Interview:

2008-06-10 Opeth

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Wie schnell doch die Zeit vergeht. Gerade gestern stand ich doch noch mit OPETH-Gitarrist Peter Lindgren in Hamburg und sprach über das neue Album, (damals) „Ghost Reveries“. Mittlerweile ist Mr. Lindgren nicht mehr an Bord, an seiner Stelle bearbeitet jetzt Fredrik Åkesson (ARCH ENEMY, TALISMAN) die sechs Saiten – und rief mich an einem regnerischen Freitagnachmittag an. Zweieinhalb Jahre nach dem Gespräch mit Peter. Kinder, die Zeit rennt… aber nicht für den symphatischen Schweden, der in aller Ruhe über seinen Einstieg und die Arbeit mit OPETH plauderte. Interview Du bist jetzt seit etwas über einem Jahr Mitglied von OPETH – wie hat sich dein Leben in der Zeit verändert?


Nun, ich spiele in einer meiner absoluten Lieblingsbands! Ich war vorher schon professioneller Musiker, aber zu OPETH zu kommen, ließ mich entspannter werden, denn ich wußte vom ersten Augenblick an, dass es das ist, was ich schon immer machen wollte.


OPETH ist eine sehr tourfreudige Band geworden, was das jemals ein Faktor in deiner Entscheidung, mit ihnen zu arbeiten?


Für mich war das eine einfache Entscheidung. Ich wußte, dass sie sehr ausgiebig touren, aber das habe ich mit ARCH ENEMY bereits gehabt und wußte, auf was ich mich einlasse. Natürlich ist es ein Faktor, ich bin lange von Familie und Freunden getrennt, aber damit habe ich schon mein ganzes Leben zu tun. Aber trotz allem lebe ich meinen Traum.


Du kennst Mikael seit einigen Jahren, war da jemals dein Einstieg bei OPETH ein Thema, also bevor Peter sie verließ?


Ich wußte, dass Mikael meine Art des Gitarrenspiel mochte, aber mehr auch nicht. Wir haben gemeinsam die Gigantour in den USA gespielt und ich hing viel mit den OPETH-Jungs rum, da lernten wir uns alle besser kennen. Das half sicherlich bei meiner Entscheidung, in die Band einzusteigen, aber vor Peters Ausstieg haben wir über die Möglichkeit nie gesprochen.

Mikael hat mich am Tag von Peters Ausstieg angerufen und gesagt, dass ich auf der Kandidatenliste wäre, was natürlich eine große Ehre für mich war.


Als du dann bei OPETH eingestiegen warst, wie sehr warst du am Songwriting von „Watershed“ beteiligt?


Ich bin genau zu Beginn des Songwritings dazugekommen und haben dadurch sogar einen Song einbringen können, „Porcelain Heart“, für den wir auch ein Video gedreht haben. Mikael ist und bleibt der Hauptsongwriter, aber ich war für die Solos zuständig. Nachdem die Demo-Versionen der neuen Songs fertig waren und jeder in der Band sie für fünf Wochen gehört hatte, überarbeiteten wir sie noch einmal und da war sich irgendwie eine Inspiration, denke ich *lacht*.


Wie sieht denn das Video zu „Porcelain Heart“ aus?


Wir haben das vor einigen Wochen außerhalb von Stockholm gedreht, mit dem Regisseur der auch schon mit PORCUPINE TREE gearbeitet hatte. Es gab einige Schauspieler, einige Mädchen und ein alter Mann, die mit einer Wide Angle-Kamera augenommen wurden, was einen Tim Burton-Eindruck erzeugen sollte. Ich habe das fertige Video noch nicht gesehen, aber es wird schon gut sein.


Ihr habt für „Watershed“ einige Coversongs aufgenommen, die nicht auf der regulären Version sein werden…


Ja, es sind drei Stück, die auf verschiedenen Versionen zu finden sein werden. Einer davon ist im Original von Marie Fredriksson, der ROXETTE-Sänger, ein weiterer von ALICE IN CHAINS. Die werden auf verschiedenen Versionen des Albums zu finden sein, so dass die Fans die Wahl haben und sich für die Version entscheiden können, die ihnen mehr zusagt.
Eine Version hat auch eine 45-minütige Dokumentation, in der Mikael sein Studio zeigt, einige Riffs vorführt und über den Entstehungsprozess von „Watershed“ spricht.

Man muss den Fans Extras bieten, wenn man CDs verkaufen will.


Denkst du, dass OPETH sehr von illegalen Downloads betroffen ist?


Ich mag den Gedanken, dass unsere Fans lieber die regulären Versionen unserer Alben zu Hause haben. Metalfans sind da mehr Sammler, Popfans eher weniger. Und deswegen sind Popbands auch stärker von illegalen Downloads betroffen. Ich selbst mag auch das Kaufen und Sammeln von Alben, mp3s auf dem Computer sind mir zu langweilig.


Songs als legalen, kostenlosen Download anzubieten, könnte eine neue Form der Werbung werden…


Ja, auf jeden Fall. Die Leute hören sich den Song an, finden ihn interessant und kaufen das Album. Das ist die positive Seite der ganzen Downloads.


Mikael war ja auch der Produzent des Albums. Wie war das Arbeiten mit ihm, wenn er sowohl Musiker als auch Produzent war?


Für mich war es die entspannteste und problemloseste Aufnahme, die ich jemals hatte *lacht*. Jeder kannte seine Parts, jeder war gut vorbereitet, jeder hatte die Demos oft gehört. Das war neu für mich *lacht*. Mikael hat mir viel Freiheiten gelassen und stand nicht hinter mir, um zu schauen, ob ich alles richtig spielen. Es war eine sehr disziplinierte, sehr fokussierte Aufnahmesession. Meistens bis mitten in die Nacht, wobei wir Morgens anfingen, was sicher keine inspierende Zeit ist.

Wir haben in zwei Studios aufgenommen, die aber im gleichen Gebäude waren. So konnten wir verschiedene Sachen aufnehmen und haben Zeit gespart.


Wie lange wart ihr denn im Studio?


Fünf Wochen, davon fünf Tage nur die Drums. Mit den ganzen Violinen und dem Cello, die wir auch noch nutzten, ist das sehr schnell. Ein paar Sachen haben wir auch in einer Kirche aufgenommen, wie die Kirchenorgel.


Ist es für dich einfach, die alten OPETH-Songs zu lernen.


Es ist eine Herausforderung! Es sind viele Riffs und viele Breaks. Aber durch Herausforderungen lernen wir und entwickeln uns weiter. Mir macht das Spaß. Ich habe nur Probleme mit den Akustik-Sachen, in denen Mikael sehr gut ist. Ich brauchte einige Zeit, um da auf sein Level zu kommen und die Parts richtig spielen zu können.


Hat die Zeit mit OPETH deine Art Gitarre zu spielen verändert?


Jede Band beeinflusst mich. OPETH haben meinen Spielweise erweitert, gerade in den akustischen Sachen.


Gibt es schon Pläne für eine OPETH-Headliner-Tour?


Ja, nach den Sommerfestivals werden wir nach Australien und Japan gehen, dann eine Headliner-Tour in den USA machen und dann als Headliner nach Europa kommen. Wir werden natürlich einen längeren Set spielen – aber eine Stunde sind ja nur fünf OPETH-Songs, also heißt das nicht viel *lacht*.


Könntest du dir vorstellen, euer Live-Set Projektionen oder spezieller Light-Show zu unterlegen?


Ja, wir planen sowas gerade. Es gibt noch keine Details, aber wir werden das sicherlich bei den Headliner-Touren machen. Auf jeden Fall so 70er Jahre-Trockeneis-Nebel auf dem Bühnenboden. Das ist cool. *lacht*.