Interview:

2001-10-14 Natas/Dragonauta

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Argentinien, Land der Gauchos, Land der Rinder. Evita Peron, Carlos Menem (der Präsident mit den coolsten Koteletten, den es jemals gab...). Scheinbar existiert in diesem Land auch eine recht aktive Metal-Szene. DRAGONAUTA kann man auf jeden Fall dazurechnen, ihr erstes Lebenszeichen in Form einer Split mit Natas hat das Interesse an einem Interview mit den Jungs geweckt. Frederico, Vokalakrobat, stand mir per E-Mail Rede und Antwort und entpuppte sich als äußerst angenehmer Gesprächspartner. Aber was laber´ ich, lest selbst....InterviewOk, fangen wir mal ganz profan an, erzähl doch mal ein wenig über eure Band...



Nun, was kann man zu unserer Geschichte sagen? Ich spielte mit Daniel (guit.) in einer Doomband namens Supernalia (in der ich Gitarre spielte und Daniel den Baß zupfte). Wir suchten zu der Zeit einen Sänger und nachdem wir schon viele angetestet hatten, trafen wir Martin (b.), der mit Ariel (dr.) in der HeavyAcidSouthern-Band Pata spielte. Naja, sie suchten ebenfalls ´nen Sänger und so entschlossen wir uns, uns als Band zusammenzutun und es mit mir als Sänger zu versuchen. Wir wollten alle eine Doomband machen, die von Black Sabbath beeinflußt war, deswegen verließen wir Supernalia und Pata. Das war so Anfang/Mitte 1999.

Tja, über unsere Arbeit. Martin ist, wie verdammt viele Leute hier, arbeitslos, Ariel arbeitet in einem Büro (für ein verdammt schlechtes Gehalt!) und Daniel und ich sind beide Biochemiker. Der Unterschied ist der, daß Daniel einen bezahlten Job hat, während ich an der Uni als Forscher arbeite und genau wie Ariel verdammt wenig Lohn bekomme! Wie du sehen kannst, ist unsere Situation hier ziemlich schrecklich und es wird jeden Tag schlechter. Aber glücklicherweise haben wir den Doom der uns daraus rettet.




Wie ist denn die Situation in Argentinien in diesen Tagen? Ich hab gehört, daß ihr da drüben ein Rezession habt und eine verdammt heftige Inflation . Erzähl´ doch mal was vom täglichen Leben in Argentinien. Wie sind die Umstände für Musiker? Seit ihr alle Mitglieder der Oberschicht oder wie könnt ihr es euch leisten, Musik zu machen?





Ich denke, ich habe in der vorherigen Frage bereits ein wenig darüber erzählt, aber nun gut, hier ist alles verdammt schrecklich. Wir zahlen alle für eine externe Schuld, mit der wir eigentlich nichts zu tun haben. Die Leute betteln in den Straßen für einen vernünftigen Job oder etwas zu essen für ihre Kinder und die Bastarde von der Regierung machen weiter wie bisher mit ihrer bösen Politik! Vor einigen Monaten haben sie alle Gehälter im öffentlichen Dienst um 13% gesenkt, das ist für mich eine ganze Menge und es betrifft sehr viele Leute, sehr viele Arbeitnehmer wie uns. Wie ich schon sagte sind zwei von uns de facto arbeitslos und die anderen beiden arbeiten für ein wirklich niedriges Gehalt und da trifft uns diese Lohnsenkung natürlich um so mehr. Wir können keinen eigenen Proberaum mieten, wir können kein eigenes Equipment kaufen, wir müssen uns sogar das MK2 und die Amps leihen, um live spielen zu können! Wir sind eine wirklich arme Band und wenn du hier arm bist, bist du gefickt! Die Musik ist für uns nicht nur ein Hobby, es ist wirklich ein Weg zu Leben für uns. Also stehen wir weiter aufrecht und ziehen unser Ding durch, ungeachtet der Sachen, die nebenbei noch alle scheiße laufen.





Habt ihr schon einmal mit dem Gedanken gespielt, daß Land zu verlassen? Irgendwo hinzugehen, wo die wirtschaftliche Situation besser ist und ihr mehr Geld verdienen könntet? Ist das eine Option für euch?





Wir haben darüber nachgedacht, wie fast jeder hier zwischen 18 und 30. Es ist echt traurig, eine Menge guter Leute verlassen Argentinien. Aber es ist schwierig, wenn du keine Verwandten in einem anderen Land hast, ist es schwer, einen legalen Status in einem europäischen Land oder den USA zu bekommen, wir sind immerhin aus Südamerika und damit Wirtschaftsflüchtlinge.

Davon abgesehen ist es für sehr schwer, woanders hinzugehen und von unserer Musik zu leben, ich denke, daß das niemals irgendwo passieren wird. Wir machen eben keine kommerzielle Musik. Und wenn wir dann auswandern und jeder muß arbeiten, würde die Band wohl auch nicht mehr existieren. Wer weiß, vielleicht wird es eines Tages so kommen...




Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Ich denke, ihr habt einen sehr starken 70s-Einfluß, siehst du das auch so?




Ja klar, natürlich! Wir sind totale Fans der 60er und 70er! Wir lieben diese Ära des Heavy/Progressive Rock!




Euer Bandname ist ein wenig komisch. Steckt dahinter eine besondere Bedeutung?




Wir haben Dragonauta gewählt, da wir die Vorstellung lieben, während eines Trips einen großen, bösen und heavy Drachen zu reiten! Es reflektiert ein wenig die Idee unserer Tracks, sie sind nicht nur Songs, sie sind Reisen, Trips. Nebenbei gibt es einen bekannten Song, der Dragonaut heißt (von welcher Band, sag´ ich nicht hehe). Von daher könnte der Name Interesse bei Doomster wecken, wenn sie unseren Namen auf einem Flyer lesen.




Würdest du gerne in den 70er leben?




Ich weiß nicht so viel über das Leben in den 70er, ich würde wohl eine Menge Dinge hassen. Ich denke, es waren hier sehr harte und schwierige Zeiten mit einer Menge Polizeirepressionen, Militärregierung, ich hätte einfach dafür umgebracht werden können, lange Haare zu haben! Während der letzten Militärdiktatur (1976-1983) verschwanden 30.000 Leute und Tausende wurden zusätzlich getötet. Eine Menge Menschen mußten damals aus Furcht um ihr Leben das Land verlassen. Und Anfang der 70er sah es hier nicht besser aus, so.... ich denke, ich mag die Idee nicht, in den 70er Jahren hier in Argentinien zu leben.

Aber wenn wir über die ganzen Ideale der 70er sprechen und wie man danach leben kann, das würde ich mögen! Aber wir haben nunmal 2001 und ich hatte meine Kindheit in den 70er, ich bin 1973 geboren.




Was sind denn das für Ideale, die du eben angesprochen hast?




Ich bin mir nicht sicher, ob man da von Idealen sprechen kann, aber all´ das ist eine Suche in einem selbst (aber bitte, nicht als so ein Klischeeding verstehen), die Idee, in einer nicht karrieorientierten Gesellschaft zu leben, diese Sachen. Sicher werden solche Sachen nicht passieren, aber dazu müssen Sex, Drugs and Rock´n´Roll gut sein hehe...





Ich bezog meine Frage gar nicht mal auf Argentinien, ich dachte eher an die USA. Was hälst du von Amerika in den 70er? Love, Peace, Hippies, San Francisco. Woodstock grade vorbei. Ein junger Ozzy Osbourne. Würdest du gerne in den USA zu der Zeit leben?




Keine Ahnung. Natürlich wäre es von der Musik her sehr cool und es wäre wohl sehr geil, ein Teil dieser Szene zu der Zeit zu sein, aber die ganze Sache mit Hippies und Peace und so, ich weiß nicht. Ich würde wohl eher ein Evil Hippie sein, ich meine, wenn jemand mich verarscht halte ich ihm nicht noch die andere Seite von meinem Gesicht hin wie Jesus, sondern ich würde versuchen, ihn mit aller Kraft fertigzumachen. *lacht* Nicht ernsthaft, ich wäre wohl kein guter Hippie. Die ganzen Dinge dich ich außerhalb der Musik über die Zeit weiß, habe ich aus Filmen und Büchern und so kann ich die Sache von der Seite sehen, wie ich sie sehen will. Nebenbei finde ich diese ganze New Age-Sache die damals aufkam (und viele alte Hippies hier sind da voll drin) ganz schön dämlich.




Welche Musiker und Bands haben euch beeinflußt?




Eine Menge! Natürlich die ersten Black Sabbath-Sachen, Pentagram, Blue Cheer, Andromeda, Monumment, Necromandus, Black Widow, Flower Travellin´band, High Tide, Saint Vitus (für deren Tribute wir auch einen Track aufgenommen haben, der auch auf der SplitEP zu finden ist), Iron Man, Count Raven, etc,etc,etc.
Und ganz besonders die Old School des Heavy Rock aus Südamerika: die erste El reloj,
die erste Pappo, Orion´s Beethoven, Montes, Color Humano und andere.




Es ist wahrscheinlich nicht verwunderlich, aber ich kenne keine der südamerikanischen Bands, die du aufgezählt hast. Kannst du mir ein wenig mehr über sie erzählen? Bestehen sie noch?




Einige von ihnen gibt´s wohl noch immer, aber sie spielen eine andere Art des Rock als früher, z.B. E reloj, Pappo. Ich kann dir sagen, früher waren sie richtig großartig und wenn man die widrigen Umstände bedenkt, waren sie sogar noch besser!


Bands wie Orion´s Beethoven haben sehr heavy Progrock gespielt, sogar schon mit jeder Menge psychedelischer Vibes und vielen doomigen Elementen. Die erste Pappo ist einfach unglaublich, heavy, bluesig, mit einer Menge böser Parts. Viele andere Bands wie Vox nahmen Konzeptalben auf, diese Band hat 1973 z.B. ihre Version der Bibel auf Vinyl gebannt! Es ist schwer zu erklären, aber damals gab es Art Sound oder Musik, eine sehr eigene Schule des Heavy Rock, du mußt es hören, damit du begreifen kannst, was ich dir erzähle. In unseren neuen Tracks, die bisher noch nicht aufgenommen worden sind, sind wir sehr von diesen Bands beeinflußt, besonders von El reloj, einer sehr progressiven Band.




Was ist mit Pink Floyd, Genesis oder den Beatles? Viele Stoner-, Doom und Progbands geben sie ja als Einflüsse an. Spielen sie für euch auch eine Rolle?




Um ehrlich zu sein, bin ich nicht so sehr Fan ihrer Musik. Ich mag die zweite Floyd, einige der ersten Genesissachen sind großartig und ich mag ein paar Beatlessachen (ihren psychedelischen Kram), aber ich fand schon immer, daß es ehrlichere Bands, authentischere Bands gab und gibt im Underground auch schon zu deren Zeit. Bands, die tiefer, viel tiefer auf der Reise sind.




Siehst du einen Unterschied zwischen Stoner Rock und Doom?




Ich denke, daß Doom für viele Leute unter dem Stoner Label läuft, nur daß Doom eben dunklere, schwärzere und traurigere Gefühle transportiert. Aber solche Bezeichnungen finde ich sowieso unwichtig, wenn du Musik hörst, die dir gefällt, ist es egal, ob es Doom, Stoner oder wasimmer ist, es ist egal.




Was denkst du über Kyuss, die legendäre Stonerband?




Ich kenne nicht so viel von ihnen und ich mag eigentlich nur Sky Valley und Blues For The Red Sund von ihnen. Ich denke, daß sie dem Heavy Rock einen frischen neuen Impuls gegeben haben, aber ich persönlich bevorzuge die alten Klassiker.




Was meinst du mit "Reise"? Ich denke, ich weiß was du meinst, aber versuch´ es mal in Worte zu fassen....




Ich meine damit die Gefühle, die Sensationen wenn man wirklich auf einem Trip ist, die Musik und die Lyrics farbig werden. Es geht nicht nur darum, gute Songs zu machen, nein, man muß sich auch richtig tief in die Musik versetzen, jedenfalls muß man es versuchen. Ich denke, daß eine Menge Bands die Musik machen, die sie wollen, ohne darüber nachzudenken, wer sie hören soll, sie machen sie einfach für sich, nicht für ihre Hörer, ohne irgendwelche Restriktionen.




Sprechen wir mal kurz über Drogen. Nimmst du irgendwelche? Warum? Oder auch warum nicht? Denkst du, das Rock und Drogen zusammengehören? Man denke nur an das alte Klischee "Sex, Drugs & Rock´n´Roll.




Hm, ich kann wohl sagen, daß ich es mag, mit psychedelischen Sachen zu experimentieren. Sie erlauben dir, zu Orten zu gelangen die du auf anderem Wege nicht besuchen kannst, du kannst dort Antworten finden, andere Gefühle bekommen.... Es ist schwer zu erklären, aber mit jedem Trip lerne ich eine Menge Dinge. Es ist eine sehr persönliche Art der Suche, meinen Weg zu gehen.




Hast du keine Angst, daß du eines Tages von einem Trip nicht wieder runterkommst und dann irgendwelche Halluzinationen für den Rest deines Lebens hast? Darüber vielleicht sogar verrückt wirst?




Nein, habe ich nicht, da ich diese Dinge immer mit einem sehr großen Respekt tue, Respekt vor den Substanzen und vor mir. Ich weiß, wann es mir gut geht und dann ist es ok, was einzuwerfen. Wenn ich habe ein schlechtes Gefühl habe oder fühle, das es jetzt nicht die Zeit oder der Ort ist, dann laß´ ich es. Wenn du es lernst, solche Dinge ohne Mißbrauch zu nutzen, wirst du wirklich eine Menge Dinge lernen und erfährst eine Menge abgefahrene Dinge. Die ganzen paranoiden Gedanken sind halt nur in deinem Kopf, du kannst sie verschwinden lassen. Und wenn du dich selber und die Substanzen respektiest, dann gibt es nichts, vor dem man sich fürchten muß.




Wie sieht es aus, was passiert, wenn man in Argentinien mit Drogen erwischt wird?




Die Situation, wenn dich die Polizei mit Drogen schnappt, ist nie besonders gut. Du kannst dir bestimmt denken, daß in diesem armen Land viele Polizisten jeden Grund ausnutzen, um dir Geld abzunehmen. Naja und der Besitz von Drogen ist für sie ein Glückstreffer. Eine Menge Leute werden damit geschnappt, es ist für die Polizei ein lohnendes Geschäft, so vielen Leuten Kohle abzunehmen. Es gibt auch Typen, die sich für Rambo halten und sich einbilden, daß sie mit jedem Kid, daß sie mit Gras festnehmen den Drogenfluß aufhalten. Dazu kommt noch, daß wir hier in einer sehr konservativen Gesellschaft leben: wenn du jung bist, hast du bestimmt was verbrochen, so denke viele Leute und eben auch viele Polizisten. Wenn du dann noch lange Haare hast, bist du um so verdächtiger und wenn sie dich dann noch mit Dope erwischen, dann muß man dich am besten auf ewig ins Gefängnis werfen (oder noch besser gleich umbringen!).




Hattest du jemals Ärger mit den Cops? Sind deiner Meinung nach alle Polizisten korrupt oder ist es nur ein kleiner Teil von ihnen, der aber ein schlechtes Licht auf alle wirft? Kannst du sie verstehen, daß sie durch niedrige Löhne fast gezwungen werden, korrupt zu werden?




Die meisten Leute in meinem Alter hatten bereits Ärger mit der Polizei. Wie eben gesagt, du bist verdächtig, da du jung bist. Dazu noch lange Haare - du mußt einfach ein böser Bube sein.

Einmal ist es mir passiert, daß die Polizisten damit drohten mich umzubringen und mir sagten, daß sie mich vorher noch foltern werden.

Es ist auch nicht so, daß nur einige wenige Polizisten korrupt sind, es ist die ganze Institution, sie sind alle korrupt. Denke nur daran, daß viele bereits während der letzten Militärdiktatur gearbeitet haben und da praktisch jeden umbringen oder foltern konnten, den sie wollten.


Um hier Polizist zu werden, mußt du nur einen Primary School-Abschluß haben (ich denke mal, das ist vergleichbar mit der deutschen Hauptschule - Anm. d. Verf.) und einen dreimonatigen Kurs mitmachen. Also entscheiden sich viele Leute ohne Job und ohne Ausbildung dafür, da es ihre einzige Chance ist, einen richtigen Job zu bekommen. Allerdings sind ihre Löhne sehr niedrig, so daß sie anderer Leute Geld nehmen müssen, um überleben zu können (du kannst alles mit genügend Geld bei den Cops regelen, wenn du z.B. eine rote Ampel überfahren hast etc.). Und durch die ganze beschissene Situation, in der wir leben ist alles hier sehr gewalttätig geworden. Viele Kids haben Kanonen und sind bereit für ein paar Dollar jemanden zu töten und nehmen in Kauf, selber dafür umgebracht zu werden. Die Cops wissen, wie skrupellos und verzweifelt diese Kids sind und sind dementsprechend vorsichtig, aber auch voller Vorurteile. Aber ich kann niemals in einer Person sein und ihre Gedanken lesen, selbst wenn er ein gtuer Cop ist, ist er immer noch Teil einer repressiven Kraft! Bei uns ist das Ganze "für das Wohl der Leute" nur ein großes Stück Scheiße! Es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie ein Cop, der selber noch ein Kind war, umgebracht wird. Aber dann sehe ich, wie andere Polizisten Demonstranten zusammenschlagen, die nur für ihr gutes Recht demonstriert haben. Ich kann schon verstehen, warum viele Leute hier zur Polizei gehen, es ist ihre einzige Chance, aber ich kann wirklich nicht auf ihrer Seite sein.




Bist du ein Vinyl-Freak? Viel von dem alten Kram, das du hörst, ist ja wohl nur auf Vinyl rausgekommen.....




Ja, stimmt, da ich ein 60er und 70er-Jahre-Freak bin, bin ich zwangsläufig auch Vinylsammler. Vieles von diesem Zeug ist halt nie auf CD veröffentlicht worden. Ich kann mir zwar oftmals die Original-Vinyls nicht leisten, aber ich habe einige Sammlerkumpel, die das können und mir den Kram dann überspielen, auf Tape oder CD. Aber ein ganz paar alte Platten hab´ ich auch.




Gibt es eine Band, mit der ihr gerne touren würdet? Wie ist es überhaupt mit Touren in Südamerika? Ist es schwer, eine auf die Beine zu stellen?




Bei uns ist es so, daß jeder versucht, dich übers Ohr zu hauen. Große Bands, Manager, Clubbesitzer, alle versuchen kleine Underground-Bands zu ficken. Sie verlangen eine Menge Geld, um dich spielen zu lassen und das wollen wir nicht mitmachen. Im Moment touren wir nicht, wir haben halt nicht das Geld dazu. Wir spielen aber einzelne Gigs mit Stonerbands hier aus der Gegend wie Coda, Sick Porky, Culebra, Sin Ilusiones, Stonerwitch, in the Vintage Parties.


Natürlich würden wir liebend gerne touren, wir lieben diese Idee, überall im Land und auf der ganzen Welt zu spielen und viele neue Leute kennenzulernen, in Ländern zu spielen, wo die echte Doomszene existiert. Hier sind wir so ziemlich die einzige Doomband und viele Leute halten uns für eine schlechte Sabbathkopie.




Was ist für euch denn "eine Menge Geld"? Nur um mal eine Vorstellung zu bekommen. Wieviel muß der argentinische Fan für ein Metalticket bezahlen? Gibt es eine Undergroundszene in Argentinien, die der Rede wert wäre?




Hm, als Band muß man meistens so 150 Dollar bezahlen (und meistens spielen drei zusammen), manche Clubs nehmen sogar noch mehr. Wir ziehen mit anderen Band so eine Art Gemeinschaft durch und mieten einen Club für 150 Dollar, die wir dann alle zusammen anteilig bezahlen. Aber leider kommen noch Kosten für den Sound dazu.
Der Preis für ein Ticket variiert, viele lokale Bands, die schon ein wenig bekannter sind und die angeblich für die Armen und Unterdrückten singen, wollen so 10 Dollar für ein Ticket, die hier kaum jemand hat. Und diese Bands zocken dann andere Bands ab und verlangen von ihnen zwischen 100 und 300 Dollar um mit ihnen auftreten zu dürfen. Ich hasse dieses Verhalten wirklich!


Wir möchten so 5 Dollar haben, damit wir unsere Unkosten einigermaßen decken können, wir sind schon froh, wenn wir auf Null kommen, Gewinn wollen wir gar nicht machen. Die Leute, die es sich leisten können, kommen auch und haben dann auch ein Recht auf eine gute Show! Und leider passiert es uns selber viel zu oft, daß wir nicht das Geld haben, um einige Bands zu sehen....




Wieviel kostet ein Ticket für Bands wie Iron Maiden, Judas Priest, Sepultura?




Das schwankt, so zwischen 25 und 60 Dollar, kommt halt auch darauf an, wo sie spielen und mit wievielen Bands.




Und was ist so der Durchschnittslohn in Argentinien?




Das ist schwer zu sagen, da sehr viele Menschen hier arbeitslos sind und ein großer Teil nur wirklich niedrige Löhne (150 Dollar oder sogar noch weniger, pro Monat bei 10 Stunden täglicher Arbeit). Einige bekommen so 300 Dollar, andere 500 und ein ganz paar 1000 Dollar. Das Leben in Buenos Aires ist dazu noch sehr teuer, ein Haus zu mieten kostet locker 300 Dollar, dazu kommen noch hohe Preise für Essen, Steuern und Telefon und Strom.




Hast du die Hoffnung, daß eure wirtschaftliche Situation besser werden wird? Unterstützt du eure Regierung?




Ich glaube, daß es immer schlimmer und schlimmer werden wird. Die Regierung arbeitet hier nicht für das Volk, sondern für die großen Wirtschaftsgruppen. Und dadurch werden sie immer reicher, während wir ärmer und ärmer werden. Es ist zum Kotzen.




Was würdet du sagen, wie bekannt seit ihr in Argentinien und außerhalb?




Vor einiger Zeit waren wir außerhalb des Landes bekannter als in unserer Heimat, aber mittlerweile hat sich das gebessert, da wir viele gute Kritiken bekommen, wodurch wir natürlich etwas bekannter geworden sind und mehr Leute zu unseren Shows kommen. Sie haben da auch eine Menge Spaß, das Ganze wächst langsam aber beständig.

Wir haben bisher nur die Split mit Natas veröffentlicht, die ich, wenn ich ehrlich bin, nicht wirklich mag. Besonders meine Vocals sind so verdammt soft. Ich kann dir sagen, die Dragonautasongs warten nur darauf, aufgenommen zu werden. Dann wird die Welt wissen, wie unsere Musik wirklich zu sein hat!


Bisher haben wir nur die Split draußen, die unsere Demo-CD ist, welche wir Ende 1999 aufgenommen haben. Ein lokales Label, Icarus, hat sie dann zusammen mit Natas als Split rausgebracht. Das ist neben einem Track für einen Saint Vitus-Tribute das Einzige, was bisher von uns existiert. In Europa wird das Teil von Alone Records und anderen Labels vertrieben, darüber wissen wir nicht viel. So richtig glücklich sind wir mit dem Deal auch nicht, wir haben z.B. nur 23 Kopien bekommen, während Natas weit mehr Freiexemplare und sogar Geld bekommen haben. Naja, war auch ein wenig unser Fehler, wir haben keinen Vertrag unterschrieben, nichts.




Wir haben durch Sergio von Natas unser Demo aufgenommen, dadurch kennen wir sie. Als Natas dann daran gingen, ein neues Album aufzunehmen für das Icarus-Label, wollten sie kein Fulllenght machen. Und da sie wußten, das wir ein paar Tracks hatten, boten sie uns an, diese auf die EP mit raufzupacken.


Aber diese EP ist sowieso nicht mehr so wichtig für uns, es zeigt nicht die Dragonauta von heute, sondern wie wir damals waren, drei Monate nach den ersten Proben haben wir die Tracks aufgenommen.




Im Moment steht ihr also ohne Label da?




Ja, das ist richtig. Wir haben 10 neue Songs, die nur darauf warten, aufgenommen zu werden und so unser erstes Album werden sollen, allerdings können wir die Aufnahmen nicht alleine finanzieren. Der Deal für die Split war halt nur wie diese Sache (und so richtig war es auch kein Deal, sie haben nur unser Demo auf CD gepreßt, unser Demo daß wir 1999 bereits aufgenommen haben). Falls also jemand aus der Musikindustrie daß hier liest und uns helfen will, kontaktiert Dragonauta! (dragonauta@hotmail.com - Anm. d. Verf.) Dann wird die Welt wissen, wie Dragonauta heute klingen!




Warum habt ihr überhaupt angefangen, Musik zu machen?




Ich denke, wir machen Musik, weil wir es machen müssen. Es ist eine Art von Suche, eine Menge Dinge lernen, die wir nicht erklären können, es ist unsere Art all´ die Sachen rauszulassen, die in uns sind. Es ist unsere Verbindung mit der spirituellen Welt. Das hört sich alles komisch an, aber besser kann ich es nicht erklären.
Ich habe mit Daniel zusammen 1995 angefangen. Wir haben an der selben Uni studiert und irgendwann sprachen wir über Musik, stellten fest daß wir beide Black Sabbath lieben. Tja, ich hatte einen Baß, er eine Gitarre, also haben wir einfach mal losgelegt und zusammen ein wenig Krach produziert. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch keine Ahnung über die ganze Doombewegung und noch weniger Ahnung vom richtigen spielen unserer Instrumente. Wir wollten einfach nur Spaß haben, aber nach und nach merkten wir, daß wir es liebten Musik zu machen und fingen an sehr hart zu arbeiten. Und vier Jahre später spielten wir mit Ariel und Martin, daß ist einfach unglaublich!




Wie geht denn das Songwriting bei euch vonstatten? Habt ihr einen musikalischen Chef oder seit ihr eine demokratische Band?




Jeder Song entsteht auf eine andere Weise. Bei einigen jammen wir einfach um ein Riff herum und daraus entsteht dann ein Song. Andere Songs werden von Daniel oder Martin angeschleppt und wir arrangieren dann alle gemeinsam aus dem Rohbau einen fertigen Song. Die Lyrics und die Vokallines werden immer als Letztes geschrieben.




Warum habt ihr eure Lyrics alle auf spanisch geschrieben?




Es war sehr spontan, die Tracks sind eben das Resultat von gerade einmal drei Monaten jammen und da war es für uns am einfachsten, sie auf spanisch zu schreiben. So konnten wir am Besten ausdrücken, was wir sagen wollten.




Worum geht´s denn in den Texten?




Es geht um eine Art Suche, eine richtige nach Freiheit (nicht das blöde Wort, richtige Freiheit), in großen, weiten Räumen zu denken. Einige sind sehr psychedelisch, sogar so abgefahren wie Guardian Del Hongo (Musroom Keeper), andere sind bizarrer, wieder andere mehr böse, aber alle drehen sich um die Suche.




Wie wichtig sind denn die Texte? Transportieren sie eine Message oder sind die Vocals nur ein weiteres Instrument?




Bei Dragonauta sind die Vocals nicht DAS Instrument, sie sind eines unter vielen, was aber nicht heißt, das die Lyrics unwichtig wären. Wir versuchen immer, daß die Lyrics dich tiefer auf den Trip schicken, geleitet von der Musik.




Was denkst du, wo sind die Hauptländer der Doomszene? Wenn es sowas dann gibt, heißt das....




Ich weiß nicht, wie stark die Doomszene in anderen Ländern ist. In den USA gibt es viele Festivals, auf denen auch Doombands spielen, wie das SHOD, aber auch dort wird es nicht mehr als ein paar hundert Fans geben. Ich glaube, diese Musik ist nicht so ein Massending und daß es gar kein Zentrum gibt. Es gibt wohl viele Verbindungen innerhalb der Szene zwischen Bands und Fans, vor allem in Europa, aber nicht bei uns. Das liegt aber wohl auch an der wirtschaftlichen Lage, die es hier unmöglich macht, ein Album einer Band zu kaufen, die man nicht kennt. Naja, und im Radio wird man Doom wohl nie hören. Dazu kommt noch, daß man selbst Alben solcher Legenden wie Saint Vitus oder Pentagram fast unmöglich bekommt... und wenn man sie mal in Händen hält, muß man enorme Preise dafür bezahlen!




Noch ein paar letzte Worte an unsere Leser?



Thanks to Lars for giving us this help! If any is interested in Dragonauta, contact us at dragonauta@hotmail.com

Listen to the music, without thinking, just enjoy it and Fight against the Bastards!