Interview:

2002-05-23 Pretty Maids

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Bereits in unserem Review über das aktuelle und wirklich gelungene PRETTY MAIDS Album "Planet Panic" war zu lesen, daß der unverkennbare Sound dieser "Urformation" des klassischen (Heavy-) Metals, trotz einiger "moderner" Einflüsse immer noch erhalten bzw. präsent geblieben ist. Manche Kritiken über das neue Album, die hieran etwas negatives finden woll(t)en, liegen da meiner Meinung nach völlig schief.<br> Sänger Ronnie Atkins äußerste sich auch zu dieser sowie anderen interessanten Fragen und stand uns äußerst redselig und informativ für ein lockeres Interview zu Verfügung - hat wirklich Spaß gemacht mit ihm zu quatschen.Interview

Hallo Ronnie, während wir jetzt so miteinander telefonieren, wo bist du denn gerade?

Ja ich befinde mich jetzt endlich wieder mal, aber leider nur, kurz zu Hause in Dänemark. Nach dem jetzt der erste Teil der Promo-Tour für das neue Album "Planet Panik" vorüber ist bin ich jetzt wieder in meinem Büro, versuche zwischendurch wieder etwas zur Ruhe zu kommen und mache nebenbei schon wieder ein paar Interviews.

Apropos.. wie viele hast du denn heute schon hinter dich bringen müssen?

Nun es waren schon einige bis zu dir aber bei allem Stress, es gehört einfach dazu, man will sich ja mitteilen bzw. über das neue Album sprechen, von dem ja überzeugt ist, daß es gut geworden ist. Normalerweise geschieht dies bei uns alles im Dreimonatsrhytmus d.h. drei Monate vor der Tour kommt das neue Album heraus, dann geht´s schon los mit der Promoarbeit und Interviews, die Tour muß vorbereitet werden, alles ist sehr kompakt. Diesesmal ist der Zeitraum sogar noch etwas enger gesteckt. Vor kurzem waren auch noch in Japan, einen kurzen Abstecher mit einigen Terminen in Deutschland dann ging´s wieder zurück nach für eine Skandinavienrunde.

Wird es dir dabei nicht ein wenig zu langweilig ständig das gleiche erzählen zu müssen über die neue CD und wie toll sie doch geworden ist?

Das mag schon manchmal so sein wie bei anderen Jobs auch aber im Endeffekt ist es halt ein notwendiger Teil des Geschäfts und gehört einfach zu meiner Arbeit.

Das letzte Album "Carpe Diem" liegt glaube ich, so um die zwei Jahre zurück - was habt ihr in der Zwischenzeit so gemacht?

Nicht ganz so lange, es sind jetzt erst rund eineinhalb Jahre her (November 2000). Tatsächlich haben wir ein weiteres Album gemacht ..ha ha ha, nein nicht sofort, denn wir haben ja auch noch die dazugehörige Tour gespielt und dann während des Urlaubs im Sommer entschieden, daß im Frühjahr 2002 ein neues Album erscheinen soll und jetzt ist es tatsächlich schon veröffentlicht.

Nach ein paar Jubiläumskonzerten (20 Jahre PM!!) haben wir sofort mit dem Songwriting zu "Planet Panik" begonnen und waren damit dann auch relativ schnell fertig, denn diesesmal haben wir nur ungefähr 8 bis 9 Wochen dazu gebraucht, von Anfang September bis Anfang November 2001. Danach begannen wir sofort mit den Aufnahmen für´s Schlagzeug und der Rest war dann schließlich bis Januar fertig inklusive dem Endmix.

Bezogen auf die Musik oder den Stil der PRETTY MAIDS - wie würdest du euren Sound heutzutage beschreiben und denkst du es gibt große Unterschiede zu euren Anfängen?

Es gibt da schon einige, wenn auch nur kleine, Unterschiede was den Sound im allgemeinen und auch die Effekte angeht, die wir so benutzen. Aber im allgemeinen gibt es wirklich keine so großen Unterschiede zwischen dem was wir heute und dem was wir vor 20 Jahren gemacht haben. Wir sind auf jeden Fall viel bessere Musiker geworden und die Band hat schon immer versucht bei ihren Wurzeln zu bleiben und Konsequent auf ihrem Pfad weiterzuverfolgen. Dies ist die Musik die wir wirklich mögen und die machen wir auch heute noch. Ich mein das wirklich ehrlich, selbst kritisch zurückblickend könnte ich bei keinem Album sagen, oh das war wirklich eine richtig schlechte CD, bei allen Unterschieden dies es da auch bei uns von Platte zu Platte immer mal gab. Heute sind wir denke ich einfach ein bisschen stärker rifforientierter, einfach etwas mehr heavy auch vom Sound her gesehen vor allem im Vergleich zu den beiden letzten Alben. Im Endeffekt stellt aber auch "Planet Panik" die typischen PRETTY MAIDS dar ohne wenn und aber. Wir mögen immer noch Hardrock o.k. diesesmal eben noch ein wenig härter und dies wollten wir auch so tun, will damit sagen sollte bewusst so klingen.

Es gibt auf dem neuen Werk einige ganz moderne Sounds u.a. beim Klasse-Opener "Virtual Brutality" - erzähl´ uns doch bitte ein wenig darüber wie dies bei der ganzen CD gelaufen ist und speziell bei diesem Track?

Der Song "Virtual Brutality" handelt im wesentlichen über den 11. September und hat daher natürlich einen sehr aktuellen und realistischen Charakter. Außerdem wurde er gerade zu dieser Zeit erst fertiggestellt im Gegensatz zu den restlichen Tracks, die waren nämlich schon fertig. Dieser Song ist schon etwas besonderes im Vergleich zu den Sachen die wir sonst so machen, vor allem wegen der getunten Gitarren daher klingt das alles ein wenig sehr hipp und modern wie bei den New Metalbands wie Limkin´ Park oder so aber das ist natürlich nicht die Richtung die wir zukünftig machen wollen. Wir wollten einfach mal was ausprobieren und von daher war es auch eine neue, wertvolle Erfahrung für uns. Wir wollten die Geschichte textlich und musikalisch modern erzählen und ein bisschen experimentieren das haben wir gemacht und sind dabei trotzdem PM geblieben. Auf keinen Fall soll der Eindruck entstehen, daß wir aus diesem schrecklichen Ereignis irgendeinen Vorteil erzielen wollen. Wir waren sehr geschockt, ich saß stundenlang vor meiner Kiste und verfolgte alles mit und daher ist es ein sehr ehrlicher Song geworden.

Die Fanreaktionen auf die Vorabversion im Internet auf den Song waren zuerst nicht ganz so toll ..."was machen die denn jetzt, einen voll auf modern ?" und so aber der Song wächst mit zunehmender Hördauer, wie übrigends das ganze Album, und letztlich sind wir unserem Stil doch sehr treu geblieben.

Wie waren denn die Reaktionen eurer zahlreichen Fans aber auch die der schreibenden Zunft auf Planet Pink bis jetzt?

Nun wie immer in solchen Fällen, wenn eine Gruppe neues Material herausbringt, manche mögen es gleich andere (auch später) nicht . ha ha. Gerade bei den Pretty Maids gibt es verschiedene musikalische "Richtungen" zum einen die poppige, dann die melodische und dann auch noch die Heavy Ausrichtung. Manche mögen jetzt die eine oder andere Ausprägung etwas mehr und wiederum andere lieben die Mischung aus beidem. Du kannst mir glauben, dies geht auch quer durch Fans und Journalisten so durch. Was für mich einfach am wichtigsten ist, ich muß es mögen und dahinter stehen können. Die Journalisten interessieren mich da nur sehr wenig, nicht jetzt um die alle schlecht machen zu wollen, aber die kriegen ihre Promo-CD sowieso umsonst. Wir machen die Musik in erster Linie immer noch, um uns selbst zufrieden zustellen und uns gut dabei zu fühlen. Danach hoffen wir aber natürlich, daß es unseren Fans gefällt. Wir wissen schon, was wir machen. Aber besonders bei diesem Album haben mir schon einige Leute nach dem ersten Hören gesagt - Was ist denn das? Die Songs gingen nicht sofort ins Ohr und man bräuchte mehrere Durchläufe, um sich reinzufinden. Dies mag teilweise schon so sein. Ich sage auch nicht, daß es unser bestes Album geworden, aber ist es einfach der PM-Sound von 2002, das nächste kann schon wieder ganz anders ausfallen. Wir werden auf jeden Fall immer unseren melodischen Stil beibehalten.

Ron - wie läuft das eigentlich bei euch mit dem Songwriting - was gibt´s zuerst und wer ist verantwortlich für die verschiedenen Parts in der Band?

Wir konzentrieren zunächst einmal alles rund um die Musik und die Melodien. Wenn ich Songs schreibe, singe ich zum Beispiel einfach irgendwelchen Schwachsinn dazu, um etwas auszuprobieren. Irgendwann bin ich dann später soweit eine feste Gesangslinie zu haben und um diese herum wird dann der weitere Text "zusammengebaut. Manchmal endet der Text auch genau mit den Worten oder der Linie mit der ich begonnen habe. So war´s auch bei Virtual Brutality (Ronnie singt mir durch den Hörer den Anfang des Songs vor ...). aber bei 90 % der Tracks ist der Text das letzte was wir fertig machen, manchmal sogar während dem Singen als solchem.

Der durchaus bildliche Titel "Planet Panic" - steckt da ein tieferer Sinn oder Gedanke dahinter, von mir aus auch symbolisch?

Ganz klar das Album entstand kurz vor und nach dem 11. September und dies hat uns natürlich stark mitbeeinflusst, denn danach war tatsächlich ein ganzer Planet aufgrund dieses Terrorismus in richtiger Panik. Auch in einem Song wie "Face of my Enemy" wird beschrieben, daß diese Zeitbomben irgendwo direkt unter uns sein können und das Leute aus deiner Gemeinde dir heute noch die Hand geben um sich am nächsten Tag mit deinen Freunden in die Luft zu sprengen. Wir alle haben daher jetzt wahrscheinlich etwas mehr Angst in so eine Situation zu geraten, besonders wenn man Familie und Kinder hat. Das geht mir auch so. Die PM sind wahrhaftig keine politische Band gewesen und werden es auch nie sein, ich selbst bin natürlich auch kein Bob Dylan aber werde trotzdem immer versuchen Songs über Dinge zu schreiben, die bewegen/berühren und den Leute etwas bedeuten. Mag sein daß die Texte diesesmal etwas negativer ausgefallen sind aber schau dir diese f* World doch mal an - es gibt halt einfach viel schlimme Dinge. Ich bin aber trotzdem immer ein positiver Mensch geblieben und mit dem Song "Enter forevermore" haben wir ja auch zum Schluß einen Track mit viel Hoffnung und Wärme auf dem Album vertreten.

Welche Musikrichtungen oder Bands hörst du gerade im Moment und was bevorzugst du allgemein?

Ganz im Ernst, ich höre eigentlich gar nicht viel Heavy Metal! Das meiste langweilt mich irgendwie, wenn dann mag ich derzeit schon so etwas wie NICKELBACK oder LInKIN´ PARK, das finde ich irgendwie aufregend und modern gemacht. Ansonsten geb´ ich mir auch viele Pop-Rock Sachen zur Abwechslung. Ich bin mit der Musik meiner älteren Geschwister aus den späten 60er und natürlich den 70er Jahren aufgewachsen. Die Beatles und die BEE GEES waren dabei immer meine Favoriten und dann natürlich die alten BLACK SABBATH Sachen.

Welches Album, in der über zwanzigjährigen Geschichte der PM, ist ganz klar dein persönlicher Favorit und über welches würdest du sagen, hätte man besser machen können?

Dies ist natürlich als subjektiv direktbetroffener sehr schwierig für mich zu sagen aber ganz ehrlich ein wirklich total schlechtes Album haben wir wirklich niemals gemacht. RED, HOT & HEAVY war schon ein sehr aufregendes Album was den Sound betraf, gerade für die damalige Zeit betrachtet, FUTURE WORLD mit der gleichnamigen Hit-Single war natürlich unser kommerziell erfolgreichstes Album und wenn ich aus den 90er etwas herausheben soll, dann würde ich mich schon eindeutig für SPOOKED entscheiden, denn darauf waren einige sehr gute Songs und das ganze Album klang irgendwie hervorragend.

Ihr habt noch einen (ur-)alten Sammy Haggar Song auf das Album mit drauf genommen - warum das eigentlich?

Um ganz ehrlich zu sein, es war nicht meine Idee das so zu machen - ich denke es ist mit Abstand der schlechteste Song auf dem Album. Live haben wir das Ding zwar jahrelang gespielt und es kam dabei immer ganz gut an und dann wollten wir es eigentlich nur für eine B-Seite verwenden, haben mal die Drums aufgenommen. Dann haben wir aber zwei weitere fertige komplett neue Songs nicht benutzt, da sie einfach von der Grundstimmung her nicht zu dem aktuellen Album gepasst hätten, wir werden sie vielleicht mal später verwenden. Und da wir so natürlich nicht nur 9 Songs auf ein Jubiläumsalbum packen konnten haben wir "One way to Rock" fertig aufgenommen und mit draufgestellt. Quasi in der letzen Minute sprang dieser Song noch mit auf´s Album, was er eigentlich nicht hätte sollen, egal so ist es jetzt nun mal geworden.

Was denkst du denn so über das Internet und wie nutzt du es persönlich?

Ja, ich benutze es zwar schon ab und zu für mich selbst aber so ein richtiger Viel-Surfer bin ich dann doch nicht. Hauptsächlich verschicke ich aber meine E-mails damit und wenn ich mal was wissen möchte, schau´ ich schon mal länger rein. Ansonsten ist das Internet allgemein zwar nicht schlecht aber für einen Musiker wie mich, hat sich die Sache auch zum fast schon Gegenteil gewandelt. Denn die Gratis-Download-Möglichkeiten haben und werden die Musiklandschaft nachhaltig verändern, das wird aus meiner Sicht, für Künstler eher noch negativer werden. Ich habe daher eine sehr geteilte Meinung darüber, wie schon gesagt, denn alles hat zwei Seiten, meistens eine gute und eine schlechte und mich könnte die schlechtere in diesem Fall, schon stark betreffen.

Die Pretty Maids sind jetzt schon über 20 Jahre dabei - wie lange wollt ihr bzw. willst du noch so weiter machen mit dem ewigen Kreislauf Songs schreiben, Album aufnehmen, Tour, Interviews machen ....

Nun, es macht uns derzeit noch so viel Spaß diese Gruppe zu haben, daß wir mindestens noch mal 20 Jahre weitermachen wollen .. aber mal im Ernst, wir verstehen uns in der Band auch privat sehr gut, hängen zusammen rum und unternehmen was. Außerdem wollen wir nicht auf´s "live" spielen verzichten. Daher wird es auch mindestens noch eine Jubiläums-Liveplatte (wird u.a. während der Festivals im Sommer aufgenommen) und ein weiteres Studioalbum von uns geben. Ich bin jetzt erst 37 und fühle mich auch noch nicht so alt, um schon abzutreten. Außerdem muß ich ja mit der Musik auch eine Familie ernähren und betrachte es weiterhin als ein Privileg mit meinem ursprünglichen Hobby meinen Unterhalt zu verdienen. Ich genieße dies daher mit den Pretty Maids, solange es so gut weiterläuft, warum sollten wir aufhören oder uns trennen?!!

Thank´s Ronnie für die ehrlichen Antworten!



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