Interview:

2004-11-26 Mindstab

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Kein Bier vor vier. So oder so ähnlich, jedenfalls zieht Niek El Foxie, (mittlerweile ex-)Gitarrist bei den holländischen MINDSTAB am helllichten Tag einen Kaffee vor. Abends gibt’s dann Duvel. Jeder andere Mensch würde wohl immer einen Kaffee diesem "Bier" vorziehen. In seinem normalen Leben arbeitet er in einer Jugendeinrichtung namens OHK in Ostend (www.ohk.be) und organisiert Konzerte - Punk und Hardcore, wen wunderts!InterviewMindstabsucks.com ist eine recht unorthodoxe Internetadresse…



Damals als wir uns den Namen MINDSTAB ausgesucht haben, waren wir alle begeisterte "Magic - The Gathering" Spieler. Und "Mindstabb Thrull" war eine bestimmte Karte aus dem Spiel mit besonderen Kräften… Das muss so 1995 gewesen sein. Und als wir dann eine Website in Angriff nehmen wollten, war mindstab.com bereits von einer amerikanischen Band in Besitz genommen, die so hieß wie wir. Wir mussten also eine andere nehmen und fanden die jetzige ziemlich cool… Die amerikanischen MINDSTABD existieren übrigens nicht mehr.



Generell ist dir das Internet als wichtig?



Ich denke schon, dass es ne positive Sache ist. Viele Grenzen sind damit gefallen. Es ist heute viel leichter für Bands ihre Musik und ihre Aussage über die ganze Welt zu verbreiten. Man lernt überall neue Menschen kennen von Magazinen, anderen Bands, Booker… Auf der anderen Seite ist die ganze Sache mittlerweile so groß geworden - ein ganzer Haufen Scheiße passiert da. Und manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht.



Ähnlich unübersichtlich sind sozusagen eure ganzen verschiedenen Vocals. Wer hat denn den Überblick was die angeht?



Francis aka Cpt. Cisko, unser anderer Gitarrist, schreibt die ganze Music und auch alle Vocals alleine. Er kommt mit seinen Ideen zur Probe und wir machen dann zusammen komplette Songs draus. Er macht aber definitiv die meiste Arbeit daran. Als wir anfingen, war Francis auch unser einziger Sänger und es war unmöglich unsere ganzen Ideen umzusetzen. Also kam irgendwann Björn, ein Nachbar von Cisko, dazu und half uns. Wir hörten ihn irgendwann mal auf einer Saufparty Songs von FAITH NO MORE und SEPULTURA trällern. Und dann zwangen wir ihn körperlich bei uns mitzumachen... Er hatte nicht wirklich eine Chance nein zu sagen. Mit zwei festen Sängern legen wir jetzt viel mehr Wert auf die Vocals und versuchen uns so auch von anderen Bands abzuheben. Cisco ist eher für die melodischen Parts zuständig und Bjornsky (Anm. des Verf.: Er nennt ihn so….) für den ganzen heavy shit!



Nicht nur bei den Vocals, auch bei der Musik ist bei euch Abwechslung angesagt. Habt ihr nen Überblick was in der Szene euch rum passiert?


Wir haben am Anfang keine Wahl getroffen welche Musik wir spielen wollen. Wir haben allen möglichen Metal und Hardcore gehört, aber wollten etwas anderes machen. New Metal war 1995 grade erst am entstehen, wirklich beeinflusst haben uns am Anfang keine Bands. Wir haben da aber auch heute noch auch einen hohen Anspruch an unsere eigenen Songs. Wenn wir einen Song fertig haben und er irgendwie so klingt als können er von einer anderen Band sein, kommt er in die Tonne. Wir wollen niemals eine andere Band einfach kopieren - weder gewollt noch unbewusst. Wir machen uns also selber das Leben schwer und wir folgen keinen Hypes. Death Metaller wollen guten Death Metal hören, Hardcorekids stehen auf Hardcore. Wenn man Musik macht, die nicht genau in so ein Schema passt, hört man oft: "Das ist nicht genug Metal"… oder Hardcore, Industrial usw. Wir folgen nicht der New Metal Szene wenn es so eine Szene überhaupt gibt. Als ich das neue SLIPKNOT Album gehört habe, habe ich viele ANTHRAX Einflüsse bemerkt und ich liebe ANTHRAX. Aber was ich nicht mag, sind die Sachen abseits der Musik bei vielen Bands: Masken, nerviges Image.. spooky shit! We´re just simple working class guys, who love to make the music we love to make. Scheiß auf den Rest!



In eurer Bandbio sprecht ihr von "Say Anything" als dem logischen nächsten Schritt…



Unser erstes Minialbum aus dem Jahre ‚96 ging noch sehr in die Hardcore/Industrial Richtung. Um im Studio Geld zu sparen, haben wir einen Drumcomputer benutzt - kein Hardcore, aber hey… Es klang total beschissen, aber wir spielen noch heute Songs von damals. "Boderline" war unser erstes richtiges Album und wir haben es bei "Goodlife Recordings - THE H8000 HC label" rausgebracht obwohl "Borderline kein Hardcore war. Der Name sollte shcoin damals darauf hinweisen, dass wir verschiedene Stile mischen wollten. Crossing Borders eben… Auf "Say Anything" haben wir das noch weiter getrieben und Wert auf vielseitige Vocals gelegt. Wir haben außerdem ein neues Mitglied, das sich um die ganzen Keyboardsounds gekümmert hat und auch live das Programming und die Samples übernimmt. Wer laute und harte Musik mag, findet in unserer Musik sicherlich etwas, das er mag. Just be open-minded. Die einen mögen die Vocals nicht, die anderen finden grade dass sie es sind die etwas Besonderes in die Musik bringen. Hört auf alle Facetten eines Songs, nicht nur darauf wie schnell ein Drummer trommelt und wie viele Noten ein Gitarrist pro Sekunde spielen kann!



Der Titelsong ist ausgerechnet eine Ballade. Wenig repräsentativ, oder?



Nicht nur in den einzelnen Songs benutzen wie Extreme, das ganze Album ist eine Mischung aus allem. Es ist ein einziges Stück. Nicht 13 einzelne Songs. Einer unserer Songs kann niemals für das ganze Album stehen. "Say anything...” sollte bedeuten: Hör dir unsere Musik an, bilde dir deine eigene Meinung. Hör nicht immer drauf was die anderen sagen, sondern sprich laut das aus, was du denkst! Behalte nicht alles für dich bis es in dir explodiert. Sag was!



Ist während der Aufnahmen was unterhaltsames passiert?


Eigentlich ist so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte: Computercrash, Nervenzusammen, "homoerotische Annäherungen" (Anm. des Verf.: Der O-Ton ist nicht jugendfrei…) - das Übliche also würde ich sagen.



Ihr ward unterwegs mit PRO PAIN… wie wars?


Es war ein großartiges Erlebnis! Im Bus mit den coolen Leuten von PRO PAIn, den ganzen Tag schlafen, die ganze Nacht saufen… Wir haben Länder gesehen, in denen wir vorher nie waren. Wir hatten jede Nacht ne super Show - in riesigen Hallen und kleinen Hütten. Wir hatten alles. Die Leute haben gefeiert, einige fanden uns klasse, andere nicht. Wir haben nicht perfekt zu PRO PAIN gepasst, den meisten war das aber wohl egal… Und Respekt für PRO PAIN! Für alles was sie tun und dafür, dass sie so eine unbekannte Band wie uns mit auf Tour nehmen.



Und was kommt als nächstes?



Wir machen uns an das nächste Album und können hoffentlich 2005 mit den Aufnahmen beginnen. Und vielleicht eine kleine Tour in Europa?



Be open-minded and play loud!