Interview:

2002-09-14 Hammerfall

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Hammerfall? Überbewerteter Hype oder die True-Power-Metal-Band schlechthin? Die Wahrheit liegt, wie immer, wohl irgendwo dazwischen. Ende Oktober kommt die neue Scheibe Crimson Thunder und Metal Inside hat deswegen Gitarrist Oscar Dronjak an der Strippe. Der machte gerade das neunte von insgesamt zehn Interviews an einem Tag, war aber dennoch immer noch gut aufgelegt.Interview
Na dann schieß mal los. Ihr bringt ja die Tage einen Appetitmacher auf den Markt.





Stimmt, die Single "Hearts On Fire". Das war, soweit ich mich erinnere, eins der ersten Stücke, die wir für die neue Scheibe geschrieben haben. Es ist ein "mid-tempo-up-beat-thing". Es hat einen "catchy" Chours und ist sehr, sehr eingängig. Und irgendwie passt der Song einfach zu uns "because our hearts ARE on fire". Dazu kommt ein Twisted-Sister-Cover namens "We´re Gonna Make It", das wir vor zwei Jahren mal für einen Tribute-Sampler aufgenommen haben. Auch eine gute Wahl, zudem ist der Song meines Wissens nicht veröffentlicht worden. Und dann gibt´s noch "Heeding The Call" in einer Audio-Live-Version plus Video-Clip, beides in Wacken 2001 aufgenommen.





Die Single soll logischerweise die Ungeduld auf die am 28. Oktober erscheinende Full-Length "Crimson Thunder" steigern. Was haben die "Templars" denn Neues zu erwarten?







Ich denke, die neue CD klingt wesentlich professioneller. Was nicht heißen soll, dass "Renegade" vorher amateurhaft war. Aber wir sind gewachsen, sowohl als Musiker und Menschen jeder für sich als auch als Band, als Einheit. Wir stehen jetzt viel enger zusammen. Dann haben Joacim und ich die Texte erstmals gemeinsam geschrieben. Normalerweise kam ich mit dem fertig geschrieben Titel an und Joacim hat die Texte drauf gepackt. Diesmal haben wir alle Lyrics gemeinsam gemacht. Das ist zwar ein ganz neues Gefühl, hat aber gut geklappt, weil wir beide die gleichen Visionen haben. Und natürlich hat sich auch der Sound gebessert. Das Ganze klingt viel, viel kraftvoller, heavier. Und das betrifft übrigens nicht nur den Sound, sondern auch die Songs an sich.





Apropos Songs, "Angel Of Mercy" kommt mir ziemlich bekannt vor, erinnert mich irgendwie an Maiden...




Das verstehe ich. Fängt mit Bass und Gitarre an und klingt ein wenig wie damals ein paar Stücke von der Powerslave. Aber in Wirklichkeit stammt der Song von Chastain und ist das einzige Cover auf Crimson Thunder.





Welchen Anteil daran an der Steigerung hatte denn der Wechsel von Meister Michael (Wagener) zu Charlie Bauerfeind?





Die Songs an sich berührt das natürlich nicht. Charlie hörte sich das Rohmaterial an und hatte dann seine genauen Vorstellungen, welche Produktionsmethoden dazu passen - nicht andersherum. Er hatte eine klare Ansicht, konnte die auch vermitteln und ging ausreichend auf uns ein. Dabei war der Unterschied zu Michael gar nicht so groß. Sie sind beide tolle und professionelle Produzenten und "great guys". Mit Charlie hatten wir allerdings das Gefühl, dass der Weg, ein wirklich hohes Level zu erreichen, einfach mehr Spaß macht. Und er gibt keine Ruhe, bis nicht die größtmögliche Qualität erreicht ist. Michael ist da vielleicht eher nach seinem Gefühl gegangen, während Charlie manche Teile sehr lange förmlich seziert hat. Aber dabei hat er trotzdem nie den Spaß aus den Augen verloren.





Und wie ist es, auf der Urlauberinsel Teneriffa zu arbeiten?




Toll. Es ist wichtig, zum Aufnehmen von zu Hause weg zu kommen, seine täglichen Sorgen links liegen zu lassen. Für mich ist es unerlässlich, mich hundertprozentig auf meine Arbeit im Studio zu konzentrieren. Es ist das erste Mal, dass wir hier gearbeitet haben, es war Charlies Idee und sie hat sich als richtig erwiesen.




Ihr bringt auch ein Video heraus.




Stimmt, das hat sich wegen des Angriffs auf Joacim verzögert, deswegen habe ich es auch selbst noch nicht gesehen. Dürfte aber die Tage fertig werden.





Was sagst du denn dazu, dass Joacim in einer schwedischen Stadt von anderen Metal-Fans angegriffen und schwer verletzt wurde?




Tja, dafür gibt´s eigentlich keine Gründe. Und dennoch passiert so etwas. Ob das nun ein Metal-Fan war oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle, denn sowas darf einfach nicht vorkommen. Soviel steht aber fest: Das war kein Metal-Fan. Denn ob nun True-, Death,- Black, oder was weiß ich: Wir sollten zusammen halten und verstehen, dass wir andere Meinungen akzeptieren müssen. Meine persönliche Meinung zu diesem Vorfall: Schrecklich, nicht nur, weil es meinem Freund - oder einfach einem Menschen - passiert ist. Meine professionelle Ansicht: Metal-Fans machen sowas nicht...




Ihr hattet ja in Deutschland mal Ärger mit einem Schreiber vom Rock Hard. Meinst du, dass solch extreme Glossen derartige Auswüchse forcieren?




So habe ich das noch gar nicht gesehen. Naja, direkt auf jeden Fall nicht, weil der Täter ja aus Schweden kam. Egal: Wenn man erfolgreich ist, gibt es immer Leute, die darauf eifersüchtig sind. Die lästern dann über Hammerfall, von wegen zu kommerziell, zu altbacken, zu abgekupfert bla bla bla.... Wir bekommen eben viel Aufmerksamkeit und dabei natürlich auch einige negative Publicity. Aber und nur das zählt: Wir glauben an das, was wir machen und lassen uns das nicht von Neidern kaputt machen. Wenn man unsere Musik nicht mag, ok. Aber sowas wie Respekt, dass wir unser Ding durchziehen, das wäre schon schön. Ich verstehe sowieso nicht, wie man soviel seiner Energie in Hass stecken kann.





Kennst du den Herren denn persönlich?




Nein, ich habe nie mit ihm gesprochen. Das ist ja das, was mich am meisten stört. Er kennt mich überhaupt nicht, aber leistete sich einige unnötige Kommentare, die wirklich unter die Gürtellinie gingen. Aber an sich ist dieses Buch zu, ich habe jetzt ein Jahr lang nicht mehr drüber nachgedacht.





Kommen wir zu deiner "dunklen" Vergangenheit. Du hattest mal eine Band, die hieß "The Hippie Killers". Toller Name...




Wir waren Metal und wollten alles andere töten, hahaha... Nein. Im Ernst: Wir waren jung und wollten harte Musik machen. Alles andere war irgendwie Hippie-Scheiße. Gott, wir waren junge Burschen, ich glaube ich war damals gerade 16. Es war wohl wirklich kein großer Sinn dahinter.







Ähnlich bescheuert finde ich eines deiner Hobbies: Wrestling.




Ich bin seit Anfang der 90er Wrestling-Fan. Warum, das kann ich dir gar nicht so genau sagen. Klar, als Sport kann ich das auch nicht ernstnehmen. Aber das ist es auch nicht. Ich sehe darin eine gigantische Unterhaltungs-Show. Gar nicht so weit weg von einem guten Metal-Gig mit amtlicher Show. Es macht Spaß, es ist Entertainment.





Gut unterhalten fühlst du dich - so hab ich mir sagen lassen - auch bei Stormwitch. Wie findest du die neue Scheibe?




Ich habe ehrlich gesagt nicht besonders viel erwartet. Es handelt sich ja keineswegs um eine echte Reunion, weil lediglich Andy dabei ist. Und der Name natürlich. Ich mochte bislang alles, was sie gemacht haben und ich hatte die tolle Erfahrung sie in Wacken live zu sehen. Zur Scheibe kann ich sagen, dass ich alles mag, wo Stormwitch dransteht. Ich finde, es ist ein gutes Album. Allerdings bin ich nicht ganz objektiv, ich bin ein Fan und finde einfach alles von ihnen prima.





Ein Idol von Dir ist außerdem Ace Frehley. Meinst Du nicht, dass Kiss einfach nur noch alte Säcke sind, die Geld brauchen?




Ich weiß zwar nicht, wo ihre Gründe sind für diesen Merchandising-Overkill, aber sie (oder nur Gene oder eben die Kiss-Manager) waren schon immer gute Geschäftsleute. Letztlich kann man ihnen nicht vorwerfen, denn es scheint ja einen Markt für diesen ganzen Kram zu geben. Ich habe selber nur einen Haufen Bootlegs, von dem anderen Krempel habe ich bislang die Finger gelassen. Und zu Ace: Er war oder ist ein großer Gitarrist und sowas wie mein Idol...




Macht die Metal-Szene eine ähnliche Entwicklung durch wie Kiss. Will heißen: Wie siehst du die Situation auf dem Markt?




Natürlich sind CDs zu teuer, zumal viel zu viele auf dem Markt sind, um sich alle zu besorgen. Aber wem willst du das verübeln. Den vielen, vielen Bands, die wirklich gute Scheiben veröffentlichen? Klar könnten die Labels vielleicht eine etwas vorsichtigere Release-Politik fahren. Letztlich entscheidet der Fan, was er kauft und was nicht. Das wird den Markt schon regeln.





Zu den ungeschriebenen Gesetzen des Marktes gehört, nach Veröffentlichung einer Pladde auch auf Tour zu gehen...





Stimmt, wir sind im Januar und Februar in Europa unterwegs. Und natürlich wird es Supoortbands geben, welche, das steht noch nicht fest. Das vorangegangen Package mit Freedom Call und Virgin Steele fand ich persönlich hochinteressant, weil alle Bands doch ziemlich verschiedene Sachen machen. So etwas ähnliches schwebt uns auch vor.

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