Interview:

2004-10-12 Oysterband

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Die OYSTERBAND ist soviel Metal wie ein Gummibär harte Lakritze. Das macht aber nichts. Denn John Jones, oder auch JJ, Sänger der Folk-Band, und seine Mitstreiter haben eine Genregrenzen-überschreitende Kapelle auf die Beine gestellt. Mit ihrer neuen Scheibe verlassen JJ und Kollegen bewährte Pfade eigener Scheiben und veröffentlichen Live-Sessions mit befreundeten Muckern. InterviewWas gibt’s Neues?


Och, wir haben gerade die letzten Festivals hinter uns –schön war’s mal wieder in Bridgenorth, England. Wir haben das Festivals wachsen sehen und dieses Jahr beendeten wir es auf der Hauptstraße vor mehr als 5000 Zuschauern. Das war überwältigend und soooo friedlich. Man fühlte sich,. Als käme man nach Hause. Jetzt ruhen wir uns aus und machen Urlaub. Lee ist in Spanien in den Flitterwochen, Alan im Norden von Wales - er wird ohne Zweifel an einem kalten, windiger Strand Gitarre spielen. Chopper ist in Schweden und ich werde nach dem Interview mit meinen Hunden in die walisischen Berge spazieren.



Viele Metal-Fans mögen überraschenderweise den Charme einer Folk-Band wie der Euren. Wie kommt das?


Ich finde das nicht merkwürdig. Unsere Musik hat starke und dunkle Qualitäten und ich hoffe, dass wir dadurch etwas von uns auf kraftvolle Weise ausdrücken. "Open-minded people” können Interessantes entdecken - wenn sie ihre Chance nutzen.



Erklär’ dem stumpfen Metaller doch mal den Folk.


Vielleicht nehmen wir uns selbst nicht allzu Ernst. Wenn wir zusammen kommen - mit der Band UND den Zuschauern, dann tun wir einander nicht weh mit musikalischem Anspruch und solchem Gedöns. Menschen erleben genug Kacke in ihrem Leben. Folk-Music hat die Kraft, Leute zum Tanzen zu verführen, zum Lachen oder Weinen zu bringen - das ist etwas Tiefes und sehr Natürliches. Und das lassen wir einfach heraus.



Wobei die fröhliche Musik oftmals in krassem Widerspruch zu den keineswegs unterhaltsamen, sondern oftmals sehr sozialkritischen Texten steht.


Wir schreiben über die Welt, wie wir sie sehen. Du kannst Teile deiner Heimat lieben - die Landschaft, Menschen, Humor, aber du kannst auch Elemente hassen - wie rechte Politiker oder Habgier. Dies ist der Widerspruch, der soviel unserer Energie für unsere Musik freisetzt. Wir fühlen uns oft wie Fremde im eigenen Land und drücken das mit unserer Musik aus. Und es gibt überall Menschen, die ähnlich fühlen, in Großbritannien, in Deutschland - überall. Und die versuchen wir erreichen.



Was bedeutet Großbritannien für dich. Oder Schottland, der Irland oder eben England?


Viele der Vorurteile sind natürlich wahr - aber sie sind meistens englisch und eben nicht das Problem der anderen Länder Großbritanniens. Viele Engländer haben das Problem, dass sie ihren Nationalstolz nicht ausdrücken können, ohne in die Gärten anderer Nationen zu pissen oder sich Kämpfe mit ihnen zu liefern, zum Beispiel beim Fußball. Viele andere - so wie wir - wenden sich von so was ab und suchen sich ihre eigene Identität und ihren Symbolismus.



Zur neuen CD: Warum Live-Sessions? Irgendwie erinnert mich die Scheibe an Flower-Power und Lagerfeuer.


Es war und ist auf jeden Fall eine große und erfrischende Herausforderung. Spontan mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, ohne große Studio-Produktion war anstrengend wie angst-einflößend. Die Shows waren große Erfolge in Großbritannien - jetzt wollen wir mal gucken, wie das Album ankommt. Und wer weiß: Die ersten Sessions waren folky, vielleicht wird die nächste eine Metal-Big-Session. Wenn würdest Du als Mitwirkende empfehlen?



Na, ob ich das glauben kann? Wie waren denn die ersten Reaktionen auf dieses ungewöhnliche Album?


Wir hoffen jedenfalls, dass die Leute das Album als ganz anderes Ding begreifen und ohne Vorurteile rangehen. Bei der OYSTERBAND selber denken wir derzeit an eine härtere Ausrichtung neuer Songs. Warum sollen wir still stehen oder stereotyp werden? Wir wollen schließlich nicht zur eigene Cover-Band verkommen.



Aber touren wollt ihr fleißig wie eh und je?

Auftritte sind unser Lebenselixir. Es macht einfach keinen Sinn, zu Hause herumzusitzen. Wir haben sicherlich unsere eigenen Interessen, aber die OYSTERBAND ist unsere Sucht. Allerdings möchten nicht alle aus der Band ständig auf Achse sein, deswegen verkürzen wir die Tourneen ein wenig. Wir lieben es auch, auf Festivals zu spielen. Ich könnte mir sogar vorstellen, auf einem Metal-Festival zu spielen. Wir haben ja auch schon auf dem Bizarre und auch dem Zillo gespielt. Zählt das? Dieses mittelalterliche Zeugs fasziniert uns - und ein gewisser Zusammenhang ist sicherlich auch da. Vielleicht könnte man mit Subway To Sally oder In Extremo mal was zusammen machen.




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