Interview:

2005-02-18 Crowbar

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Eine der konstantesten Doomwalzen der Szene rollt wieder und so kommt aus New Orleans jede Menge "Lifesblood For The Downtrodden" über uns. Zum nunmehr achten Mal haben sich die ständig wechselnden Krawallbrüder im Studio keine Blöße gegeben, denn schließlich hat Ober - Krähenfuß Kirk Windstein eine treue Fanschar, die Qualität zu schätzen weiß. Und davon ab steht das Motto "Staying Alive", auch aus anderen Gründen, wieder hoch im Kurs des nunmehr hoffentlich stabilen Line - Ups der Band. InterviewErzähl mir doch bitte, warum sich Eurer Line - Up von Album zu Album verändert. Soweit ich es überblicke, finden bei Euch mit fast jedem Album personelle Änderungen statt. Woher kommt das?



Nun, fast jedes Mitglied, das bei uns bisher aktiv war, spielte nebenher noch in ein, zwei anderen Bands. Mein Hauptaugenmerk liegt auf CROWBAR, aber die anderen Mitglieder wollen nach einer gewissen Zeit, in der sie bei uns aktiv waren, wieder mit ihren anderen Bands ins Studio oder auf Tour gehen. Dann muss ich mich wieder nach einer anderen Besetzung umschauen, aber so läuft das bei uns. Fast jedes Mitglied von CROWBAR spielt noch in anderen Bands, so dass dieses Problem nicht immer leicht zu bewältigen ist. Es ist aber nicht so, dass die ganzen Leute aus der Band geworfen worden wären oder Ähnliches. Sie setzen einfach ihre Prioritäten anders und konzentrieren sich auf ihre anderen Projekte.



Aber ein stabiles Line - Up wäre doch auf lange Sicht besser für die Band…



Ja, und ich hoffe sehr, dass das neue Line - Up, mit dem wir im Sommer schon getourt sind, beständig sein wird. Aber es sieht stabil aus, denn nur unser Drummer Tommy Buckley ist, außer bei CROWBAR, noch bei einer anderen Band, SOILENT GREEN, tätig. Im Moment sieht es gut aus, dass das Line - Up erhalten bleibt.



Ich bin doch etwas verwirrt, denn einerseits sagt das mir vorliegende Info, dass die CD mit einer komplett neuen Besetzung eingespielt wurde, nämlich mit Rex Brown, Craig Nunenmacher und Warren Riker. Trotzdem sagt das Info noch, und auf Eurer Homepage ist es ebenso zu lesen, dass die Band außer Dir noch aus Steve Gibb, Tommy Buckley und Pat Bruders besteht. Welche Besetzung ist denn nun korrekt?



Die letztgenannte Besetzung ist die aktuelle! Aber das Album wurde mit Craig Nunenmacher an den Drums und Rex Brown am Bass aufgenommen. Nach der Aufnahme jedoch habe ich das alte Line - Up mit Steve, Tommy und Pat wieder zusammen gefügt. Diese Besetzung ist CROWBAR, auch wenn die CD mit anderen Leuten eingespielt wurde.



Dann hast Du die anderen Leute nur für die Aufnahme rekrutiert, weil die eigentliche Band gerade keine Zeit hatte?!



Craig ist Fulltime - Drummer bei BLACK LABEL SOCIETY, Zakk Wylde’s Band, und Rex ist bei PANTERA und DOWN tätig. Sie haben mit ihren Hauptbands genug zu tun und ich brauchte nur jemanden, mit dem ich das neue Album aufnehmen konnte. Keiner dieser Jungs hatte das Bedürfnis, bei CROWBAR einzusteigen. Ich bin mit den Jungs sehr gut befreundet und hatte sie gefragt, ob sie neben ihren Bands noch etwas Zeit haben und während einer Pause dort bei uns aushelfen können. Das Album schrieb ich komplett selbst und die anderen Mitglieder von CROWBAR waren zur Zeit der Aufnahme gerade durch andere Projekte verhindert. Pat und Craig erklärten sich daraufhin bereit, die neue CD mit mir einzuspielen, weil sie die Songs absolut großartig fanden. Aber sie sind und waren nie Mitglieder von CROWBAR, sondern das sind nach wie vor die anderen Jungs.



Ach ja, ich habe irgendwo gelesen, dass Euer zweiter Gitarrist Steve Gibb mit den BEE GEES verwandt sei. Ist das richtig oder eine Ente?



Ja, das ist richtig, er ist Barry Gibb’s Sohn. Das ist der Leadsänger der BEE GEES.



Das finde ich irgendwie lustig!



Es ist ohne Frage ein kleiner Kontrast zwischen den musikalischen Stilen. Aber es ist keine Ente, das stimmt wirklich!



Würdest Du denn, aufgrund der wechselnden Line - Ups, sagen, dass CROWBAR primär eine Ein - Mann - Band ist?



Nein, das denke ich nicht. Ich meine, ich schreibe die meisten Sachen, aber alle Mitglieder, die jemals der Band angehörten, haben ihren Beitrag dazu geleistet. Bei der neuen Scheibe stammen sogar nur die Riffs aus meiner Feder, denn Craig und Rex tragen einen großen Anteil am Sound der Platte. Natürlich bin ich der Bandleader und Songwriter, wenn Du so willst, aber es ist keine Ein - Mann - Band. Alle Mitglieder, auch ehemaligen, von CROWBAR, haben der Band etwas gegeben.



Lass uns doch mal auf Euer neues Album zu sprechen kommen: was bedeutet der Albumtitel "Lifesblood For The Downtrodden" denn genau, bzw. was drückt er aus? Der Titel klingt recht ungewöhnlich.



Ich bekomme regelmäßig E - Mails von Fans, die mir schreiben, dass ihnen die Musik und Texte von CROWBAR im Leben geholfen haben. Sie hatten Probleme, echte Tiefen, sich richtig mies gefühlt und unsere Musik und die Texte halfen ihnen über die schweren Zeiten hinweg. Es ist Musik für die verwundete Seele und die Musik auf der neuen Platte ist ein Geschenk von mir an die Fans. Ich hoffe, ich kann ihnen in harten Zeiten etwas geben.



Wo nimmst Du denn diese ganzen depressiven Themen her???



Ich habe keine Ahnung! Es ist nicht so, als sei ich die ganze Zeit über depressiv. Ich benutze CROWBAR als Ventil dafür, alle negativen Gedanken, die ich mit mir herumtrage, aus mir raus zu lassen. Wenn man die Songs und die Texte nur flüchtig hört, erscheinen sie sehr negativ, aber das sind sie gar nicht. Wenn man sie sich jedoch in Ruhe durchliest, stellt man fest, dass ich zwar negative Themen verarbeite, aber auch nie die Hoffnung außen vor lasse, so etwa das "Licht am Ende des Tunnels". Wenn es zum Beispiel um Alkohol, - oder Drogenprobleme geht, läuft es alles auf das Anstreben besser Zeiten hinaus.



Du bist also keine depressive Person?!



Ja, das würde ich schon sagen. Das Schreiben der Texte ist womöglich meine Art und Weise, alle möglichen Depressionen zu verarbeiten. Ich bin eigentlich ein fröhlicher Typ und lege mich gerne zurück und erfreue mich an vielen Dingen. Die Musik und die Texte sind mein Ventil, alles Negative abzulassen.



Wie würdest Du denn selbst den musikalischen Stil von CROWBAR beschreiben? Manche sagen, es sei Doom Metal, andere sagen, es sei Stoner Rock,… was sagst Du dazu?



Meiner Meinung nach ist es eine gute Kombination aus Doom Metal und einer ganzen Menge Hardcore. Das ist auch der Grund, warum viele Fans den Stil als "Doomcore" bezeichnen, was schon sehr passend zutrifft. Es sind auch viele Elemente des Stoner Rock vorhanden, aber die sind nicht so ausgeprägt. Ich denke, wir sind viel eher eine Doom Metal - Band, aber viele Doom - Bands haben kein schnelles Material in ihrer Musik, wir schon. Ich bin ein großer Freund von variantenreichen Stilen, denn ich habe gerne verschiedene Tempi in der Musik.



Beim Anhören von CROWBAR kommen mir aber auch alte BLACK SABBATH in den Sinn. Liege ich damit falsch?



Nein, SABBATH sind ein sehr großer Einfluss für uns! Wir haben noch andere Wurzeln, aber SABBATH sind ein sehr großes Vorbild bei allem, was wir machen. In den frühen Tagen habe ich auch ST. VITUS gehört und andere Doom - Sachen, aber auch Hardcore wie AGNOSTIC FRONT, CRO - MAGS und SICK OF IT ALL. Bei unseren schnelleren Stücken kommen diese Einflüsse aus der New York - Hardcore - Szene am Ehesten zu Tage.



Wenn Du Eure Fans zu Hause in den USA mit den Fans hier in Europa vergleichst, siehst Du dort allgemeine Unterschiede zwischen ihnen?



Ja, ich kann sagen, dass die europäischen Fans eine ganze Ecke besser sind als die in Amerika. In Europa halten die Fans der Band über die Jahre hinweg die Treue und wachsen mit der Band von Album zu Album. In Amerika ist irgendetwas eine Zeit lang cool, "in", jeder mag es und irgendwann kommt es aus der Mode. Dann suchen sich die Leute andere Dinge, die sie gut finden und in Europa wissen die Fans eher, was sie wollen und sind einer Band viel treuer als in den Staaten. Sie sind bei Euch auch mehr ein Ganzes als bei uns.



Was war denn die größte Menschenmenge, vor der Ihr jemals gespielt habt?



Zusammen mit DOWN haben wir hier beim "Voodoo Festival" vor etwa 60000 Leuten gespielt. CROWBAR alleine haben letztes Jahr bei Euch auf dem "With Full Force" vor einer beträchtlichen Anzahl von Leuten gespielt und die Menge war sehr gut drauf! Wir haben schon für PANTERA vor 10, - 15000 Fans eröffnet, aber das "With Full Force" war bisher der zahlenmäßig größte Gig für CROWBAR alleine.



Fragt man Eure Fans nach Eurem bisher besten Album, werden "Obedience Thru Suffering", "Crowbar" oder "Odd Fellows Rest" genannt. Welches ist in Deinen Augen das bislang beste CROWBAR - Album?



Unsere neue Platte gefällt mir am Besten, aber das ist ja immer so, wenn man eine neue Scheibe fertig hat! Das Problem dabei ist nur, dass man noch keine Distanz dazu aufbauen und sich das Ergebnis nicht über einen längeren Zeitraum verinnerlichen konnte. Abgesehen davon sind meine beiden Favoriten "Odd Fellows Rest" und "Crowbar", denke ich.



Vor ein paar Wochen ist ja diese schreckliche Sache mit Dimebag Darrell passiert, der von einem Verrückten auf offener Bühne erschossen wurde. Macht Dir das als Musiker nicht insgeheim ein wenig Angst, dass so ein Irrer auch bei einem Eurer Konzerte ausrasten könnte?



Es macht einem schon ein wenig Angst und es war eine große Tragödie. Ich habe nicht wirklich Angst, aber ich hoffe, dass die zuständigen Sicherheitsleute einen besseren Job machen, weil hier so viele Schusswaffen im Umlauf sind. In Europa sollte das nicht so schlimm sein. So etwas darf auf keinen Fall noch einmal passieren, aber man ist vor solchen Irren niemals sicher. Man darf sich auch nicht zu viele Gedanken darüber machen und sollte weiterhin so touren und auftreten wie bisher, schließlich muss man auch in Zukunft seiner geliebten Arbeit als Musiker nachkommen.



Auf Eurer letzten Tour ist mir so eine kleine Sache am Rande aufgefallen: Du spuckst alle paar Sekunden auf die Bühne…



Hahaha!!! Ja, da hast du Recht! Vielleicht nicht alle paar Sekunden, aber ich weiß, was Du meinst. Meine stimmlichen Finessen werden ab und an etwas schwächer, zum Beispiel, wenn sich das Wetter ändert. Es kann aber auch sein, das meine Nase läuft und da muss ich mir etwas überlegen, meinen Rachenbereich zum Singen freizuhalten. Daher spucke ich immer alles aus, speziell, wenn ich singe.



Also ist das dazu da, Deine Stimme aufrecht zu erhalten?



Ja, es kommt vor, dass ich zwischen zwei Worten meine Kehle säubere um sie zum Singen frei zu haben.



Hast Du denn generell keine Probleme, einen ganzen Gig in Deinem krächzenden, schreienden Gesangsstil durchzuhalten?



Nein, das war nie ein Problem. Für gewöhnlich bin ich zu Beginn einer Tour, bei den ersten paar Shows, stimmlich etwas angeschlagen und mein Hals kratzt ein wenig. Aber wenn meine Stimme dann "eingelaufen" ist, kann ich locker 20 Shows am Stück ohne Probleme bestreiten.




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