Interview:

2015-04-14 Der Weg Einer Freiheit - Interview mit Nikita Kamprad

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DER WEG EINER FREIHEIT polarisieren wie kaum eine andere Band in der Black Metal-Szene, warum auch immer. Denn außer Frage steht die musikalische Qualität der Würzburger um Bandchef Nikita - eine Qualität, die sie mit "Stellar" einmal mehr unter Beweis stellen. Vor der Tour mit DOWNFALL OF GAIA sprachen wir mit ihm über das neue Album, Songwriting und Touren.Interview

Euer neues Album "Stellar" erscheint in Kürze. Bist Du vor einem Release-Termin noch aufgeregt oder mittlerweile abgeklärt?

Ein Release ist und bleibt wohl immer etwas aufregendes, passiert ja nicht alle Tage. Für uns ist aber speziell diese Veröffentlichung etwas ganz besonderes, das magische dritte Album und definitiv ein Schritt weiter, da es das erste Release mit mir als festem Sänger ist und wir mit unserem neuen Vertrag bei Season of Mist auch einer sehr viel breiteren und internationalen Hörerschaft vorgestellt werden. Wir lassen das alles einfach auf uns zukommen und sind vor allem auf die Reaktionen aus dem Ausland gespannt. Einige Abläufe und Strukturen sind mittlerweile auch schon so drin, dass sich eine gewisse Routine eingestellt hat, trotzdem ist die Anspannung bei uns immer noch hoch.

 

Hat sich "Stellar" für Dich so entwickelt und klingt es so, wie ihr es beim Schreiben der Songs im Kopf hattet?

Ja, das hat es. Wir sind sehr zufrieden mit dem Sound und der Aufmachung, alles passt perfekt zueinander. Die Produktion ist mit Absicht nicht so laut und gegen die Wand gefahren wie andere aktuelle Metal-Veröffentlichungen, um dem Album die Dynamik zu verleihen, die es auch braucht. Mir war schon beim Schreiben der Songs wichtig, die Bandbreite zwischen laut und leise, schnell und langsam, ruhig und aggressiv weiter zu vergrößern, was natürlich bedeutet, dass das Album vielleicht nicht mehr so straight wie seine Vorgänger, dafür aber abwechslungsreicher und interessanter klingt. Ghost City Recordings stellte uns dafür die perfekte Studioumgebung bereit, in der wir uns voll und ganz auf die Musik und die Recordingsessions konzentrieren konnten. Alles in allem könnten wir mit dem Resultat nicht zufriedener sein.

 

Wie lange habt ihr für das Songwriting gebraucht? Welcher Song hat sich als am schwierigsten zu schreiben herausgestellt?

Am schwierigsten habe ich mir mit „Requiem“ getan, da ich lange Zeit nach einer Brücke gesucht habe, um eine Verbindung zwischen dem Anfang und dem sehr schleppenden Ende herzustellen. Ich versuche aber dem ganzen immer sehr viel Zeit zu lassen, damit sich die Musik selbst entwickeln kann und meistens kommt irgendwann ein Geistesblitz, der das fehlende Bindeglied darstellt und den Song komplett macht. Insgesamt habe ich ca. ein Jahr von Sommer 2013 bis Sommer 2014 geschrieben, wobei es auch das ein oder andere Riff gibt, das schon länger unverbraucht irgendwo rumlag.

 

Welcher "Stellar"-Song ist Dein persönlicher Favorit geworden und wieso ist er das?

Ich denke das ist mittlerweile „Einkehr“. Der Song hat für mich einen angenehmen Flow und einen Text, der mir sehr wichtig ist. Das wird sich aber von Zeit zu Zeit wieder ändern, anfangs war es z.B. auch mal „Repulsion“, später „Requiem“. Sowas kann man immer nur schwer über die eigenen Songs zu sagen.

 

 

Gibt es bei den Texten einen verbindenden roten Faden?

Die Texte spiegeln im Prinzip genau das wider, was in meinem Kopf, meiner Vorstellung oder auch meinen Träumen passiert. Von daher sind sie etwas sehr persönliches und indiviudelles, können auf verschiedene Arten und Weisen ausgelegt werden und mögen wohl auf jeden Hörer unterschiedlich wirken. Auf "Stellar" ist das Sinnbild der Sterne allgegenwärtig, sowie in den Texten als auch im Artwork. Die Sterne begleiten uns jeden Tag, wir schauen seit jeher auf zu ihnen und immer war es der Traum, sie irgendwann einmal zu erreichen. Wie ein immer dagewesener Wunsch nach Freiheit, die meiner Meinung nach nicht hier auf der Erde oder in etwas Materiellem wie Geld oder wertlosen Gegenständen gefunden werden kann. Ich denke jeder Mensch muss seinen eigenen Weg zur Freiheit und seinem Glück suchen und finden, eine Anleitung gibt es hier nicht. Das ganze kann man auch als eine Art Rückbesinnung an die grundlegende Bedeutung dieser Band und ihres Namens sehen.

Wie wichtig sind Dir die Texte von "Stellar"?

Mit der Zeit sind mir die Texte immer wichtiger geworden. Auch wenn sie ohne den Text zur Hand nur schwierig zu verstehen sind, habe ich mich sehr um Verständlichkeit und Ausdruck bemüht und auch versucht den Gesang rhythmisch besser einzuordnen. Da wir bis zu unserem letzten Album ja noch einen eigenständigen Sänger hatten, habe ich mir da nie so viele Gedanken gemacht wie nun auf der neuen Platte. Dennoch sehe ich den Gesang in unserem Bereich mehr der Musik untergeordnet – die Kombination von beidem macht den Song und ein geschickt gesetzter Schrei kann für mich eine weitaus höhere Wirkung haben als jedes Wort.

Wie wichtig sind Dir persönlich Texte von (Black)Metal-Alben?

Der Text ist natürlich ein wichtiger Bestandteil eines Songs, aber wie gesagt ist mir der musikalische Anteil in der Regel wichtiger als der Text, welchen ich mir auch gar nicht so oft durchlese. Aber gerade da ich nun auch als Sänger agiere, mache ich mir bei der eigenen Musik schon sehr viel mehr Gedanken um die Texte, Lines, Rhythmen, Frasierungen etc. und höre natürlich auch bei anderer Musik genauer hin als vorher. Bei deutschtem Black Metal wie NAGELFAR oder NOCTE OBDUCTA hatten für mich die Texte aber schon immer einen sehr hohen Stellenwert, da diese gerade hier für mich einen großen Teil zur Gesamtatmosphäre beitragen.

 

Ihr werdet in Kürze mit DOWNFALL OF GAIA auf Tour gehen - was erhoffst Du dir davon?

Diese Tour ist die bisher längste und ausgedehnteste, die wir bisher unternommen haben, von daher ist das ganze schon spannend für uns. Ich schreibe gerade aus dem Bus unterwegs und die ersten Shows waren schon sehr vielversprechend. Wir haben zwar extrem viel zu fahren, haben uns aber auch sehr gut vorbereitet und bisher läuft alles glatt.

 

Gibt es eine Show, auf die Du dich besonders freust?

Bei dieser Tour gibt es einige Shows in Städten/Ländern, in denen wir noch nie waren, von daher ist das alles etwas sehr besonderes, teils neues. Speziell freue ich mich auf die Show auf dem Roadburn, da ich das Festival bisher noch nie besuchen konnte und nur positivies davon berichtet wird.

 

Magst Du das Tourleben?

Ich konnte mich über die Jahre sehr gut damit anfreunden. Es ist zwar alles andere als Urlaub und manchmal härter als ein 12 Stunden Arbeitstag, aber wir wurden bisher immer reich mit Erfahrungen belohnt und es macht unglaublich viel Spaß unterwegs zu sein.


 

Habt Ihr für die kommenden Monate noch weitere Touren geplant?

Im Sommer kommen erstmal die Festivals und im Herbst werden wir uns voraussichtlich den Europäischen Osten vornehmen, das steckt momentan in der Planung. Dazwischen wird es hier und da sicherlich noch ein paar Einzelshows geben.

 

Haben Du und die anderen Bandmitglieder noch Projekte außerhalb von DER WEG EINER FREIHEIT?

Unser Drummer Tobias, Gitarrist Sascha und Bassist Giuliano spielen in der Tech Death Band FUCK YOU AND DIE, die letztes Jahr ein neues Album an den Start gebracht haben. Fans von NECROPHAGIST, OBSCURA und THE FACELESS sollten da auf jeden Fall mal reinhören.

 

Inwiefern beeinflussen diese Projekte die Arbeit an DER WEG EINER FREIHEIT?

Da wir alle sehr gute Kumpels sind und sorgfältig planen, kommt man sich da nur ganz selten in die Quere. Einen musikalischen Einfluss gibt es nicht würde ich sagen.

 

"Stellar" wird in verschiedenen Vinylversionen erscheinen. Bist Du selbst Vinyl-Fan? Wenn ja, was sind deine kostbarsten Schätze?

Ich kaufe sehr viel lieber Vinyl als CD, da mir das Format optisch wie haptisch einfach besser gefällt. Ein verrückter Sammler bin ich aber nicht, habe mir über die Jahre aber schon einiges zugelegt. Schätze darunter sind u.a. EMPEROR "Anthems To The Welkin At Dusk", NOCTE OBDUCTA "Schwarzmetall" und THE CUREs "Disintegration".

 

Die letzten Worte gehören Dir....

Danke Dir und metalinside für das Interview und allen da draußen fürs Lesen!