Interview:

2001-11-25 Emperor

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Endzeitstimmung im Hause EMPEROR. Mit dem Album PROMETHEUS: THE DISCIPLINE OF FIRE AND DEMISE endet definitiv das Zeitalter einer der wohl einflussreichsten Bands des Black Metal. Es gibt kein zurück. Letztlich hat IHSAHN bereits Ende Mai nach Beendigung der Aufnahmen mit der Band abgeschlossen. 150 Talk-Runden später ist er des EMPERORs endgültig müde geworden. Aber sein Promoter konnte ihn schließlich überreden, noch ein letztes Interview zu geben.InterviewWarum schließt du das Buch mit dem Titel EMPEROR?




Wir haben uns innerhalb der Band ganz einfach in verschiedene Richtungen entwickelt, es gab Differenzen. Und EMPEROR war ein Kompromiss, ein konstruktiver zwar, aber eben ein Kompromiss. Irgendwann wurden die Unterschiede zu groß, die Differenzen unüberbrückbar. Und deswegen bin ich froh, dass es zu Ende ist. Ich blicke auf jeden Fall optimistisch in die Zukunft.




Was liegt denn als nächster Abschnitt an?




PECCATUM genießt absolute Priorität. Zusammen mit meiner Frau Ihriel haben wir bereits begonnen, an neuem Material zu arbeiten. Wir sind damit ziemlich beschäftigt, aber wann das Album fertig sein wird, wann es rauskommt oder wie es klingt, dazu etwas zu sagen, wäre viel zu früh. SAMOTH und TRYM, mit denen ich übrigens immer noch gut befreundet bin, werden Zyklon vorantreiben.




Lass uns in der Historie ein paar Schritte zurück gehen. Vor etwa zehn Jahren lasen Metal-Fans viel über das dunkelste Emperor-Kapitel. FAUST landete wegen eines Mordes für 14 Jahre im Gefängnis, SAMOTH wegen Kirchen-Anzündens 16 Monate und TCHORT wegen "assault and battery" für sechs Monate. Nur du bliebst in Freiheit, trotz intensiver Verhöre.




Das Ganze ist eben zehn Jahre her. Es ist Teil der Erinnerung, nicht mehr, nicht weniger. Wir sind alle erwachsener geworden, haben zehn Jahre lang hart gearbeitet, die Strafen abgesessen, bis auf FAUST, mit dem ich immer noch in Kontakt stehe. Ich bin wirklich müde, über dieses Thema zu reden. Es sind damals Dinge außerhalb von EMPEROR geschehen, die nichts mit der Band an sich zu tun hatten. Mein Focus lag immer auf der Musik. Wir haben Musik gemacht, die ganze Inner-Circle-Kacke wurde viel zu sehr gehypt. Übrigens waren nicht alle Emperor-Mitglieder im Knast, als da wären: MORTIIS, TRYM oder eben ich... Es wurde immer maßlos übertrieben. Ich habe zehn Jahre lang Musik gemacht, darüber soll geredet werden.




Nun gut: Warum hast du die griechische Sagengestalt PROMETHEUS als "Titelheld" der neuen Scheibe gewählt?




Es ist vielleicht ein bisschen missverständlich. Es handelt sich nicht um ein Konzeptalbum, dass sich ausschließlich um PROMETHEUS dreht. Man könnte es eher im übertragenen Sinne deuten. PROMETHEUS brach Konventionen, ging neue Wege. Ikarus ist genauso eine symbolische Figur. Sie nutzten mutig ihre Chance, ohne sich über die Konsequenzen zu sorgen. Beide scheiterten, aber vorher weiß man nie, was nachher ´rauskommt. Und letztlich war es den Versuch wert. In diesem Zusammenhang bin ich meiner Frau mehr als dankbar. Sie liest viel und hat mich unendlich inspiriert. Und: Ich sehe in beiden Fällen große Parallelen zu EMPEROR. Wir haben uns mit dem Split auch gegen alle gewandt, gegen Label, Fans, Presse. Das Ergebnis ist...: Das Ende.




Die Songs scheinen manchmal äußerst schwer nachzuvollziehen. Wolltest du damit beweisen, wie anspruchsvoll eure Musik ist?




Ich will nichts und niemandem etwas beweisen. Das ist ganz einfach die Art, wie ich schreibe. Wenn es für den Hörer zu komplex ist, dann ist das okay, wenn nicht, dann ist es auch gut. Aber das mache ich auf keinen Fall, um zu zeigen, was ich für ein toller Hecht bin. Metal kommt oftmals so gleichförmig daher, alle Instrumente immer auf einem Level, die Songs entsprechen oftmals verdammt ähnlichen Strickmustern. Und ich mag´s gerne kreativer, mit offenen Harmonien und dynamischen Strukturen.




Und gefällt dir "FIRE AND DEMISE"?




Ob du´s glaubst oder nicht: Ich bin glücklich, so glücklich wie noch nie mit einem EMPEROR-Album. Ich musste viel weniger Kompromisse eingehen, weil ich das Album in meinem eigenen Studio und meiner gewohnten Umgebung aufnehmen konnte. Ich konnte ausprobieren soviel und wann ich wollte. Immer wieder alles umschmeissen und neu aufnehmen. Und ich glaube, diese Zufriedenheit merkt man dem Album einfach an.




Du hast das Album fast im Alleingang geschrieben...




Aber wenn es ein Solo-Projekt gewesen wäre, hätte es sich ganz anders angehört. Man könnte sagen: Ich habe das Fundament gegossen und zu dritt haben wir das Haus darauf gebaut. Ein ganz individuelles Gebäude vomn einem Architekten namens EMPEROR.




Wie würde sich denn ein Solo-Projekt anhören?




Das liegt noch in ganz ferner Zukunft, ersteinmal gilt das Augenmerk PECCATUM. Aber es würden sicherlich viele andere Stilrichtungen einfließen, Jazz, Soul, was-weiß-ich.




Und was macht Meister IHSAHN, wenn er mal nicht musiziert?




Spezielle Hobbies habe ich nicht. Ich hasse zum beispiel Angeln. Ab und an lese ich mal ein gutes Buch, aber das war´s auch schon. An sich ist Musik mein Hobby, das einzige.




Und wann kehrst du zurück nach Deutschland?




Wir wollen mit PECCATUM auf jeden Fall touren. Wann, das steht aber noch in den Sternen. Eins steht fest: Mit EMPEROR wird das aber nicht sein. Eine Reunion wird es nicht geben. Niemals.

Emperor_1 Emperor_2