Interview:

2003-03-11 Die Apokalyptischen Reiter

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Mit "Have A Nice Trip” ist DIE APOKALYPTISCHEN REITER vielleicht der ganz große Wurf gelungen. Wie es dazu kam und was sich in den vergangenen drei Jahren so bei den Jungs ereignet hatte, war Gegenstand des Gesprächs vom Lars Knackstedt mit dem überaus redseligen Volk-Man.InterviewVolk-Man, drei Jahre hat es gedauert, bis es was Neues von Euch zu hören gab. Was ist in der Zwischenzeit so passiert. Viel getourt?



Eigentlich nicht. Im Dezember 2000 kam unsere letzte Scheibe raus, dannach waren im im Januar auf Tour und dann machten uns viele Krankheiten einen Strich durch die Rechnung. Unser Drummer hatte eine Handentzündung und musste sogar operiert werden, unsre Gitarrist durfte keine Gitarre mehr spielen etc. das alles führte dazu, dass wir unglaublich viele Session-Musiker engagieren mussten, so dass wir nun mit dem neuen Album praktisch ein Jahr im Rückstand sind. Ideal ist es eigentlich, wenn man alle zwei Jahre ein Album veröffentlicht, da sich ja über die Zeit auch einige Riffs etc. ansammeln. Es könnte natürlich aber auch schneller gehen, aber dann steht man zu sehr unter Druck und ist nicht frei genug, um vernünftig zu komponieren.



Dazu kommt ja auch noch, dass Ihr von Hammerheart zu Nuclear Blast gewechselt seid.



Ja, aber bei denen hatten wir auch nur einen Vertrag über eine Platte. Insgesamt war die Zusammenarbeit nicht so toll. Das Label hat Fehler gemacht, diese dann zwar auch eingesehen, aber das Vertrauen war un mal weg. Dass wir nun bei NB sind, ist eher Glückssache gewesen, die hatten was von uns gehört und fanden es ganz geil und so kam das dann. Nuclear Blast zeigt sich mit uns sehr kooperativ, ist sehr flexibel und geht auch auf die Wünsche der Band ein.. Momentan ist alles super!



Zur Musik: Euer neues Album "Have A Nice Trip" ist wesentlich abwechslungsreicher und variabler ausgefallen als der Vorgänger. Pures Kalkül, oder reiner Zufall?



Beides, wir hatten eine Menge Zeit, und als Band leben die REITER von Emotionen. Wir waren einfach in einer besseren Verfassung als noch vor 4, 5 Jahren, was sich auch auf das Album ausgewirkt hat. Man ist nicht immer nur traurig oder depressiv-wir haben es eben einfach laufen lassen, was es aber auch schwierig macht, einen Song für Compilations oder Sampler, da man "Have A Nice Trip" eigentlich nicht als Gesamtwerk ´betrachten kann. Man muss Song für Song hören, wobei es aber keinen repräsentativen Song für’s Album gibt. Wir haben, und das wissen die Fans, immer versucht etwas anderes zu machen, und sind mit dem Ergebnis jedenfalls glücklich und zufrieden!



Etwas anderes machen ist das Stichwort, denn man kann Euch eigentlich nirgendwo einordnen. Wo würdet Ihr Euer künstlerisches Schaffen dennoch platzieren?



Auf alle Fälle irgendwo im Metal-Bereich, allein schon aufgrund unseres Rythmusses oder der Drums. Wir machen halt emotionale Musik, teils ruhig, teils heftig, mal traurig oder auch mal fröhlich.



Was für musikalische Vorlieben habt Ihr? Gibt es irgendwelche Vorbilder?



Ich mag Black und Death Metal, generell den skandinavischen Sound, obwohl man das in unserer Musik nicht unbedingt raushört. Als Musiker höre ich eigentlich in viele Sachen rein. Ich hab mich 15 Jahre lang intensiv mit Metal beschäftigt, viel analysiert und denke, dass es nicht mehr viel Neues gibt. Man versucht zwar alles, aber irgendwann kann auch eine Gitarre nicht mehr tiefer gestimmt werden, oder eine Produktion noch fetter werden, schließlich soll es ja noch Musik bleiben und das Ohr muss ja auch noch alles wahrnehmen können. Zum Beispiel kann man ein noch so tolles Flugzeug mit allem Drum und Dran auf die Startbahn stellen, aber man muss das Ding auch in die Luft bekommen..



Richtig. Wenn man sich so einige neue Somgs wie "Sehnsucht" oder "Terra Nola" zu Gemüte führt, bleibt ein gewisser Einschlag in Richtung SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO nicht unerkannt.



Das kann durchaus sein, wobei man eigentlich nur einen straighten Beat mit ‚ner Flöte oder nem Dudelsack unterlegen muss um so einen mittelalterlichen Sound zu erzeugen. Wir haben das nicht beabsichtigt, wobei man aber auch sagen muss, dass SUBWAY diesen Stl sicher nicht gepachtet haben.



"1000 Jahre sollte es währen" heißt es in "Terra Nola", ein politisch motivierter Song?



Schwer zu sagen, da ich ihn nicht geschrieben habe. Es gibt bei uns in der Band auch viel Interpretationsspielraum, das heißt,man weiß nicht immer genau, was der andere mit seinen Texten so meint. Ich denke, es geht um einen Ort, an dem amn nicht so gerne sein möchte.
Wenn überhaupt, ist es eine Andeutung, aber politisch sind die REITER eigentlich noch nie gewesen.



Interessant finde ich die recht gelungene Manowar Coverversion "Master Of The Wind", obwohl man bei Euch ja eigentlich was heftigeres erwarten könnte.



Das ist eine textliche Entscheidung gewesen, weil dieser Song einfach Gänsehaut pur ist. Es kam dazu ,weil Nuclear Blast fragten, ob wir nicht Lust hätten, uns am MANOWAR Tribute Sampler zu beteiligen. Am liebstebn hätten wir natürlich "Hail And Kill" gespielt, aber da ist wer anders schneller gewesen. In trockenen Tüchern war dann alles, als wir mit den Aufnahmen fertig gewesen sind, und mit dem Song zufrieden waren, der nun zum Schluß hin sogar fetter ist als das Original. Allerdings ist es ja auch nicht der anspruchvollste und da unser Sänger auch gesangsunterricht nimmt konnten wir einiges bewerkstelligen. Ursprünglich hatten wir auch eine Swing-Version geplant, aber das hätte wohl allen Kritikern, die uns nur als Fun-Band sehen, zuviel Auftrieb gegeben.



Was hören die REITER eigentlich privat und kann man als Musiker beim Musikhören auch mal abschalten?



Das Fatale ist, dass man als Musiker immer analysiert, egal, was man hört. A, gemütlichsten wäre es wohl, sich einfach auf die Couch zu legen, Musik anzumachen und ‚nen Joint durchzuziehen. Es kommt auf die Atmosphäre an, manchmal ist bei mir mal Black Metal angesagt, oder mal alter engl. Doom. Oder es kommt vor, dass ich mir einfach irgendwelche Videaos von Flamenco-Wundergitarristen angucke.



Wo wir fast beim Thema wären-wie relaxt man so als Mucker? Sport, TV, Briefmarken sammeln...?



Sport eher temporär, kommt darauf an, wie schwer ich bin...ich gucke gerne Filme aber nie TV, weil das einfach nervt. Manchmal ist es echt besser, man wäre klein und dumm und würde nichts von der Welt mitbekommen, bei dem ganzen Mist, der so abgeht.
Bei den Filmen darf es kein Hollywood-Scheiß sein, das ist alles viel zu vorhersehbar, ich steh auf krasse Sachen.



Dann wären ja "Bullet In The Head" oder "Dead Or Alive" was für Dich.



Ja, ich hab davon gehört, aber manchmal ist es auch mit der Zeit etwas knapp. Was widerum alle REITER miteinander verbindet, ist die Reiseleideschaft. Sir G. und Fuchs sind gerade mit nem Camping-Bus bis nach Gibraltar gefahren. So findet man die nötige Distanz von der Arbeit, und bringt, was ja sehr positiv ist, auch ne Menge neuer Einflüsse und Erfahrungen mit.



Was bringt die Zukunft? Gerüchte besagen, dass Ihr eigentlich SUBWAY TO SALLY supporten solltet.



Ja, aber die haben abgesagt, weil wir ihnen wohl zu heftig sind. Wir werden aber dafür im Laufe des Jahres bei den No Mercy Shows dabei sein, beim Summer Breeze und in Wacken spielen etc. Mal sehen wie die Platte läuft, vielleicht, kommt dann ja auch noch ne DVD, aber das hängt vom Geld ab.



Das wird dann aber hoffentlich was Außergewöhnliches und nicht wie bei anderen Bands ein Mitschnitt von anno "hastenichtgesehen"...



Unser Konzept sieht eine dreiteilige DVD vor:
a) einen Liveschnitt aus diesem Jahr
b) eine History, das heißt Konzertmitschnitte, die wir seit 1995 selber irgendwie aufgenommen haben,
c) einen Road Movie, wir planen nämlich irgendwann mal einen Spielfilm zu drehen-Drehbücjher haben wir auch schon (du Gütiger...-lk), aber das verschlingt auch mehr Kohle als die Musik. Wenn es irgendwann mal klappen sollte, wird es etwas im Stil der Leningrad Cowboys.
Unsere eigenen Mitschnitte sind teilweise arg undergoundig, also nicht die beste Qualität haben, aber das ist auch gut so. Wir lieben es so oft wie möglich live zu spielen, und wer die Möglichkeit hat, sollte mal einen unserer Wochenendgigs besuchen, bei denen wir auch in kleineren Clubs 90 Minuten lang spielen anstatt von 40 bei den großen Festivals. Wir beschränken uns auch nicht nur auf neue Sachen, sondern spielen Songs aus unserer gesamten Schaffensperiode.



Also, wo REITER drauf steht sind auch REITER drinnen, dann mal auf!


lk




Und wenn sie mal groß sind? Vorm Trecker stehen ... Wer anderen eine Lade  hält. Hoch auf dem rostigen Trecker. Gottgleiche Thüringer