Interview:

2004-12-15 Martin Dean

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Wer zur Hölle ist eigentlich Martin Dean? Warum hat man noch nie etwas von ihm gehört, wenn doch schon Musik von ihm für einen Kinofilm verwendet wurde, in dem er auch noch mitgespielt hat? Woher nimmt er diesen Sound, der sich irgendwo zwischen warmem Jazz, kühler Elektronik und groovigem Funk bewegt? Und was hat er mit den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN zu schaffen, auf deren wiederbelebtem Label Monogam sein Album Anfang nächsten Jahres erscheinen wird? Fragen über Fragen... Mr. Dean himself brachte im Interview zumindest etwas Licht ins Dunkel:InterviewWie bekommt man so eine charismatische Stimme wie Du? Ist das Natur oder antrainiert?


Viel rauchen, viel trinken. Ein bisschen Übung schadet auch nicht.


Wie würdest Du selbst den Sound Deiner Musik beschreiben?


Space Age Gospel.


Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln? Wer sind Deine Vorbilder?


Vorbilder für mich sind natürlich die Sänger und Sängerinnen Dean Martin, Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Hartman, Billie Holiday, Nina Simone, Serge Gainsbourg, Curtis Mayfield... und noch so viele andere Künstler und Bands; die Liste wäre lang, von A bis Zappa.


Trotz des Einsatzes elektronischer Elemente klingt Deine Musik warm und altmodisch. Fühlst Du Dich eher alter Musik oder modernen Sounds verbunden?


Beiden: Der Klang der alten Sachen, die Arrangements, die Streicherhimmel. Aber auch die Optik, die alten Filme usw. Das habe ich ziemlich verinnerlicht. Und selbstverständlich die modernen Sounds. Alles was Krach macht, gut ist und gut tut.


Wie präsentierst Du Deine Musik live? Spielen Du und Deine Band rein akustisch oder integriert Ihr auch die elektronischen Elemente, wie sie auf dem Album zu hören sind?


Live spielen wir mit zwei Gitarren, Bass, Drums, Orgel und Gesang... ein bisschen Elektronik... ansonsten Rock ´n Roll.


Möchtest Du etwas mit Deiner Musik vermitteln oder einfach nur unterhalten?


In erster Linie unterhalten. Im besten Fall gebe ich das weiter, was die Musik mir gibt.


Hast Du nicht die Befürchtung, mit Deiner Musik in der oberflächlichen Chill-Out-Jazz-Ecke zu landen, wie sie in schicken Cafés und Designer-Klamottenläden läuft?


Fürs erste bin ich zufrieden, wenn die Musik überhaupt läuft und gehört wird.


Dein "Best Of"-Album erscheint auf dem ehemaligen Label der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN Monogam, das nach über 20 Jahren reaktiviert wurde. Wie ist es dazu gekommen?


...eine lange Nacht in einer dunklen Bar...


Du arbeitest auch mit Musikern der NEUBAUTEN zusammen, wie Jochen Arbeit und Alexander Hacke. Wie kam der Kontakt zustande?


...man wohnt in der selben Stadt, besucht die selben Clubs...


Auch Deine anderen Mitstreiter sind z. T. ja keine ganz Unbekannten. Tim Lorenz und Yoyo Röhm beispielsweise haben u. a. auch schon mit Jasmin Tabatabai gespielt, letzterer auch mit Ex-RAINBIRDS-Sängerin Katharina Franck. Muss man sich das als eine große, zusammengehörige Künstler- und Musiker-Szene vorstellen?


Exakt, das ist eine große Familie. Da wird in allen möglichen Disziplinen miteinander Kunst gemacht. Sehr spannend, menschlich, positiv.


Auf der Monogam-Homepage kann man sich die Noten zu vier Deiner Songs ansehen - sie sind klassisch notiert, wie Jazz-Standards aus dem Real Book. Das ist aber nur ein Gag, oder? Oder habt Ihr tatsächlich sämtliche Songs komplett ausnotiert?


Nein, nur diese vier Titel.


Du hast Musik für den Kinofilm "Erste Ehe" beigesteuert und auch selbst darin mitgewirkt. Wie kam es dazu?


Die Regisseurin war auf einem Konzert von uns und hat Yoyo und mich daraufhin kontaktiert. Das hat Spaß gemacht, vor allem das Filmen...


Im September hattest Du im Berliner Eschloraque jede Woche einen Auftritt. Bist Du da so eine Art Hausmusiker?


Im September ja, da waren wir die Hausband. Ansonsten nicht.


Wirst Du mit Deiner Band nach dem Erscheinen der CD auch eine komplette Tour spielen?


Wir beginnen unsere Tour Ende Februar 2005 und kommen nach Hamburg, Hannover, Köln, Frankfurt, Stuttgart, München, Leipzig und Berlin.

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