Interview:

2008-07-29 End Is Forever

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END IS FOREVER haben sich in den letzten Jahren zu einer vielversprechenden Band gemausert, die die deutsche Hardcore-Szene nicht nur musikalisch bereichert, sondern auch was zu sagen hat. Auf ihrem Debütalbum „After Days Of Rain And Blood – There Will Be No Better Tomorrow“ ist das nicht anders: verpackt ist eine rauhe Produktion gibt es intelligente Texte, die in heftigen Hardcore eingebettet sind. Da lag es nur nahe, Gitarrist Sebastian mal wieder auf den Zahn zu fühlen. Interview Euer erster Longplayer ist fertig - und trägt einen ziemlich düsteren Titel. Wieso habt ihr den gewählt? Steht er in Verbindung zu den Texten?


Ja, „After Days Of Rain And Blood – There Will Be No Better Tomorrow“ ist auf alle Fälle nicht der kürzeste Titel geworden. Er spiegelt die Gesellschaft wieder. Es geht doch jeden Tag nur noch darum besser zu sein und mehr Geld zu verdienen, als der andere. Auf welche Art und Weise man sein Ziel erreicht, spielt dabei oft keine Rolle. Aber eins ist sicher: solange Menschen ohne Rücksicht auf Verluste durch die Welt marschieren, müssen unschuldige Lebewesen, die nichts damit zu tun haben, unter den Folgen leiden. Seien es Kriege, die Zerstörung der Umwelt oder die Ausnutzung von Tieren. Täglich gehen wir zusammen weiter unter.


Die Texte sind sowohl wieder auf Deutsch als auch auf Englisch, wobei die Titel Deutsch sind. Plant ihr das im Voraus oder ergibt es sich einfach während des Schreibens der Texte bzw. der Songs?


Wenn ich zuhause einen neuen Song schreibe und die ersten Riffs zusammen habe, fange ich oft auch schon mit dem Text an. Für mich ist es einfacher auf deutsch zu texten und für Janina auf englisch. Somit ergibt sich unser Mix. Die Titel finden wir zusammen bei der Probe, oder sie ergeben sich aus den Texten.


Gibt es einen roten Faden in den Texten, was die Scheibe ja zu einer Art Konzeptalbum machen würde?


Ein Konzeptalbum ist unser Debut nicht geworden. Es geht darum die Leute etwas wach zu rütteln und Sie zum Nachdenken zu bringen. Das Unheil auf der Welt kann man sicherlich nicht von heute auf morgen stoppen, aber wenn man nicht versucht etwas zu verändern, dann wird sich auch nichts ändern.


Wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet? Ihr habt ja sogar eine Show-Pause eingelegt, hat die viel gebracht?


Die Songs sind zum größten Teil letztes Jahr entstanden. Wir brauchen immer recht lange, um einen Song komplett fertig zu bekommen. Da die neuen Stücke alle komplexer und technisch anspruchsvoller geworden sind, haben wir vom Studiotermin eine kleine Livepause eingelegt, um uns
für die Zeit im Studio vorzubereiten. Somit gab es auch keine großartigen Veränderungen mehr bei den Aufnahmen. Es wurden nur hier und da ein paar kleine Feinheiten eingebaut. Was auf der CD zu hören sein wird, ist auch das, was man live von uns an den Schädel gehämmert bekommt.


In welchem Studio habt ihr "After Days..." aufgenommen? Hat der Produzent viel Einfluss auf den Sound genommen oder sich nach euren Vorstellungen gerichtet?


Wir haben die 10 Songs im Wellencocktail Studio in Hannover zusammen mit Achim Dreßler eingespielt. Bevor es an die richtigen Aufnahmen ging, haben wir noch einen Testtag eingeschoben, um uns vorab auf einen ungefähren Sound zu einigen. Achim hat unsere Wünsche auf jeden Fall gut umgesetzt und uns mit ein paar Streicher-Elementen und atmosphärischen Sounds bei unseren Zwischenstücken unterstützt.


Bist du mit dem Resultat zufrieden?


Uns war es wichtig, dass wir am Ende nicht wie alle anderen Bands klingen. Deshalb sind wir auch nicht in eins der üblichen Studios gegangen, wo man zwar einen fetten aber oft doch einfach nur klinisch und überproduzierten Sound als Resultat bekommt. Also ja, ich bin zufrieden.


Erscheinen wird das Album über Village Kids Records, richtig? Warum arbeitet ihr gerade mit dem Label zusammen, was hat euch überzeugt?


In Deutschland wird das Album via Village Kids Records veröffentlicht und in Japan via Retribution Network. Wenn jetzt alles hinhaut, dann auch noch über ein kleines aber feines Amilabel.
Mit Matthias von VKR zusammen zu arbeiten ist einfach schön. Er hat dieselbe Einstellung wie wir und es läuft noch alles D.I.Y. ab. Durch die Split-CD „Fear The Elements“ sind auch die Kids in Japan auf uns aufmerksam geworden und nachdem unsere letzte Demo Scheibe „Modern Life A Tragedy“ von Retribution Network noch einmal in einer kleinen Auflage in Japan rausgehauen wurde, wird auch das Album im fernen Osten veröffentlicht.

Habt ihr auch die Fühler zu größeren Labels ausgestreckt oder war die Zeit dafür noch nicht gekommen?


Große Labels können einer Band sicherlich besser unter die Arme greifen, aber dafür läuft vieles auch nur noch nach ihren Spielregeln ab. Wir möchten weiterhin „frei“ sein und uns nicht einschränken lassen. Es geht uns ja auch nicht darum das dicke Geld mit der Musik zu verdienen, sondern um Spaß und eine gute Zeit.


Ihr habt dieses Jahr bereits einige Shows gespielt, eine kurze Tour war aber noch nicht dabei. Ist die Planung oder bleibt es bei Wochenend-Gigs?


Letztes Jahr wollten wir ja schon zusammen mit FOREVER FALLING aus England eine kleine Tour durch Deutschland machen. Es wird aber von Jahr zu Jahr schwieriger so etwas auf die Beine zu stellen. Aus der einwöchigen Tour ist dann leider nur ein langes Wochenende und somit eine Mini-Tour geworden. Die Jungs von der Insel mussten wegen eines Unfalls eine dann auch noch leider absagen. Aber dafür haben wir sehr viel Spaß mit MY OWN VENDETTA gehabt. Da wir fast alle arbeiten um unsere Brötchen zu bezahlen, haben wir nur am Wochenende Zeit, das ein oder andere
JUZ unsicher zu machen.


Was war das bisherige Highlight in Sachen Shows in diesem Jahr?


Die Show in Wunstorf war unglaublich. Wir haben absolut nicht damit gerechnet, dass die Kids so was von abgehen. Vom ersten bis zum letzten Song wurde kräftig das Tanzbein geschwungen und mitgesungen. Und das Beste war, dass es auch ganz ohne Kung-Fu Fighting Macho-Scheiße ging.


Hört ihr noch oft Vergleiche mit WOJ?


Zum Glück nicht wirklich. Nur weil bei uns auch ein Mädel keift, muss man ja auch nicht gleich wie WALLS OF JERICHO klingen. Viele Leute kennen einfach keine anderen Bands mit Female Vocals und somit werden dann einfach WALLS OF JERICHO als Vergleich genannt. Man könnte auch genauso gut unbekanntere Bands zum Vergleich nehmen, wenn es um Female Vocals geht, wie z.B.: UNDYING, FUCK THE FACTS, GATHER, THIS TIME TOMORROW, ALL FOR NOTHING…


Welchen Stellenwert hat die Band in eurem Leben? Würde END IS FOREVER weiter existieren, wenn ein oder zwei Leute ausgetauscht werden müssten? (weil sie wegen eines Jobs an den Arsch der Heide ziehen müssten, beispielsweise)?


Die Band ist ein Hobby, das viel Zeit und Geld kostet, aber auch Spaß macht. Bei uns gab es ja schon recht viele Downs. Von der Urversion sind nur noch Kristina und ich dabei. Janina und Benni kommen auch nicht aus Bückeburg und reisen immer für die Proben aus verschiedenen Himmelsrichtungen an.


Kannst du dir vorstellen, auch mit Ende 30 noch Musik zu machen und dich immer noch mit den Kids verbunden fühlen? Gibt es sowas wie eine Altersgrenze für HC-Bands?


Das ist eine gute Frage. Wenn du dir aber AGNOSTIC FRONT anschaust, dann gibt es wohl keine Altersgrenze. Oft ist es ja so, dass die Bands mit den Fans zusammen alt werden und sich entwickeln.
Heute ist Hardcore jedoch mehr Mode als alles andere. Die Kids springen einfach auf den Zug auf, der gerade angesagt ist. Früher hat man sich einfach viel mehr mit den Bands und ihrer Musik beschäftigt. Heute klaust du dir einfach die neusten Alben im World Wide Web, hörst diese 2-3x und das war es dann. Das ist wirklich schade. Solange es aber noch Kids gibt, für die Hardcore mehr als eine Fashion-Show ist, werden wir Gas geben.

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