Interview:

2007-04-11 Pro-Pain

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Tom Klimchuck rief mich am Vorabend eines Champions League-Spiels aus seinem Büro an und plauderte gewohnt freundlich über das neue Album und die anstehende Tour, wobei einige interessante Dinge ans Licht kamen. METAL-INSIDE.de präsentiert die in Kürze startende Tour von PRO-PAIN, weitere Infos gibts <a href="http://www.metal-inside.de/07presents/07propain.html" class="link3">hier</a>.Interview "Age Of Tyranny" ist ein sehr politisches Album geworden, daran lassen Songtitel und -texte keinen Zweifel. Warum habt euch dafür entschieden, ein so Politik und besonders die Kritik an der Regierung Bush in den Texten zu verarbeiten?


Es ist richtig, dass es ein sehr politisches Album geworden ist und sicherlich das, was einem Konzeptalbum am Nächsten kommt. Das Hauptthema ist sicherlich die Regierung Bush, aber auch Globalisierung, der "Krieg gegen den Terror" und andere Sachen waren ebenfalls wichtig. Für uns war es an der Zeit, diese wichtige Themen zu verarbeiten, so ähnlich wie das Bob Dylan früher auch gemacht hat.

Wir hatten das Gefühl, dass es zu viele "Bubblegum-Bands" gibt, die nur über belanglose Sachen schreiben und nur wenige Band sich an schwierige Themen wagen. Wir wollten intelligente Texte schreiben, die sich von den belanglosen Sachen abheben.


Ihr habt die Chance, mit euren Texten viele Leute zu erreichen.


Ja, das stimmt, auch wenn ich niemals sagen würde, dass wir versuchen die Leute auf unsere Seite ziehen wollen oder unsere Lebenseinstellung als die einzig Richtige verkaufen wollen. Wir sind Beobachter, die ihre Sicht der Dinge mitteilen wollen ? was die Leute daraus machen, ist ihre Sache. Die Themen sollten von Interesse für viele Menschen sein und wir wollten zeigen, dass auch wir uns Gedanken darüber machen.
Ich habe lieber ein Album mit interessanten Themen als eines mit Songs über Schwerter und Drachen, die nicht wirklich von Belang sind.


Das Problem von politischen Texten ist ja aber ihre Vergänglichkeit. In ein paar Jahren werden einige der Themen kaum noch von Belang sein, das Album ist also mehr eine Momentaufnahme. Siehst du darin kein Problem?


Wir sehen das Album als eine Art Zeitkapsel, durch das die Ereignisse und Themen festgehalten werden, die beim Schreiben der Songs wichtig waren. Ich persönlich finde sowas cool, da ein Album zu einer Art Geschichtsbuch wird. Wenn ich mir alte Platten anhöre, denke ich sowas wie "damals, da war das alles noch so und so" und genau das wollen wir mit "Age Of Tyranny" auch erreichen.


Habt ihr Bekannte oder Freunde, die im Irak als Soldaten sind oder für das Homeland Security Office arbeiten? Das dürfte euch bei den Themen des Albums ja beeinflusst haben, oder?


Ich kenne einige Leute, die im Irak waren oder dort gerade sind und wir haben immer wieder Fans getroffen, die im Irak waren. Unter den Soldaten gibt es viele, die heftige Musik mögen und PRO-PAIN besonders. Wir haben dadurch sehr viele Informationen aus zweiter Hand bekommen, also von Leuten, die direkt in die Geschehnisse im Irak involviert waren. Das ist authentischer als das, was uns die Medien bringen, denke ich. Das hat uns auf jeden Fall bei den Texten inspiriert, aber sowas wie CNN gar nicht, da die Medien stark filtern. Das ist auch eines der Themen des Albums: die Macht der Medien und wer die Macht über die Medien hat. Sie werden dafür bezahlt, die Informationen zu senden, die für die Auftraggeber vorteilhaft sind und nicht das, was der Wahrheit entspricht. Das Internet ist eine viel bessere Möglichkeit, einen Blick auf die Wirklichkeit zu bekommen, was man nutzen sollte, bevor uns auch diese Möglichkeit genommen wird.


Ich denke, dass es mit der Erfindung des "embedded journalist" mit der objektiven Berichterstattung der US-Medien vorbei war...


Exakt. Dafür hat sich das Internet als gute Quelle erwiesen, um mehr Meinungen zu bekommen und zu lesen. Das Fernsehen hat an Wichtigkeit verloren und das Internet dafür gewonnen.


Wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet?


Wir haben für ungefähr zehn Songs Ideen innerhalb von zwei oder drei Wochen gesammelt und haben dann an den Arrangements gearbeitet. Wir haben dann noch die Drum-Spuren aufgenommen und danach eine Pause gemacht und nach einigen Monaten wieder angefangen, an den Songs zu arbeiten, was von da an nur zwei oder drei Wochen gedauert hat.


Das ist in der Tat sehr fix. Habt ihr eine Art Schema, nach dem ihr beim Songschreiben vorgeht?


Während wir an den Songs arbeiten, werden wir komplett von ihnen aufgesogen, es wird dann ein 24-Stunden-Job. Durch diesen Fokus kommen Ideen schneller und werden schneller bearbeitet und in Songs umgewandelt. Mag sein, dass das bei anderen Bands nicht so abläuft und sie sich viel Zeit nehmen, um an einer Idee zu arbeiten, aber bei uns ist das nicht so. wir bevorzugen es, eine Idee zu nehmen, zu einem Song zu machen, es schnell zu einem Ende zu bringen. So schnell wie möglich fertig zu werden ist unser Ziel, anscheinend. *lacht*


Das ist auf jeden Fall ein anderer Ansatz als der vieler Bands. Die Nachricht, dass ihr "Age Of Tyranny" fertig habt, kam für mich sehr überraschend, da ihr in den letzten Monaten kaum in den Medien zu finden wart.


Gary und ich waren mit den CRUMBSUCKERS beschäftigt, während wir gleichzeitig an "Age Of Tyranny" gearbeitet haben. Unsere Zeit war also mehr oder weniger aufgeteilt, mit jeweils kleinen Unterbrechungen des einen oder anderen Projektes. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf PRO-PAIN und die anstehenden Touren, was uns die nächsten acht oder neun Monate auf Trab halten wird.


Habt ihr noch Jobs, für die Zeit in der ihr nicht tourt?


Wir können einen Teil unseres Lebensunterhalts von PRO-PAIN bestreiten, haben aber alle noch andere Dinge nebenher laufen. Gary kümmert sich um seine Investitionen, ich arbeite als Techniker in Studios, Eric hat sein eigenes Studio in Pittsburgh JC hat viele Musikprojekte neben PRO-PAIN laufen.


"Beyond The Pale" hat mich sehr überrascht. Da singt doch eine Frau den Refrain, oder?


*lacht* Eigentlich ist es keine Frau, sondern der Sänger von ICARUS WITCH, Matt.


Wow.


*lacht* Yeah. Er wurde schon als feminin bezeichnet, aber nicht als Frau. *lacht*


Warum habt ihr denn niemanden genommen, der weniger nach einer Frau klingt?


*lacht* Wir kennen und mögen ihn und seine Art zu singen. ICARUS WITCH ist eine old schoolige Metalband und wir kennen sie schon lange. Eric hat dann den Song geschrieben und es stellte sich schnell heraus, dass niemand von uns diesen Part singen konnte. Als wir dann überlegten, wer dafür in Frage kam, fiel Eric wieder ein, dass Matt genau die Stimme hat, die wir brauchen.


Lebt ihr eigentlich noch alle in New York?


Ich lebe in Florida.


Und Eric in Pittsburgh? wo ist denn der Rest gelandet?


JC ist in Texas und Gary auch in Florida. Wir treffen uns auch nur zum Proben, wenn eine Tour ansteht und wir fliegen dann zu einem von uns und proben drei Tage am Stück. Vorher machen wir schon aus, welche Songs wir spielen werden und alle üben schon zu Hause, so dass wir vor Ort fit sind. Wir brauchen nicht mehr so viele Proben.


Wann seit ihr aus New York weggezogen? Ich hatte euch noch immer unter NY-Band einsortiert?


Gary ist?1998.. oder so nach Florida gezogen, ich bin 2000 gefolgt.


Das ist echt schon eine Weile.


*lacht* Ja, wir sind schon lange keine richtige, normale Band mehr. *lacht*.


Fühlt sich das nicht komisch an, wenn man in einer Band ist und seine Kollegen nur alle paar Monate mal sieht? Normalerweise ist man doch in einer Band, um mit den Leuten zu proben, zu touren und abzuhängen?


Das hatten wir schon alles. Wir haben schon 2500 Shows gespielt, sogar mehr, fast 3000. Wenn man das erstmal gemacht hat, will man auch irgendwann seine Ruhe vor den anderen haben. Wir haben eine Menge Zeit zusammen verbracht, vor allem auf Tour. Dann nach Hause zu kommen, will man die anderen erstmal nicht sehen und regelmäßiges Proben und Abhängen verliert seinen Reiz.


Klingt nach einer natürlichen und entspannenden Entwicklung. Wie lange, glaubst du, werdet ihr PRO-PAIN noch machen?


Ich weiß es nicht. Wenn du mich das vor 15 Jahren gefragt hättest, hätte ich es auch nicht gewußt. Solange es Spaß macht, Alben aufzunehmen, zu touren und die Jungs hin und wieder zu treffen, werden wir weitermachen. Und danach sieht es im Moment aus.


Das sind gute Nachrichten.


Ja. *lacht*


Ihr habt auch eine sehr hingebungsvolle Fangemeinde in der ganzen Welt?


Ja, und mit jedem Einzelnen habe ich schon ein Bier getrunken. *lacht* Ich denke, sie wissen, dass es eine coole Nacht wird, wenn PRO-PAIN in die Stadt kommen und das macht uns so beliebt. Wir verstecken uns nicht im Tourbus, sondern stehen in der Menge und reden mit den Fans, das ist uns wichtig.


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