Interview:

2002-05-12 Peter Pan Speedrock

Band anzeigen
Aha, Auch "der Holländer" trinkt Bier. Bartman, Basser von PETER PAN SPEEDROCK, hat noch ein bisschen Probleme mit dem Kopf, weil er tags zuvor den holländischen "Tag der Königin" (die er eigentlich nicht soi gerne mag) gefeiert hat. Was ihn aber nicht daran hindert, schon mal ein frisches Bierchen aufzumachen. Und da sitzt er nun in seinem Grafik-Design-Büro, arbeitet an einem neuen T-Shirt-Motiv für "Mad Sin", freut sich über die Sonne und hört eine seiner Lieblingsbands "The Dwarves". Nebenbei lässt sich auch noch interviewen.InterviewIhr seid die Tage in Deutschland getourt, oder?




Eine richtige Tour ist es nicht. Wir waren vor ein paar Wochen mit "The Peepshows" unterwegs, das war auch wirklich gut. Danach absolvierten wir einen ganzen Haufen Einzelshows, sind in der Tat fast jede Woche in Deutschland. Und "et läuft"! Wir kriegen prima Resonanz: Viele Leute kommen und die gehen auch richtig ab.




Und im Gepäck habt ihr eure neue Scheibe "Premium Quality... Serve Loud"...




Es ist immer noch Speedrock, wie vorher auch. Das heißt: Viel Heavy Rock & Roll, noch mehr Geschwindigkeit, grundsätzlich simpel und geradeaus. Wir mixen das mit Punk, Hard Rock (nicht Metal!) und sogar ein bisschen Rockabilly. Es ist auf jeden Fall laut. Viele sagen, wir klingen wie eine Mischung aus AC/DC und Motörhead. Das ist aber zu einfach. Erst einmal gehört Punk mit dazu. Unsere Einflüsse reichen von altem Rock & Roll wie Eddie Cochran/ Gene Vincent/ Chuck Berry/ Sonics über Punkrock (Stooges/ Pistols/ Misfits), und Hardrock (Motorhead/ AC/DC / Rose Tattoo) bis hin zu moderneren Bands wie Zeke, Hellacopters, Turbonegro, Reverend Horton Heat and Rocket From The Crypt. Der größte Unterschied gegenüber den alten Alben: Wir haben versucht, unsere Live-Energie jetzt auch auf die Scheibe zu packen. Ich denke, wir hatten Erfolg. Und wir schreiben jetzt richtige Songs. Vorher entstand viel bei Jam-Sessions, jetzt haben wir uns hingesetzt und konzentriert an den Liedern gearbeitet.




Und worum geht´s in den Texten?




Da hat sich nicht viel getan. Es geht um die wichtigen Dinge im Leben: Bier, Frauen, Rock&Roll, Bier. Manche Songs erzählen, was wir auf der Straße erleben.Zum Beispiel ist "Donkeypunch" über unseren Trip nach Mexiko, wo wir ein paar Freaks gesehen haben, die sich Kerzen in den Arsch und in ihre Pussys gesteckt haben. Ein bisschen ernster ist "Bad Year For Rock&Roll". Es geht darum, dass doch einge wichtige Rocker gestorben (Joey Ramone, Herman Brood) oder fast gestorben (Lemmy) sind und dass diese wertlosen "für-nix-gutes-techno-clowns" sich heutzutage Rockstars nennen




Ihr kommt aus Dynamo-City Eindhoven. Habt ihr die geilen Zeiten mitgemacht als der Eintritt noch fast umsonst war. Und wie sieht´s jetzt dort aus?



Na klar haben wir die guten alten Dynamo-Tage mitgemacht. Und es ist eine Schande, dass sich Eindhoven diese großartige Festival durch die Finger gehen ließ. Was für ein Verlust für die Stadt. Ich konnte damals auf mein Fahrrad springen und schwupps war ich da. Zwei Jahre lang war es so nahe an meinem Zuhause, dass ich zu Fuß hingehen konnte. Was ist besser, als aufzustehen, ein bisschen zu spazieren, fünf Gulden zu bezahlen und haufenweise große Bands zu sehen wie Obituary oder Sepultura? Immerhin gibt es ein DOA 2002; es ist großartig, dass wir da spielen dürfen, und dann auch noch mit Bands wie den Dropkick Murphys oder Death Angel. Da kann eigentlich nichts schief gehen. Holland ist an sich kein wirklich Rock&Roll-Land. Es kommen zwar einige Leute zu den Shows, aber eine richtige Metal-Szene gibt es nicht. Na gut, es gibt in Eindhoven ein paar amtliche Death-Metal-Bands wie "Rompeprop" und "Prostitute Disfigurement", aber in Belgien und Deutschland zeigen die Leute mehr Interesse. Nimm als Beispiel "Gluecifer" Sie spielen eine Clubtour in Deutschland und die ist so gut wie ausverkauft, 400 oder 500 Fans jede Nacht für zwei Wochen. Wenn sie in Holland spielen, dann kommen sie gerade mal auf zwei Auftritte vor vielleicht je 200 Besuchern. Aber keine Angst, wir arbeiten dran, Holland Rock&Roll zu lehren.




Was hat es denn mit dem Band-Namen auf sich? Peter Pan ist doch durch Costa Cordalis als "Regenbringer" bekannt geworden.




Nein, nein. Das sogenannte "Peter-Pan-Syndrom" ist ein medizinischer Begriff und beschreibt Menschen, die nicht erwachsen werden wollen. Und so sind wir definitiv. Nach einer Zeit haben wir "Speedrock" hintendran gehängt, damit die Leute besser wissen, was sie zu erwarten haben.




Ein "dirty-rock´n´roll-image" haben sie wohl auch zu erwarten...




Ich denke schon, das wir so etwas verkörpern. Logisch: Wenn du dreckige Musik machst und feierst, bis du umfällst. Und: Wir lieben es, zu feiern. Für gewöhnlich sind wir immer die letzten, die die Halle nach einem Auftritt verlassen. Und natürlich bringen wir in Holland immer unseren Freund "Dikkie Dennis" mit. Er mag ein bisschen merkwürdig aussehen, aber er ist genau wie wir ein richtiges Party-Animal.




Bleibt denn für euch Party-Tiere überhaupt noch Freizeit?




Drinkin´ & fuckin´, hell yeah! smokin´ is for hippies! Natürlich gehen wir auch viel zu Shows anderer Bands. Unser Drummer Bart boxt. Ich bin für so was viel zu faul. Derzeit kommen wir mit der Musik über die Runden: Piet macht gar nichts anderes mehr, er hat vorher als Bildhauer gearbeitet. Ich mache ja noch ein bisschen Grafik-Design, aber in erster Linie, weil´s mir auch Spaß bringt. Und Bart verdient sich als Müllmann ein bisschen Kohle dazu, aber nur ein/ zwei Mal die Woche.




Und wie lebt´s sich sonst bei den Königen in den Niederlanden?




Also, was die anderen beiden meinen, kann ich nicht sagen. Mir geht dieser ganze Mist auf den Sack. Wir sollten diese Königsfamilie so schnell wie möglich los werden. Erstens mag ich sie überhaupt nicht, zweitens geben sich absolut nichts darauf, was die holländische Bevölkerung denkt. Zum Beispiel heiratete der Prinz die Tochter eines Mannes, der mit dem argentinischen Diktator Videla kollaboriert hat. Der hat tausende Menschen auf dem Gewissen. Und unsere Königin lädt diesen Mann ein, als sei nix passiert. Und Prinz Willem Alexander ist so smart wie der Rücken eines Pferdes. Und das soll unser neuer König werden? Außerdem kostet die königliche Familie ein Heidengeld. Die Millionen Euros pro Jahr könnten sicherlich für andere sinnvolle Dinge ausgegeben werden. Und noch was: Die sind auf keinen Fall Rock&Roll. In Belgien da vögelt der Prinz wenigstens mit Pornostars herum und leistet sich andere schlüpfrige Skandale. Und wir haben solche Scheißer. Raus, Tür zu, sage ich!




In Deutschland wird derzeit viel von euren Kickern gesungen: "Ohne Holland fahrn wir zur WM"... Interessiert dich das?




Och, mir macht das nix. Viel Glück den Deutschen. Unser Drummer ist PSV Eindhoven-Fan, aber mehr weil er sich mit Hools rumtreibt als wegen des Spiels an sich. Wenn ich aber ein Lieblingsteam nennen müsste, dann wäre das Rot-Weiß Oberhausen. Mit den Hooligans ist das so eine Sache. Ich mag das ganze gerne mal im Fernsehen gucken. Und wenn sie sich gegenseitig umlegen wollen, warum sollte man sie stoppen? Wen sie kämpfen wollen, lass sie doch.




Und? Seid ihr zu stoppen?




Wir wollen touren, je länger, desto besser. Unsere Partner kümmern sich prima um uns, wir haben uns einen größeren Van gekauft. Gut, wir sind noch keine "million-dollar-rockstars", aber wir sind "ready to rock&roll".Und wer weiß, was noch kommt. Ach, eine Sache wollte ich noch loswerden. Dieser Satz kommt von einem unserer Lieblingskünstler, Mojo Nixon:"No matter how much you re-mix, YOU CAN´T MAKE DISCO ROCK&ROLL!" In diesem Sinne: Thank you & prost!