Interview:

2015-10-17 Interview mit Holly von der Letzten Instanz

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by Gast (nicht überprüft)
Vor acht Jahren war die Letzte Instanz schon einmal auf Akustik-Tour - jetzt war es für die Musiker mal wieder an der Zeit. Unter dem Titel "Brachial leise" tourten sie durch Deutschland. Ina traf Sänger Holly in Darmstadt zum Interview. Interview

Ihr seid gerade „brachial leise“ auf Akustik-Tour. Das sind nicht eure ersten Akustik-Konzerte. Was fasziniert euch daran?

Wir waren vor acht Jahren schon einmal auf Akustik-Tour und fanden das sehr schön. Dadurch, dass wir unsere Songs für ein Streichquartett und Piano umgeschrieben haben, haben wir uns sehr intensiv mit ihnen beschäftigt. Das hat uns damals qualitativ sehr nach vorne gebracht. Nach der Tour gab es immer wieder Anfragen von Fans, ob wir das nicht noch einmal machen können. Seit der letzten Akustik-Tour sind fast 70 neue Songs entstanden, da war es jetzt mal wieder Zeit, das Projekt anzugehen.

 

Habt ihr euch intensiver auf die Tour vorbereitet als sonst?

Ja, schließlich mussten wir unsere neuen Stücke wieder für die Akustik-Versionen arrangieren. Etwa ein Drittel der Setlist haben wir von der früheren Tour übernommen, diese Lieder waren also schon fertig. Mit den anderen haben wir uns wieder lange beschäftigt.

 

Wie liefen die Proben ab?

Das ist gar nicht so einfach. Da wir alle in anderen Städten wohnen, haben wir als Band mit sechs Leuten sowieso schon ein logistisches Problem, wenn wir uns zu den Proben treffen wollen. Dass jetzt noch drei Musikerinnen hinzukamen, hat es nicht einfacher gemacht. Deswegen haben wir vorher nur drei Mal alle zusammen geprobt. Zusätzlich hat sich jeder für sich sehr gut vorbereitet.

 

Unterscheidet sich die Setlist für die Akustik-Tour von euren normalen Konzerten?

Ja, wir haben auf jeden Fall eine andere Setlist als im Sommer bei den Festivals. Da wir jetzt überwiegend in Kirchen spielen, haben wir darauf geachtet, dass die Songs auch die passende Stimmung transportieren und eine gewisse Feierlichkeit ausstrahlen. Außerdem sollten sie textlich zum kirchlichen Rahmen passen. Dennoch war uns wichtig, dass wir auch die Lieder spielen, die bei den Zuschauern immer eine besonders große Resonanz haben.

 

Gab es denn Lieder, bei denen ihr gemerkt habt, dass sie in der Akustik-Version nicht richtig funktionieren?

Nein. Wir haben erst die Setlist zusammengestellt und dann so lange an den Songs gebastelt, bis es geklappt hat. Das hat letztendlich bei allen ausgesuchten Songs funktioniert.

 

Ihr spielt auf dieser Tour überwiegend in Kirchen. Habt ihr privat einen Bezug zur Kirche?

Die meisten von uns haben keinen religiösen Bezug zur Kirche, trotzdem ist die Stimmung in Kirchen als Auftrittsorte für uns etwas ganz Besonderes. Unser Bassist Michael ist allerdings tatsächlich studierter Kirchenmusiker.

 

Ist die Tour etwas entspannter für euch, dadurch, dass die Konzerte ruhiger sind? Du musst ja als Sänger nicht so sehr über die Bühne fegen wie sonst…

Normalerweise haben wir eine Nightliner-Tour, das heißt wir werden gefahren und können uns nach dem Konzert in den Bus legen und schlafen. Jetzt sind wir mit dem Sprinter unterwegs und fahren selbst. 500, 600, 800 Kilometer jeden Tag. Das ist anstrengend. Vor allem, weil wir quasi den ganzen Tag sitzen. Wir sitzen beim Frühstück, wir sitzen während der Fahrt, dann sitzen wir wieder beim Essen, wir sitzen Backstage und dann sitzen wir abends auch noch auf der Bühne. Mein Hintern hat schon Hornhaut. Und die ganze Zeit zu sitzen ist auch ganz schön anstrengend. Mein Körper ist kurz vor Ende der Tour ein einziger Muskelkater.

 

Die Tour ist fast vorbei. Heute Abend spielt ihr in Darmstadt, morgen in Berlin. Unterscheidet sich die Stimmung bei den Konzerten von Stadt zu Stadt?

Ja, wir haben tatsächlich Unterschiede festgestellt. Den Nordlichtern und den Franken zum Beispiel sagt man ja nach, dass sie etwas reservierter sind und das war wirklich so. In Hamburg und Nürnberg haben die Fans eher ruhig zugehört, in Bochum dagegen viel mitgeklatscht und gesungen. Die Resonanz der Fans im Nachhinein war aber überall gut.

 

Ab Mitte Dezember seid ihr gemeinsam mit Subway to Sally, Fiddlers Green und Versengold mit der „Eisheiligen Nacht“ auf Tour. Was macht ihr in der Zwischenzeit?

Ursprünglich hatten wir die Zeit für unseren Familienurlaub eingeplant, doch daraus wird erst einmal nichts. Vor ein paar Tagen haben wir einen neuen Plattenvertrag unterschrieben und werden nach der Tour weiter an unserem Album arbeiten. Etwa 80 Prozent der Songs stehen bereits, jetzt gehen wir in die zweite Arbeitsphase, an die Feinarbeit. Dazu haben wir alle noch eigene Projekte laufen und einer von uns wird gerade auch noch Papa. Schlaf wird überbewertet.

 

Wann erscheint das Album?

Am 12. August 2016. Den Titel dürfen wir noch nicht verraten, aber drei der neuen Songs spielen wir bereits auf der Tour.

 

An dem Album arbeitet ihr bereits gemeinsam mit Andy, eurem neuen Schlagzeuger. Er ist seit ein paar Monaten Mitglied bei der Letzten Instanz. Wie findet ihr neue  Musiker? Sprecht ihr gezielt Leute an, die ihr kennt, oder veranstaltet ihr ein Casting?

Wir hatten schon öfters Besetzungswechsel. Das läuft immer unterschiedlich. Als wir 2010 einen Schlagzeuger gesucht haben, haben wir zum Beispiel mehrere Leute zum Vorspielen eingeladen und uns dann für David entschieden. Er hat uns dieses Jahr relativ kurzfristig vor der Festivalsaison verlassen, so dass wir schnell einen Ersatz brauchten. Unser Bassist Michael hat Andy vorgeschlagen, da er bereits bei anderen Projekten gut mit ihm zusammengearbeitet hatte. Das war perfekt, denn es ist besonders wichtig, dass Bassist und Schlagzeuger miteinander harmonieren. Nach der ersten gemeinsamen Probe war klar, dass Andy dabei ist.

 

Ihr seid selbst schon lange im Geschäft und kennt viele andere Bands. Wie wichtig ist es, gerade am Anfang der Karriere etablierte Bands zu kennen, die einen fördern und vielleicht als Support mit auf Tour nehmen?

Ein klassischer Support läuft so ab, dass eine unbekannte Band sich quasi beim Headliner einkauft, also einen mehr oder weniger großen Betrag bezahlt, um mit auf Tour gehen zu dürfen. Oft haben die Bands vorher noch gar nichts miteinander zu tun gehabt. So eine Art von Support haben wir eigentlich nie gemacht. Wir waren mal mit Schandmaul auf Tour, weil wir sowieso schon freundschaftlich verbunden waren. Das war eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ansonsten sind die Festivals im Sommer immer eine tolle Gelegenheit, sich mit anderen Kollegen zu treffen und Pläne zu schmieden.

 

Wie findet ihr eure Vorbands? Gibt es Nachwuchskünstler, die ihr unterstützt?

Wir hören uns auf jeden Fall vorher die Musik der Bands an. Uns ist es wichtig, dass uns selbst gefällt, was unsere Vorbands machen, auch wenn das musikalische Genre vielleicht nicht immer perfekt zusammenpasst. Wir freuen zum Beispiel sehr, dass Lord of the Lost bei den Letzte-Instanz-Fans so gut angekommen sind und auch Coppelius haben sich inzwischen etabliert. Es ist schön, wenn wir einen Beitrag dazu leisten können, dass solche Bands ein größeres Publikum finden.

 

 

 

 

 

 



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