Interview:

2004-05-18 Disillusion

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DISILLUSION haben mit "Back To Times Of Splendor" ein kleines Meisterwerk des anspruchsvollen harten Metals geschaffen. Punkt. Die beiden vor veröffentlichten MCDs machten bereits deutlich, welches Potential in dieser Band schlummert und nach 8 Monaten Studioarbeit ist das Album nun endlich fertig. Die Band bekommt von aller Welt begeistertes Feedback und wird als die deutsche Antwort auf Opeth, Soilwork und ähnliche Kaliber gesehen. Grund genug, Drummer Jens mal ein paar Fragen zu schicken. Interview"Back To Times Of Splendor" ist - nach langer Studioarbeit- draußen. Was ist das für ein Gefühl? Hättest du noch dran geglaubt oder gab es einen Punkt, an dem ihr kurz davor wart, aufzugeben?


Es ist ein unglaubliches Gefühl, das Album nach so einer langen Zeit endlich in den Händen zu halten. Da liegt die Platte nun vor Dir und Du denkst an die Zeit in der Sie entstanden ist, die Voraufnahmen, der Aufnahmeprozess, die Covergestaltung usw. und Dir wird bewusst, das es eine CD unter vielen ist. Aber nur Du und alle die daran mitgearbeitet haben, wissen, was es eigentlich bedeutet, so ein Werk zu erschaffen. Natürlich gab es Zeiten, wo es nicht so richtig funktionierte, wo man am liebsten alles hinschmeißen und nichts mehr davon wissen wollte. Aber es sollte vollbracht werden und mit dem Ergebnis, sind wir mehr als zufrieden.


Warum haben sich die Arbeiten an dem Album so langwierig gestaltet?


Es war uns wichtig, gerade weil es das erste Album ist, es so perfekt wie möglich zu machen. Wir probierten in diesen 8 Monaten sehr viel aus und versuchten die Songs so organisch wie möglich klingen zu lassen. Wir legten darauf Wert, diesen gewissen Fluss, vor allem in die beiden langen Songs zu bekommen. Dies war nicht immer einfach und so wurden auch mal wieder Teile verworfen und neue hinzugefügt. Gerade Vurtox probierte sehr viel mit Soundkollagen aus, so das alle Songs auf dem Album eine gewisse Eigendynamik und Stimmung erhielten.


Wie hat euer Label reagiert, als ihr den vö-Termin immer wieder verschoben habt?


Metal Blade waren in dieser Hinsicht sehr kooperativ. Es war uns natürlich sehr unangenehm, immer wieder (4 Mal) das Album zu verschieben. Aber die Metal Blade Jungs schenkten uns ihr Vertrauen und das Gefühl, uns einfach die Zeit zu nehmen, die es brauchte, um das Album zu vollenden.


Wie lange ist euer Vertrag mit Metal Blade? Seit ihr mit ihrer bisherigen Arbeit zufrieden? wenn sie sich so lange "hinhalten" lassen, zeugt das ja von Interesse und Glauben an euch, oder?


Wir gehen bei Metal Blade mit 4 Alben an den Start. Wenn die Zusammenarbeit wie bisher funktioniert, dann können wir beruhigt in die Zukunft sehen und uns freuen das alles wunderbar laufen wird.


Worum geht es auf "Back To..."? Folgen die Songs einem Konzept? Was soll das Cover ausdrücken? Wie seht ihr die Scheibe in Vergleich zu den beiden Mini-CDs, die ihr bisher gemacht habt?


Es gibt eine Rahmengeschichte. Die Scheibe ist aber dennoch kein Konzeptalbum, was sagt: "Ok, dass wollen wir jetzt vertonen und haben eine massive Geschichte dafür". Die Geschichte selber steht nicht im Vordergrund! Das prinzipielle Setting der Platte ist Folgendes: Die Scheibe spielt in einem Bergdorf, wahlweise in den Alpen. Die Geschichte ist um 1820 herum angesiedelt. Darin geht es um einen jungen Mann, der in dem Dorf mit seinem Vater alleine lebt, die Mutter ist tot. Der Jüngling hat gleichzeitig in der Ortschaft eine Geliebte, die aber aus gewissen Umständen mit ihrer Familie nach Norden ziehen muss. Er steht nun vor der Qual der Wahl: Verlässt er seine Heimat und seinen ihn tyrannisierenden Vater? Oder geht er mit ihr? Zunächst entscheidet er sich für seine Heimat, bis zu dem Moment, an dem er es nicht mehr ertragen kann und die Sehnsucht zu groß wird. So macht er sich auf den Weg läuft seiner Liebe hinterher, folgt ihr nach Norden. Die Texte selber beschäftigen sich nun mit einzelnen Stationen seiner Reise: Punkten, an denen er sich aufhält; Stimmungen, die er spürt; Panik die er schiebt; Sehnsucht die er fühlt. Es sind also eher Episoden seines Weges, nach dem er aufgebrochen ist. Am Ende ist es dann so, wie am Anfang des Interviews schon gesagt: Die Platte bleibt letztendlich offen. Es gibt kein Ende, sondern nur einen Aufbruch ohne Ankommen, der Weg ist das Entscheidende. Der junge Mann kommt zwar an. Er kommt aber auch nicht an und entscheidet sich wieder zurück zu gehen, weil er sich bewusst wird, dass egal wie sehr ihn sein Vater unterdrückt, er nicht einfach aufbrechen und alles stehen und liegen lassen kann. Wir wollen aber wirklich Wert darauf legen, dass "Back To The Times Of Splendor" kein Konzeptalbum ist. Es geht nicht um die Geschichte, auch wenn das Setting so scheint. Vielmehr geht es um die einzelnen Stationen und um die einzelnen Erlebnisse. Diese funktionieren wiederum auch ziemlich losgelöst von der Geschichte selber.
Das Cover ist dann die visuelle Umsetzung des Ganzen.
Das Album klingt im Vergleich zu den beiden ersten Veröffentlichungen sehr erwachsen und stellt einen logischen Schritt dar, den wir gehen wollten.


Sind die Songs komplexer, eingängiger, brutaler?


Die Songs sind schon eingängiger und vor allem, Sie funktionieren nur im Zusammenhang, wie auf dem Album. Wenn man einen hört, möchte man alle hören. Und genau das war unser Ziel, das alles als Einheit funktioniert, wie aus einem Guss, sozusagen.


Was liegt bei euch als Nächstes an? Von einer Tour habe ich bisher noch nichts mitbekommen - keine Zeit, keine Angebote oder keine Lust?


Lust haben wir schon, bei einer Tour mit dabei zu sein. Aber bis jetzt hat sich diesbezüglich noch nichts ergeben. Wir hoffen ja, das Metal Blade uns da ein gutes Tourpackage anbieten. Mal sehen, vielleicht kommt noch eine große Tour.


Wann wollt ihr euch an die Arbeiten für eine neue Scheibe machen? Habt ihr da schon erste Ideen?


Bis jetzt proben wir ganz intensiv und bereiten uns auf die kommenden Konzerte vor. Im Kopf schweben uns diverse Konzepte für ein neues Album vor, aber konkrete Ideen oder sogar schon vorhandene Songteile liegen noch nicht vor. Wir werden alle einen kurzen Break einlegen und dann mit freiem Kopf und mit neuen Ideen an das nächste Album rangehen.


Werdet ihr sie wieder in Eigenregie aufnehmen? Ist recht früh für solche Fragen, weiß ich.


Wir sind im Moment ziemlich sicher, das wir für das nächste Album ein anderes Studio aufsuchen werden. Einfach mal um mit anderen Leuten zu arbeiten und zu sehen was aufnahmetechnisch noch so geht.


Steht euer Studio auch anderen Bands offen? Was könnt ihr bieten?


Natürlich ist dies möglich, unter der Leitung von Vurtox und Jan Stölzel können Bands in angenehmer Umgebung und Atmosphäre ihre CD aufnehmen und produzieren lassen. Alles weitere findet man unter www.salvation-recordings.de.


Würdet ihr als Session-Musiker für Pop-Acts wie Robbie Williams und co. arbeiten?


An sich wäre so ein Angebot sehr verführerisch, besonders wenn man die finanzielle Seite dabei betrachtet, natürlich aber auch die musikalischen Erfahrungen, die man dabei sammeln könnte. Aber so ein Job ist leider immer sehr zeitaufwendig und wäre und im Moment überhaupt kein Thema.


Wie sind eure Verbindungen zu anderen Bands? Mit Asterius steht ihr in engem kontakt, habt mit ihnen schon eine kleine Tour organisiert und sie auch zu eurer Release-Party eingeladen. Gibt es neben ihnen noch andere? Seht ihr euch überhaupt als Teil einer "Deutschen Metal-Szene" oder einer "Leipziger"?


Neben Asterius gibt es noch die Leipziger Band "Dark Suns" mit denen wir viel Zeit verbringen, da wir zusammen im gleichen Gebäude proben und die sehr gute Freunde und vor allem sehr gute Musiker sind. Man sollte sich diese Band unbedingt merken, da man sicherlich noch einiges von Ihnen hören wird.
Wir sehen uns als Teil der Musik–Szene an sich. Weder Metal oder Pop oder andere Richtungen. Wir wollen nicht in irgendwelchen Schubladen verschwinden, sondern einfach das machen, was wir am besten können: Disillusion Ideen und Gedanken vertonen.


Die letzten Worte gehören Dir.


Wir wollen natürlich das wir viele Leute mit unserem Album "Back to times of splendor" erreichen und hoffen das die Leute da draußen, nicht nur die Heavy Metal Fraktion, wieder mehr "gute Musik" hören und die Spreu vom Weizen trennen, bei dem was tagtäglich unters Volk gebracht wird.

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