Interview:

2002-06-16 Paragon

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Paragon, Vieleck, Text oder Vorbild? Egal, was es nun bedeutet, Paragon klingt klischeefrei, findet Jan, Bassist der gleichnamigen Hamburger Band. Der Arme musste beim Antworten mit ´ner Cola vorlieb nehmen. Ihn hatte ein Magen-Darm-Virus erwischt. Große Hoffnung des Tieftöners: Schnell fit werden, damit der Gig mit Virgin Steele nicht in Gefahr gerät. Und die neue Scheibe "Law Of The Blade" verdient es tatsächlich, auch live einem größeren Publikum präsentiert zu werden.InterviewFür
die, die es noch nicht wissen: Was für Musik bekommt der Käufer auf
"Law Of The Blade" zu hören?

Boah - das ist immer sehr schwer den eigenen Stil zu beschreiben! Ich denke,
wir vermischen den Songaufbau und auch Riffs von europäischem Heavy Metal
(z.B. Judas Priest, Accept) mit der Gitarrenviritousität von US Power und
Speed-Metal-Bands (Agent Steel, Omen…) und geben dann noch etwas "Hamburger
Schule" dazu!

Zu den Texten: Habt ihr vielleicht ein bisschen viel Klischee am Start?

Na ganz im Ernst: Was würde denn zu unserem Stil am besten passen? Sozialkritische
Themen oder Lovesongs? Ich denke nicht! Die Texte triefen zwar schon von Klischees
- allerdings sind sie sehr gut geschrieben, bildlich und unterhaltsam. Und so
soll Metal auch sein - unterhaltsam und sich auch nicht immer zu ernstnehmend!
LAW OF THE BLADE beinhaltet eine durchgehende Story wobei der Held auf einen
fremden Planeten entführt wird, auf dem noch die pure Barbarei herrscht
(Abducted). Im Laufe des Abenteuers überlebt er dann einen Treck durch
die Wüste (Across The Wastelands) und kämpft in einem Palast als Gladiator
(Palace Of Sin). Am Schluss zettelt er dann eine Rebellion an (Allied Forces)
und stürzt den Tyrannen (Empire´s Fall). Er erwacht auf der Erde
und fragt sich, ob das jetzt wahr ist oder nur ein Traum war - bis er die Narben
auf seinen Körper entdeckt (Back To Glory)…

Ihr gehört ja zu den schon länger zu den (Power-Metal-)Geheimtipps
im Lande. Erzähl mal ein bisschen aus eurer Bandhistorie. Und warum seid
ihr nicht schon bekannter? Lag´s an den vielen Besetzungswechseln, mangelnder
Promo oder woran sonst?

Ich denke schon, dass wir recht bekannt sind in Deutschland. Mann sollte sich
echt nicht von imaginären Verkaufszahlen irgendwelcher Newcomern täuschen
lassen, nur weil sie vielleicht fettere Werbung als wir haben! Außer den
"großen" Bands wie Gamma Ray, Running Wild etc. verkaufen echt
nur ganz wenige "neue" Bands richtig gut! Außerdem haben wir
das durch ehrliche Arbeit und gute Musik erreicht - und nicht durch dicke Anzeigen.
Was Besetzungswechsel angeht, kannst Du ja nur die Phase vor "Final Command"
(1990 - 1996) meinen, da wir ja seit 1997 dieselbe Besetzung haben, was heutzutage
auch nicht so normal ist! Gründe, warum wir trotzdem noch nicht "größer"
sind, da gibt es wohl auch mehrere. Es ist auf jeden Fall schwerer, von den
Fans und vor allem von der großen Presse akzeptiert zu werden, wenn du
nicht auf einem etablierten Label bist und nicht superfett Werbung machst. Bei
BO stimmte zwar die Werbung - allerdings hatten sie einen schlechten Ruf. Bei
REMEDY stimmt der Ruf, nur müssen sie sich erst etablieren. Allerdings
sollte das mit Stormwarrior, Dark Age, Solemnity, uns etc. kein Problem sein,
da es alles gute, eigenständige Bands sind, die auch Qualitätsprodukte
veröffentlichen. Die Stormwarrior hat z.B. Kai Hansen produziert!

Die neue CD ist draußen. Ihr habt recht gute Reviews geerntet. Zufrieden
mit dem Feedback?

Auf jeden Fall - enttäuscht bin ich etwas über die Platzierung im
Rock Hard (nicht die Review) - da haben Redakteure, die uns sonst mehr Punkte
gegeben haben, weniger gegeben als bei "Steelbound" obwohl komischerweise
die Redakteure, die uns vorher weniger Punkte gegeben haben, mehr rausgerückt
haben - also erkannt haben, dass "Law Of The Blade" ganz klar eine
Steigerung zu "Steelbound" darstellt. Aber was soll´s, ist halt
auch nicht mehr unsere Kundschaft - wenn man die ganzen New-Metal-Bands abgezogen
hätte, wären wir auch auf Platz zehn oder so gekommen… Ansonsten
finden so gut wie alle (ein zwei Ausnahmen gibt´s immer…) LAW OF
THE BLADE noch stärker als STEELBOUND - und gerade im direkten Vergleich
fällt es doch auch noch sehr auf!

Hamburg, Mekka der Power-Metaller. Beschreibt doch mal eure lokale Szene.
Andere Bands, Zusammenhalt oder Konkurrenz, Veränderung in den Jahren eures
"Dazugehörens". Und ist es eher ein Vorteil oder ein Nachteil,
in der zweiten Reihe hinter berühmten Kapellen wie Helloween zu stehen?

Ich liebe Hamburg und bin jedes Mal, wenn ich weg bin von hier, wieder froh,
zurück zu sein. Das Wetter ist zwar oft scheiße - allerdings gibt
es so viele Grünflächen, Kulturangebote, Einkaufsmöglichkeiten
etc. - ich würde es mit keiner Stadt tauschen wollen!!! Die Szene ist irgendwie
etwas seltsam: Bei Konzerten kommen so bis zu 1500 oder bei großen Sachen
sogar 4000 Leute - aber an Clubs am Wochenende gibt es eigentlich nur das Headbanger´s
oder das Rock Cafe! Ich möchte echt mal wissen, wo die Leute am Wochenende
so hingehen, da die Läden dann meistens noch nicht mal voll sind! Finde
ich sehr schade für eine Stadt, wo die größten deutschen Metal-Bands
herkommen! An anderen Bands gibt es in unserem Bereich eigentlich nur Stormwarrior
und Crystal Shark - das war´s auch schon. Ansonsten sind natürlich
noch unsere Labelkollegen von Dark Age geil, die machen aber eher Melodic Death
Metal. Es gibt aber einen Haufen Coverbands die alle recht unterhaltsam sind
und man trifft sich eben und trinkt Bier und hat Spaß. Konkurrenz gibt
es eigentlich nicht so sehr - die Großen helfen den Kleinen eigentlich
eher - wie Piet von Iron Savior, der uns mit auf Tour genommen hat oder Kai
Hansen, der die Stormwarrior produziert hat. Mit der Popularität ist es
bei uns schon etwas anders als noch vor drei Jahren, bei unserer Release-Party
war das Headbanger´s gerammelt voll - und vor drei Jahren hätte ich
noch jeden gekannt - diesmal kannte ich höchstens ein Drittel von den Leuten
vor der Bühne. Auch werde ich doch letzte Zeit öfter mal von Leuten
angesprochen nach dem Motto - "Du bist doch der Typ von Paragon".
Nehmt es mir nicht übel wenn ich dann komisch reagiere - aber irgendwie
ist mir das peinlich! Die "zweite Reihe" ist eher ein Vorteil - wir
habe alle "normale" Jobs - müssen also nicht von der Musik leben.
Deshalb können wir musikalisch das machen, worauf wir Bock haben - und
das machen wir auch! Ich war schon erstaunt wie viel los war - und vor allem
waren echt viele Leute da, die ich nie zuvor gesehn habe - allerdings auch einige
geladene Gäste. Ich denke schon, dass wir in Hamburg zur Zeit schon recht
gut angesagt sind! Ich hoffe das schlägt nicht irgendwann um und die Leute
denken, wir werden arrogant - manchmal ist es nur schwer, sich mit jeden zu
unterhalten, der einen anspricht - obwohl man eigentlich mit Freunden oder Freundin
unterwegs ist.

Wie sieht´s mit Hobbies neben der Musik aus und was macht ihr so, um euren
Lebensunterhalt zu verdienen?

Big M arbeitet auf einer Tanke und interessiert sich stilecht auch für
Formel 1 und Fußball, Buschi arbeitet in der Buchhaltung eine Plattenfirma
und liest ohne Ende, Martin arbeitet als Sachbearbeiter in einer Krankenkasse
und sein Hauptinteresse gilt der Gitarre und den Frauen, Claudius studiert Wirtschaftsinformatik
und interessiert sich deshalb auch für Computer, ich arbeite als A &
R in einer Plattenfirma und mich interessieren all die eben genannten Sachen!
Nee mal im Ernst - wenn es ginge, bräuchte ich echt 48 Stunden Zeit am
Tag, da ich auch gerne lese, Webseiten baue, mich natürlich für Frauen
interessiere und ab und zu auch noch etwas Kraftsport mache. Allerdings bleibt
uns allen nach Band, Job und Freundin (wenn vorhanden) eh kaum Zeit für
irgendwas anderes!

Zeit
für Tour oder Festivals? Oder wenigstens Einzelkonzerte?

Schlecht diese Jahr - Wacken und Headbanger´s Open Air hatten wir letztes
Jahr, Balingen ist schwierig (obwohl wir in deren Lesercharts waren und sogar
auf Platz 1 (!!!) in Ihrem Soundcheck sind im nächsten Heft! Vielleicht
geschieht ja noch ein Wunder mit einem Festival! An Touren läuft leider
nichts Gescheites zur Zeit - wenn wir schon ein "Buy On" zahlen, wollen
wir natürlich auch eine Tour haben, wo ordentlich Leute kommen und auch
potentielles Publikum für uns ist. Vielleicht klappt noch was Großes
im Herbst - allerdings ist die CD dann ja schon etwas "durch"! Es
gibt einfach zu viele Bands - und vor allem Combos, die meinen mit dem Kopieren
eines gerade angesagten Stils die schnelle Mark machen zu können. Diese
Bands können meinetwegen gerne reihenweise wegsterben - die manchmal von
der Presse so hochgelobten Newcomer entpuppen sich doch oft, vor allem Live,
als total scheiße und sind nach einem Jahr schon wieder weg. Wir müssen
nicht von der Musik leben, machen schon seit Jahren, was wir wollen und können
unsere Sachen auch größtenteils live so umsetzen, wie wir sie auf
CD aufnehmen. Viele Leute sagen sogar, wir sind live stärker als auf CD
- wir haben uns dadurch schon seit Jahren einen guten Live-Ruf erarbeitet. Wer
uns buchen will, soll am besten eine E-Mail an booking@paragon-legions.com
schicken!

Noch ein Wort zu euren Geschäftspartners wie Remedy Records.

Wir sind auf jeden Fall zufrieden. REMEDY stehen 1000-%ig hinter uns und eigentlich
können wir machen, was wir wollen. Allerdings wissen sie auch, dass wir
professionell arbeiten und sie am Ende ein 1a-Produkt von uns bekommen. Auch
sind wir nicht Band 200 auf dem Label, sondern eine der ersten! Und: Alle anderen
Partner arbeiten sehr gut (Dirk Illing / X-Maniac- D-Sign - Coverartwork, Ralf
Nüsser / Zomba - Vertrieb, Stephan Treu / True Music - Promo & Hartmut
Kripgans CD Herstellung) - und vor allem Hand in Hand! Besucht am besten unsere
Website www.paragon-legions.com
für News und hört Euch ein paar Samples von uns an, wenn Ihr wollt!
Metal on!

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