Interview:

2008-01-25 Debauchery

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DEBAUCHERY sind ein Phänomen für sich: sie gehören zu den stärksten traditionellen Death Metal-Bands Europas, liefern eine geile Scheibe nach der anderen ab, haben es aber bislang nicht geschafft, ihr fast noch undergroundiges Dasein abzulegen. Und jetzt setzt Hauptsongwriter Thomas mit „Continue To Kill“ wieder einen drauf. Das Album ist bereits nach dem ersten Durchlauf als erneuter, akustischer Gourmethappen zu bezeichnen; Grund genug, den kreativen Macher im Headbangers Ballroom an den Tisch zu bitten...InterviewEuer neues Album heißt ja „Continue To Kill“. Wie seid Ihr denn auf diesen Titel gekommen?



Das war Zufall! Ich mache mir immer eine Liste mit möglichen Albumtiteln, die geil klingen könnten. Das sind Sachen, die mir spontan einfallen, oder die ich irgendwo lese, und bei denen ich denke, dass sie gut passen. Und irgendwann bin ich auf „Continue To Kill“ gestoßen und wusste sofort, dass ich die neue CD so nenne. Das ist alles! Und der Titel passt auch in der Hinsicht, dass man ja mit der Band weitermacht, hahaha!



Allerspätestens seit Eurem Album „Torture Pit“ werdet Ihr als die deutsche Antwort auf SIX FEET UNDER gehandelt, nicht zuletzt aufgrund der Mischung aus Death Metal und AC/DC-Einflüssen. War das auch Zufall?



Ja, das war auch Zufall! Da kann ich nix gegen machen, weil ich auf AC/DC, JUDAS PRIEST oder RAMMSTEIN stehe. Vor Allem AC/DC sind meine Favoriten, weil sie wie Sau rocken. Ich höre die Band, seit ich ein kleiner Zwerg bin und habe wegen ihnen angefangen, Gitarre zu spielen. Da kommen die Einflüsse von AC/DC automatisch, da kann man nichts gegen machen. Man hat sie immer gespielt, und wenn man dann eigene Sachen macht, dann nimmt man diesen Sound einfach an, da ist man machtlos. Und mein Gesang ist, wie er ist, ich kann daran nicht viel ändern oder mich verstellen. Was dann dabei rauskommt, klingt eben wie Death Metal, ist von der Musik her aber AC/DC.



Wahrscheinlich liegt es auch einfach daran, dass SIX FEET UNDER seinerzeit sehr erfolgreich mit der Coverversion von „TNT“ waren…



Ja, und auch diese „Graveyard Classics 2“ ist daran schuld. Seitdem denken viele Leute, dass diese Mischung aus Death Metal und Rock´n´Roll einfach scheiße ist!




Und Ihr habt dann „Back In Blood“ nachgeschoben, das ja quasi in dieselbe Kerbe haut.



Ja, ich weiß, das war auch ein Wortspiel. Ich dachte, das sei irgendwie cool. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich das vielleicht lieber hätte lassen sollen, hahaha! Das bekamen die Leute dann in den völlig falschen Hals, aber wir hatten ursprünglich sogar vor, das schon bei der „Torture Pit“ zu machen. Doch genau kurz davor war „Graveyard Classics 2“ erschienen, so dass ich dachte: „Och nee, machst Du das lieber ein wenig später, dann ist die Sache schon wieder vergessen!“. Doch sie war nicht vergessen, haha! Ich hätte das noch später machen sollen, aber ich fand es echt cool, da es auch zu uns gepasst hat, mit dem ganzen Blut und so. Und AC/DC-Riffs hatten wir sowieso schon immer drin, da war „Back In Blood“ eine gute Idee, fand ich.



Auf „Continue To Kill“ findet sich auch eine geile Coverversion von SLAYER´s „Angel Of Death“. Was das auch Zufall, oder ist das Euer Lieblingssong der „Kings Of Thrash“?



Das ist einfach der beste SLAYER-Song! AFM Records veröffentlichen demnächst ein paar Tribute-Sampler, unter Anderem von AC/DC, KISS und SLAYER. Ich habe natürlich für alles zugesagt und schon alle Coversongs aufgenommen. Und den neuen SLAYER-Song haben wir mit auf die CD genommen, weil er schnell und böse ist und ins Konzept passt.



Und was dürfen wir von AC/DC und KISS erwarten?



Von KISS gibt es „I Love It Loud“ und von AC/DC kommt „Hail Caesar“. Der Song stammt von der „Ballbreaker“, und den kennt kaum jemand richtig, aber es ist im Grunde ein Death Metal-Song. Aber genau den Song haben wir nicht mit auf das neue Album genommen, eben wegen SIX FEET UNDER. Weil die immer AC/DC spielen, gibt es den Song nicht auf unserer CD.



Aber diese Vergleiche werdet Ihr sicher so schnell nicht mehr los, egal, was Ihr macht.



Wenn man es genau nimmt, dann klingen wir so gesehen eher nach OBITUARY als nach SIX FEET UNDER, weil die ja OBITUARY kopieren, haha!



Ihr habt ja immerhin Mut zur Selbstironie im Intro zum neuen Song „King Of Killing“ bewiesen, wo erst eine Kinderstimme sagt: „Hehe, you sound like SIX FEET UNDER!“ und dann eine Motorsäge, gefolgt von Schreien, ertönt.



Das ist extra für die ganzen Leute, die uns das immer nachsagen, uns hassen wie die Pest, uns immer mit SIX FEET UNDER und AC/DC vergleichen und das dann scheiße finden! Ich sage ja gar nichts, wenn uns die Leute damit vergleichen und das dann geil finden, aber es gibt ja noch die Gruppe, die allgemein groovigen Death Metal scheiße findet, auch SFU und uns sowieso. Das kann ich echt nicht ab, und genau für diese Leute ist der Song. Auf diese ganzen Lutscher habe ich keinen Bock!



Mit „Hard Rockin´“ habt Ihr aber trotzdem noch ein eindeutiges Statement in Richtung Australien aufgenommen. Wie ist denn das live bei Euch? Laufen die Death Metaller da eher weg, oder finden die das gerade gut?



Ich muss sagen, dass diese Hardrock-Nummern immer am Besten ankommen. Das ist immer ein ganz billiger Beat, bei dem jeder mitkommt. Das rockt ja auch einfach! Ich versuche immer, etwas Abwechselung einzubringen, und ich mag auch verschiedene Bands, speziell aus der Hardrock-Ecke. Wir mischen das einfach mit Death Metal, teilweise auch mal extremer, und das ist unser Stil!



Du hast vorhin als Einfluss auch JUDAS PRIEST erwähnt. Ein paar schwerfälligere Parts auf „Continue To Kill“ erinnern mich ein wenig an den Song „Monsters Of Rock“ von deren Album „Ram It Down“. Jetzt sag aber nicht, dass das auch Zufall ist.



Das ist zumindest nicht beabsichtigt. Die Band ist schon ein sehr großer Einfluss, weil sie viele verschiedene Sachen macht. Sie machen viel mit Doublebase, viel mit Hardrock, schnelle Sachen, Hardrock, Balladen und experimentieren auch mal. Ich finde das cool!



Bist Du eher Halford- oder „Ripper“-Fan?



Halford ist der Metalgod! Aber Ripper ist schon echt geil! Nix gegen ihn, er hat einfach eine Killerstimme. Halford ist eben das Original und auf der Bühne auch cooler. Auf der letzten PRIEST-Tour war er ja etwas schräg drauf, aber auf seiner HALFORD-Tour war er einfach klasse, uns seine Band ist auch top. Bei Ripper fand ich immer schade, dass er da immer versucht hat, Halford zu kopieren. Das klang dann immer wie eine PRIEST-Coverband. Er hätte mehr sein eigenes Ding durchziehen sollen, weil er ein ebenso genialer Sänger ist.



Bist Du bei DEBAUCHERY eigentlich der Hauptsongwriter?



Ja, ich bin der einzige, der in der Band was schreibt. Ich nehme auch die Gitarren selber auf, aber auf der Bühne bin ich nur Sänger. Manchmal spiele ich da aber auch Gitarre oder Bass, wie es gerade passt. Ich habe keine feste Besetzung.



Dann seid Ihr quasi die RUNNING WILD des Death Metal?!



Ja, das kann man so sagen, haha!



Und haltet Ihr auch weiterhin an Eurem blutigen Outfit auf der Bühne fest?



Ja, weil es einfach Showbusiness ist. Es ist nicht nur Musik, sondern man muss auch ein Bisschen was zeigen. Wenn noch viele andere Bands auftreten, die ähnliche Mucke machen, dann merkt sich das Publikum eher eine Band, die völlig blutverschmiert auf der Bühne steht.



Der Zeichner Eures neuen Cover-Artworks heißt Adrian Smith. Das ist aber sicher nicht der MAIDEN-Gitarrist, oder?



Nee, natürlich nicht, haha! Das ist jemand von „Games Workshop“, die auch für das Spiel „Warhammer“ oder einige Covers von BOLT THROWER verantwortlich sind. Ähnlich wie bei BOLT THROWER stammen auch meine Inspirationen aus der „Warhammer“-Thematik sowie auch meine Texte.



Meinst Du, dass demnächst vielleicht mal einer Eurer neuen Songs das ewige „Kill Maim Burn“ am Ende jeder Show ablösen könnte?



Wir haben das Stück nie auf der Setlist stehen und spielen das nur, wenn viele Leute danach brüllen. Ich mag zum Beispiel wie IRON MAIDEN das machen, die spielen ihr komplettes neues Album am Stück live. Sowas finde ich geil; JUDAS PRIEST haben auf ihren letzten Konzerten das komplette „Jugulator“-Album außen vor gelassen, genauso wie „Demolition“ und andere Scheiben. Sie haben geile Stücke geschrieben und sollen auch von allem etwas spielen, aber hauptsächlich vom neuen Album. Ich verstehe es auch bei AC/DC nicht, warum immer nur die alten Sachen bis zum Erbrechen gespielt werden und kaum neue Songs. In Zukunft werden wir in unserem Set auch mindestens zur Hälfte neues Material haben und wenig altes Zeug. Ich finde auch oft die neuen Sachen von den alten Bands besser als den alten Stoff und verstehe nicht, warum die neuen Stücke nicht promotet werden. Ich fand auch, dass „Angel Of Retribution“ das bisher beste PRIEST-Album ist…



WAAAS? Das ist zwar eine sehr geile Scheibe, die zumindest meine Erwartungen locker übertroffen hat, aber die beste…?! Das hab ich so noch nie gehört!



Das stimmt alles! Der Sound ist geil, der Gesang und die Gitarren auch. Vor Allem ist es ein geiler Mix. Und es sind viele verschiedene Stile auf dem Album, von allem etwas. „Hellrider“ zum Beispiel finde ich göttlich! Ich finde aber auch die letzten beiden Alben von MAIDEN besser als alles, was sie vorher gemacht haben. Da kann ich mich gar nicht entscheiden, welche ich lieber mag. Ich stehe eben mehr auf neue Sachen als auf alte.



Habt Ihr denn für dieses Jahr mal das eine oder andere größere Festival geplant?



Nee, wir waren noch nie auf einem großen Festival. Ich hoffe, dass uns jemand im Zuge der neuen CD eine Chance gibt. Wir haben es schon oft versucht, wurden bisher aber immer abgelehnt, keine Ahnung, warum. Ich bin vielleicht auch ein schlechter Manager, aber mit ein Bisschen Unterstützung von AFM klappt es eventuell mal mit einem großen Festival.

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