Interview:

2014-04-25 Lacuna Coil - Interview mit Andrea Ferro

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Die Italiener von LACUNA COIL sind vielbeschäftigte Leute. Mit neuem Album im Gepäck und einer ganzen Reihe anstehender Tourdaten auf der Agenda hat man ja schließlich eigentlich schon genug zu tun, aber Sänger Andrea Ferro nahm sich netterweise trotzdem Zeit, um uns einige Fragen zu beantworten.Interview

Die Italiener von LACUNA COIL sind vielbeschäftigte Leute. Mit neuem Album im Gepäck und einer ganzen Reihe anstehender Tourdaten auf der Agenda hat man ja schließlich eigentlich schon genug zu tun, aber Sänger Andrea Ferro nahm sich netterweise trotzdem Zeit, um uns einige Fragen zu beantworten.

Wie seid ihr denn auf den Albumtitel „Broken Crown Halo“ gekommen?

Wir wollten einen Titel, der gleichzeitig düster und episch ist und damit das Gesamtkonzept repräsentiert. Die Ausgangsidee war, sich auf die vergangenen Jahre unseres Lebens zu beziehen und darauf, wie viel wir aus den negativen Erlebnissen gelernt haben, die wir durchgemacht haben. Wir alle leben in unserem eigenen kleinen Königreich und versuchen, es zu beschützen und vollkommen zu erhalten. In Wirklichkeit können wir es aber nun einmal nicht vermeiden, Fehler zu machen und dunkle Zeiten zu durchleben. Was wirklich wichtig ist, ist, dass man daraus lernt und daran reift, auch wenn das Leben einem eine Menge Unsicherheiten präsentiert.

Wisst ihr schon, wie ihr mit dem Verlust von Gitarrist Cris Migliore und Drummer Cristiano Mozzat umzugehen gedenkt? Seid ihr schon auf der Suche nach Ersatz?

Das ist eine Entscheidung, mit der wir uns schon Ende des Jahres getragen haben. Wir sind jetzt eine fünfköpfige Band. Maus wird alle Gitarrenparts übernehmen und am Schlagzeug haben wir Ryan Folden. Ryan war unser Drum Technician uns spielt jetzt seit etwa zwei Jahren mit uns.

Cris undCristiano haben die Band verlassen, um mehr Zeit für ihre Familien und Freunde zu haben. Wie geht der Rest von euch mit dieser Problematik um? Wie schafft ihr es, ein Gleichgewicht zwischen dem Musikerdasein und eurem Privatleben zu finden?

Es ist nie einfach, seine Familie für längere Zeit zu verlassen und dieser Lebenswandel ist sicherlich nicht für jeden geeignet, gerade, wenn man es schon 15 Jahre lang gemacht hat. Deswegen konnten wir die Entscheidung der Jungs auch sehr gut verstehen. Aber solange das Feuer in uns fürs Musikmachen brennt, werden wir auch die Kraft finden, das irgendwie hinzubekommen.

Ursprünglich hattet ihr vorgehabt, das Album in Kalifornien aufzunehmen. Wie kam es, dass ihr dann stattdessen doch in Italien im Studio gewesen seid und glaubst du, dass der Aufnahmeort den Sound des Albums in irgendeiner Weise beeinflusst hat?

Yeah, eigentlich sollten wir in Los Angeles aufnehmen, weil Jay, unser Produzent, da ein Studio besitzt. Dann allerdings ergab es sich, dass wir genau zu diesem Zeitpunkt aus privaten Gründen in Mailand sein mussten, also fragten wir ihn, ob er nicht herkommen und das Ganze mit uns in Italien aufnehmen könnte. Wir haben dann hier in unserer Heimatstadt in einem Vintage-Studio und mit viel Vintage-Ausrüstung gearbeitet. Das ermöglichte es uns, ein bisschen mit verschiedenen Sounds zu experimentieren und das Album somit auf eine frische Art und Weise zu produzieren.

Wie würdest du die Entwicklung beschreiben, die ihr als Band über die Jahre hinweg durchlaufen seid?

Wir sind immer eine Band gewesen, die gerne den traditionelleren europäischen, kultivierten Gothic-Sound mit einer geradlinigeren modernen Hard Rock-Herangehensweise vermischt. Wir nehmen nicht gerne immer und immer wieder ein und dieselbe Platte auf, sondern versuchen, die Musik interessant für sowohl uns als auch die Fans zu halten.

Einer der Songs auf dem neuen Album heißt „Cybersleep“, was Assoziationen an diverse Science Fiction-Motive wachruft. Lasst ihr euch von Science Fiction-Romanen und –Filmen inspirieren?

Von Filmen auf jeden Fall. Sehr viele der Lieder sind von Filmen inspiriert, auch textlich. In „Cybersleep“ haben wir eine Art virtuelle Umgebung im Stil des Films „Inception“ geschaffen. Das Lied handelt davon, in welchem Maße wir Sklaven des Internets geworden sind und wie schnell wir den Kontakt mit dem echten Leben verlieren.

Könntest du uns eine Art Song-by-Song-Guide zum neuen Album geben?

„Nothing Stands In Our Way“:  Kraftvoller Opener mit knackigem Riff und hymnenartigem Refrain. Durch alltägliche Kämpfe und entgegen aller Widrigkeiten halten wir zusammen und schauen nicht zurück.

„Zombies“: Noch ein druckvoller Song mit tollem Refrain und einem Break in unserer Muttersprache. Genau wie Zombies wandeln wir verwirrt durch die Landschaft, erkennen aber auch, dass wir in dieser Realität leben und passen uns entsprechend an. Wir sind eine Armee aus Abgelehnten, aber wir sind stolz darauf, anders zu sein.

„Hostage To The Light“: Ein mehr nach Innenblickender Song im Midtempo mit epischem Refrain. Hab keine Angst vor dem Unbekannten, gehe Risiken ein und lass dich nicht von der täglichen Routine einkerkern.

„Victims“: Ein langsameres Lied, aber dafür sehr intensiv. Wir werden nicht brav in Reih und Glied stehen und uns nach den anderen richten, sondern weiter für das kämpfen, woran wir glauben.

„Die & Rise“: Das Lied ist geradliniger und groovy, klasse für Live-Shows. Wir verwenden eine Vampir-Metapher: sterben und wiederauferstehen, wir wollen das Leben bis zum Vollsten ausschöpfen.

„I Forgive (But I Won´t Forget Your Name)”: Ein sehr eingängiges, aber doch kraftvolles Lied. Es geht um Verrat. Es gibt Dinge im Leben, die eine dauerhafte Narbe hinterlassen und die man nie ganz vergessen werden kann.

„Cybersleep“: Ein atmosphärisches, langsames Lied, das in Richtung Soundtrack geht. Auf einer geistigen Reise ist alles surreal, fühlt sich aber gut an, weil es toll ist, in einem Traum zu leben und sein zu können, was auch immer man möchte. Jeder lebt auch ein digitales Leben im Internet und viele Leute sind nicht mehr im Stande, es  von der Realität  zu trennen.

„Infection“: Ein Midtempo-Song mit einem groovigen Riff und einem düsteren, nach innen gekehrten Refrain. Beziehungen können manchmal auch auf ungesunde Art und Weise süchtig machen.

„I Burn In You“: Langsam, sehr atmosphärisch. Das verzehrende Gefühl nach einer Trennung.

„In The End I Feel Alive“: Noch ein grooviger Midtempo-Song mit starkem Refrain und einem epischen, instrumentalen Ende. Ein negatives Erlebnis, das als Resultat ein Gefühl mangelnden Vertrauens hinterlässt.

„One Cold Day“. Ein wirklich düsterer, ruhiger Song, der unserem früheren Gitarristen Claudio Leo gewidmet ist, der letztes Jahr gestorben ist. Das vernichtende Gefühl, einen geliebten Menschen zu verlieren.

Ihr seid schon in den verschiedensten Teilen der Welt auf Tour gewesen und macht euch bald auf nach Mexiko und Brasilien. Findest du, dass es große Unterschiede zwischen verschiedenen Orten gibt, was das Publikum angeht? Gibt es Orte, an denen ihr noch nicht gewesen seid, die ihr aber sehr gerne einmal besuchen würdet?

Das Publikum in Südamerika ist sehr leidenschaftlich, die singen jedes Lied mit und sind sehr laut.  In Nordamerika sind die Leute sehr energiegeladen und machen gerne physisch bei der Show mit. Wir hier in Europa sind da etwas entspannter und drehen selten richtig durch. Natürlich ist das jetzt alles sehr allgemein gehalten und schwankt von Stadt zu Stadt. Wir würden gerne einmal in Afrika spielen, weil das der einzige Kontinent ist, den wir noch nicht besucht haben, und wahrscheinlich noch in China, Alaska und Hawaii.

Vielen Dank für das Interview, Andrea!

 

 



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