Interview:

2003-06-09 Dome Service

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Dänemark entwickelt so nach und nach eine recht aktive Metal-Szene, man denke nur an Hatesphere, Illdisposed und Iniquity. Dome Service sind eine junge Band, die gerade dabei ist, sich einen Namen zu machen, national wie international. Mit ihrer gelungenen Mischung aller möglichen Metal-Spielarten sollte es ihnen schnell gelingen, außerhalb Kopenhagens bekannt zu werden...InterviewMoin Niels, fang doch einfach mal damit an, uns etwas über Dome Service zu erzählen. So viele Leute dürften euch ja bisher nicht kennen...


Nun, unsere Geschichte beginnt 1995. Damals spielten einige von uns bereits in verschiedenen Bands. Morten (voc.) und Anders (dr.) zockten totalen Old School Death Metal bei ”Grinded Sternum”, während Ich bei einem Grind/Death-Projekt namens ”C.I.O” spielte. Thor (guit.) und Jonas (b.) haben verrückten Kram bei der Stonerband ”Maren Skid” (was man ungefähr mit ”Gisela Kacke” übersetzen könnte). Keine dieser Bands wurde sehr ernstgenommen, weder von den Musikern noch von den paar Fans, vor denen sie spielten. Aber es hat Spaß gemacht und wir wurden gut genug, um Icon Bleeding im gleichen Jahr zu gründen. Zu dieser Zeit waren wir von der schwedischen Death Metal-Szene beeinflußt und Bands wie Amorphis oder Emperor waren eine Quelle der Inspiration für uns. 1996 haben wir dann ein viel beachtetes Demo, ”Lucid”, aufgenommen, waren auf einigen Samplern vertreten und haben einige Shows gespielt (obwohl wir nicht bis Deutschland gekommen sind...). Und dann kam das, was wir ”Years Of Silence” getauft haben - wir mußten uns für zwei Jahre trennen, hauptsächlich wegen der Entfernungen zwischen uns (und wegen Ausbildungen). Aber 2000 lebten alle von uns wieder in Kopenhagen, wir erweckten die Band unter neuem Namen zum Leben und haben nun vor, anderen, groovigeren, mehr verdrehten Metal zu spielen.


Habt ihr in eurer ”dunklen Phase” in anderen Bands gespielt? Habt ihr momentan andere Bands neben Dome Service laufen?


Momentan spielt keiner von uns in einer anderen Band. Wir hatten eine sehr ungewöhnliche und unbeständige Zeit, da wir niemals die Band wirklich stoppten. Wir konnten nur nicht oft genug proben. Zur gleichen Zeit langweilte uns mehr und mehr der mehr oder weniger "blackishe” Metal, den wir damals spielten. Wir steuerten einen Track zu einer Compilation bei, der hieß "Memorandum”. Der Track war sehr viel stärker vom Thrash und Hardcore inspiriert als unsere heutigen Sachen und irgendwie war niemand von uns mit dem Song zufrieden. Also, slebst als wir es versuchten, waren wir einfach nicht motiviewrt genug, etwas befriedigenden zu schaffen.
Aber die Dinge haben sich seitdem geändert!


Du sagstest, daß ihr nun wieder alle in Kopenhagen lebt. Wie ist es so, dort zu leben? Gibt’s dort eine Metal-Szene? Wie ist die Szene in Dänemark im Allgemeinen? Habt ihr engen Kontakt zu anderen einheimschen Bands? Ich war einige Male in Dänemark (Aarhus, Blavant) und ich mag euer Land sehr, es ist wirklich schön dort. Aber verdammt teuer. Würdest ihr gerne woanders leben oder seit ihr mit Dänemark zufrieden? Als was arbeitet ihr? Habt ihr genügend Zeit für Dome Service?


Meistens ist es nett, in Kopenhagen zu leben. Die Metal-Szene ist aber nicht so gut wie wir es uns wünschen würden und wenn wir mit anderen dänischen Bands reden, ziehen es die meisten vor, außerhalb zu spielen. Denn meistens steht das Publikum einfach nur und wartet drauf, daß die Band Fehler macht. There isn’t much slamming around on the danish scene. Du sagtest, daß du in Aarhus warst? Nun, wir haben in Jutland noch nicht gespielt (wovon Aarhus die Hauptstadt ist), aber es scheint so, als wären die Bands, und der Underground allgemein, sehr aktiv dort. Ob wir mit Dänemark als Land zufrieden sind, ist eine gute Frage. Politisch ist es kein Thrill, dänisch zu sein. Aber es gibt einige nette Leute hier. And we (so far) still have Christiania to be proud of. (falls mir jemand diesen Satz übersetzen kann, meldet euch unter lars@metal-inside.de - d. Verf.). Aber vom Standpunkt des Undergrounds betrachtet, ist Dänemark nichts besonderes.
Unsere Berufe sind verschieden, vom Studenten bis zum sozialen Typen. Niels studiert Kommunikation an der Uni. Thor beendet momentan seine Ausbildung zu irgendeiner Art Web-Designer. Morten arbeitet im sozialen Bereich, irgendwas mit Kindern. Anders und Jonas arbeiten ebenfalls im sozialen Bereich, mit Menschen mit geistiger Behinderung (wir haben soviel gemeinsam! - Anm. d. ebenfalls sozialen Verf.). Und obwohl Dänemark so teuer ist, sind wir keine Millionäre hehe. Und genügend Zeit für Dome Service haben leider auch nie.


Ihr habt eure ”Promo 2002” im Oktober 2002 veröffentlicht. Wie sind bsiher die Reaktionen? Ihr sie vor allem veröffentlicht, um Gigs und die Aufmerksamkeit von Plattenfirmen zu bekommen. Was ist bisher an dieser Front passiert?


Bis heute haben wir wirklich gutes Feedback bekommen, von den Reviewern weltweit. Es scheint so, als wären Metalheads sehr in unseren Stil vernarrt, der von ”oldschool” über ”mehr Thrash als Death” bis zu ”melodic Death” schon so ziemlich alle Bezeichnungen bekam - vielleicht spielen wir irgendwas dazwischen? Die Kritiken über den Sound und die Kompositionen sind ebenfalls sehr gut ausgefallen und vor allem Mortens Job am Mikro wurde in’s Scheinwerferlicht gebracht. Also gute Reviews haben wir, aber bisher noch keine Shows. Aber ich denke, die werden bald folgen! Bisher haben wir auch noch keine Plattenfirmen kontaktiert. Wir haben uns bisher darauf konzentriert, Feedback von den für uns wichtigeren Quellen zu bekommen, dem lokalen Underground und den verschiedenen Zines überall auf der Welt. Wir kooperieren mit verschiedenen Leuten aus dem dänischen, schwedischen udn deutschem Underground bei Live-Gigs. Eventuell können wir ein oder zwei Shows in Deutschland im Sommer spielen, aber das ist neu und bisher ist nichts bestätigt.


Wie würdest du eure Musik beschreiben? Wer sind eure musikalischen Einflüsse?


Ha, das mußte kommen, nicht wahr? Nun, die Vergleiche aus den Reviews mögen ein wenig unseren Stil aufzeigen. Wenn man dann noch Black und Doom dazunimmt, kann man sagen, daß man für jeden von uns ein Genre hat hehe. Nein, jeder von uns bringt seine individuellen Vorstellungen von Metal mit ein und wir versuchen, die Stile zu mischen und etwas Neues zu erfinden. Es scheint so, als würde sich jeder auf einen bestimmten Teil unserer Songstrukturen konzentrieren. Einige auf dieses oder jenes Riff, den Melodiewechseln, im Zusammenspiel von Drums und Gesang oder auf den Text oder auf wasauchimmer. Zu beschreiben, wie jemand unsere Musik wahrnimmt, ist schwierig, da es davon abhängt, was der Hörer denkt, was wir denken und was wir denken. Wir können versuchen, die Aufmerksamkeit auf eine harmonische Stelle zu locken oder auf ein bestimmtes Riff, aber das ist nicht unsere Art oder es ist wenigstens außerhalb unserer Kontrolle. Oder wir sagen ”kauf’ die Promo und mach’ dir dein eigenes Bild” und vielleicht tun die Leute das. Aber wir sehen unsere Musik als einen Mix aus heavy riffing styles, melodic edges and twisted drums and vocals. Nicht, daß wir uns als sehr technisch ansehen, aber wir spielen unsere Musik so, wie wir denken, daß es paßt und für uns im Sound paßt. Unsere Einflüsse sind vielfältig: Carcass, Entombed, Anathema, Mayhem, Sepultura, Morbid Angel, Metallica, Iron Maiden and Led Zeppelin. Aber auch Sachen aus anderen Genres, z.B. Stonerrock, früher Grunge und einige elektronische Sachen haben uns irgendwie inspiriert. Im Allgemeinen hören wir eine Menge verschiedenes Zeug und einige Sachen davon passen in unsere Musik. Und andere eben nicht.
Davon hat man einen guten repräsentativen Eindruck auf unserem Promo, welches wir im Starstruck Studio aufgenommen haben, zusammen mit Anders Lundemark (Konkhra, Daemon, Exmortem). Es ist cool, daß es endlich fertig ist. Wir sind damit sehr zufrieden, unser Line-Up ist seit ewigen zeiten konstant, wir freuen uns auf diesen Sommer.


Ich hatte Probleme, euren Stil zu beschreiben. Er ist melodiös, groovt und mixt Death, Thrash und Power Metal.... irgendwie.


Das Hauptproblem, wenn man seine eigene Band beschreibt oder definiert, ist daß die Leute den Eindruck kriegen, daß man genauso klingt wie die Bands, mit denen man sich vergleicht. Ich denke, du weißt selber, wie das ist: wenn dir jemand von einer neuen Band erzählt, die wie Metallica, Hypocrisy, Death oder werauchimmer klingt, hast du automatisch Erwartungen, wie diese Band klingt. Naja, bisher haben wir keine Band gehört, die wie wir klingt, deshalb ist unser Stil wohl auch so hart zu beschreiben. Vielleicht können wir Verbindungen zu anderen Metalbands, aber das ist eine sehr individuelle Sache. Einiges im Riffing mag uns mit der Thrash-Szene in Verbindung bringen, während andere uns aufgrund unserer Melodien mit der Schweden-Szene vergleichen. Unsere Absicht ist es, die Metalstile die wir mögen zu mixen und zu interpretieren.
Mit wem würdest du gerne einmal touren?


Es gibt so viele großartige Bands, mit denen wir einmal touren möchten, aber das ist verdammt teuer und es ist schwer, daran zu kommen. Eigentlich wollen wir nur live spielen. Solange es ein Publikum gibt, daß uns sehen will, sind wir bereit zu spielen! Egal ob in New York oder Neustadt!


Warum ist eure Promo nur eine MCD? Schreibt ihr momentan an neuem Material für ein komplettes Album?


Wir haben uns wegen der Kosten entschieden, keine Full-Length aufzunehmen. Keiner von uns ist ein Millionär, also hatten wir nur die Wahl, einige wenige Tracks in einem professionellen Studio aufzunehmen oder 10 Tracks unter beschissenen Bedingungen. Vielleicht wären unsere Chancen auf einen Plattendeal besser, wenn wir ein zehn-Song-Album fertig zum Release hätten, aber wir werten Qualität höher als Quantität. Also gab’s irgendwie niemals eine Wahl. Das Album wird kommen - momentan bleibt es aber ruhig in dieser Ecke. Und Yes Sir, wir schreiben an neuem Material. Im Moment polieren wir alte Songs auf, die wir viel zu lang ignoriert haben. Also sind wirklich neue Tracks in Warteschleife, werden aber in naher Zukunft kommen. Einiges wird schneller sein und mehr in die Fresse, anderes wird grooviger und das melodische Element unserer Musik erkunden. Aber jetzt konzentrieren wir uns auf unsere Promo, welche nun den Standard für uns setzt. Die neuen Tracks sind in ähnlich wie auf der MCD und wir denken, daß das neue Material Potential hat. Es ist ein wenig besser und facettenreicher als auf der Promo. Scheint so, als hätte unsere Inspiration momentan kein Limit, das schreiben neuer Songs fällt leichter und leichter.


Was ist mit Studios außerhalb Dänemarks? Die müßten für euch doch günstiger sein, oder? Bei dnen Löhnen, die man in Dänemark bekommt? In meinem Job würde ich bei euch das Doppelte verdienen....


Es ist schwer zu sagen, ob Studiozeit außerhalb Dänemarks teurer oder billiger ist. Wir haben Anders Lundemark gewählt, weil er mit seiner eigenen Band, Konkhra, seit vielen Jahren Bestandteil der Metalszene ist. Von ihm haben wir viel über das Aufnehmen gelernt. Wir fühlten, daß es nötig wäre, einiges an Studioerfahrung zu bekommen, da es unser erstes Aufeinandertreffen mit einem Studio war. Deswegen war uns die Erfahrung des Producers sehr wichtig. Nach dem Release der Promo wurden wir von einem deutschen Label/Studio kontaktiert, daß uns anbot, unsere Full-Length zu produzieren. Und es ist sicher, daß ihr Angebot gut war, verglichen mit den Kosten für die Promo.


Worum geht es in euren Texten? Haben sie politischen Inhalt oder sind sie fiktional? Glaubst du, daß Musik und Texte die Welt, die Menschen, verändern können?


Hm... ja, ich habe die Idee, daß der Inhalt der Texte interpretiert werden kann, wenn es um Politik, Kulturkritik, herrschende Paradigmen, Fiktion oder wasauchimmer geht. Wenigstens geben sie dir einen Punkt, auf den du deine Aufmerksamkeit richten kannst. Es ist immer lnagweilig, wenn Bands ihre Lyrics nicht drucken, als wenn sie ein Geheimnis darum machen wollen. Gut, unsere Texte sind auch sehr klein abgedruckt, aber das war nur eine Geldfrage (wir konntes es uns nicht leisten, extra-Seiten drucken zu lassen oder eine Lupe beizulegen). Die langweilige Antwort auf diese Frage ist die, daß die Texte sich um das drehen, was der Leser/Hörer in sie interpretieren will. Er wird sie gemäß seinen Erfahrungen dekodieren und über sie urteilen. Entweder hat es Relevanz für ihn und macht Sinn - oder nicht. Aber in den Lyrics haben wir bewußt viele ”Löcher” gelassen, die der Leser selbst ausfüllen muß. Von daher ist es unwichtig, ob die Texte politisch sind oder nicht. Es ist nur das Potential eines Textes durch die Interpretation des Lesers verstanden zu werden und z.B. einen amerika-kritschen Kontext zu haben. Es ist außerhalb unserer Kontrolle. Du veränderst den Text beim Lesen und er verändert dich im Gegenzug.


Gibt es eine Bedeutung hinter eurem Bandnamen?


Nachdem wir ”Icon Bleeding” hinter uns gelassen hatten, hatten wir eine Menge unmöglicher Namen. Wir mußten einen Namen finden, der zur Band paßt. Dome Service entstand aus der Frustration darüber, wenn wir diskutierten, welchen Stil wir spielen. Irgendjemand sagte dann einfach "verdammt! We just play music you can bang your head to". An diesem Punkt hatten wir eine Idee für einen Namen: Dome ist Slang für den Schädel und wir wurden so die Band, die hardhitting soundtracks für deinen zukünftigen Hexenschuß liefert. Die Bedeutung des Namens spielt ein wenig mit dem ”Service” im religiösen, philosphischen und funktionellen Sinne. Wir entwickeln unsere Ziele im Proberaum, wir diskutieren unsere Ansichten in der Welt und wir nutzen die Band als ein Instrument des Wandels. Dome Service zielt also auf das Innere deines Kopfes genauso wie auf deinen Nacken!



Ein schönes Schlußwort, finde ich. Gebt der symphatischen Band aus Dänemark eine Chance und kauft ihre Promo 2002, ihr werdet’s nicht bereuen!