Interview:

2024-11-27 ROTPIT-Interview mit Ralf Hauber

Band anzeigen
Ralf Hauber ist ein Death-Metal-Nerd, wie er im Buche steht. Nach dem Aus von Revel In Flesh gilt das Hauptaugenmerk jetzt ROTPIT. Die Bande hat ab 29. November das neue Album „Long Live The Rot“ am Start – mehr als nur eine Reminiszenz an Rainbow. Interview

Der Mann von der Schwäbischen Alb ist derzeit öfter im Norden, weil seine Freundin hier lebt. Ist schön, oder?

Anders. Die Mentalität ist hier oben definitiv eine andere – entspannter. Ich bin jetzt auch niemand der Lokalpatriotismus braucht. Deutschland hat viele schöne Ecken, problematisch wird es eher, wenn man mit Leuten zu tun hat, welche noch nie groß Ihr Ortsschild hinter sich gelassen haben – das beziehe ich jetzt auch auf Lebenseinstellung.

Das zweite Album von ROTPIT ist da. Es heißt "Long Live The Rot". Höhliger, mehr Midtempo, gut und tiefer gegrunzt, Oder? Und warum überhaupt auch noch ROTPIT?

Ja, die Produktion ist um einiges tiefenlastiger, mehr Heaviness in allen Belangen. Die Vocals sind in die tiefen Frequenzen gut eingebettet. „Long Live The Rot“ ist das vielleicht brutalste Album, auf welchem ich bis dato mitgewirkt habe. Ich würde auch sagen, dass es bis dato die tiefsten Growls sind und somit auch das Limit meinerseits aktuell ist. Ich habe am Ende immer noch den Wunsch, dass der geneigte Hörer die einzelnen Worte auch verstehen kann. Warum ROTPIT? Weil wir richtig Bock auf dreckigen Death Metal haben, wo man die Kanten noch spürt, ohne jedoch auf Groove/Catchiness zu verzichten. If it ROTS, then it ROCKS.

Ihr lebt ja sicher nicht das echte Band-Leben? So gemeinsam Proberaum, Studio und Live-Gigs? Wie läuft das so, bis die Scheibe fertig ist?

Ich brauche diese Band-Bubble mit wöchentlichem Treffen im Proberaum zur Alltagsflucht nicht. Hatte ich alles jahrelang; inklusive endloser Debatten, welche am Ende zu nix führen. Ich bevorzuge es, produktiv und effektiv zu arbeiten, vor allem mit Leuten, welche motiviert sind und sich organisieren können.
Jonny schreibt die Songgerüste in seinem Studio. Wir gleichen dann die Songstrukturen ab und ich beginne mit dem Schreiben der Lyrics und nehme hier in einem lokalen Studio die Vocals auf. Es läuft eigentlich alles sehr smooth, weil wir die Songs nicht zu Tode doktern und unsere Vision stimmig ist. Wir ticken da auf einer Wellenlänge. Mit Erik (Left Hand Solution / The Kristet Utseende) haben wir nun auch einen Drummer, der sich besser in das Songwriting von Jonny einbringen kann. Erik kommt auch aus Sundsvall wie Jonny und sie können sich schon deswegen besser abstimmen. Er hat Bock drauf und das komplette „Long Live The Rot“-Album in einem Tag im Studio eingetrommelt – beachtlich! Wir sind gerade auch dabei, ein Live-Line-Up für 2025 zusammenzustellen. ROTPIT nimmt also nun richtig Fahrt auf und wird nun auch mehr und mehr zu einer schwedischen Band.

Du bist ja außer für die Vocals für das Konzept zuständig. Was steckt dahinter? Und warum dich das so begeistert das alles mit den Maden, dem Gestank, Tod und alles.

Zu faulig, modrigem Death Metal passen keine Lyrics über Blumen und Happyness. Musik & Lyrics und die generelle visuelle Darstellung eines Releases sollten eine Einheit bilden. Stimmig – kultig! Keiner kann heute mehr das Rad neu erfinden, aber die Fans merken, wenn Leidenschaft in der Mucke steckt. Ich mach die Lyrics, liefere das Konzept für das Artwork, Shirt Designs etc. – und natürlich die Gesamtumsetzung des Gesangs. Viel Koordinations- und Organisationsarbeit ist da im Hintergrund. Das Coverartwork stammt dieses Mal wieder von T. Kannibalet Hietomaa Art aus Finnland. Wir haben einige Trademarks, wie die Salmiakki-Flasche übernommen und komplette Nerds sollten erkennten, dass das Artwork unsere „rottige“ Interpretation des RAINBOW-Klassikers ist. 

Und liegt das nicht so ein bisschen quer mit deiner sonstigen Lebenseinstellung als Veganer?

Nope, DEATH in my METAL, not in my meal ist schon lange eine Devise von mir. Alles Leben ist im Endeffekt endlich und ROTPIT kratzt eben an den Abgründen. Beim Blick auf das aktuelle Weltgeschehen und gewisse Entwicklungen sind Abgründe jedoch allgegenwertig. Tiere haben in vielen Belangen mehr Charakter als es der Krone der Schöpfung lieb ist. 

Wie ist es mit diesem Petterson zusammenzuarbeiten, wie ist das überhaupt, wenn so Granden, so Underground-Helden, so Freaks zusammenarbeiten. Wie sieht das mit den Egos aus, beziehungsweise sie zurückzustellen? 

Ich komm mit der skandinavischen Mentalität sehr gut klar. Entspricht auch mehr meiner Art. Ich bin Fan der Musik – aktiv sowie auch wenn es um den Support-Gedanken geht. Jonny ist absolut „bodenständig“ und wir hatten bisher weder bei Heads For The Dead noch bei ROTPIT Meinungsverschiedenheiten. Er respektiert meine Art und ich die seine. Alle Rädchen müssen ineinandergreifen, wenn man was Gutes liefern will.  Egogeschichten fangen in meiner Erfahrung nach erst an, wenn die Wertschätzung zerfällt und Geld bzw. daraus resultierendes Schädigen ins Spiel kommt.

Und wie kamt ihr überhaupt zusammen?

Es gab 2015 eine Split mit seiner Band Wombbath. Das war der Anfang unserer Kommunikation und Freundschaft. Zuerst entstand unsere horrorlastige Idee zu Heads For The Dead und während der Pandemie haben wir dann – beeinflusst durch alte Abhorrence, Demigod, Depravity, Purtenance, Disgrave – die Idee zu ROTPIT geboren. Wir haben gemeinsam schon viel Musik veröffentlicht und ich freue mich total darauf, wenn wir mal zusammen auf der Bühne stehen können.

Aber wie hält Pettersson seine ganzen Projekte auseinander?

Jonny hat für all seine Bands, seine eigene Formula. Heads For The Dead klingt anders als ROTPIT und beide Bands zusammen klingen wiederum anders als Wombbath. Er schafft es, seinen Bands Alleinstellungsmerkmale zu geben. Hörer, welche Bock auf die Mucke haben, erkennen diese auch und feiern dies entsprechend.

Was treibt euch (oder dich) an. Nach all den Jahren. Was bedeutet Dir Death Metal heute noch?

Das neue ROTPIT-Album erfüllt mich sehr, weil in den vergangenen Jahren der Wunsch, extremeren Death Metal zu machen, einen gewaltigen Schub für mich bekommen hat. Das Genre ist groß und ich denke, dass wir uns immer noch entwickeln. Neue Mitstreiter, neue Coverkünstler – solange die Leidenschaft da ist, können die Karten immer wieder neu gemischt werden. DEATH METAL ist und bleibt „geiler Scheiss“ – da können Trends kommen und gehen – Only death METAL is real.

Wie isso bei War Anthem? Und was bedeutetet ein Label für euch überhaupt?

WAR ANTHEM Records sind ein zuverlässiger Geschäftspartner und mit dem Cudgel-Vertrieb und dem PartySan Open Air sehr breitflächig aufgestellt. Sie erweitern und überdenken Ihre Arbeitsweise ständig, was in der heutigen schnelllebigen Zeit sehr wichtig ist. Die Zusammenarbeit ist fast schon auf freundschaftlicher Basis und mit Adrian haben sie jetzt auch einen guten neuen Mann in Ihren Reihen, welcher die soziale Medien und die digitalen Plattformen bearbeitet. Ich bin guter Dinge. Eine Band kann heute auf DIY-Level viel selber regeln, aber wenn man mehr erreichen will, dann ist ein Back Up durch Label sehr wichtig. 

Und dann war (oder ist) da noch REVEL IN FLESH. Wie kam es zum Split, was ist da in Zukunft zu erwarten? 

Der Name REVEL IN FLESH hat ein starkes Following, einige Sammler und „Die hard“ Fans. Es ist wichtig, dass die Musik und deren Wirkung für die Supporter in Ihrer Wirkung stark bleibt. Im Zuge des Konfliktes gab es einige Prozesse, welche den Fans, die Musik verderben würde, vor allem weil das wie eine bösartige Scheidung ablief. Es sieht so aus, dass mittlerweile alle Rechte am Namen, Releasekatalog und so weiter wieder bei mir liegen. Aktuell stehen ROTPIT und Heads For The Dead auf meiner Agenda oben. Im Hintergrund sortiere ich das Thema REVEL IN FLESH ein und werde damit an die Öffentlichkeit gehen, wenn ich es für richtig halte. Ich habe die Band in der Szene verkörpert und auch geschäftlich vertreten. Es wird also Zeit, dass das Ganze auch wieder meine Vision in allen Belangen wird – Ich arbeite dran! LONG LIVE THE ROT!!!

 

 



ROTPIT-Logo ROTPIT-Band