Hadl: Wir sind aus verschiedenen Gründen umgezogen. Die Musik war da schon der Hauptgrund. Hier gibt es viele Möglichkeiten für Bands. Wir haben viele Kontakte geknüpft mit Leuten, die hier ihre Sitze haben, und es ist immer irgendwie besser, persönliche Kontakte zu pflegen als nur über Mails zu kommunizieren. Außerdem gibt es hier eine super Szene für die Musik, die wir mögen. Ständig super Konzerte, die ja auch sehr der Motivation und Inspiration dienen. Außerdem ist Berlin einfach für jeden von uns persönlich eine super Stadt.
Die Aufnahmen zu Eurem neuen Album "Demons For Company" hattet Ihr schon an ein Major-Label verkauft, habt dann aber Euer eigenes Label gegründet und die Aufnahmen zurückgekauft. Wie kam es dazu?
Hadl: Naja, ganz so war das nicht. Wir hatten keine Kohle, Demoaufnahmen und die Aufnahmen für die Platte selbst zu bezahlen. Das Geld wurde uns von einem Musikverleger vorgestreckt. Deswegen hatten wir nach krassen Meinungsverschiedenheiten dann plötzlich die Aufnahmen nicht mehr zur freien Verfügung, also mussten wir sie zurück kaufen. Und jetzt gehören sie uns ganz alleine! Ha!
Erik: Und mit dem Major-Label war es so, dass wir schon vor Beginn der Aufnahmen für das Album ein konkretes Angebot auf dem Tisch hatten. Später kam dann noch ein zweites hinzu. Aber die Gespräche zogen sich sehr, sehr lange hin und nach Beendigung der Aufnahmen sollte dann noch eine Hit-Single eines externen Songwriters eingespielt werden… die Klischees, die man so hat von einem Majorlabel wurden alle erfüllt. Letztendlich konnten wir uns nicht einigen und haben beschlossen die Sache selbst durchzuziehen...
Angeblich hat das Major-Label versucht, Euch zu überreden, Eure Texte auf deutsch zu singen...
Hadl: Ja, das stimmt. Wir haben uns so Sachen anhören müssen wie "Singt doch mal deutsch, das kommt grade super an!" oder "Lasst euch mal ne Hitsingle von nem Top-Produzenten schreiben!". Sowas eben. Und da hatten wir keine Lust drauf. Ich bin auf keinen Fall der Meinung, dass Rockmusik englisch gesungen werden MUSS, aber wir singen schon immer englisch und fangen jetzt nicht an deutsch zu singen, weil sich das grad toll verkauft.
Wie finanziert Ihr Euer Label und Eure Musik? Ihr geht doch bestimmt nebenbei ganz alltäglichen Jobs nach...
Hadl: Ja, das tun wir. Wir sind Hausmeister, Kabelzusammenleger, Klarinettenunterrichtgeber, Call-Center-Arbeiter und so weiter…
"Demons For Company" ist Eure dritte Veröffentlichung und Euer zweites Album. War die Studioarbeit dieses Mal anders? Gibt es etwas, das Ihr seit den früheren Aufnahmen dazu gelernt habt?
Hadl: Die wichtigste Erkenntnis war auf jeden Fall: Von Anfang an keine Kompromisse eingehen. Soll heißen, keine Fehler zu tolerieren. Wir haben diesmal die Basictracks zusammen eingespielt, was dem Ganzen viel mehr Energie bringt, und versucht, das Live-Feeling zu transportieren. Die Sologitarren, Keyboards und Gesang haben wir im eigenen Studio aufgenommen. So hatten wir die nötige Zeit, alles so zu machen, wie wir wollten. Beim nächsten Album wird man mal sehen, was kommt. Auf jeden Fall werden wir wieder viel selbst aufnehmen.
Das neue Album hat Clemens Matznick gemixt, der ja auch schon u. a. für die DONOTS und die GUANO APES gearbeitet hat. Wie war die Zusammenarbeit?
Christian: Die Zusammenarbeit war super! Clemens ist ein sehr netter Mensch und wir hatten eine Menge Spaß beim Mix. Aber warum fragen alle immer nach dem Clemens und nicht auch nach dem Siggi? Wer ist denn Siggi? Tja… Siggi Zundl hat zwar nicht so klasse Bands gemacht wie Clemens… aber dafür hat er uns auch ganz prima die Basictracks aufgenommen. Hallo Siggi!
Wer sind Eure musikalischen Vorbilder? Welche Bands beeinflussen Eure Musik?
Hadl: Wir werden wahrscheinlich von allem beeinflusst, was wir persönlich so hören. Das reicht von ganz ruhigen Sachen bis zu HC/Punk. Man ist sich aber nie so ganz bewusst, wodurch man beeinflusst wird. Das passiert glaub ich eher unterbewusst.
Christian: Uns inspirieren im Grunde alle Bands, die unser Leben begleitet haben und begleiten: Von MINOR THREAT über JR EWING bis BEATLES und AIR… ach… komische Beispiele. Naja, einfach alle Bands; die uns beeindrucken - egal aus welchem Genre.
Die meisten Bands wehren sich dagegen, in eine Schublade gesteckt zu werden. Was denkt Ihr, wenn Eure Musik als Pop-Punk, Emo- oder Melocore beschrieben wird?
Hadl: Naja, man muss ja irgendwie die Musik kategorisieren. Wenn ich ein Review über eine Band schreiben möchte und dem Leser erklären möchte, wie die klingt, dann kommen halt so Schubladen und Vergleichbands. Ich persönlich kann wenig anfangen mit Unterkategorien fünften Grades, wie Power-Mosh-Gothic-Metal, aber man kann ja auch nicht alles Rock n´ Roll nennen. Wir finden das schon meistens alles OK. Emo? Punk? Pop? - egal, Hauptsache die Musik ist gut.
Obwohl bei Euch die Gitarren im Vordergrund stehen, ist Eure Musik sehr harmonieverliebt und z. T. geradezu poppig. Was entsteht beim Songwriting zuerst, die Melodien oder die Riffs?
Hadl: Das ist ganz unterschiedlich. Bei manchen Songs gibt es ein Riff, das dem Song die Richtung vorgibt, wie bei "Living In Circles". Manchmal ist es nur eine Phrase, wie "Next Stop Hell", die uns gefällt oder auch eine Melodie, die wir mögen. Die Songs schreiben wir komplett, bevor wir ins Studio gehen. Vielleicht probieren wir bei der nächsten Aufnahme auch etwas anderes und entwickeln teilweise die Songs im Studio.
Ihr habt einen Keyboarder, was für Bands aus Eurer Stilrichtung ja eher ungewöhnlich ist. Wie kam es dazu?
Hadl: Nett, dass du das sagst. Sonst heißt es immer "...und das obligatorische Keyboard ist auch dabei...." Wir haben auch schon so angefangen. Das Keyboard war schon immer ein wichtiger Bestandteil für unsere Musik. Es gibt einfach uns mehr Möglichkeiten, die Arrangements interessanter zu gestalten.
Ihr habt schon über 200 Konzerte gespielt und Bands wie die ATARIS, die DONOTS, die BEATSTEAKS oder HOT WATER MUSIC supportet. Was habt Ihr dabei für Erfahrungen gemacht?
Hadl: Wir haben eine Mange tolle Erfahrungen gemacht. Ein Highlight war sicherlich unsere Tour mit den ATARIS in Großbritannien. Die Leute dort waren einfach unglaublich und sind alle total durchgedreht, das war schon der Hammer. Außerdem trifft man immer viele Leute, die man kennt und man lernt auch immer neue Leute kennen. Ende Februar sind wir wieder auf Tour und wir freuen uns schon sehr darauf. Danach sind wir noch mit SAMIAM auf Tour. Also: alle hinkommen!
Zum Titel Eures Albums sagt Ihr: "Jeder hat seine Dämonen, die er mit sich herumträgt und die versuchen, einem das Leben zu Hölle zu machen." Da klingt nach einer echten Message. Stehen bei Euch die Texte oder die Musik im Vordergrund?
Hadl: Texte und Musik gehen immer Hand in Hand. Die Texte sind uns sehr wichtig, das zu sagen, was wir rüberbringen möchten. Sei es eine gesellschaftliche Message oder ein persönliches Gefühl. Ein schlechter Text kann ein schönes Lied zerstören. Ich erinnere mich daran, gerne die Band UNDECLINABLE gehört zu haben, bis ich mich mal auf die Texte konzentriert habe. Das hat mir den ganzen Spaß an dieser Band verdorben. Die Musik ist das Transportmittel, das aber natürlich im ersten Moment das wichtigere Element ist.
Ein Teil des Gewinns aus Eurem Album wird der Aktion "Kein Mensch ist illegal" zur Verfügung gestellt. Seid Ihr politisch engagiert?
Hadl: Wir versuchen, die Möglichkeit zu nutzen, die sich mit EVEREST bieten, die Interessierten oder auch Nicht-Interessierten über das zu informieren, was uns am Herzen liegt und was wir für eine Einstellung zu den verschiedensten Themen haben. Deswegen haben wir den "Issues"-Part auf unserer Homepage mit interessanten Links zu anderen Seiten. Politisches Engagement kann bei uns aber auch so aussehen, dass wir gegen Nazi-Aufmärsche auf die Straße gehen.
Ihr betont, dass Ihr den vegetarisch/veganen Lifestyle unterstützt. Seid Ihr alle Vegetarier bzw. Veganer oder sogar straight edge?
Hadl: Wir sind in der Band drei Vegetarier und zwei Veganer. Das ist uns auch sehr wichtig. Wir betonen das deswegen so häufig, weil wir die Sache sehr unterstützenswert finden und immer hoffen, Leute noch über offensichtliche Missstände informieren zu können.
Christian: Als "straight edge" bezeichnet sich niemand… trotz Erfüllung der "Auflagen" durch manche Bandmitglieder…
Mit "Next Stop Hell" veröffentlicht Ihr eine radio-/MTV-taugliche Single. Wie schätzt Ihr selbst Eure Chancen auf den ganz großen Sprung nach oben ein?
Hadl: Zu "Next Stop Hell" haben wir Ende Januar ein Video gedreht. Am zweiten Tag haben wir auf einem Hochhaus gespielt und uns alles abgefroren. Aber wir glauben, dass das Video sehr gut wird. Es wird bei NBC-GIGA laufen, im Hessen Fernsehen und wenn alles gut läuft auch bei VIVA und MTV. Einige Radiosender spielen den Song bereits. Die Chancen auf den Sprung nach oben sind schwierig einzuschätzen. Das wird sich dann schon zeigen, aber wir sind schon zufrieden, wenn es immer ein Stückchen weiter bergauf geht.