Interview:

2010-08-30 Grey

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So einfach kann eine Bandgründung sein: Anzeige gesehen, gemeldet, gemeinsam losgelegt und noch ein paar Leute rekrutiert, fertig. So lief das bei GREY, wie es bei den Hamburger sowieso durchweg rund läuft, wie Schlagzeuger Pablo verrät – egal ob es um Touren, Aufnahmen, den Deal mit Redfield Records oder Tattoo-Sessions geht… Interview Euer erstes Album "Whoneedsyou" ist ja seit Kurzem erhältlich - wie sind die Reaktionen bislang, wie sind die Reviews ausgefallen?




Bisher sind die Reaktionen sehr gut. Natürlich feiert uns nicht jeder Rezensent ab, aber das ist auch in Ordnung. Es gab viele sehr positive Reviews und ein paar nicht so erfreuliche, so richtig gemein war aber bisher niemand zu uns. Manchmal wird die Platte auch von Leuten besprochen die mit dieser Musik überhaupt nichts anfangen können. Da wundert man sich schon etwas was das soll, ich schreibe ja auch kein Review über eine Dance-Scheibe. Aber wir können mit Kritik ganz gut umgehen.




Bist du selbst vollkommen zufrieden mit dem Album?




Ich kann tatsächlich sagen ja, das bin ich. Wir haben uns gut auf die Aufnahmen vorbereitet und jeder Song ist so auf dem Tonträger wie wir uns ihn vorgestellt haben. Auch jetzt noch gibt es keinen Moment an dem ich zusammenzucke, wenn ich das Album höre.



Ihr habt im Lynn Aloysound Studio aufgenommen - wer betreibt das und warum habt ihr gerade das Studio ausgewählt?




Das Lynn Aloysound betreibe ich selbst. Ich bin Tontechniker, habe beruflich aber nichts mit Musik zu tun. In meiner Freizeit nehme ich dort uns selbst, Freunde von mir oder Projekte, die mir interessant erscheinen, auf. Das Schlagzeug haben wir im SU2 Studio aufgenommen, wo das Album auch von Phil Hillen gemischt und gemastert wurde, aus dem einfachen Grund, dass Phil einen super Job macht. Gewisse Teile der Produktion gebe ich bei der eigenen Band einfach gern aus der Hand.



Wie lange habt ihr ingesamt im Studio verbracht? Würdest du das nächste Mal gerne eine lange Studiosession haben [davon ausgehend, dass ihr "Whoneedsyou" in mehreren Sessions aufgenommen habt]?




Wir haben relativ lange an "Whoneedsyou" gearbeitet, einen genauen Zeitraum kann ich nicht nennen. Wenn man vieles selbst macht, kann man sich den Luxus gönnen einfach mal früh Feierabend zu machen, wenn einen die Muse gerade nicht küsst. Beim nächsten Mal werden wir es wahrscheinlich genauso machen: Wir arbeiten so lange, bis die Platte fertig ist. Wir sind mit einer klaren Vorstellung von dem Album ins Studio gegangen und wussten daher auch wann Schluss ist.



Was hat es mit dem Titel des Albums auf sich? Gibt es in den Texten einen roten Faden, sind sie evt. mit dem Albumtitel verbunden?




Für die Texte bin ich als Schlagzeuger leider der falsche Ansprechpartner, aber ich kann dir ungefähr sagen, was Jakub antworten würde: Lies die Texte und mach dir deine eigenen Gedanken. So mache ich es auch, da Jakub auch mir die Bedeutung der Texte nicht erklärt. Und das ist auch gut so, wo bleibt denn sonst der Spaß? Es gibt keine offensichtliche Moral oder ähnliches. Die Texte sind eine Mischung aus Fiktion und Jakubs eigenen Erfahrungen, wo dort die Grenze liegt weiß nur der Autor.
Der Titel hat seinen Ursprung in einer Crew die von Steven Burlton gegründet wurde und zu der auch Jakub gehört. Es ist eine Gruppe von Freunden die "who needs you???" auf die Hand tätowiert haben. Uns gefiel einfach der Klang und die Möglichkeit, den Titel in zig Richtungen interpretieren zu können.



Wie wichtig sind dir persönlich Texte von Bands?




Ich lese mir Texte von Bands schon durch und mache mir meine Gedanken. Texte mit etwas Tiefgang sind mir lieber als Texte die nur vom Saufen und von Partys handeln, aber auch damit kann ich leben. Was immer ein Künstler auszudrücken wünscht soll er ausdrücken.



Welcher Song auf "Whoneedsyou" ist dein Lieblingssong und warum?




Ich habe eigentlich keinen Lieblingssong auf "Whoneedsyou", jeder Song hat für mich seine eigenen Vorzüge. Wenn ich einen wählen müsste würde ich wohl "Through The Roof, Underground" wählen, weil er besonders viele verschiedene Elemente vereint, auch wegen dem Gesangspart am Ende. Ich sehe "Whoneedsyou" aber eher als Ganzes, in dem jeder Song seine Berechtigung hat.



Wer hat das Artwork entworfen? Wessen Idee war das Artwortk, euers oder das des Künstlers?




Das Cover stammt von Jakub Kujawa, einem polnischen Künstler. Es ist ein Ölgemälde das unser Sänger Jakub einst in einem Tattoostudio in Posen gesehen hat. Als es ums Cover ging hatten wir keine wirklich guten Ideen, da fiel Jakub dieses Gemälde wieder ein. Wir fragten bei Jakub Kujawa an ob wir es verwenden dürften und er hat sofort zugestimmt. Dieses Bild ist einfach der Wahnsinn und wir sind sehr dankbar, dass wir es für unser Debut verwenden durften.



Eine Tour mit CALEYA habt ihr ja schon hinter euch - wie war die? Welches war die beste Show?




Mit CALEYA und VYST, die VYSTs will ich hier nicht unter den Tisch fallen lassen, eine super Band! Die Tour war großartig. Wir haben in höchst unterschiedlichen Venues gespielt, von top ausgestatteten Jugendzentren bis zu Proberäumen befreundeter Bands, und wir wurden überall mit offenen Armen empfangen. Ich kann keine Show wirklich hervorheben, alle haben Spaß gemacht, das Publikum war überall super und wir wurden überall top umsorgt.

Im Grunde ist eine Tour ja auch immer die Nagelprobe für die Bandchemie, immerhin sieht man sich mehrere Tage am Stück - lief das bei euch alles glatt?




Es lief ganz hervorragend! Es gab keinerlei Streiterein, auch unter den Bands nicht. CALEYA kannten wir vorher schon, die Jungs kommen ja auch aus Hamburg. VYST haben wir erst auf der Tour kennengelernt aber es hat sich schnell eine Freundschaft entwickelt. Inklusive Nils von THE HIRSCH EFFEKT, der als Fahrer, Stagehand, Roadie, Merch-Mann und alles was sonst noch anfiel, mit uns unterwegs war, waren wir 13 Leuten und es gab nicht einen Streit. Harmonie pur! Fast ein bisschen beängstigend...



Hängt ihr auch abseits von Proben und Shows zusammen rum?




Ja, das tun wir. Wir sind Freunde und hängen ständig miteinander rum.




Wie kam es überhaupt zur GREY-Gründung?




Das lief höchst unspektakulär ab: Ich hatte nach längerer Abstinenz wieder Lust auf eine Band und habe die Anzeigen auf einem der bekannten Portale durchstöbert. Dort fand ich ein Gesuch, das interessant klang, einen Tag später hab ich mich mit Jörg getroffen und wir beschlossen, es miteinander zu versuchen. Auf der Suche nach einem Proberaum trafen wir auf Marco und Jakub hat sich dann auch wiederum auf eine Anzeige gemeldet. Eine spannendere Geschichte kann ich leider nicht anbieten. Das daraus ein so intaktes Bandgefüge enstand ist ein echter Glücksfall.



Und wie praktisch ist es bitte, einen Tätowierer in der Band zu haben?




Das ist in der Tat sehr praktisch, außer für den Tätowierer...



Was sind eure weiteren Pläne für 2010?




Wir werden die nächsten Wochen und Monate viele Shows spielen, im Dezember folgt noch eine Tour mit LEFT ME BREATHLESS und dann ist das Jahr ja auch schon wieder rum. Zwischen den Shows feilen wir an den Songs fürs nächste Album. Und wenn uns mal langweilig werden sollte haben wir ja einen Tätowierer in der Band...



Und kluge Worte für den Schluss?



Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Alle Leser sollten unbedingt unsere Seite www.myspace.com/whoneedsyou abchecken und zu den Shows kommen, irgendwann schlagen wir bestimmt in jedermanns Nähe auf.




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