Interview:

2022-03-17 Interview mit AGATHODAIMON

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Ich erwische den Sänger Ashtrael per Videotelefonie zuhause in Corona-Quarantäne. Im angenehmen Gespräch reden wir über das neue Album (welches am Folgetag erscheint), das Comeback von AGATHODAIMON, den musikalischen Stil der Band und Ashtraels Musikgeschmack. AGATHODAIMONs siebter Streich "The Seven" lässt sich wegen seiner hohen Diversität nicht in eine Schublade stecken.Interview

Hallo Ashtrael, schön, dass wir uns unterhalten können. Ich komme direkt zum ersten Thema: Im Oktober 2014 wurde die Auflösung der Band bekannt gegeben. Zeitmangel und Familie waren die Gründe, soweit ich weiß. Wie kam es zur erfreulichen Reaktivierung der Band?

Hallo Erik. 2014 haben wir die Band nicht beerdigt, wir haben uns damals schon gesagt: Wenn uns der Hunger wieder packt, dann schließen wir nicht aus, wieder etwas zu machen. Irgendwie war es nie beendet, Sathonys und ich hatten weiterhin Kontakt. Und jetzt war der Punkt da, an dem Sathonys und ich gesprochen haben und meinten, die Band wieder an den Start bringen zu müssen.

Ich habe Euer 1998er Album "Blacken the Angel" im CD-Regal stehen. Der Stil von AGATHODAIMON hat sich etwas gewandelt. Was ist der Hauptunterschied im Stil?

Der Stil ist von Album zu Album immer wieder unterschiedlich. Wir hatten einige Mitgliederwechsel, und in unserem Falle brachte das ständig neue Einflüsse in die Band. Ein großer Unterschied im Stil besteht darin, dass er immer moderner geworden ist. Die neuen Mitglieder haben den Altersdurchschnitt bei AGATHODAIMON ein bisschen nach unten gezogen. Der Stil heutzutage ist nicht so oldschoolig wie bei "Blacken The Angel. Ich war zum Anfang noch nicht dabei, aber ich glaube auch nicht, dass es früher der Anspruch war, True Black Metal zu machen. Der Stil hat sich auf jeden Fall im Laufe der Zeit sehr weiterentwickelt.

Wie würdest Du Eure Musik beschreiben, und kann man sie einem Stil zuordnen?

Muss man das einem bestimmten Stil zuordnen? (lacht) AGATHODAIMON wurde, so glaube ich zumindest, etwas fälschlicherweise in die Black Metal-Ecke gestellt. Ich würde es als Dark Metal bezeichnen, wenn es diesen Stil tatsächlich geben sollte. Dark und Metal, das passt ganz gut. Wir machen düsteren Metal, der aber nicht nur in die Death- oder Black-Richtung geht. Wenn wir Bock auf einen Klassik-Song oder eine Ballade haben, dann machen wir das auch. Wir haben da gar keine Grenzen.

Ich glaube auch, dass sehr oft Musik dann interessant wird, wenn sie an Grenzen eines Genres geht und an ihnen kratzt. Und gar nichts bedienen muss.

Auf jeden Fall, ja.

Die neue Scheibe "The Seven" wird am 18.03.2022 veröffentlicht. Ihr zeigt uns Hörern auf dem neuen Longplayer eine große Bandbreite: "Kyrie / Gloria" hat z.B. Death Metal- und Doom-Einflüsse. Die Single "Ain't Death Grand" können wir bereits etwas länger hören, Ihr habt sie samt Video veröffentlicht. Ist das ein typischer Song für "The Seven"?

Ja ganz genau. "Ain`t Death Grand" und der letzte Song des Albums, "The Divine", sind so etwas wie der Puls, der durch das Album durchpocht. Sie beschreiben die Musik derzeit ganz gut. Die Scheibe ist insgesamt Death-lastig und hat viel Bombastisches, zum Beispiel durch die Streicher und die Keys.

Ich musste übrigens beim Song "Ghosts Of Greet" zwischenzeitig an ENSLAVED denken.

Das passt wahrscheinlich ganz gut.

"The Seven" – Was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Es ist eine symbolträchtige Zahl.

"The Seven" ist ein kleines Konzeptalbum. Wir wollten schon immer ein Konzeptalbum herausbringen und haben uns dazu entschieden, die sieben Todsünden zu thematisieren. Das sieht man auch bei dem Artwork, welches auf die Songs abgestimmt ist. Das haben wir mit CREDO abgesprochen, die das Artwork für uns gemacht haben. Jede Sünde hat ein eigenes Artwork und gehört zu einem Song.

Es gibt neue Musiker in den Reihen, und Ihr hattet sozusagen Bandpause, läuft schon alles rund?

Ja es läuft rund. Wir kommen aus ziemlich unterschiedlichen Ecken, und zwar aus Mainz, Darmstadt, Würzburg, Landshut und Saarbrücken. Wir treffen uns also nicht so sehr oft, und vieles läuft über Skype und so. Vor Konzerten und Studioterminen treffen wir uns im Proberaum. Dann nehmen wir uns Zeit und spielen unser Zeug, Essen und Trinken was. Das harmoniert gut und hat etwas von einem eingefleischten Kollektiv. Das war uns schon immer wichtig, auch schon früher. Man muss sich gut verstehen. Es gibt sicherlich auch Leute, die das nicht so sehen, aber bei uns steht das durchaus im Fokus.

Schön, Thr habt also keine schnöde Geschäftsbeziehung und gebt die Lederjacke an der Garderobe ab und fahrt dann einzeln zum nächsten Auftritt oder Termin.

Gibt’s alles, aber nicht bei uns. (lacht)

Du hast bei den Aufnahmen zum neuen Album Verstärkung in Form von Gastauftritten erhalten. Zum einen vom Frontmann der französischen Deathgrind-Band BENIGHTED, Julien Truchan, und zum anderen von eurem ehemaligen Sänger Vlad Dracul. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Wir waren im „Kohlekeller“ zu Aufnahmen, und es hieß an einem Tag: heute kommt der Julien von BENIGHTED vorbei zum Mikrofon-Test. Da meinten wir: Cool da kann er direkt Gastgesang machen. Es kam also aus Zufall zustande. Er hatte direkt Bock drauf und kam ins Studio, und wir hatten direkt eine gute Connection, und es hat Spaß gemacht. Am 15.03.2022 kam unser neues Video raus, da hat er auch mitgewirkt. Und mit Vlad Dracul besteht von Sathonys Seite immer noch Kontakt.

Ihr konntet vergangenes Jahr live spielen, auf dem Coastrock-Festival. Wie war es, wieder die Bühne zu rocken?

Ja, das war megageil, endlich nochmal live zu spielen. Irgendwann stehst Du dann Backstage und gehst die Stufen zur Bühne hoch, und Du merkst, wie geil das eigentlich ist, wieder zu spielen. Da haben wir so richtig Blut geleckt.

Ist für 2022 eine Tour geplant?

Jein. Je nachdem, wie sich das auf diesem tollen Planeten entwickelt mit Pandemie und Krieg, könnte das demnächst wieder im normalen Rahmen möglich sein. Wir haben im April drei Shows geplant und im Sommer und im Herbst je ein Festival. Wir spielen mit PRIMORDIAL in Bukarest. Wir denken auch über eine Südamerika-Tour nach. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Die Pandemie hat da viel durcheinandergebracht, und es ist auch für Veranstalter schwierig, das alles zu wuppen. Vielleicht können wir 2023 auch wieder ganz normal touren.

Du sagst es, seit langer Zeit läuft Corona-bedingt auf der ganzen Welt vieles anders. Ein Gedankenspiel: Wenn du für Freunde einen Sampler als Soundtrack der letzten zwei Jahre zusammenstellst, was muss unbedingt rein?

Oh je, das will bestimmt keiner hören. Tja sind es nun Songs, die ich in der Zeit gerne gehört habe oder ein spezieller Soundtrack zur Apokalypse. Tatsächlich habe ich viel Klassik gehört. Gerne auch "Tanz Der Vampire" und so Musical-Kram. JOURNEY auf jeden Fall, oft ist Classic Rock im Player rauf- und runtergelaufen. Aktuell mag ich "Zeit" vom RAMMSTEIN gerne, RAMMSTEIN ist eine großartige Band. Bei mir sind verschiedene Spielarten vertreten, und es gibt ein buntes Potpourri, außer Techno und Heimatmelodie.

Wie sind die musikalischen Einflüsse auf Eure Band?

Uns beeinflusst eigentlich alles. Aber die Sachen, die wir tagtäglich in unserer Playlist hören, sind keine Haupteinflüsse, sonst würden wir wohl nach KING DIAMOND, MERCYFUL FATE, FAITH NO MORE und DANZIG klingen. Ich persönlich eifere keinem bestimmten Musiker nach, wobei man natürlich inspiriert wird von Bands wie zum Beispiel von BEHEMOTH. Nergal ist ein sehr charismatischer Frontmann. Bei unserer Musik trifft sehr vieles aufeinander.

Hast Du heiße Tipps für unsere Leser, in welche Platten man unbedingt reinhören muss (außer in die neue AGATHODAIMON natürlich)?

Ja, die sollte man auf jeden Fall hören. Bald kommt die neue THE SPIRIT raus, die erste Single ist schon mal geil. DARK FUNERAL sollte man sich bestimmt auch nicht entgehen lassen. Und natürlich WATAIN, die sind großartig, die Jungs. Aber ich bin gar nicht so up to date.

Vielen Dank für das Interview, Ashtrael! Und viel Erfolg mit der neuen Platte!

Sehr gerne, Ciao.



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