Interview:

2010-02-06 Dioramic

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DIORAMIC haben mit ihrem neuen Album „Technicolor“ ein beeindruckendes Werk komplexer Musik geschaffen, für das kleinliches Schubladendenken nicht angebracht ist. Irgendwie passt die Tatsache, dass Kaiserslautern die Heimat der Band ist, nicht so recht ist Bild. Aber wirklich glücklich sind die Herren mit der pfälzischen Metropole nicht, wie sie im Gespräch verraten… InterviewErstmal Glückwunsch zu eurem neuen Album "Technicolor", das ja von Anfang
bis Ende zu gefallen weiß - seit ihr selbst zufrieden mit dem Album oder
gibt es im Rückblick Dinge, die ihr ändern würdet?




Ich denke, es gibt immer Kleinigkeiten, mit denen man am Ende nicht ganz zufrieden ist. Das liegt am Perfektionismus, den man als Musiker einfach hat. Man ist vertieft in die Materie und hängt sich manchmal an Details auf. Sobald man aber wieder etwas Abstand gewonnen hat- und ich denke, das haben wir mittlerweile- kann man das auch lockerer sehen. Jetzt kann ich sagen, dass wir eigentlich sehr zufrieden mit dem Album sind. Wir mögen den Sound, die Songs und die Aufnahme an sich. Ändern würden wir nichts, es ist schon gut so, wie es ist.




Wie waren die Aufnahmen mit Kurt Ebelhäuser? Warum seit ihr in sein
Studio gegangen?




Wir sind zu Kurt ins Studio gegangen, weil er uns dazu eingeladen hat. Er war sehr interessiert an uns und schlug uns vor, Testaufnahmen zu machen. Wir alle waren von dem Ergebnis sehr begeistert und beschlossen, ein Album aufzunehmen. BLACKMAIL standen dann geschlossen hinter uns und halfen uns auf die Beine. Ohne Kurt würde es das Album wahrscheinlich nicht geben. Die Arbeit mit ihm war auch sehr angenehm. Er ließ uns viel Freiraum, da die Songs schon fertig waren, als wir ins Studio kamen. Mit Kurt zu arbeiten war wundervoll und wir stehen bis heute in einem sehr freundschaftlichen Verhältnis.




Wieviel Einfluss hat der Produzent generell bei euch?



Der Produzent hat eigentlich nicht viel Einfluss bei uns. Da wir selbst auch ein Tonstudio haben (Myspace.com/Mysteriumstudio), sind wir schon tief in der Materie und wissen sehr genau, was wir wollen. Kurt hat uns viele Teile der Produktion selbst machen lassen. Er hat die Grundsounds eingestellt und oft haben wir einfach ohne ihn aufgenommen. Falls wir uns dann nicht ganz sicher waren, haben wir ihn schnell geholt, er hat seine Meinung oder seinen Rat gegeben und ist dann wieder verschwunden. Das war für uns absolut ok.




Wer hat das Cover kreiert?



Das Cover hat Max Nicklas, unser langjähriger Freund und in jüngerer Zeit auch Live-Keyboarder, gemacht. Er ist bei uns für alles verantwortlich, was Design betrifft. Von Myspace über Podcasts und Design.




Das Cover und der Plattentitel lassen ein wenig auf ein Konzeptalbum schließen -liege ich da richtig?



In gewisser Weise, ja. Es ist aber ein abstraktes Konzept, das das Album zusammenhält. Wir haben den Eindruck, dass in letzter Zeit die Musik durch Kategorien sehr beengt wurde. Das ist wie Schwarz und Weiß. Die eine Band macht New Prog, die andere Math Core uns was es noch alles gibt. Das ist unserer Meinung nach oft eine sehr kleinkarierte Ansicht. Wir streben nach einer offeneren und farbenfroheren Sichtweise auf Musik. Daher der Begiff Technicolor, der im Zusammenhang mit der Entwicklung von Farbfilmen steht. Es können ruhig die Genres ineinander übergehen, wenn es geschickt gemacht ist und sinnvoll ist.




Wie wichtig sind dir Texte generell?



Das kommt darauf an, generell kann ich das nicht sagen. Ich nehme an, es geht hier um Songtexte. Wenn ich Hip Hop oder Rap höre, dann sind mir die Texte sehr wichtig. Da steht die Musik eben im Hintergrund. Ähnlich bei Singer/Songwriter Sachen. Wenn ich aber Jazz höre, passt da oftmals kein Gesang rein, da fehlen mir dann auch die Texte nicht. Bei uns ist das Verhältnis etwa 1/3 Text - 2/3 Musik.




Wie lange habt ihr für das Schreiben der "Technicolor"-Songs gebraucht?
Ist das bei euch eine klassische "im Proberaum abhängen und
jammen"-Geschichte oder habt ihr eine andere Arbeitsweise?




Wir schrieben die Songs in einem Zeitraum von ca. 3 Jahren. Jedoch lief das eher nebenher, da wir noch zur Schule gingen. Das Gerüst der Songs komponiert Arkadi zu Hause. Er bringt das mit in den Proberaum und dann wird daran gearbeitet. Anton macht seine Beats, ich meine Basslines, wir machen Gesangsmelodien oder sonstige Arrangements. Bisher hat sich noch nichts aus einer Jam-Session ergeben, obwohl wir das stundenlang machen können. Vielleicht versuchen wir ja mal, auf diese Weise ein Album zu schreiben, denn einen gewissen Reiz hat das ja.




Ihr seit ja in Kaiserslautern beheimatet, was bisher nicht als
Rock'n'Roll-Stadt bekannt ist... gibt es außer euch noch andere Krachbands?

da?



Es gibt sehr, sehr viele Bands in Kaiserslautern. Das tragische ist, dass die Stadt sich nicht wirklich darum kümmert. Mangelnde Proberäume, mangelnde Auftrittsmöglichkeiten, etc. Es ist echt schwer, erstmal aus Kaiserslautern herauszukommen. Alles dreht sich nur um den Fußball und die aufstrebende Musikerkultur leidet darunter enorm. Meiner Meinung nach ist das aber das wichtigste für eine Stadt, weil eine Kultur Selbstbewusstsein und ein Gefühl von Zugehörigkeit schafft. Das strahlt eine Stadt dann auch aus und macht sie attraktiv. Dabei empfinde ich es so, dass eine Stadt mit einer Künstlerkultur attraktiver ist als eine Stadt mit Fußballkultur. Vielleicht ist das Geschmacksache. Was ich aber sehe, ist, dass sich die Jugend abwendet, unzufrieden ist, sich vom Fußball alleine nicht trösten lässt und genau das auf lange Sicht für die Stadt kontraproduktiv ist.




Was macht Kaiserslautern lebenswert?



Für mich die beiden Asia Läden. Dort kriegt man immer frischen Ingwer, gute Gewürze, Gemüse und guten Tee. Aber viel mehr gibt es in Kaiserslautern für mich nicht. Ich hätte kein Problem damit, wegzuziehen. Mehr Schmerzen würde mich der Abschied von Frankenstein, dem Dorf nahe Kaiserslautern, aus dem ich komme, bereiten. Dort gibt es eigentlich nur Wald und Felsen. Mit denen bin ich aufgewachsen und ich fühle mich dort einfach zu Hause.




Ist einer von euch regelmäßiger Stadiongänger? Die Roten Teufel stehen
ja gar nicht so schlecht da (wenn auch nur in Liga 2)...




Wir sind keine sonderlichen Fußballfans und, bis auf Anton, weiß glaube ich, weiß von uns noch nichtmal einer in welcher Liga Kaiserslautern spielt.




Was sind eure Pläne als Band für 2010?



So viel Konzerte wie möglich spielen und außerdem das nächste Album vorbereiten. Die Songs dafür sind fertig, wir werden noch die Vorproduktion in unserem Studio machen und vielleicht ende des Jahres wieder zu Kurt gehen. Aber die Shows stehen im Vordergrund. Außerdem werden wir wohl noch viel im Studio zu tun haben, da kommen auch immer neue Aufträge rein.




Habt ihr schon mal mit der Idee gespielt, einen zweiten Gitarristen an
Bord zu holen oder einen reinen Sänger?




Nein, darüber haben wir eigentlich noch nicht nachgedacht. Ich denke, damit, dass wir nun einen Live Keyboarder am Start haben, ist unser Sound live schon ähnlich wie auf dem Album. Einen zweiten Gitarristen oder nur einen Sänger brauchen wir nicht.




Wie kommt's, dass ihr euch für Lifeforce als Label entschieden habt? Wie
wichtig ist ein Label anno 2010 generell noch für eine Band?




Wir waren schon länger mit Lifeforce in Kontakt und fanden das Label auch ganz symphatisch. Ich denke, ein Label ist immernoch sehr wichtig für eine Band, man bekommt dadurch schon noch einen anderen Stellenwert. Um die ganze Promoarbeit hätten wir uns jedenfalls nicht so gut kümmern können. Da momentan Bands aus dem Boden schießen, ist es umso wichtiger, die richtigen Kontakte zu haben. Ein Label kann genau diese meistens bieten, schon deshalb lohnt sich das.




Und ein paar Worte zum Abschied? Grüße, Shoutouts, kluge Gedanken?



Besucht doch mal unsere Myspace page: Myspace.com/dioramic und kommt auf ein Konzert! Dort ist dann auch genügend Zeit für den Austausch kluger Gedanken. Ich grüße sowieso alle und zum Outshouten bin ich grad zu faul. Also man sieht sich!


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