Interview:

2025-06-03 ENDONOMOS auf dem DOOMSHIP 2025

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Campen in der Wüste, DOOMSHIP 2025, Radfahren in der Natur: Die österreichische Band ENDONOMOS sind eine von den vielen tollen Formationen auf den Doom-Festival in Hamburg. Wir fragten nach, was es damit so auf sich hat.Interview

ENDONOMOS sind die österreichischen Gäste auf dem internationalen DOOMSHIP 2025 im hohen Norden. METAL INSIDE schnappte sich Där Heidinger und fragte mal nach, was geht. Wer die Band erleben will, bewege seinen Popo in den Hamburger Hafen, wo das Doom-Festival am 6. und 7. Mai abgeht. Tickets gibt es unter anderem hier: Tix for gigs.

Ihr kommt aus allerlei musikalischen Himmelsrichtungen. 

Mit allen Mitgliedern bei ENDONOMOS hatte ich zu einem früheren Zeitpunkt schon in irgendeiner Konstellation zusammengespielt. Bei der Zusammenstellung der Besetzung war mich wichtig, dass ich einerseits wusste, woran ich bin und andererseits mich mit Leuten umgebe mit denen ich mich gut verstehe. Gitarrist Phil und ich wollten schon vor Urzeiten eine Doom-Band zusammen machen, und es hatte damals aus verschiedenen Gründen irgendwie nicht geklappt, umso mehr Freude macht es nun, das endlich hingekriegt zu haben.

Und wie habt ihr euch bis zum aktuellen Album „Endonomos II – Enlightenment“ entwickelt?

Beim ersten Album schrieb ich alle Songs alleine zuhause, beim zweiten Album wurden die Bandmitglieder schon eingebunden, Christoph steuerte sogar schon Material bei. Eingespielt habe ich alle Instrumente, außer den Drums, bei beiden Alben selbst, die Drums am ersten Album spielte unser erster Drummer Armin (der auch nach wie vor für alle unsere Artworks verantwortlich ist), Mars ist auf dem zweiten zu hören. Armin musste aus Zeitgründen leider aussteigen, er konzentriert sich auf Distaste. Musikalisch denke ich haben wir die Grenzen unseres Stiles weiter ausgefranst, während wir die Fundamente verbreitert haben. Mehr Melodien auf der einen Seite, mehr fiese Riffs auf der anderen.

Beschreib mal die aktuelle Scheibe mit eigenen Worten. Was erwartet jemanden, der von euch noch nichts gehört hat? Einflüsse?

Es ist Death Doom /Funeral Doom, der allerdings etwas mehr von klassischem Doom beeinflusst ist als das Gros der Szene. Die großen Melodien, die sich ins Hirn fräsen sind mir ebenso wichtig wie die brachiale Schwere der Riffs. Es überwiegt bei uns nach wie vor der Growl-Gesang, aber es gibt schon relativ viele Clean-Vocal-Parts, die jedoch weniger ins Operettenhafte gehen wie bei klassischem Metal sondern etwas sanfter daherkommen. Einflüsse wären neben klassischer Doom Bands wie etwa Candlemass oder Pentagram auch DM Bands wie Morbid Angel oder Deicide, aber vor allem auch vielschichtigere Vertreter des Genres wie Edge of Sanity oder Opeth. Dazu kommen auch zarte Einflüsse aus dem Sludge und BM.

Das DOOMSHIP. Was bekommt ein Mensch, der sich eine gar nicht mal so teure Karte kauft? Und was erwartest oder erhoffst du dir von dem „Event“?

Tatsächlich ist das ein äußerst vielseitiges Lineup, auf das ich mich schon sehr freue. Meine Favoriten wären Ophis, Fvneral Fvkk und Urza! Ich erhoffe mir ein Wochenende mit viel Freude an der Verzweiflung und auch wieder mal ein paar Eindrücke von Hamburg mitzunehmen, wir bleiben ja das ganze Wochenende vor Ort. 

Doom-Konzerte haben eine ganz eigene Aura haben. Die Doom-Fans sind unglaublich nett, erklär‘ doch mal das Wesen der Doom-Gemeinde.

Auch auf mich wirkt der geneigte Doom Fan eher freundlich, in sich ruhend und unaufgeregt, aber auch da gibt’s natürlich Ausnahmen.

Ihr kommt aus Österreich, Salzburg und Linz und du vom Land. Und wie ist die Doom-, wie die gesamte Metal-Szene im vielgerühmten Austria. Mehr als Schirenc und sein Stench?

Die Doom-Szene in Österreich hat einige wenige sehr gute Veranstaltungen, wie das Doom over Vienna, das immer mit einem handverlesenen Lineup glänzt, oder die „Fortress of Doom“-Reihe in Graz; was Bands angeht, ist sie de facto nicht existent. Es gibt sehr wenige Bands in diesem Genre und noch wenigere davon sind recht aktiv. Österreich ist, wie auch deine Bandaufzählung belegt, sehr von Black Metal dominiert, das ist auch historisch so gewachsen. Mit Theotoxin sind wir zum Beispiel auch gut befreundet, habe auch auf deren vorangegangenen beiden Europatourneen als Session-Gitarrist ausgeholfen. 

Das Vienna Metal Meeting ist auch lässig, obwohl der Gig von Totenmond damals ausgefallen ist. Noch mehr Tipps?

Ich selbst war tatsächlich noch nie auf dem VMM, aber mit Totenmond hatte ich tatsächlich schon ein paar Shows, eine der interessantesten und stärksten Bands, die Deutschland je hervorgebracht hat. Definitiv auch ein Einfluss auf mein Songwriting. Es gibt in Salzburg das grandiose Rockhouse, in Wien den Viper Room und die Arena, die beide immer einen Besuch wert sind, der Schlachthof in Wels war immer eine Bank, allerdings finden dort nur noch sehr wenige Veranstaltungen statt. Ansonsten verschlägt es mich privat (auch aufgrund der geographischen Nähe) oft ins benachbarte Bayern, nach München ins Feierwerk oder das Backstage, allerdings am liebsten nach Burghausen in das neue Juz, wo vom Verein Lightning Bird großartige Underground-Arbeit geleistet wird.

Wie kriegst du eigentlich deine ganzen Bands unter einen Hut? Und dann noch das eigene Studio.

Hauptberuflich betreibe ich tatsächlich besagtes Studio in Braunau am Inn, bin also selbständig und kann mir deshalb Konzerte und Touren gut einteilen. Kinder hab ich keine, was die Sache weiter erleichtert, und das einzige Hobby das ich neben Krach machen noch habe ist mit dem Rad in die Natur zu fahren und dort Musik zu hören, insofern alles gut machbar.

Braunau. Ein schwieriger Ort, oder? Für schlechte Witze, für Verehrer einer gewissen historischen Person. Im Ernst: Macht sich das bemerkbar und wie ist es überhaupt an der bayerisch-österreichischen Grenze. Das Klischee denkt: etwas konservativ, um es vorsichtig auszudrücken. Und überwintern Flamingos wirklich noch auf einem Stausee bei Braunau?

Konservativ ist es in Österreich (abgesehen vielleicht von Wien und Graz) überall. Am Land sowieso noch schlimmer. In Braunau ist es sogar vergleichsweise human, es ist eine Kleinstadt mit viel Industrie und wenig Tourismus, sehr beschaulich und nachts geradezu gespenstisch ruhig. Was die „Geburtsortstouristen“ angeht: das hat sich in den letzten 25 Jahren zum Glück deutlich verringert, sowas sieht man hier nur noch sehr selten. Seine lokalen Anhänger sind eher in den Untergrund gegangen. Von Flamingos weiß ich jetzt nichts, aber wir tatsächlich ein großes Vogelschutzgebiet hier, in dem zahlreiche Vogelarten ihr Zuhause haben. 

Du hast auch mit Nervecell zu tun. Früher vermuteten ja einige (Neider?), dass sie andauern in Europa spielen, weil irgendein Scheich das bezahlt. Wie bist du überhaupt in die Band gekommen? 

Ich lernte sie über gemeinsame Gigs kennen, wir verstanden uns auch gleich gut, hatten auch einen gemeinsamen Bookingagenten damals. Irgendwann bekam ihr Sänger dann mal kein Visum und sie fragten mich, ob ich einspringen könnte. Seitdem habe ich mehrere Europatouren, eine Brasilientour und zwei Shows in Dubai mit ihnen auf dem Buckel. Dieses ekelhafte Gerücht hab ich tatsächlich auch schon mal gehört, allerdings glücklicherweise schon lange nicht mehr. Welcher Scheich sollte denn auch ein Interesse daran haben eine Death-Metal-Band zu subventionieren? Wozu auch? 

Die Jungs sind natürlich ganz normale Leute, der Bandkopf ist etwa einfach Gitarrenlehrer, da ist nix mit Big Finance oder derlei. Dubai ist in der Tat spannend. Für mich ne Ecke zu künstlich, aber da geht schon die Post ab, da gibt’s auch regelmäßig Undergroundshows, und internationale sowieso. Meine beiden Shows dort waren einmal mit Sepultura, und das zweite Mal mit Pain und Sceptic Flesh. Mein Highlight war allerdings campen in der Wüste, ganz weit draussen, ohne Lichtverschmutzung die Milschstraße mit freiem Auge betrachten. Von auf 16 Grad runterklimatisierten Gebäuden wird ich wohl nie ein Fan werden, aber die Hitze ist halt auch nicht ohne.

Pläne mit ENDONOMOS für die Zukunft? 

Das neue Album ist ja noch sehr frisch, also konzentrieren wir uns jetzt mal auf live, aber ich hab schon wieder ein paar neue Sachen geschrieben. Das wird allerdings noch dauern. Ein paar sehr feine Festivals stehen heuer noch an, und auch für 2026 sind schon die ersten Sachen bestätigt. Das neue Distaste-Album habe ich kürzlich fertig gemixt und gemastert, das kommt im Herbst über FDA Records raus, auch mit Profanity arbeiten wir an neuem Material, und auch ein neues Vor die Hunde-Album ist auf dem Weg, das singe ich demnächst ein, der Output ist also momentan beständig.

 

 



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