Interview:

2005-05-22 Demon

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Selbst wenn man mit dem viel zitierten Begriff "Legende" sparsam umgeht, kommt man an der Götterband DEMON nicht vorbei. Die Band um das sehr sympathische und gesprächige Gesangswunder Dave Hill hat nicht nur die NWOBHM, den Melodic, - und sogar den US Metal entscheidend mitgeprägt, sondern auch eine Vielzahl wahrer Meisterwerke erschaffen, der sich mit dem dieser Tage erscheinenden neuen Album "Better The Devil You Know" eine weitere Glanztat anschließt. Dave Hill ist daher voller Optimismus, was den Erfolg kurzer, knackiger Songs mit Mitsingkompatibilität betrifft. InterviewWas habt Ihr denn in den letzten vier Jahren, seit der Veröffentlichung Eures letzten Albums "Spaced Out Monkey", gemacht?



Nach der Veröffentlichung sind wir viel getourt und haben eine Menge Festivals, auch in Amerika, gespielt. Eigentlich wollten wir das neue Album schon letztes Jahr veröffentlichen, aber durch diverse Umstände sind es dann vier Jahre geworden. Dazu gehört auch der Aufbau unseres eigenen Labels, über das nicht nur das neue Album erscheinen wird, sondern über das wir auch alle DEMON - Werke seit "Night Of The Demon" wieder veröffentlicht haben, weil wir uns die Rechte an den Alben sichern konnten. Das hat schon einige Zeit in Anspruch genommen und das neue Album wird die erste Studioveröffentlichung über dieses Label sein. Wir haben jetzt auch ein eigenes Studio in unserer Heimatstadt und die Aufnahmen zum neuen Album haben dort eben ihre Zeit gedauert.



Mir ist aufgefallen, dass "Better The Devil You Know" mit zwei Keyboardern aufgenommen wurde. Gehört Duncan Hansell nicht mehr zum Line - Up?



Duncan hat bei einigen der neuen Stücke mitgespielt, aber leider hat er als Dozent an der Universität Verpflichtungen, so dass er die Gigs und Festivals nicht spielen kann. Ein Freund von uns, Paul Farrington, sein Spitzname ist "Fazza", wird live für uns spielen. Darum hielten wir es für eine gute Idee, wenn er auf dem Album bei einigen Stücken mitspielt.



Wenn ich mir den DEMON - Backkatalog anschaue, dann fällt mir auf, dass DEMON eine Ein - Mann - Band zu sein scheinen, mit Dir als "Chef" und den jeweiligen anderen Musikern als "Angestellten". Würdest Du dem zustimmen?



Nein, denn alleine der Bandname DEMON ist größer als nur ein Individuum. Es gibt noch andere Leute in der Band, zum Beispiel ist unser Bassist Andy Dale schon seit zehn Jahren dabei. Aber dadurch, dass ich vom ersten Album an dabei war und immer versucht habe, den Namen DEMON aufrecht zu erhalten, kennen die Leute mich mehr als irgend jemand anderen in der Band. Es ist aber eine Partnerschaft der Bandmitglieder, die zum jeweiligen Zeitpunkt gerade dabei sind. Ich bin nur derjenige, der alles zusammen hält, aber die Band bin nicht ich mit "anderen Leuten", sondern es ist DEMON als Ganzes!



Ich sage ja auch nicht, dass Ihr das Line - Up von Album zu Album wechselt, aber vom ersten Tag an bis heute sind viele Mitglieder gekommen und gegangen.



Das Problem ist, dass DEMON niemals IRON MAIDEN oder METALLICA gewesen sind, mit diesen enormen Verkaufszahlen. Daher ist es schwierig, die Musiker eine lange Zeit bei der Stange zu halten. Ich selbst wollte aber immer weitermachen, auch mit kleinerem Budget und da muss man eben in Kauf nehmen, dass Musiker kommen und gehen. Ich sehe die meisten Leute, die in der Band waren, heute noch und wir sind immer noch befreundet. Sie haben alle ihren Beitrag geleistet und es ist vermutlich dem nicht so großen Erfolg zuzuschreiben, dass sie im Laufe der Zeit ausgestiegen sind.



Von der ersten Single "Liar" aus dem Jahre 1980 an, bist Du nur als Sänger von DEMON bekannt. Spielst Du im Hintergrund noch andere Instrumente?



Ja, ich spiele schon ein paar Sachen; nimm etwa die Flöte in dem Song "Remembrance Day" (vom göttlichen "Taking The World By Storm" - Album - Anm. d. Verf.). Ich trete nicht als Instrumentalist in Erscheinung, aber ich habe als Co - Writer an jedem einzelnen DEMON - Song mitgearbeitet. Ich bin in erster Linie der Hauptsongwriter seit dem ersten Tag an, aber ich spiele nicht so gut, dass ich eine gute Live - Performance abgeben könnte. Das überlasse ich Leuten, die dort größeres Talent haben als ich, aber ich bin eben nicht nur für den Gesang, sondern auch für die Produktionen der Alben, das Writing und viele andere Sachen zuständig. Ich bin auch sehr gut darin, Melodien auszuarbeiten, aber die genauen Noten gehe ich mit den anderen Musikern zusammen durch, so dass ich meine Melodien und die Texte nur noch anpassen muss.



Das musikalische Gesicht von DEMON ist ja sehr vielfältig. In den frühen Tagen habt Ihr die NWOBHM entscheidend mitgeprägt ("Night Of The Demon", "The Unexpected Guest"), seid dann progressiver geworden ("The Plague") und habt Euch später bombastischeren Klängen gewidmet ("Taking The World By Storm", "Hold On To The Dream"). Wo würdest Du denn dort das neue Album etwa einordnen?



Nun, ich habe schon viele Interviews geführt und dabei hat eine Person gesagt, das Album klinge wie "alte, neue DEMON". Ich denke, das ist eine gute Beschreibung, denn mit dem letzten Album "Spaced Out Monkey" sind wir wieder zurück zu "Remembrance Day" - Zeiten, also den langen Tracks, gegangen, man denke nur an den Song "Cry From The Steet". Danach aber haben wir uns entschlossen, wieder zu simplerem Songwriting zurückzukehren, wie etwa auf "The Unexpected Guest". Es sollten Songs ohne "heavy subject" in den Texten sein und das Album sollte leicht zugänglich sein. Die Stücke sind nicht heavy, nur der Gitarrensound, und wir haben es genossen, etwas Einfacheres zu machen, man beachte die Chorusse. Es ist einfacher als das letzte Album und die Alben, die Du genannt hast und wir dachten, wir könnten diese komplexere Schiene nicht noch weiter fahren, ohne zu kompliziert zu werden. Es war schön, sich wieder einem für mich sehr einfachen Format zuzuwenden und ich habe es genossen, simple, einfache Rocker zu schreiben.



Du magst also eher die einfacheren als die progressiveren Songs?!



Ja, denn auf der progressiven Seite konnten wir einfach nicht mehr weiterkommen. Wir haben mit Alben wie "The Plague", "Taking The World By Storm" und "Spaced Out Monkey" unsere musikalischen und textlichen Statements in dieser Hinsicht gesetzt. Weiter hätten wir in diese Richtung nicht mehr gehen können und darum kehren DEMON zurück zu straighteren, simpleren Songs.



Aber die meisten Fans, die ich bisher mitbekommen habe, mögen am Liebsten genau diese "Taking The World By Storm" - Phase.



Ja, aber das Fanlager ist geteilt. Ein großer Prozentteil mag diese Periode, aber genauso viele Fans mögen die alten Tage, wie "Night Of The Demon" und "The Unexpected Guest". Aber diese Fans tendieren sowieso dazu, alles zu kaufen, was wir gemacht haben, weil sie uns auf unserer "Reise" begleitet haben. Ich habe diese Woche schon mit vielen Leuten gesprochen und sie mögen alle unterschiedlichen Phasen der Band. Ich selbst habe Kinder und mein ältestes ist wie die Band 25 Jahre alt, daher ist DEMON eine Lebensgeschichte für mich. Es ist auch schön, auf dieser "Reise" 25 Jahre zurück zu schauen, zu Alben wie "The Unexpected Guest" und zu sehen, wie sehr diese Alben heute noch die Menschen faszinieren können. Es sind Zeitdokumente und heute macht man ein neues Album und redet mit den Fans über Alben, die ein Vierteljahrhundert alt sind.



Schaut man sich auf Eurer Homepage die Tourdaten der letzten Jahre an, stellt man fest, dass Ihr nicht viel getourt seid, bezogen auf ein paar Jahre…



Wir haben vor etwa drei Jahren eine Europatour absolviert, dazu kamen ein Festival in Amerika, das "Sweden Rock", - und das "Bang Your Head" - Festival. Außerdem spielten wir ein paar Dates in England. Aber wie ich schon sagte, haben wir viel Zeit darin investiert, die Rechte an den Alben zurückzubekommen, weil sie bei teilweise schon lange nicht mehr existenten Plattenfirmen lagen. Wir haben die Zeit genutzt, mit unserem eigenen Studio unabhängig zu werden und das ist nach 25 Jahren eine echt tolle Sache! Der Künstler hat nach so langer Zeit endlich sein eigenes Material zurück, so dass wir alle Alben, remastert und mit Bonusmaterial versehen, wieder veröffentlichen konnten. Jetzt haben wir kaum Tourdaten und können uns auf den Release des neuen Albums konzentrieren, der eigentlich schon letztes Jahr erfolgen sollte. Danach wollen wir so viel touren wie möglich und abwarten, wie das neue Album bei den Fans ankommt. Es gibt noch etwa sechs oder sieben Tracks, die nicht auf das Album gelangt sind, aber die bisherigen Reaktionen sind sehr gut und positiv. Und nach dem Touren hoffen wir, das nächste Album nächstes Jahr nachlegen zu können. Da wir ja schon einige Tracks dafür fertig aufgenommen haben, sollte es schnell gehen, es fertig zu bekommen.



In Deutschland ist DEMON nach wie vor eine Club - Band. Wie sieht es denn in anderen Ländern aus?



Jemand hat mal gesagt: "DEMON sind das bestgehütete Geheimnis des Rock!".



Ein cooles und wahres Statement!



Es ist schon sehr frustrierend, wenn wir über die NWOBHM sprechen. Wir waren da und bei dem Label "Carrere", das all diese Bands wie SAXON oder ROSE TATTOO unter Vertrag hatte. Als es dann unterging, gingen SAXON zu EMI und IRON MAIDEN oder DEF LEPPARD schafften ihren großen Durchbruch. Wir sind dann bei einem Independent - Label gelandet und hatten nicht das große Budget und die ganzen Vorteile, aber die meisten anderen NWOBHM - Bands warfen nach zwei Alben das Handtuch. Wir haben weitergemacht, aber ohne große Finanzen und Promotion und sind trotzdem eine "gesunde" Band. Wir haben das "Sweden Rock" - Festival gespielt und konnten in Schweden immerhin zwei "Top 20" - Alben in den 80ern vorweisen. Nicht viele Bands hatten damals das Glück, in Skandinavien zu spielen, weil es dort nie viele Orte zum Spielen gab und der Rest Europas meist bevorzugt wurde. Als wir dann später dort auftraten, erwartete uns eine riesige Menge, die sämtliche unserer Songs auswendig mitsang. Es hat also 20 Jahre gedauert, bis wir dort auftreten konnten und das Following war gewaltig! Als wir dort vor zwei Jahren Headliner der Freitagnacht waren, spielten wir vor über 10000 Leuten, obwohl es die "kleinste" der Nächte war. Es ist ein großartiges Gefühl, dort zu stehen und die Leute alles kennen zu sehen. In Deutschland ist es immer schön, in den Clubs zu spielen, aber wenn man auf den Festivals auftritt, erlebt man viel mehr DEMON - Fans beieinander. In den 80ern und frühen 90ern waren wir fast jedes Jahr in Deutschland und die Fans dort haben uns respektiert. Und auf Festivals ist es sogar noch besser! Schade ist dabei nur, dass unsere langen Songs, wie "Remembrance Day" oder "Time Has Come", aus Zeitgründen gekippt werden, wenn wir nur 45 oder 60 Minuten Spielzeit zur Verfügung haben.



In Deutschland haben wir im Moment das "Problem", dass sich viele jüngere Metal - Fans bevorzugt härterer Musik zuwenden und lieber Grunz - Death Metal als melodischen Hardrock der Marke DEMON hören.



Ich sehe diese Veränderungen auch, aber es gibt eine weltweite Kategorie des Namens "Classic Rock", die durchgehend Bestand hat. Auch auf den Festivals bemerkt man, dass die Leute dabei sind, sich alte Bands wie MOTÖRHEAD oder auch jüngere Bands dieser Ausrichtung, wie THE DARKNESS, anzusehen, weil sie gerade die alten Bands noch nie gesehen haben. Und unser neues Album passt auch in diese Sparte, weil wir sehr optimistisch sind, was den klassischen Rock betrifft.



Warum heißt das Album eigentlich "Better The Devil You Know"? Der Titel klingt irgendwie witzig.



Wir haben damals das Album "The Unexpected Guest" mit Fußschritten, die sich durch einen Raum bewegen, eröffnet. Und mit dem neuen Titel knüpfen wir einen Zusammenhang dazu. Die Schritte, die man sich nachts in einem einsamen Zimmer vorstellen kann, könnten ein "Dämon" sein oder eben "besser der Teufel". Wir haben diese Idee umgesetzt, weil wir eben wieder zurück zu musikalisch einfacheren Zeiten zurückkehren und weil wir sie mit dem Bandnamen DEMON in Verbindung bringen konnten. Wenn Du Dir das neue Album anhörst, wirst Du verstehen, was ich meine. Vielleicht hört man es noch nicht gleich beim Titelsong, aber spätestens bei "In The Dead Of The Night", das ganz in der Tradition von "Night Of The Demon" oder "Into The Nightmare" steht, hört man die "catchige" Struktur heraus (Dave fängt an, den Refrain des Songs ins Telefon zu singen… - Anm. d. Verf.). Ich denke, wir sind damit auf dem richtigen Weg, denn jeder sollte die Songs, sofort nach dem ersten Hören, mitsingen können. Es ist ein vergnügliches, kommerzielles Rockalbum!