Interview:

2002-08-01 Pain

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Jaja. So sieht nämlich das wilde Rockstar-Leben aus: Am Nachmittag passt Peter Tägtgren auf seine beiden Kinder auf und hat Spaß dabei. Und wenn sie vorher im Kindergarten sind, schreibt er seine Songs. Für Hypocrisy oder aber eben für PAIN. Das dritte Album "Nothing Remains The Same", vom Kollegen Stepan unter Pop-Metal einsortiert und mit Tip-Emblem versehen, steht in den Läden. Interview

Du
bist viel in Hamburg. Gefällt´s dir in Deutschland?

Ja, durch die Zusammenarbeit von Motor Music und PAIN halte ich mich wirklich
oft hier auf, vor allem in Hamburg. Und das ist wirklich eine verdammt schöne
Stadt. Nur schade, dass ich in der Schule keinen Deutschunterricht hatte. Das
macht vieles doch etwas schwieriger. Außerdem wäre es höflicher,
wenn ich auch mal in der Sprache der Gastgeber antworten könnte.

In Hamburg hattest du ja auch einen lustigen, von deiner Firma angeleierten,
Trink-Wettstreit. Du hast natürlich gewonnen...

Naja. Ich hatte zwei Gegner. Der eine war ziemlich mäßig, musste
schon früh nach Hause. Der zweite hat immerhin bis ein Uhr nachts durchgehalten.
War ganz gut drauf der Kamerad. Aber letztlich bin ich dann mit Wolf, meinem
Promoter, noch an die Tanke und hab da ein wenig Wodka eingekauft.


Klarer Sieg also für den Schweden. Gilt das auch für die Hypocrisy-Tour
mit Immortal?


Gleich beim ersten Deutschland-Gig in Berlin kam meine Gitarre abhanden,. Ich
dachte sie wäre geklaut. Sie hat sich aber wieder angefunden. Außerdem
blieben die Zuschauerzahlen gerade in Deutschland ein wenig hinter den Erwartungen
zurück. Ich glaube, das liegt daran, dass gerade bei euch sehr, sehr viele
Tourneen durchgezogen werden. Da kann es sich kein Mensch leisten, sich alles
anzugucken. Dafür war´s zum Beispiel in Frankreich richtig geil.


Kommen wir nun zu PAIN. Warum existiert diese Band überhaupt?


Sieh mal. Als ich anfing, mich für Musik zu machen, gab es Venom, Possessed,
Hellhammer, Black Metal, Death Metal. Die Szene wurde immer härter, immer
heavier, immer mehr, immer schneller. Meine Wurzeln aber liegen viel tiefer,
vielleicht im 70er Rock, vielleicht irgendwo anders. Und dann werde ich auch
älter. Ich will nicht immer das gleiche machen, mich nicht auf eine Stilrichtung
festlegen, mich nicht nur auf Death Metal festnageln lassen. Und Hypo bleibt
Death Metal. Deswegen musste eine neue Band her.


Könnte man sagen, dass PAIN die kommerzielle Seite von Hypocrisy darstellt?


Kannst du, wenn du willst. Aber ich sehe das ein bisschen anders. Ich halte
es eher wie ein Produzent, der neue Sachen ausprobieren will. Ich will immer
wieder Dinge machen, die ich noch nie gemacht oder nie versucht habe. Das bezieht
auf alle Instrumente, Samples, Drumcomputer. Und das Resultat eines solchen
Versuchs ist PAIN.


Bezieht sich das auch auf deine Stimme?


Man könnte mich Sänger nennen? Ist es das, was du sagen willst, haha...?
Die neue Single ´Just Hate Me´ hingegen entstand mit Max Martin (jaja, der mit
Britney - der Verfasser) . Es ist das erste Mal, dass ich einen Song interpretiere,
der nicht aus meiner Feder stammt - Coverversionen natürlich ausgenommen.
Außerdem hat man mir viel erklärt. Wie ich Sachen betonen soll zum
Beispiel oder so. Ich hatte noch nie jemanden, der mir sagte ,Beim Singen musst
du deine Zähne´ zeigen´. What the fuck are you saying?! dachte ich und
tat´s und machte eine gute Erfahrung. Und es scheint auch die Qualität
meines Gesangs gesteigert zu haben.


Eine andere Qualität haben auch die Texte.


Stimmt. Es dürfte welche der besseren Sorte sein. So richtig klasse fand
ich meine Texte eigentlich nie. Ich hielt sie immer für ein weiteres Instrument.
Aber irgendwie wollte ich diesmal wirklich etwas ausdrücken, die Lyrics
haben tatsächlich Bedeutung für mich. Das hängt sicherlich mit
den Erfahrungen zusammen, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Lebenserfahrung,
das Leben im Allgemeinen spielt eine Rolle. Science-Fiction, Massenmörder
oder sowas haben da keinen Platz mehr.


Hängt diese Entwicklung mit deinen privaten (Ehe-)Problemen zusammen?


Ja. Die Krise ist überwunden. Sowas hat natürlich einen großen
Einfluss auch die Musik, die du machst.


Und
bereust du, dass deine privaten Angelegenheiten so publik wurden?


Wenn ich nicht wollte, dass jemand etwas Persönliches von mir mitbekommt,
dann würde ich gar nichts schreiben, keine Musik machen. Für andere
ist diese Öffnung nach außen vielleicht ein Problem, für mich
nicht, im Gegenteil. Musik hilft mir auch, Probleme zu bewältigen. Deswegen
habe ich auch einen Song wie "Public Puppet" geschrieben. Ich zeige
meine Gefühle offen.


Auch gegenüber des vielgeschmähten Business?


Ich bin wirklich sehr unzufrieden mit diesem ganzen geschäftlichen Kram.
Ich hasse Geschäfte und Geld, ich will einfach mein Leben leben. Außerdem
möchte ich nicht ständig darüber nachdenken, welche Bands meinen
Namen auf ihr Album packen, nur weil sie in meinem Studio aufgenommen haben.
Das heißt doch noch lange nicht, dass ich sie auch produziert habe. Das
Hypo-Album "Catch 22" handelt davon. I fucking hate the business.
I just wanna say everybody: FUCK OFF! Manchmal kommt man einfach an solchen
einen Punkt. Andersherum: Ich sollte doch eigentlich froh sein, dass ich so
ein gutes Feed-Back bekomme, dass ich so ,beliebt´ bin. Es wurde mir einfach
ein bisschen zuviel...


Sieht man dich denn eigentlich noch auf kommenden Festivals?


Mit PAIN spielen wir nur noch das Summer Breeze, ansonsten bin ich mit Hypo
unterwegs. Anschließend gehen wir ja mit In Flames auf Tour. Wir sind
ready, hungry and gonna kick some fucking ass... Die Festivals vorher sind KILLER!
Ich leide anschließend immer für eine Woche. Mein Promoter und ich
sind "partners in crime"...

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