Interview:

2005-02-21 Krohm

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Numinas ist das einzige Mitglied der Depri-Blackies KROHM . Und nicht unbedingt der Schnellste, wenn es um Interviews geht. Ungefähr sechs Monate brauchte der nach Amerika ausgewanderte Italiener namens Dario Derna, um seine Antworten zurückzuschicken.InterviewDu bist KROHM, aber Kvarforth (Shining) und Jesse O’Donnell haben dir unter die Arme gegriffen.


Ich habe zwei Jobs und stecke auch noch mitten im Kompositions-Prozess für das nächste Album. Da war es ganz gut, dass mich Jesse als Studio-Ingenieur unterstützt hat. Wir haben eine Woche gebraucht in den "Autopsy Room Studios" in Tacoma, Washington. Wir haben sieben Tage solide gearbeitet. Kvarforth hat mir beim Artwork zur Scheibe geholfen. Außerdem bedanke ich mich noch herzlich bei Daryl Kahan (Abazagorath), der ebenfalls an Cover und Artwork mitgewirkt hat. Aber durch eine kleine Panne ist er in den Credits nicht erwähnt.



Beschreibe das Projekt KROHM doch mal aus deiner Sicht.


Der Name kommt von einer altertümlichen Druiden-Gottheit (Crom Cruach) - aber ich wählte den Namen auch wegen seiner Betonung und dem altertümlichen Gefühl, das dieser Name transportiert. Ebenso die Musik:: Kalt und altertümlich. Black Metal. Depressiv, Doom-Black. Die Leute können es nennen, wie immer sie wollen.



Die Depression ist in der Musik in jeder Sekunde spürbar. Wie unterstützen das die Texte?


Eigentlich sind die Texte kleine Geschichten und finden dann irgendwie ihren Weg in die Songs - das hängt alles vom Gefühl ab. Die Themen sind vollkommen unterschiedlich, genauso deren Aussagen. Manches ist real, liegt auf der Hand, anderes ist vollkommen vage. Träume, Visionen, Depressionen, all das gehört dazu. Nehmen wir dieses Beispiel: :
"When Emotions Fade And Silence Turns To Gray

The Cold Caress Of Lunacy Wipes The Gleam Away

Awakening To The Black Wall A Dream Of Grieving Ghosts

No Memories Or Thoughts Recapture What I´ve Lost



Dein ganzes Image wirkt sehr menschenfeindlich. Kaum Interviews, kaum echte Kontaktmöglichkeiten…


Mein Image ist unwichtig. Oder: Natürlich ist ein Image vorhanden, das KROHM in der vollen Ästhetik des Black Metals unterstützt. War Paint und Spikes gehören dazu. Aber das Ganze ist nicht mehr sooo wichtig für mich. Ich bin in der Tat eine sehr reservierte Person - ich habe nicht soviel mit der Szene zu tun und auch wenig Kontakt zur geschäftlichen Seite wie Labels oder so. Dennoch würde ich mich nicht als echten Misantrophen bezeichnen. Ich traue den Menschen nur im Allgemeinen nicht.



Dann interessiert dich die politische Seite der Musik wohl auch weniger.


Ich habe keine besondere Verbindung zur Politik ode rein bestimmtes Interesse daran. In mancher Hinsicht bin ich liberal, ich anderer konservativ. Letztlich sind solche Adjektive aber nur Beschreibungen, die in einem Kontext verwendet werden, der mich einfach nicht interessiert. Nazis: Die sollen mich in Ruhe lassen mit ihren totalitären und rassistischen Obsessionen. Lass es mich so ausdrücken: Gibt es eine Nazi-Band, die gute Musik geschrieben hat und es wirklich Wert ist, gehört zu werden? Ich kenne keine.



Und ich kenne keine Auftritte von KROHM.


Stimmt, Gigs sind nicht geplant. Es wäre sicherlich irgendwie möglich. Aber eigentlich interessieren mich Live-Auftritte überhaupt nicht. Ich denke, KROHM bleibt eine Audio-Angelegenheit.



Hört man die neue "A World Through Dead Eyes”, so denkt man automatisch an eine norwegische Band. Das stimmt aber null.


Ich komme aus dem italienischen Padua. Mit zehn Jahren wanderte ich in die USA aus, lebe heute in Seattle, bin aber in den USA oft umgezogen. Die lokale BM-Szene in Seattle hat nur ein paar spannende Bands vorzuweisen (Inquinok, Serpens Aeons, Funeral Age). Und die US-Szene hat keine echte Geschichte, dafür aber einen eigenen Weg gefunden. Vielleicht sollte man KROHM eher als italienische Black-Metal-Band beezeichnen. Letztlich ist es egal, wo eine Band herkommt, oder?



Naja, in den USA zu leben, dürfte schon anders sein, als am Mittelmeer, in Bayern oder Ostfriesland.


Die USA ist das Land, in dem ich lebe. Und ich genieße hier ein gutes und fruchtbares Leben. Viele Menschen hier haben viel erreicht und viel gemacht. Dass so viele Menschen gewählt haben, liegt am faulen, schlecht-gebildeten, rechten Flügel der Gesellschaft. Unglücklicherweise ist es dieser Teil der amerikanischen Bevölkerung, den die Europäer wahrnehmen. Und es stimmt: Die Mehrheit ist in der Tat sehr stereotyp.



Und was macht Numinas, wenn er mal nicht seiner Depression in einer Black-Metal-Band frönt.


Ich bin 29 Jahre alt, habe einen Nine-To-Five-Job, eine Freundin und zwei Katzen. Das ist allerhand, oder?
Ich spiele außerdem bei der Death-Metal-Band "Drawn And Quartered". Evoken habe ich 2002 verlassen. Aber Evoken war eine tolle >Zeit, sehr creative, sie sind sowas wie Brüder für mich.
Wie life der Kontakt mit Kvarforth eigentlich?


Er kontakte mich, nachdem er 2002 das "Crown of the Ancients"-Demo gehört hatte. Er war regelrecht begeistert und wollte sie über sein Label herausbringen. Wir haben tatsächlich die gleiche Affinität für die gleiche Art von Musik. Wir telefonieren häufig.



Eine Frage muss sein: Deine Musik klingt wie eine Einladung zum Selbstmord. Warum bist du selber noch am Leben?


Ich lebe, um weiter kreative Musik zu machen. Musiker zu sein, ist meine Daseinsberechtigung. Ohne diese Fähigkeit müßte ich Selbstmord in Betracht ziehen.



Daraus ergeben sich deine Zukunftpläne.


Genau, weitere CD mit KROHM zu veröffentlichen.



Viel Glück. Live long and prosper.




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