Interview:

2008-01-25 Illdisposed

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Mit ihren letzten beiden Alben „1-800-Vindication“ und „Burn Me Wicked“ haben die Dänen ILLDISPOSED die Originalitätslatte in Sachen Death Metal ein paar Etagen höher gelegt. Auf ihrem neuesten Streich „The Prestige“ verzichtet der Haufen aber wieder auf sämtliche modernen Einflüsse und haut uns eine puristische Groovemaschine der alten Schule um die Ohren. Das sieht auch ein leicht beschwipster und über alle vier Backen strahlender Jakob Batten so, der sich der Stärken des Albums völlig bewusst ist...InterviewEuer neues Album „The Prestige“ geht stilistisch wieder mehr zurück zu den Anfangstangen von ILLDISPOSED, Ihr verzichtet dieses Mal komplett auf Elektronik und cleanen Gesang. Was ist denn der Grund dafür?



Wir verändern uns jedes Jahr und entwickeln uns weiter. Und dieses Mal dachten wir, dass wir ruhig mal wieder einen Schritt zurückgehen sollten. So funktioniert das bei uns.



Nicht wenige Eurer frühen Fans haben die moderne Ausrichtung der letzten beiden Alben „1-800-Vindication“ und „Burn Me Wicked“ stark kritisiert. War das auch ein Ausschlag gebender Grund für den Wandel?



Aber so ist das doch immer! Was auch immer Du tust, Du machst es falsch. Hätten wir noch ein weiteres Album im Stil von „Burn Me Wicked“ aufgenommen, dann wäre es definitiv falsch gewesen. Dieses Mal haben wir auf die Elektronik verzichtet, und auch da werden viele Leute sagen, dass wir scheiße sind. Das sind wir ja auch, aber auf der anderen Seite sind auch ganz ok!



Was steckt denn hinter dem Titel „The Prestige“?



Unser Prestige ist, dass wir damit unser bestes Album seit zehn Jahren aufgenommen haben. Das denke ich persönlich jedenfalls.



Aber Musiker sagen doch immer, dass ihr neuestes Album das beste sei.



Das stimmt schon, aber „Burn Me Wicked“ war definitiv nicht unser bestes Album. „The Prestige“ ist sehr viel besser geworden und wird unseren Ansprüchen vollauf gerecht, daher auch der Titel.



Es gibt speziell zwei Songs auf dem Album, die sofort auffallen. Der eine heißt „A Child Is Missing“. Ich dachte da spontan an dieses englische Mädchen Maddie, das da in Portugal verschwunden ist.



Nee, das Stück handelt von Bo´s Schwester, die tot auf die Welt gekommen ist, kurz nachdem Bo geboren wurde. Das ist ein sehr persönliches Stück!



Der andere Song heißt „Ich Bin Verloren In Berlin“, bei dem nicht nur der deutsche Titel auffällt, sondern auch die Tatsache, dass Ihr ihn als „Bonbon“ wieder ans Ende gesetzt habt, wie zuletzt „Illdispunk´d“ auf dem letzten Album.



Das Stück hat auch einen deutschen Text und handelt davon, wie wir Bo damals in Berlin verloren hatten. Das ist aber immer so; er hat dann einen Döner gegessen und anderen Kram gemacht. Jedenfalls war er an die zehn Stunden lang verschwunden, ist aber dann wieder aufgetaucht. Ich weiß, dass das echt doof ist, aber was will man machen?!



Wird es auch in Zukunft so sein, dass Ihr eine Art „Fun-Song“ ans Ende eines Albums stellt?



Wir haben nicht vor, das traditionell einzuführen, aber Deutschland ist unser größter Markt. Wenn wir einen Song auf Deutsch veröffentlichen, dann geben wir den Leuten etwas, die uns am meisten lieben.



Stimmt es denn, dass die Songtitel die jeweils ersten Zeilen der Texte darstellen?



Ja, das stimmt. Aber ich kann nicht so viel zu den Texten sagen, das ist Bo´s Sache. Ich schreibe nur die Songs und Bo sämtliche Texte.



Ihr habt ja auch einen neuen Gitarristen?! Wieso ist denn Martin Thim nicht mehr dabei?



Er hat mit seiner Arbeit viel um die Ohren und hatte für uns keine Zeit mehr. Das war uns aber von Anfang an klar, als wir ihn fragten, ob er bei uns mitspielen will. Von daher war es keine Überraschung.



Und wer ist Euer neuer Mann, der ihn ersetzt?



Das ist Franz Hellboss von VOLBEAT. Die Band ist ja mittlerweile bekannt in Deutschland. Er ist ein alter Freund von uns, und wir haben ihn gefragt, ob er bei uns einsteigen will. Er war sofort einverstanden.



Was war denn der Grund dafür, von Roadrunner zu AFM zu wechseln? Warum seid Ihr nicht bei Eurem alten Label geblieben?



Es war so, dass wir sehr gerne in den USA touren wollten, wenn auch unsere Platten dort angeboten werden. Aber Roadrunner wollten uns dort auf keine Tour schicken und unsere Scheiben einfach so verkaufen. Das hat uns mächtig angepisst, woraufhin sie uns gehen ließen. Das war aber absolut ok für uns. Und das wollten wir auch!



Hat es denn lange gedauert, eine neue Heimat zu finden, oder seid Ihr schnell zu AFM gekommen?



Das war eine langwierige Geschichte, aber AFM war das Label, das uns genau das angeboten hat, was wir wollten. Darauf haben wir uns dann eingelassen, und außerdem sind sie hier in Hamburg beheimatet und uns auch geografisch sehr nahe.



Deine Freundin singt ja in der Death Metal-Band D.A.M.N.. Habt Ihr schon mal daran gedacht, mit ihnen zusammen auf Tour zu gehen?



Ja, definitiv!



Sie soll dich angeblich auch bei den Arbeiten an „The Prestige“ sehr beeinflusst haben…



Ja, das hat sie auch! Immerhin habe ich die letzten zwei Jahre fast nur im Zug gesessen und das Album geschrieben. Der Großteil der Scheibe ist dort entstanden… die Deutsche Bahn ist also auch Schuld daran, haha!



Wie machst Du das genau? Schreibst Du das gesamte Album am Computer?



Na ja, zuerst schreibe ich das Album in meinem Kopf, dann am Computer… zum Beispiel im Zug, haha! Dann spiele ich es den anderen Bandmitgliedern vor…



… und die sagen dann, ob es ok ist oder nicht?!



„Nicht ok“ gibt es nicht, haha! Ich gebe meine Daten der Band und erkläre ihnen, wie sie die Sachen zu spielen haben. Und so funktioniert das dann.



Bei dieser Arbeitsweise kann ich mir auch vorstellen, dass über die Jahre viele „B-Seiten“ entstanden sind, also Songs oder Ideen, die noch auf keinem Album gelandet sind und bei Dir quasi „in der Schublade“ liegen. Gibt es da noch Material?



Nein, es ist nichts übrig. Ich schreibe immer genau so viel, wie für ein Album benötigt wird. Ich bin so gesehen ein Diktator, aber diese Arbeitsweise funktioniert nicht nur schnell, sondern auch effektiv.



Neben einigen anderen Einflüssen stechen bei Euch nach wie vor BOLT THROWER als größtes musikalisches Vorbild heraus. Siehst Du das immer noch genauso, bzw. merkst Du das beim Songwriting?



Nein, natürlich nicht, niemals! Wir wurden niemals von irgendwem- oder etwas beeinflusst, haha! Das habe ich aber schon mal irgendwo gehört… komisch! Aber ganz im Ernst ist das wirklich etwas, über das wir gar nicht bewusst nachdenken.



Noch mal eine andere Sache: viele Leute fragen sich bis heute, was das asiatische Intro zu Eurem Song „Jeff“ vom Album „1-800-Vindication“ bedeutet…



Das stammt aus dem Film „Wayne´s World 2“. (Jakob imitiert die Stimme total schräg und lacht sich dabei halb tot – Anm. d. Verf.)



Und auch auf „The Prestige“ gibt es eine witzige Einleitung zu hören, zu dem Song „The Tension“. Wo stammt die denn her?



Die stammt aus einer dänischen TV-Serie und handelt davon, wie die Deutschen im Zweiten Weltkrieg in Dänemark einmarschiert sind.



Durch Euer Auftreten und besonders die Sprüche von Bo, die er live ablässt, werden ILLDISPOSED oft für eine Art Comedy-Band gehalten. Seid Ihr denn so etwas in der Art?



Nein, ich sehe uns eher als eine Band mit Persönlichkeit. Die anderen Death Metal-Bands haben diese ewig gleichen Themen wie Tod, Satan, etc.. Wir machen da gerne unser eigenes Ding und füllen die Lücke, die die anderen offen lassen.

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