Interview:

2020-09-03 Interview mit MESSIAH zum Album "Fracmont"

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Ganze 26 Jahre nach ihrem letzten Album "Underground", meldet sich die Schweizer Death Metal-Institution MESSIAH mit "Fracmont" mehr als eindrucksvoll zurück. Darum haben wir es uns auch in Corona-Zeiten nicht nehmen lassen, Drummer Steve Karrer nach der Entstehung dieses Meisterwerks zu fragen...Interview

Hallo, und einen ganz festen und dankbaren Händedruck für Euer neues Album „Fracmont“. Mir hat die Scheibe außergewöhnlich gut gefallen. Wie zufrieden seid Ihr mit den bisherigen Reaktionen?

Oh, vielen Dank! Freut mich, dass Dir das Album so gut gefällt. Auch wir sind sehr stolz auf unser Werk. Es steckt viel Arbeit drin und ist mit sehr viel Leidenschaft entstanden. Es freut uns natürlich umso mehr, dass wir von der Presse viele, sehr positive Reaktionen erhalten.

Das Intro hat mich sehr an die musikalischen Zwischenspiele von „Rotten Perish“ erinnert. Bilde ich mir das ein, oder steckt hier doch mehr dahinter?

Ganz einfach... das ist MESSIAH! Seit Bestehen der 90er-Besetzung haben wir uns das ein bisschen zum Trademark gemacht und arbeiten immer wieder gerne mit Intros, Zwischenspielen oder auch mit akustischen Gitarrenparts. Das baut eine gewisse Spannung in den Songs auf.

Meiner Meinung nach habt Ihr mit „Fracmont“ wieder zu gewohnter Stärke gefunden. Wie seht Ihr das im Kontext zu Eurem umstrittenen Vorgängeralbum „Underground“?

Die Band war zu „Underground“-Zeiten in einer anderen Besetzung unterwegs, wodurch auch zwei neue Mitglieder (Oliver, Bass und Christofer, Gesang) ihre Einflüsse hinein brachten. Nun sind wir zurück in der Besetzung von „Choir Of Horrors“ und „Rotten Perish“ unterwegs, und ich denke, dass wir deshalb automatisch wieder nach „uns“ klingen. Zumal die Gitarrenriffs und Arrangements auch die deutliche Handschrift von Brögi (Gitarrist und letztes verbliebenes Gründungsmitglied – Anm. d. Verf.) tragen. Er hat einen sehr eigenen Stil, und davon hat er sich anscheinend auch nach 26 Jahren nicht entfernt.

Eine rein menschliche Frage: Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren mit den wiedervereinigten MESSIAH ein Album an den Start zu bringen, und wie sind Eure gesteckten Ziele?

Es fühlt sich besser an als erwartet. Wir sind auch selber überrascht, dass wir den gemeinsamen Songwriting-Prozess so toll hingekriegt haben, und ein sehr vielseitiges Album dabei rausgekommen ist. Nun möchten wir eigentlich nur eines... unser Album auf den Bühnen der Welt vorstellen. Große Tourneen sind allerdings für uns nicht drin, da wir alle unsere regulären Jobs haben, und die Einen von uns auch Familie haben. Wir möchten uns also auf Einzelshows, Festivals und vielleicht mehrtägige Kurztrips konzentrieren. Und Ideen für ein weiteres Album gibt es auch schon.

Ich habe in meinem Review geschrieben, das Ihr nach dem Arbeitsprinzip „Klingt gut – nehmen wir“ arbeitet, und gerne auch das eine oder andere „primitive“ Riff durchrutschen darf, wenn es genug Schlagkraft hat. Habe ich das richtig interpretiert?

Das hast Du ziemlich gut bemerkt. Wir haben die Songs wirklich nur aus dem Bauch heraus geschrieben. Da gab es nicht wirklich einen Masterplan, wie die Songs oder das Album am Schluss klingen sollen. Brögi hat vorneweg sehr viele Ideen aufgenommen, welche wir größtenteils alle verwenden konnten.

Einige Texte auf „Fracmont“ wagen einen düstern Blick in die Zukunft. Sei es die allgegenwärtige Umweltzerstörung oder das Entgleisen von genutzten modernen Technologien. Sind dies die Death Metal-Themen der Zukunft?

Eine gute Frage. Ich denke, sie passen auf jeden Fall zu unseren Songs und natürlich auch zum Death Metal. Da werden ja auch immer wieder mal kritische und düstere Themen aufgegriffen. Unsere Umwelt verändert sich und gibt uns immer genügend krasse neue Themen vor.

Natürlich, und für ein MESSIAH-Album typisch, bekommt auch die Kirche eine ordentliche textliche Breitseite. Meint Ihr, dass zu dieser Thematik nicht wirklich schon alles gesagt worden ist, oder was treibt Euch an, weiter solch kritische Texte gegenüber den kirchlichen Institutionen zu schreiben?

Ich glaube nicht, dass man darüber nichts mehr schreiben kann. Auch wenn viele Themen natürlich in verschiedenster Form schon mal verarbeitet worden sind, ist für uns immer noch genug Anreiz da um mehr darüber zu schreiben. Wie zum Beispiel die „Pilatus-Sage“ welche wir im Titelstück „Fracmont“ verarbeitet haben.

Wie kam es zu dem Deal mit High Roller Records, die ja nicht unbedingt ein Vorzeigelabel für den ganz harten Bereich sind, und seid Ihr mit der bisherigen Arbeit zufrieden?

Die Zusammenarbeit mit High Roller dauert ja schon länger an. Brögi ist einige Jahre mit ihnen in Kontakt, und sie haben schon diverse alte Alben und Demos neu herausgebracht. Als er dem Label von unserem Plan erzählte, ein neues Album zu schreiben, waren sie sehr daran interessiert, es auch heraus zu bringen. Da wir mit all den Re-Releases sehr zufrieden sind, war dieser Schritt naheliegend. Was uns an dem Label sehr gut gefällt, ist die hochwertige Qualität der ganzen Releases. Jede erschienene Platte ist ein Liebhaberobjekt.

Werden wir Euch im neuen/alten Line-Up auch auf den Bühnen sehen? Derzeit versuchen es ja ein paar Metal-Bands (z.B. DESTRUCTION) mit Corona-konformen Shows. Wäre dies für Euch eine Lösung, oder wartet Ihr lieber auf echte Konzerte und stattfindende Festivals?

Wir haben ja auch vor Corona schon einige Shows in diesem Line-Up gespielt und wären eigentlich auch bereit für weitere Shows. Leider mussten wir unsere Release-Show vom 12. September absagen und den Gig auf nächstes Jahr verschieben. Bis Ende des Jahres sehe ich eher schwarz, dass wir nochmals auf die Bühne gehen werden. Deshalb setzen wir alle Hoffnung aufs Jahr 2021. Da möchten wir unbedingt wieder auf die Bretter steigen. Ich bin schon extrem ungeduldig, und mir macht die aktuelle Situation wirklich sehr zu schaffen. Von meiner Seite aus, wäre ich auch für spezielle Lösungen zu gewinnen, damit wir wieder spielen können.

Wir wünschen Euch viel Erfolg mit „Fracmont“ und vielen Dank für das Interview!

Vielen Dank im Namen der ganzen Band für euren Support. Cheerz!