Interview:

2001-10-14 Erben der Schöpfung

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>Sie wohnen bei den Fürsten in Liechtenstein, arbeiten mit Atrocity-Krulle zusammen und lümmeln sich auf Platz eins irgendwelcher Charts rum. Die Metaller aber, die zeigen den ERBEN DER SCHÖPFUNG die kalte, bestenfalls laue, Schulter. Lest, was Sängerin Sabinchen dazu zu sagen hat und entscheidet selbst, ob Ihr mal reinhören wollt oder nicht...InterviewIhr "residiert" in Liechtenstein. Nicht gerade ein Musik-Mekka, geschweige denn der Brennpunkt des Metal. Wie kommt´s und wie fühlt Ihr Euch da?




Na ja, man sucht sich halt nicht aus, wo man geboren wird. Aber so schlimm ist es hier auch nicht, obwohl musikmässig wirklich nicht viel los ist. Dazu ist das Land mit seinen 32.000 Einwohnern halt schon sehr klein. Da wir aber ein Grenzland sind, haben wir es nicht weit in die Schweiz, nach Österreich oder Deutschland und so haben wir immer die Möglichkeit auch mal von hier wegzukommen. Außerdem ist das Land von seiner Natur und Landschaft her schon sehr eindrucksvoll. Musikalisch werden wir uns aber schon weiterhin auf Deutschland und den Rest von Europa konzentrieren.




Warum gibt es die Erben? Ihr seid zum Teil von Weltenbrand, zum Teil von anderen Bands (von welchen eigentlich?). Weshalb also eine weitere Band oder ist es nur ein Side-Project? Und wer gehört momentan zum Line-Up?



Mittlerweile ist unser Line-Up komplett. Wir bestehen nun aus Oliver Falk (synths), Pete Streit (guitar), Jürgen Broger (guitar), Tom Saxer (bass), Franky Koller (drums) und mir, Sabine Dünser (vocals). Alle von uns sind neben ERBEN DER SCHÖPFUNG an weiteren musikalischen Projekten beteiligt. Dies gibt uns die Möglichkeit uns in verschiedenen Stilrichtungen zu bewegen, was nur in einer Band meist begrenzt möglich ist. Trotz dieser Beteiligung an anderen Projekten, zählen wir ERBEN DER SCHÖPFUNG zu unserem Hauptanliegen, da wir sehr viel Energie und Zeit in diese Band investieren und es uns auch unheimlich Spaß macht, zusammen Musik zu machen.




Beschreib doch bitte mal Euren Musikstil.



Unser Musikstil setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Da sind zum ersten die klassischen und elektronischen Elemente, die den Grundstock für jedes neue Lied bilden und die aus Ollis Feder stammen. Dazu kommen Petes rhythmische Gitarrenriffs, die den Songs die nötige Härte geben. Diese beiden Elemente stehen im Gegensatz zur dritten Komponente, dem weichen schwebenden Gesang, der das Dunkle und Traurige der Musik relativiert. Jedes ist ein eigenständiger Teil, doch erst das Zusammenfügen der drei Komponenten lässt die spezielle Mischung und Stimmung entstehen. In Zukunft werden die ersten beiden Komponenten noch mehr betont werden, da wir nun zwei Gitarristen, einen Bassisten und auch einen Schlagzeuger haben, die für die neuen Songs ihre Ideen einbringen und somit unsere Musik auch neu prägen werden.




Und jetzt bitte was zu den Texten. Aussagen, Inhalte etc. ...




Die Texte handeln von den traurigen und schweren Seiten des Lebens, wie zum Beispiel Trauer, Abschied, Verlust, Hoffnungslosigkeit, enttäuschte Liebe und Tod. Sie handeln zum Teil von eigenen Erfahrungen, aber auch von allgemeinen Gefühlen und Stimmungen, in denen wir uns von Zeit zu Zeit befinden. Sie sind für mich eine Möglichkeit diese negativen Gefühle zu verarbeiten und sie in Musik zu verpacken, die andere Leute anspricht und ihnen zeigt, dass sie mit ihren Sorgen und Problemen nicht allein sind. Das Verarbeiten dieser Gefühle macht Platz für die schönen und angenehmen Gefühle des Lebens, man kann das Leben freier genießen. Ich möchte mit meinen Texten den Zuhörer zum Nachdenken anregen, ihn dazu bringen, sich eine eigene Meinung über die Themen zu bilden. Das Lied "By my side" handelt zum Beispiel vom Altwerden und es stellt sich die Frage, wie man selber mit dem Älterwerden umgeht. Wird man Hilfe annehmen können, wenn man hilflos wird, kann man das Leben trotzdem noch schätzen, auch wenn man schwere gesundheitliche Probleme hat? Was geschieht, wenn die geistigen Fähigkeiten immer mehr nachlassen? Mit diesen Fragen habe ich mich beschäftigt, da ich zum Zeitpunkt des Songwritings in einem Altersheim gearbeitet habe. Die Texte sollen Anregungen zum Nachdenken geben und damit etwas beim Zuhörer auslösen.




Gearbeitet hat mir im Studio mit Alex von Atrocity. Wie war die Kooperation und wie geht´s Herrn Krull? Man hört ja von finanziellen Problemen, Tour- und CD-Flops sowie gerichtlichen Prozessen...



Die Zusammenarbeit mit Alex ist genial. Er arbeitet sehr professionell und hat in seinem Studio auch viele Möglichkeiten, sodass unsere Scheibe wirklich toll produziert werden konnte. Er hat außerdem ein sehr gutes Gehör, was aus meiner Sicht für einen Produzenten unheimlich wichtig ist, was aber leider nicht bei allen der Fall ist! So konnten die Gesangslinien wirklich ganz sauber aufgenommen werden und ich konnte auch kleinste Fehler korrigieren. So ist ein Album entstanden mit dem ich durchwegs zufrieden bin, auf dem auch nicht im Nachhinein Sachen aufgetaucht sind, die nicht in Ordnung sind. Wir können wirklich sehr stolz auf unsere Produktion sein, und sind Alex sehr dankbar, der das Ganze möglich gemacht hat. Mittlerweile hat Alex auch das Management für ERBEN DER SCHÖPFUNG übernommen und wir sind froh, dass wir von seinen Erfahrungen profitieren können. Was die Probleme angeht, kann ich nichts sagen, da ich über diese Sachen nicht informiert bin.




Die Reaktionen auf Eure neue Scheibe sind doch sehr gemischt, Einerseits äußern sich beinharte Rammstein-Fans über Eure CD hocherfreut, andererseits stößt sie bei Metal-Fans auf harsche Ablehnung. Was meint Ihr dazu und wie beschreibt Ihr Eure Zielgruppe?



Dass die CD bei Metal-Fans auf Ablehnung stößt, liegt meiner Meinung nach daran, dass wir auf unserem Debüt noch mehrheitlich Drumcomputer und gesampeltes Schlagzeug einsetzen, und die Beats häufig aus der Electro- und Techno-Musik entlehnt sind. Zudem verwenden wir nur Rhythmus- und keine Sologitarren, was den meisten Metal-Fans zu wenig anspruchsvoll ist. Zudem kommt dann der doch eher klassische denn rockige Frauengesang. Diese Ablehnung wird sich vielleicht beim Hören der neusten Songs, die naher Zukunft auf einer Maxi zu finden sein werden, in Luft auflösen, da wir nun echtes Schlagzeug und auch Sologitarren verwenden. Unsere Zielgruppe ist aber nicht auf eine Szene beschränkt, sondern unsere Musik soll alle ansprechen, die offen für etwas Neues sind!




Wie läuft Eure neueste Veröffentlichung? Sag bitte mal was zu Pressereaktionen, Feedback bei Konzerten und Verkäufen.



Die Pressereaktionen sind mehrheitlich positiv. Eher zurückhaltende Kritiken kommen aus den Metal-Kreisen, während die positiven Rückmeldungen aus allen Richtungen kommen. So waren wir Newcomer des Monats September im Orkus, sind seit längerer Zeit sowohl mit Maxi als auch mit der ganzen CD auf Platz 1 der Gothic-World Charts und konnten auch sonst viele Anfragen für Interviews auch für ausländische Zeitschriften und Radiostationen verbuchen. Der Verkauf von Twilight ist sehr gut angelaufen; wir sind sehr zufrieden!




Wie sieht´s mit Live-Aktivität aus?



Wir stecken immer noch mitten in den Verhandlungen für eine Tour durch Europa Ende November bis Anfang Dezember. Da wird in den nächsten Tagen die Entscheidung gefällt werden. Ansonsten planen wir verschiedenste Konzerte in unserer Nähe.




Was ist ansonsten für die Zukunft geplant?



In naher Zukunft werden wir eine neue Maxi auf den Markt bringen mit dem Song "Niemand kennt den Tod", Remixen, dem Video zu "Elis" und zwei neuen Songs. Für Frühling kommenden Jahres ist dann unsere zweite CD geplant.

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