Meinung zu Downloads, Urheberrechte und die derzeitige Diskussion darüber?



Die Sache war ja eigentlich von Anfang an ein komisches Problem. Als das alles begann mit Nappster und so, fand ich die Diskussion absurd, da Nappster eindeutig illegal war. Die Gesetzgebung dazu war klar: wenn Du die CD erwirbst, dann kannst Du sie auch tauschen, kein Problem. Aber du darfst die Musik nicht runterladen und damit Handel treiben, das ist eben eine Urheberrechtsverletzung. Das war aber schon immer so. Ich denke schon, dass das Urheberrecht einen Sinn hat, es ist ja das geistige Eigentum des Künstlers oder eben der Plattenfirma. Verstehe mich richtig, ich habe kein Problem damit, wenn Fans wie früher Bootlegs sammeln oder so, da habe ich auch nie etwas dagegen gehabt, nur wenn sich einer hinstellt und mit meiner Musik Geld verdient, dann geht das nicht.



Ja, das kann ich so weit nachvollziehen. Abschließend möchte ich mich bei Dir für das nette Gespräch bedanken. Ich für meinen Teil finde Dein neues Album klasse und wünsche Dir viel Erfolg damit.



Ja, gerne, vielen Dank!



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