Interview:

2003-03-28 Partysane Jarne

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Das "PartySan Open Air" entwickelt sich immer mehr zum Mekka der harten Metaller. Black-, Death- und Thrash-Fans kommen an dem Festival nicht mehr vorbei. Also fühlten wir Mitveranstalter Jarne auf den Zahn. Und der berichtete von Tempotaschentüchern, Eiteroge, mehr Schwarzbier und vielem mehr. Ach ja, und von Musik natürlich.InterviewNa dann erzähl doch mal, wie alles begann.


Ich bin als Booker erst seit 1999 für das "Party.San Open Air" tätig. Der "Ersttäter" war unser Boy (Promo/ Produktion), der Anfang der 90er das "Party.San Open Air" auf ´nem Fußballplatz mit einem alten Heuwagen als Bühne startete. Damals war die Bandauswahl eine Mischung aus lokalen Punk und Metal Bands. Unsere heutige Crew war damals schon mit am Start und half ihm beim Booking, Aufbau/Abbau und so weiter. Er wollte damals unbedingt mehr Metal in die Sache bringen und so kamen unser Mieze (Produktion) und ich (Booking) mit ins Spiel. Ich habe seit dem ersten Amon-Amarth-Gig 1997 im Weimarer Jacobclub dort fortlaufend Glubgigs (Arch Enemy, Vomitory & Eucharist) organisiert und habe mein Herz verloren. Ich konnte mir kein besseres Hobby als das "Party.San OA" vorstellen als mich Boy um Mithilfe bat. Die Undergroundszene war damals auch auf Grund des Cothurnus-Magazines mein größtes Steckenpferd.
Anfängliche Schwierigkeiten waren dummdreiste Bandmanager, schlechtes Wetter, schlechte Preise bei Verleihfirmen, einen geeigneten Platz zu finden und und und….Zu viel und zu unwichtig, um es hier aufzuführen.


Und wie läuft’s in den vergangenen beiden Jahren 2001? Finanziell und überhaupt?


Diese zwei Jahre waren eigentlich die wichtigsten bisher, da wir über diesen Zeitraum die meiste Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen haben. Wir haben hart gearbeitet, um ein wirklich gutes und fanfreundliches Open Air aufzubauen, dass vollkommen dem Death/Black/Thrash-Metal gewidmet ist. Der Verlauf war
größtenteils friedlich, aber bei 2500 Besuchern fällt eine Rempelei eher auf, als auf einem Riesenfestival wie Wacken. Dazu kommt, dass viele Leute denken, der Osten bestände nur aus Black-Metal-Nazis und Trabis…völliger Quatsch. Einige Leute aus den alten Bundesländern waren wegen uns das erste Mal im
Osten...Wahnsinn. Wir konnten den Leuten zeigen das das "Party.San OA" DAS deutsche Death/Black/Thrash Metal Open Air ist und wir hier alles nötige tun, um den Fans dieses Genres ein ordentliches Wochenende zu bieten. Ohne Abzocke und finanzielle Vergewaltigung. Finanziell haben wir uns ein Konzept erarbeitet, das
es uns erlaubt, in dieser Form zu arbeiten…Wir können uns nicht beklagen. Wir haben sehr viel gelernt und die Sonnen- beziehungsweise. Schattenseiten dieser "Branche" kennengelernt. Wir haben zum Teil begreifen müssen, dass gewisse Leute im eigentlichen Sinne kein Interesse an Musik sondern eher am Geld haben.


Wer mischt denn noch so in der Crew mit?


Unsere Crew ist der Dreh- und Angelpunkt an diesem Wochenende. Wir sind in der glücklichen Lage eine wirkliche eingeschworene Crew zu haben, die einerseits aus dem alten Stamm der "Gründerzeit" besteht und aus vielen neuen Mithelfern, die in den letzten Jahren dazugekommen sind. Die meisten mögen die Atmosphäre, die
Mucke und die Party an diesen Tagen. Wir haben Schlosser, Mauerer, Kältetechniker, Klempner und so weiter …. wirklich unersetzbare Leute. Unsere Security besteht aus Mitgliedern verschiedener Bikerclubs, wobei der Großteil der Leute von den "Stoye Brothers MC" (Weimar) und den "Road Lions" (Chemnitz) gestellt werden. Diese Jungs haben unser volles Vertrauen und sind bisher von unseren Besuchern auch sehr gut aufgenommen worden. Ab diesem Jahr werden wir in puncto Security mit einer guten Firma zusammenarbeiten, die unsere bisherigen Securityleute zu einem Verbund vereint.


Bleibt denn da noch Zeit für was anderes oder nimmt das ParytSan den Löwenanteil deiner Zeit in Anspruch?


Das Cothurnus ist ja Volkmar´s(Reiter, Legacy, RockHard) und mein Baby, mit dem
wir schon 1994 unsere Undergroundsporen verdient haben. Wir arbeiten gerade an
einer neuen Aussgabe, die sicherlich im Dezember 2003 erscheinen wird. Wir wollen
wieder "back to the roots" …das mal dazu! Ich hab mit ihm gewisse Vorstellungen,
ich sage nur Dosenbier, Autopsy, Spiegelsonnenbrillen und Converseschuhe … Mehr
nicht! Ich werde mich sicherlich beruflich auf die Musikbranche verlegen, da
köchelt schon was. Metal´n’Roll ist mein Leben …Wer mich kennt, weiß das! Ich
werde demnächst mal wieder Vinyl veröffentlichen … Mal sehen. Mit Frauen über 25
zu ficken ist toll!


Wie wird so ein Open Air finanziert? Erklär einfach mal.


Dir schenkt niemand auch nur einen Pfennig! Die Bands haben vor allen in den Anfangsjahren horrende Gagen bekommen. Die Gagen fallen erst mit steigendem Bekanntheitsgrad eines Festivals. Wir haben bisher kaum Unterstützung für die Bands bekommen haben. Dies bezieht sich hauptsächlich auf Zuschüsse zu Flugkosten oder Werbung. Es bekommen auch 2003 noch alle Bands einen Betrag nach Bekanntheitsgrad gestaffelt. Der aber bei den Openern mindestens ihre Unkosten in etwa deckt. Bei uns muss keine Band für ein Party.San Auftritt ihr Sparschwein abmurksen. ! Erst Metal Blade und Nuclear Blast haben uns die
Hilfe zukommen lassen, die wir wirklich brauchen können. Du musst gut kalkulieren
und alle anderen Einnahmen in deiner Hand behalten. Du brauchst ein
professionelles Reisebüro, dessen Inhaber ein Metalfan ist und du musst eine
straffe Organisation haben. Über Geld spricht man nicht. Uns gibt es …damit sollte
man rechnen! Da ich viele Bands schon lange kenne beziehungsweise mir Bandmitglieder helfen
andere Bands zu kontaktieren, gab es noch nie Probleme im Booking. Als
Death/Black/Thrash Metal Festival in unserer Größe hat man oft die Sympathie
vieler Bands und die Kommunikation läuft dann im alten Szenestil. Bandmanager
sind in meinen Augen der letzte Dreck, der einer Band passieren kann, unnötige
Mitesser, die nur die Kohle der Bands wollen.


Und was hast du für Erfahrungen mit Bands gemacht?


Ich habe über die Jahre sehr feste Freundschaften geschlossen. Ob mit Naglfar,
Necrophobic, Amon Amarth, Defleshed, Maze Of Torment, Witchery, Bewitched,
Satanic Slaughter,The Haunted und vielen anderen. Ich bin immer deren größter Fan, haha. Es
gibt Bands, die es einfach gut finden, dass es dieses Fest gibt, manche stehen in
deinem Office und verlangen trotz Vertrag mehr Kohle, haha, es gibt immer wieder
Höhen und Tiefen. Ich will den Kontakt zur Band, denn nichts ist schlimmer als eine
der gebuchten Bands nur beiläufig zu begrüßen. Rockstars waren bisher nur die
Bands, die dann auf der Bühne die schlechteste Leistung gebracht haben. Wenn man
Erfahrung hat, kann man damit umgehen, denn spätestens, wenn so ein Rockstarwrack
um Koks bettelt, gibt’s die harte Retoure, haha.


Stichwort Bad Berka und Umgebung! Wie kommt’s, dass alles toleriert wird
und wie läuft die Zusammenarbeit mit Behörden und Verantwortlichen?


Bad Berka ist cool! Die Stadt mag, was wir tun und die Anwohner sind tolerant
Genug, mal drei Tage Lärm zu ertragen. Das Gelände liegt zwar separat aber man
hört doch einige Brocken in der Stadt. Beschwerden gab es letztes Jahr nur von zwei/ drei Unbelehrbaren die noch nicht mal in der Stadt wohnen. Der Herzklinik-Helicopter hat das Gelände fotografiert und die Crew hat die Bilder gegen Shirts getauscht, sauber! Polizei, Stadt und
das Land haben großes Interesse an diesem Festival und supporten uns, wo sie
können. Ich kenne keine andere Gemeinde/Bauernschaft, die so in Ordnung ist wie
die hier ansässigen Leute.


Ihr seid bekannt für eure Einstellung gegen politische Extreme. In eurem
Forum gabs da einige Auseinandersetzungen …


Dummköpfe gibt es überall! Wir gehen strikt gegen politische Idioten vor. 2002
war sehr ruhig in dieser Beziehung und wir sind sehr zufrieden mit dieser
Entwicklung. Die Leute müssen begreifen, dass Metalfestivals keine politische
Plattform sind. Ich bin hier allerdings gegen Leute, die hinter jedem Nargaroth-Shirtträger einen Nazi sehen, das ist auch Quatsch. Wir wollen den Leuten die
Bretter von den Köpfen nehmen. In unserem Forum gab es wirklich gute, sachliche
Hinweise, die uns wirklich geholfen haben. Wenn allerdings aus reiner Dummheit
jedes Tempotaschentuch, das auf dem Scheißhaus lag kritisiert wird, stehen mir die
Haare zu Berge.


Neuheiten 2003? Was unterscheidet euch von anderen Festivals? Was hälst du
überhaupt von Wacken und so?


Neuheiten gibt es hauptsächlich intern, das heißt Organisation, Zusammenarbeit und
Arbeitsaufteilung. Wir sind spezialisiert auf Death/Black & Thrash Metal...einer
der größten Unterschiede. Wir vereinen die Die-Hard-Fans, bieten billige Preise
und achten auf Qualität in jeder Hinsicht. Mittlerweile treffen sich bei uns
Fans, Presseleute, Labelbosse und Bandmembers, um gemütlich zu feiern und ihre
Musik zu feiern. Wir sind bekannt für gute Partys. Wacken ist riesig! Als
Veranstalter ist man da eher Logistiker als Metalfan. Ich mag das Balingen Open
Air! Ha, jeder denkt das ich aufgrund des Powermetalüberschusses dort und meiner
Vorliebe für Death Metal einen an der Waffel habe, haha! Nö, die Atmosphäre dort
ist umwerfend. Ich saufe mit meinen Freund Schenk vom Chaos Magazine um die
Wette und trete Jagger bei Abfahrt in den dicken Hintern, härch! Mieze, Boy und
zwei gute Kumpels fahren da schon das zweite Mal in Folge hin. 2003 ist schon
gebucht!


Erwartungen 2003?


Mehr Leute, mehr Toiletten, mehr Schwarzbier, keinen Ärger und ne gute Party!


Planungen 2004?


Unanimated & Merciless spielen lassen!!!


Gibt’s wieder den Stand für Cocktails (White Russian!) von Postmortem?


Klaro...unsere Freunde von Postmortem rulen! Die Jungs sind wirklich Wahnsinn!!!
Nachdem die Burschen am Donnerstag gespielt haben, gibt´s wieder Eiteroge und
White Russian für alle...BRUTZ & BRAKEL RULEZZZ! Ich möchte Johnny Cash für "A Man Comes Around" Dank sagen.!. Tickets und Infos gibt’s unter www.party-san.net


Mehr über das PartySan lest ihr auch hier:
www.metal-inside.de/festivals/03pso.html
.



Der flotte Dreier vom PartySan Open Air: Boy, Mieze, Jarne (von links). Dies Jahr wird´s noch mehr.