Interview:

2004-10-06 October File

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Die mir bis vor Kurzem noch unbekannten OCTOBER FILE haben ein sehr cooles Emo-Album in die Menge geschmissen, das sowohl wüst als auch sanft sein kann und klar macht, dass auch England mehr kommt als nur weinerliche RADIOHEAD-Plagiate. Wenn die Band nur nicht so wählerisch bei ihren Gigs wäre und wir sie auch mal in Deutschland sehen könnten. Na ja, bis dahin bleiben uns immer noch diese Zeilen elektronischer Post…Interview "A Long Walk On A Short Pier”. Wie würdest du jemandem, der das Album noch nicht
gehört hat, eure Musik beschreiben?


Die beste Art, das Album zu beschreiben wäre sicherlich so was wie: "A soundtrack to four
very different yet like minded people´s lives.” Gut geschrieben, ordentlich aufgenommen und
mit der Absicht veröffentlicht, sowohl zu unterhalten als auch zu bilden. Wir haben in
unserem Songwriting verschiedene Stile integriert, zwischen denen wir wechseln. Jeder Track
hat seinen eigenen Ton, von aggressiven pumpenden Bassläufen wie "Trench” (ein Song über
die Bösartigkeit von Schulden) bis zu "Landslide” (ein Song über verlorene Liebe und
Hingabe), einem Soundtrack aus "ambient vocals and guitars”.


Was steckt hinter "God Hates America”, in dem diese Textzeile immer wieder geschrieen
wird und mich so ein wenig an einen Propaganda-Song erinnert...


Es ist in Wirklichkeit ein sehr komplexer Song, in dem sehr viel mehr steckt, als man denk. In dem Song geht es um die momentane US-amerikanische Regierung und wie sie alles, was sie tut, in Lügen und Ausreden verkleidet. Die Amerikaner werden jeden Tag belogen und im Dunkeln gehalten. Es ist in keiner Weise ein Angriff auf die Leute dort, obwohl wir das auch könnten.


Wo in Großbritannien lebt ihr? Was macht ihr im normalen Leben?


Wir leben alle im südlichen England, zwei von uns in Oxford und zwei in London. Das Leben ist fein, wir können uns nicht beklagen. Neben der Band arbeiten wir alle in normalen Berufen, die wir sehr gerne machen.


Die englische Musikpresse ist - jedenfalls auf dem Kontinent - für ihre euphorische Art bekannt. Wie waren die Reaktionen in eurer heimischen Presse wie Kerrang!, Terrorizer etc.?


Die Reaktionen der Presse (pah!) waren bisher sehr gut, eigentlich sogar großartig. Die ganzen großen Magazine waren sehr wohlwollend mit uns und haben uns für große Dinge empfohlen. Das Album ist jetzt auf dem Markt und die Verkäufe werden die wahre Sprache sprechen.


Spielt ihr viele Shows? Werdet ihr eine längere Tour spielen?


Bei den Shows, die wir spielen, sind wir sehr wählerisch. Wir neigen dazu, nur Shows zu spielen, die nicht allzuweit weg sind. Es bringt nichts, sechs Stunden in einem Van zu einer Show zu fahren, die im Endeffekt nur einen Haufen Geld kostet... egal, wie sehr man auch "keeping it real”. Wir sehr eine sehr praktische Gruppe Leute, du kannst Rock’n’Roll sein und trotzdem um Mitternacht im Bett sein!


Äh, ja. Etwas provokant gesagt, sind momentan außer CRADLE OF FILTH und IRON MAIDEN nur wenig englische Bands im Fokus der Aufmerksamkeit. Haben die englischen Bands einfach nur schlechte PR oder gibt es nicht genug, die mehr Aufmerksamkeit würdig sind?


England hat einige massive Bands hervorgebracht. BEATLES, QUEEN, ROLLING STONES, um mal ein paar zu nennen. Ich denke, dass die UK-Szene momentan sehr unterbewertet ist. Es gibt hier einige großartige Bands und die Welt ist reif für einen Schock. Aber genauso gibt es hier einige Bands, die einfach nur "der Herde folgen”, ein UK-Spruch für einen Mangel an Kreativität, gefolgt von Ambitionen wie all’ die anderen Bands zu sein, die momentan angesagt sind anstatt sich einfach darauf zu konzentrieren, einen eigenen Stil zu entwickeln.


Nochmal zurück zu eurem Album. Gibt es eine alles übergreifende Aussage in den Texten? Ich hab leider nur eine Promo ohne Texte, deswegen konnte ich mir kein Bild von den Texten machen. Hältst du es für wichtig, dass eine Band eine Aussage hat, sei sie politisch oder wie auch immer motiviert?


Die Songs die wir schreiben, die Worte die wir nutzen und die Art, in der wir spielen sind alle von der gleichen Intensität betrieben: Musik mit Aussage und Anspruch zu schreiben, zu unterhalten, lehren und eine Meinung auszudrücken. Wir haben nicht und werden niemals unsere Meinungen den Leuten direkt ins Gesicht schreien. Wir schreiben den Song und überlassen es dann dem Hörer, sich Gedanken zu machen, ob er ihnen gefällt oder nicht. Songs sind genauso Kunst wie Gemälde, man hasst sie oder man mag sie. Wir haben keine Aussage in dem Sinne, nur ein Verlangen, die Leute aufmerksam auf die Dinge um sie herum zu machen, die uns stärker machen, uns schwächer machen und uns genauso glücklich wie traurig machen können. Meiner Meinung nach gibt es nichts schlimmeres als eine Band, die ihre Hörer bevormundet.


Was sind eure Pläne für die Zukunft?


In der Zukunft warten auf uns viele Alben, viel mehr Shows und noch mehr Trips zu unserem lokalen Schnellraustaurant. Vive la Za Za’s!


Ein paar letzte Worte noch, natürlich.


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